Um 1870
plante man eine Eisenbahnverbindung von Paris nach Hamburg. Für diese
Fernverbindung wurde in den Jahren 1872 bis 1874 von der Cöln-Mindener
Eisenbahn-Gesellschaft (CME) auch eine große Rheinbrücke gebaut, um die Orte
Büderich und Wesel zu verbinden. Anfänglich bestand die Brücke aus insgesamt
107 Landpfeilern, die sich größtenteils auf dem überschwemmungsgefährdeten
westlichen Rheinvorland befanden, sowie drei Strompfeilern. Die Ziegelsteine
für die Pfeiler wurden vor Ort aus dem bei den Ausschachtungen der Pfeiler
entnommenen Lehm gebrannt. Durch Hochwasser mussten die Arbeiten an den
Strompfeilern und den Viadukten der Vorlandbücken öfters eingestellt werden.
Am 31.12.1874 wurde die 1950 Meter lange Eisenbahnbrücke eröffnet. Sie war
damals die längste Brücke Deutschlands. 1881 hat man auf der Strecke Wesel –
Venlo den Bahnhof Büderich in Betrieb genommen, an dem ein Jahr später auch
die Züge der Boxteler Bahn hielten. Ganz in der Nähe des Bahnhofs stand der
Grenzstein '0' der knapp 100 Kilometer langen Eisenbahnlinie Wesel – Boxtel.
1926 und 1927 ersetzte man die Bogenbrücke über dem Rhein durch eine neue
Kastenbrücke mit nur noch einem Strompfeiler, um die Durchfahrt für die
Schifffahrt zu verbreitern. Gleichzeitig wurde die Brücke für höhere
Zuggewichte angepasst. Am Ende des Zweiten Weltkrieges war diese
Eisenbahnbrücke die letzte Verbindung über den Rhein, die unter deutscher
Kontrolle war. Am Morgen des 10.3.1945 wurde die Brücke von deutsche
Pionieren gesprengt, um einen Vormarsch der Alliierten zu verhindern.
Die Eisenbahnbrücke wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut, da es an
internationalen Verbindungen fehlte und sich der Personen- und Güterverkehr
immer mehr von der Schiene auf die Straße verlagerte. 1968 wurde der in der
Strommitte stehende Pfeiler entfernt. Die alten Viadukte sind heute als
Baudenkmal geschützt und erinnern an den imposanten Brückenbau. Auf der
Weseler Seite werden sie als Hangar für Segelflugzeuge und als Gaststätte
genutzt. Der Brückenpfeiler an der Weseler Rheinpromenade ist ein beliebter
Aussichtspunkt. Die Viadukte auf der Büdericher Seite befinden sich in einem
Naturschutzgebiet. Die alte Eisenbahnbrücke ist ein Teil der "Route der
Industriekultur".
Entlang der historischen Trasse zwischen Wesel und Boxtel finden sich noch
heute deutliche Spuren der Bahnlinie. "Duitse Lijntje" sagen die
Niederländer zu dieser Verbindung, "Boxteler Bahn" heißt sie auf
der deutschen Seite. Wenn man genau hinsieht, erkennt man
an vielen Stellen noch den alten Bahndamm oder zumindest einen langgezogenen
Grün- oder Heckstreifen in der Landschaft. In Boxtel, Schijndel und Veghel
sind noch Teile der Bahnschienen zu finden. Auch besondere kulturhistorische
Elemente sind erhalten geblieben, wie z.B. Teile der ehemaligen Rheinbrücke
bei Wesel. Die Boxteler Bahntrasse verläuft durch eine Anzahl schöner
Naturgebiete. Entlang der Trasse hat man die Fahrradroute "Auf den
Spuren der Boxteler Bahn" angelegt.
Der Heimatverein Goch, die Stichting Gennep–Niers–Goch und der Heimatverein
Uedem haben zusammen ein Buch über die Geschichte der Bahn von Boxtel bis
nach Wesel herausgebracht. Bei den beteiligten Städten und Gemeinden sowie
Tourist-Infos ist ein Radroutenflyer erhältlich.
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