Im Jahr
1815 wurde von den damaligen Rheinanliegerstaaten Frankreich, Baden, Bayern,
Hessen, Nassau, Preußen und Niederlande die Zentralkommission für die
Rheinschifffahrt gegründet. Zu deren Aufgaben gehören die Sicherstellung der
Freiheit des Rheins als Wasserstraße sowie die Sicherheit des Rheinverkehrs.
Die Zentralkommission beschloss 1863/67 eine einheitliche Längen- und
Höhenvermessung des Rheinstroms und alle 10.000 m auf jeder Uferseite, einen
festen Stein (Myriameterstein) zu setzen. Weil die altgriechische
Bezeichnung für Zehntausend "Myriade“ war, nannte man die Vermessungsmarken
Myriametersteine. So gesehen sind die Myriametersteine Meilensteine. Die
aus Ibbenbürener Sandstein hergestellten Myriametersteine sind 50 Zentimeter
im Quadrat und 120 Zentimeter hoch, um sie ordentlich im Boden verankern zu
können. Auf die Steine wurden auf allen vier Seiten römische Zahlen eingemeißelt, die die
Höhe des Standortes über Amsterdamer Pegel und die Entfernungen nach Basel,
Rotterdam, sowie zur Landesgrenze Preußen-Holland angaben. Die Rheinseite
trägt die Nummer des Steins in römischen Ziffern. Die Längenmessung
begann auf der Rheinbrücke in Basel. Zu beachten ist, dass die ehemaligen
preußischen Landesgrenzen angegeben sind. Die Myriametersteine wurden
durchlaufend nummeriert. Viele dieser Myriametersteine wurden inzwischen bei Bauarbeiten entfernt.
Einige wurden von den örtlichen Heimatvereinen restauriert und an markanten
Stellen wieder aufgestellt. Heute sind noch über 70 dieser historischen
Myriametersteine zwischen Basel und der Landesgrenze zu den Niederlanden
erhalten und stehen teilweise unter Denkmalschutz.
Myriameterstein 65
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Foto |
Beschriftung |
Erklärung |
Wasserseite |
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LXV. 22,675 M. –––– über AP |
Stein Nr. 65 22,675 m –––– über Amsterdamer Pegel |
Landseite |
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650,000 K.M.
von Basel. ––––
174,453 K.M. bis Rotterdam. |
65,0000
Myriameter (650,000 km) von der mittleren Rheinbrücke in Basel (bei km 166,6) –––– 17,4453 Myriameter (174,453 km) bis
(zum Hafen von) Rotterdam |
Talseite |
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36,703 K.M. bis zur
Landes Grenze. |
3,6703 Myriameter (36,703 km)
bis zur
holländischen Grenze bei Emmerich. |
Bergseite |
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315,227 K.M. von der Landes Grenze. |
31,5227 Myriameter (315,227 km)
von der
ehemaligen preußischen Landesgrenze bei Kaub. |
Dieser
Myriameterstein trägt die Inschrift: LXV = 65 x 10.000 Meter = 650
Kilometer, die Länge des Rheins gemessen von der Mitte der alten Baseler
Rheinbrücke. Ferner ist die Höhe 22,675 Meter über AP (Amsterdamer Pegel)
angegeben. Heute steht der Stein am Pastor-Kühnen-Platz in Bislich, direkt
am Deich (Koordinaten N51°40'36" - E6°29'08"). Am 1. April 1939 wurde eine neue Rheinvermessung eingeführt und die Mitte
der Rheinbrücke in Konstanz als neuen Ausgangspunkt mit dem km 0,00 und dem
Endpunkt bei Rheinkilometer 1036,20 westlich Hoek van Holland festgelegt. Damit war es vorbei mit
der Bedeutung der Myriametersteine. Auf der gesamten 1032,80 Kilometer langen Strecke befindet sich nach jedem
Kilometer ein rechteckiges, weißes Schild mit schwarzer Umrandung und der
jeweiligen ganzen Kilometerzahl. Für jeden halben Kilometer wurden kleinere,
quadratische, weiße Schilder mit schwarzem Rand und einem Kreuz in der Mitte
(Halbkilometerzeichen) aufgestellt. Alle Hundert Meter werden durch ein noch kleineres, senkrecht
stehendes, rechteckiges weißes Schild (Hektometerzeichen) mit den Ziffern 1-4 und 6-9 markiert.
Die ortsfesten Schilder haben die Farbe Verkehrsweiß (RAL 9016), die
Umrandung und die serifenlose Linear-Antiqua Schrift sind
Verkehrsschwarz (RAL 9017). Ausganglinie für das Setzen der Messpunkte ist die Strommitte. Die
Verbindungslinie mit der am gegenüberliegenden Ufer stehenden Tafel bildet
mit der Strommittellinie einen rechten Winkel.
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Kurze Kilometer Als die Rheinkilometrierung harmonisiert wurde, hatten die
Rheinuferstaaten schon eigene Markierungen in ihrem Staatsgebiet aufgestellt und
wollten daran auch nichts mehr ändern. Durch Messfehler kam es zu drei
sogenannten kurzen Kilometern. So ist der Rhein 1240 Meter kürzer als die
Vermessungsangaben. Die drei kurzen Kilometer sind:
- Kilometer 22 bei Stein am Rhein ist nur 600 Meter lang.
- Kilometer 436 bei Roxheim ist nur 635 Meter lang.
- Kilometer 529 bei Bingen ist nur 525 Meter lang.
Nördlich von Emmerich teilt sich der Rhein in Waal und
Pannerdens-Kanal (niederländisch: Pannerdensch Kanaal), der sich abermals vor Arnheim in Nederrhijn/Lek und
Ijssel teilt. Die Kilometrierung läuft in allen Rheinmündungsarmen mit gleichen
Zahlen weiter. |
Fest
verbautes Prisma zur geodätischen Vermessung auf dem Kilometerstein 336,5.
Eine andere Art der Kilometrierung sind die Generalplankilometer an den Deichen
der deutschen Nordseeküste. Die rund 51 Kilometer lange Hauptdeichlinie der
Deichacht Krummhörn erstreckt sich vom Generalplankilometer 115,8 am Borssumer
Siel bei Emden bis zum Generalplankilometer 166,5 im Norden an der Leybucht.
Die Deiche werden zur Pflege überwiegend durch mehrere Deichschäfereien mit
Schafen beweidet, die das Gras kurz halten und für eine feste Grasnarbe sorgen. Das
Bild zeigt den Markierungspunkt "Generalplankilometer 118" in der Nähe der
Emdener Seeschleuse. |