Kloster Marienthal
Marienthal ist vor allem durch das 1256 errichtete Kloster bekannt. Das
Augustiner-Eremiten-Kloster wurde 1345 vermutlich aufgrund von
Überschwemmungsgefahren an seinen heutigen Standort verlegt. Erst in den Jahren
1893 bis 1895 wurde die Issel reguliert. Dabei arbeiteten rund 50 vorwiegend
holländische Lohnarbeiter daran, den Hochwasserschutz für Marienthal und
Umgebung zu verbessern.
Neben der im Stil der Spätgotik errichteten, einschiffigen Saalkirche aus
dunkelroten Backsteinen entstanden mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude für die
Augustinereremiten. Die Klosterkirche des ehemaligen Klosters der
Augustinereremiten war eine der ersten Niederlassungen dieses Ordens in
Deutschland.
Napoleon löste 1806 fast alle Klöster im Rheinland auf und die
Augustiner-Eremiten mussten Marienthal verlassen. Zum Besitz des alten
Augustiner-Eremiten-Kloster gehörte bis zu seiner Aufhebung – neben den 25
verpachteten Bauernhöfen im Umland – auch ein klösterliches Wirtschaftsgut
direkt neben der Klosterkirche. Die Landwirtschaft rund um die Klosteranlage und
die zugehörige Klostermühle wurden von einem sogenannten Halfmann betrieben.
Dabei teilten sich das Kloster als Eigentümer und der Halfmann als
Bewirtschafter den Gewinn und Verlust. Nach der Auflösung des Klosters durch
Napoleon wurde der Klosterhof im Jahr 1813 versteigert. Grund dafür war die
Geldnot, in der sich Napoleon infolge der hohen Unterhaltskosten für seine Armee
befand. Danach wurde der Hof in zwei Teilen verpachtet und später veräußert.
1839 wurde Marienthal zur selbstständigen Kirchengemeinde "St. Mariä Himmelfahrt"
und ist bis heute dem Bistum Münster zugeordnet. Im Jahr 1924 wurde
Augustinus Winkelmann Pfarrer der Pfarrei in Marienthal. Er ließ die Kirche
renovieren, wobei ein Teil der spätgotischen Deckenmalereien entdeckt wurden.
Pfarrer Winkelmann zog bis zu seinem Tod im Jahr 1954 mit feinem Spürsinn junge
Künstler heran, die später zu bekannten Namen wurden. Der Seelsorger bot vielen
Malern, Bildhauern und Glaskünstlern die Möglichkeit, Kirche und Kloster mit
moderner Kunst zu gestalten und so entstand in den Resten
des ehemaligen
Klosters ein Symposion neuer christlicher Kunst.
Die Kirche und der umgebende
Friedhof wurden ein bedeutendes Zentrum sakraler Kunst.
Über dem
Kircheneingang befinden sich die von Jupp Rübsam aus Sandstein gehauenen Figuren
des heiligen Augustinus, der Gottesmutter und der heiligen Monika.
Auf dem
Friedhof sind fast alle Grabsteine kleine Kunstwerke, wobei auf Geburts- und
Sterbedaten verzichtet wurde, um an die geringfügig kurze Zeit des irdischen
Lebens in Anbetracht des Ewigen Lebens zu erinnern. Jeder dieser Grabsteine ist
einzigartig und einige Exponate stammen aus der modernen sakralen Kirchenkunst.
Viele Künstler haben in den verganenen Jahrzehnten diesen ungewöhnlichen
Friedhof mitgestaltet. Die Künstlerin
Hildegard
Bienen, die die künstlerische Ausgestaltung der Friedhofskapelle übernahm, ist auf dem Marienthaler Friedhof begraben. Im Jahr 1986 wurde die
Pfarrseelsorge durch den Orden der Karmeliter übernommen. Das Kloster, die
Kirche und der Friedhof wurden unter Denkmalschutz gestellt. Die nördlich der
Issel gelegenen Ländereinen kamen im Jahr 1836 zusammen mit einer Klosterscheune
und der Klostermühle in den Besitz der Familie Hecheltjen, die bereits eine
Kornbrennerei in Havelich betrieb. In der Klosterscheune, die ursprünglich der
Aufnahme der Naturalanlieferungen der Pachthöfe aus der Umgebung diente,
entstand ein eigenständiger Bauernhof mit einer kleinen Schankwirtschaft. Nach
Einstellung der Landwirtschaft im Jahr 1963 erfolgte durch die Familie Elmer der
schrittweise Umbau zum weithin bekannten Hotel-Restaurant "Haus Elmer". Die
gemütliche Vorzeige-Herberge wurde 2017 verkauft und steht seitdem leer. Die
südlichen der Ländereien und Gebäude des Klosterhofes kaufte im Jahr 1867 die
Familie Hartmann aus Nordbrock. In der Zeit von Pfarrer Augustinus Winkelmann
wurde der Hartmannshof für viele Künstler, Theologen und Jugendgruppen zum
Nachtquartier und zur Begegnungsstätte. Bis 1978 war der Hof in Betrieb. Nachdem
die letzten Tiere den Stall verließen, wurden die Gebäude nach und nach
ungenutzt. 1950 wurde auf dem alten Melkplatz des Hartmannshofs ein Gasthof für die
Schwester Christine und Antonia Hartmann errichtet. 1958 stieg auch Bruder
Clemens Hartman mit seiner Frau Käte in die inzwischen sehr beliebte Gaststätte
ein. 1980 wurde ein Festsaal angebaut und es kamen weitere Hotelzimmer hinzu.
Heute ist der Marienthaler Gasthof mit schöner Terrasse direkt an der Issel ein
beliebter Ausflugspunkt.
In den 1980er Jahren entstand auf dem ehemaligen
Hartmannshof der Laden "Leuchten zur Scheune", im Jahr 2008 eine "Galerie im
Stall" und später eine Kunstschmiede und die "Remise Buch & Kunst“. Seit 1984
finden von Mitte Juni bis Mitte August auf der Kulturwiese die Marienthaler
Abende statt, eine bunte Mischung aus Kleinkunst, Klassik, Folklore und Theater.
Letzte Aktualisierung: 13. Oktober 2022
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