Evangelische Kirche Hamminkeln

Evangelische Kirche HamminkelnWeit zurück reicht schon die Geschichte des Kirchspiels Hamminkeln. Bereits im Jahr 1154 wurde die alte Dorfkirche in Hamminkeln erwähnt, die im Besitz des Stifts Xanten war. Ihre Entstehung reicht aber bis ins 10. Jahrhundert zurück.
Die Bauernhöfe mussten den Zehnten ihrer Erträge der Hamminkelner Kirche abliefern. Im Mittelalter wurden die Bauern so drangsaliert, dass sie ihre tägliche Nahrung kaum produzieren konnten. Da die Kirche von den Abgaben sehr gut lebte, wurde im 12. Jahrhundert die Holzkirche durch eine Steinkirche ersetzt.
Die ältesten Teile der mitten im Ortskern von Hamminkeln stehenden Kirche sind aus Tuffstein bzw. römischen Ziegeln, die von dem römischen Militärlager in Xanten stammen. Die Römer hatten dieses Gestein in großen Mengen aus dem Brohltal rheinabwärts transportiert und zu Quadern behauen.
Für das mittelalterliche Kirchspiel Hamminkeln bedeutete die erste Steinkirche ein geografischer Festpunkt in einer dörflichen Streusiedlung. Die Kirche war eine richtige Pfarrkirche. Sie hatte einen Taufstein und einen Friedhof, war also die Hauptkirche in der Umgegend und hatte als Tochterkirchen die Kapellen von Loikum und Ringenberg.

Die ursprünglich romanische Kirche wurde Anfang des 15. Jahrhunderts vergrößert und im Stil der Spätgotik umgestaltet. Statt der Rundbögen erhielt sie Spitzbögen über Kirchenraum, Pfeilern und Fenstern. Nach den unruhigen Zeiten der Reformation hat man sich Kirchenfenster ev. Kirche Hamminkeln1612 zur neuen Konfession bekannt. Ihre Tradition wird bis heute in der alten evangelischen Kirche in Hamminkeln fortgeführt.

Im Laufe der Jahrhunderte ist das Kirchengebäude stetig gewachsen und es wurde immer wieder an- und umgebaut bis es seine heutige stattliche Größe erreichte. Es waren ständige Renovierungen erforderlich. Bei Renovierungsarbeiten in den Jahren 1872 und 1878 erhielt die Kirche ihr neugotisches Aussehen. Der Kirchturm trug bis dahin eine sog. Bischofsmütze und ist bei dem Umbau mit dem spitzen Helm versehen worden. 1904 bis 1905 wurde die Kirche vollständig von innen und außen neu verputzt und mit neuen Fenstern versehen.

Während des ersten Weltkrieges gaben die Bürger ihre Kriegsopfer, zeichneten Kriegsanleihen und waren auch bereit, sich von lieb gewonnenen Dingen und Gegenständen zu trennen. Die Glocken vieler Kirchen wurden abgenommen und abtransportiert. Die evangelische Kirchengemeinde trennte sich von den historisch wertvollen Bronzeglocken, die in den Jahren 1445, 1476 und1693 gegossen wurden. Erst am 15. Oktober 1922 wurden drei gusseiserne Glocken, geliefert vom Bochumer Verein, im Turm neu montiert.

Bei der letzten großen Renovierung in den 1990er Jahren bekam das unzureichend gegründete Mauerwerk ein von außen dräniertes Betonfundament. Der alte Zementputz an den Außenmauern wurde abgestemmt und mit Traß-Kalk-Mörtel und einem Anstrich aus mineralischer Farbe versehen. So erhielt das Mauerwerk ein freundliches, atmungsaktives Kleid. Die alte Kirche wurde unter Denkmalschutz gestellt und als denkmalwertes Gebäude anerkannt.

Die evangelische Kirche ist von außen wie von innen überwiegend in Weiß gehalten und wird im Volksmund deshalb auch die Weiße Kirche genannt.

Hinter dem Altar befindet sich in der Mitte das einzige Kirchenfenster mit einem bunten Bildmosaik. Die anderen Kirchenfenster haben helle Scheiben, mit einem am Rand oder im Mittelbereich eingelegten Fresko in der ev. Kirche Hamminkelnbunten Glasfragmenten. Fast alle Scheiben sind von außen durch ein Drahtgitter gegen Vogelschlag gesichert.

Im linken Altarbereich befindet sich ein Christopherus-Fresko, das auf die Zeit um 1450 datiert ist. Es wurde 1904 bei Renovierungsarbeiten unter der Tünche entdeckt und restauriert. Ein Fresko ist eine Wandmalerei auf frisch aufgetragenem, noch feuchten Putz, mit dem sich die Farben unlöslich verbinden. Eine Technik, die bereits in der Antike bekannt war.
Das überdimensionale Bild symbolisiert in mystisch faszinierender Ausstrahlung die Christophorus-Legende. Mit rund 4 mal 6 Metern ist es eines der größten Wandfresken am Niederrhein. Der Name des Künstlers ist unbekannt.
Bedingt durch Kriegsschäden wurden 1953 erneut Restaurierungsarbeiten nötig. Als man auf dem Boden herabbröselnden Putz entdeckte wurden im Jahr 2015 mit Spendengeldern in Höhe von 20.000 Euro die gotische Malschicht gereinigt und weitere erhaltende Maßnahmen an dem mittelalterlichen Kulturdenkmal durchgeführt.

Die Orgel in der Evangelischen Kirche

Die barocke Orgel in der evangelischen Kirche zu Hamminkeln wurde 1774 vom Orgelbauer Itter aus Wesel auf der Orgelempore eingebaut. Die Jahreszahl 1774 und die Aufschrift "Soli Deo Gloria" (Allein Gott die Ehre) ist im Mittelteil kunstvoll im Bauernbarock eingeschnitzt.

Für die Kosten der neuen Orgel gaben - trotz der schlechten Zeiten - alle Gemeindemitglieder, egal ob wohlhabende Bauern, Gutsbesitzer, Mägde oder Tagelöhner, ihren Beitrag. Dazu kamen Spenden der umliegenden Gemeinden und von den Mönchen des Klosters Marienfrede.

Ein typisches Merkmal der Orgel ist das Werkprinzip. Das symmetrische Orgelprospekt ist dreigeteilt und gibt der Orgel ein gleichmäßiges Erscheinungsbild. Die niedrige Mitte wird rechts und links von hohen turmartigen Pfeifen flankiert. Das Orgelgehäuse diente vor allem dem Schutz der kostbaren Instrumente. Den nötigen Wind lieferte der Balgentreter, der gleichzeitig das Amt des Totengräbers bekleidete.

Evangelische Kirche Hamminkeln

1842 erfolgte eine große Reparatur der Orgel mit gründlicher Reinigung, Austausch einiger Pfeifen und anschließender Intonation. Trotz der Reparaturen und einiger Veränderungen wurde die Orgel im Verlauf von Jahrzehnten kurzatmig und man entschied sich gegen eine erneute Reparatur und für eine neue Orgel. Dabei musste das inzwischen unter Denkmalschutz stehende Gehäuse und die Schauseite der Orgel erhalten bleiben, denn der Orgelprospekt diente zusammen mit der Ausstattung der Kirche einem architektonischen Gesamtkonzept.

1931/1932 hat man eine Warmluftheizung im Keller unter der Sakristei eingebaut. Im Oktober 1932 wurde die neue Orgel mit 16 Registern auf zwei Manualen, 768 Pfeifen und elektrischem Gebläse kunstgerecht in das alte Gehäuse eingebaut. Im März 1945 wurde das Gebäude durch Kriegshandlungen teilweise zerstört. Es dauerte bis 1952, bis die Schäden repariert waren. Im Jahr 1991 wurde die Orgel letztmalig generalüberholt und präsentiert sich bis heute zur Freude der Gemeinde. Optisch blieb die alte Kirche bis heute Dorfmittelpunkt.
Im Sommer 2024 zeigte die Kirchturmuhr über mehrere Wochen immer wieder falsche Uhrzeiten an. Auch die Glocken bekamen dadurch ein falsches Zeitsignal und läuteten entsprechend zur falschen Zeit.

Evangelische Kirchengemeinde An der Issel

Am 1. Januar 2017 schlossen sich die vier Kirchengemeinden von Hamminkeln-Blumenkamp, Siegel der Evangelischen Kirchengemeinde An der IsselRingenberg-Dingden, Brünen und Wertherbruch zur neuen Evangelische Kirchengemeinde An der Issel zusammen. Nur die Evangelische Kirchengemeinde Haffen-Mehr-Mehrhoog hat sich dieser Gesamtkirchengemeinde nicht angeschlossen.

Der neue Gemeindename resultiert aus der Tatsache, dass alle beteiligten Gemeinden an die Issel angrenzen bzw. von ihr durchflossen werden. Die Evangelische Kirchengemeinde An der Issel hat auch ein neues Siegel bekommen, auf dem ein Boot dargestellt ist, in dem fünf Personen sitzen. Diese Personen symbolisieren die fünf Bereiche, die zusammen in einem Boot unterwegs sind, wie die Jünger, um Jesus zu folgen. Um die Siegel der einzelnen Bereiche zu unterscheiden, sind unterschiedliche Kreuze angebracht. Im Jahr 2019 hatte die Gesamtkirchengemeinde 7737 Gemeindeglieder.

Letzte Aktualisierung: 19. August 2024

 

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