Obstkelterei van Nahmen
Im Jahr 1917 wurde von Wilhelm van Nahmen in Hamminkeln die "Rheinische
Apfelkrautfabrik" gegründet, die Rübenkraut und Apfelkraut herstellte. Das
Obst und die Zuckerrüben wurden gekocht, gepreßt und der so gewonnene Saft in
offenen Kupferkesseln über offenem Feuer erhitzt und dadurch eingedickt. Die im
Apfel enthaltenen Pektine machten das Apfelkraut zu einer festen, streichfühigen
Masse. Bereits
1930 begann man mit der Süßmosterei die Herstellung von Obstsäften. Bis 1949
wurde der Saft in 25 Liter Glasballons eingelagert, kamen 5.000-28.000 Liter
fassende Lagertanks zum Einsatz. Die Apfel kommen von Obstbauern, Obstplantagen
und privaten Gartenbesitzern, die sich von ihrem Obst Apfelsaft für den privaten
Bedarf herstellen lassen. Bei der Verarbeitung wird das Obst gewaschen und
faules Obst aussortiert. Anschließend werden die Äpfel zu Maische geahlen und
dann ausgepresst. Die Haltbarmachung geschieht ohne Konservierungsstoffe durch
Pasteurisieren. Auch wird dem Apfelsaft kein Wasser oder Zucker zugesetzt. 1952 wurde
van Nahmen offizieller Saftlieferant der deutschen Olympioniken und verschaffte
seinem Namen damit große Popularität. Seit 1994 werden in der Saftfabrik Äpfel
von Hochstamm-Obstwiesen separat gekeltert und als "Apfelsaft von
Streuobstwiesen" abgefüllt. Heute ist der Familienbetrieb mit 35 Mitarbeitern in
fünfter Generation eines der renommiertesten Obstkeltereien Deutschlands.
Die
Privatkelterei van Nahmen keltert alle heimischen Früchte. Dabei legt das
Familienunternehmen aus Hamminkeln höchsten Wert auf Regionalität und
Nachhaltigkeit, denn nur über kurze Transportwege und den persönlichen Kontakt
zu den Obstbauern kann gewährleistet werden, dass ungespritztes und reifes Obst
verarbeitet wird.
2005 begann man
sortenreine Apfelsäfte zu produzieren, den Apfel also nicht wie Mischware,
sondern wie eine Weintraube zu betrachten, denn Apfel ist bei weitem nicht
gleich Apfel. Mittlerweile werden rund 30 sortenreine Äpfel verarbeitet.
Die Obstsäfte
der Privatkelterei van Nahmen gibt es heute im Berliner Traditionskaufhaus KaDeWe
am Kudamm und im Hamburger
Alsterhaus, aber auch im noblen Harrods in London. Sogar der Bundespräsident
lässt bei seinen Empfängen die Obstsäfte des Hamminkelner Unternehmens
van Nahmen ausschenken. So z.B. beim Besuch von König Charles im März 2023. Viel Ehre für einen "kleinen Saftladen".
In den letzten
Jahren wurde die Produktion von Obstsäften und Fruchtsaftprodukten
kontinuierlich ausgeweitet. 2017 entschied man sich dafür die externen Lager
aufzulösen und die Produktion am Hauptstandort Hamminkeln ausbauen. Es wurde
eine neue Lagerhalle mit einer überbauten Fläche von 3.100 m² errichtet. Durch
eine neue Abfüllanlage konnte eine Verringerung der Abwassermengen erreicht
werden. Auf den Dächern der
Betriebsgebäude hat man eine großflächige Photovoltaikanlage installiert und die
mit Diesel betriebenen Gabelstapler gegen Elektrostapler getauscht,
um umweltschonender zu produzieren. Durch die Erweiterung des Betriebsgeländes wurde auch die Etikettierung
von Fertigprodukten wieder zusammengeführt.
Richtungweisend war die
Entscheidung, in Mehrwegflaschen abzufüllen und auf den Etiketten den Säuregehalt, den Oechslegrad und das
Ernte-Jahr anzugeben. Die Mehrwegflaschen werden bis zu vierzig Mal
wiederbefüllt, die Kästen sogar bis zu einhundert Mal wieder in Umlauf gebracht
und danach recycelt.
Zum
100-jährigen Bestehen hat man an der Diersfordter Straße einen neuen Hofladen für den Privatverkauf mit
Präsentationsräumen für Veranstaltungen und ein Bürogebäude errichtet, sowie
eine Streuobstwiese mit 25 verschiedenen, heute selten gewordenen Kulturobstsorten
angelegt. Informationstafeln auf der Streuobstwiese geben über die
charakteristischen Merkmale und Vorkommen der Obstsorten Auskunft. Der
Obst-Lehrgarten hat täglich geöffnet.
Im Hofladen der
Obstkelterei werden außer Säften auch andere Köstlichkeiten wie Apfel-Cidre,
Landschorle, Juicy Tea, Tomatensaft, Chutneys, Honig, Schokolade, sowie das
hauseigene Apfel- und Rübenkraut angeboten.
Im Februar 2022
hat Stiftung Warentest 26 Apfelsäfte getestet. Testsieger mit der
Note 2,2 wurden zwei preiswerte Säfte von Lidl und Wesergold.
Geschmackssieger wurde allerdings der "Bio-Apfelsaft von Streuobstwiesen" von
van Nahmen. Hier vergaben die Tester die Geschmacksnote 1,0. Insgesamt hat es
für die Hamminkelner aber "nur" für die Note 2,3 gereicht. Fazit: Wer
guten Apfelsaft trinken möchte, sollte zu naturtrüben Varianten greifen, muss
aber nicht viel Geld ausgeben. Besonders delikater Geschmack hat aber seinen Preis.
Letzte Aktualisierung: 26. Juni 2022
|