Gut Venninghausen
Um das Jahr 1300 wurde in Brünens Unterbauerschaft auf einem künstlichen Hügel
ein wehrhaftes Herrenhaus im gotischen Stil erbaut. Es war ein zweigeschossiger
Fachwerkbau mit Backsteinfüllungen und steilem Walmdach. Der Grundriss und die
Holzkonstruktion dieses Wohngebäudes zeigen die typische Gestaltung eines
gotischen Hallenhauses. Der wuchtige Kamin im Erdgeschoss erwärmte auch die
darüber liegenden Schlafräume.
lm 13. Jahrhundert wohnten auch Herren bescheiden. Gemessen am Wohnen der Bauern
auf den Pachthöfen aber war das Gutshaus Venninghausen ein Prachtbau. Anders als
die Hallenhäuser der Bauern auf den Pachthöfen, die Scheune, Vieh und Menschen
unter einem Dach beherbergten, diente das Wohn- und Burghaus nur dem Pächter und
den Knechten, abgegrenzt durch einen doppelten Wassergraben von den
Wirtschaftsgebäuden. An den Wassergräben schützten Zugbrücken die Bewohner vor
Räubern und Marodeuren. Gegen Ende des Mittelalters bauten die wohlhabenden
Edelleute üppiger und repräsentativer, so auch in Venninghausen. Man ergänzte
das erste Haus an der Ostwand, baute aber immer noch gotisch, wenn auch
spätgotisch. Im 18. Jahrhundert folgten barocke An- und Umbauten auf der
Westseite. Den dritten barocken Bauabschnitt von Venninghausen lässt sich durch
die Jahreszahl im Kieselmosaik-Fußboden der Küche einigermaßen exakt auf 1728
datieren. Auch am Gebälk der Dachkonstruktionen lassen sich für den Kundigen die
drei Bauabschnitte ablesen. Aus den Katasterkarten der Jahre 1733 bis 1735
geht hervor, dass Gut Venninghausen damals 71 holländische Morgen und 196 Ruten
groß war. Die Besitzer von Gut Venninghausen waren damals in und um Brünen nach
Marienthal die größten Grundbesitzer. Am 28. April 1906 trennten sich das
Wohnhaus und die Landwirtschaft. Haus Venninghausen kaufte ein Landwirt aus
Brünen und Bernhard Hopermann aus Brünen erwarb den landwirtschaftlichen Teil und
bewirtschaftete ihn.
Als gotisches Hallenhaus begann Venninghausen sein Leben
im 13. Jahrhundert, als Wohnhaus ohne Daseinszweck verfiel es im 20. Jahrhundert
mehr und mehr und wartete auf den Tod.
Kurz vor dem endgültigen Verfall
kaufte Familie Bruno und Hertha Pokropp mit den Töchtern Ricarda und Silke 1967 das von der Gegenwart vergessene Haus und
restaurierte mit großem finanziellem Aufwand den kulturhistorisch interessanten
Bau. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege half bei der Restaurierung mit
fachkundiger Beratung. Das Land NRW und der Kreis förderten das Vorhaben.
Nach Instandsetzung der einen Meter dicken Grundmauern wurden die Außenwände
fertig gestellt und die Innenwände von allen späteren Veränderungen befreit. Der
alte Fachwerkbau von Gut Venninghausen hat auch seine schöne Bleiverglasung im oberen
Teil der Fenster wiederbekommen. Der Boden aus alten Kieselsteinen in der Küche
vor dem Kamin ist erhalten geblieben. Dort ist neben einem Ornament die
Jahreszahl 1728 eingelassen - vermutlich ein Geburts- oder Hochzeitsdatum. Das Haus hat durch die Restaurierung die
modischen Veränderungen abgelegt und trägt wieder das Gesicht seiner Herkunft.
Im Februar 2021 erbte der Landwirt Heinz-Wilhelm Hecheltjen das Anwesen von den
früheren Besitzerinnen Ricarda und Silke Pokropp. Seither hat er zusammen mit
seiner Lebenspartnerin Cludia Sweers viel Mühe darauf verwendet, das Anwesen der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das denkmalgeschützte Profangebäude in Brünen ist das einzige gotische
Hallenhaus am Niederrhein. Nun gilt es dieses antike Prachtstück für die
Nachwelt zu erhalten. Seit Juli 2023 ist Gut Venninghausen eine Außenstelle des
Hamminkelner Standesamtes.
Letzte Aktualisierung: 13. Juli 2023
|