Stadtwerdung von Hamminkeln
"Sieben auf einen Streich", so lautete schon das Erfolgsrezept des tapferen Schneiderleins im Märchen und so ähnlich könnte es auch in den Annalen der Stadt Hamminkeln verzeichnet sein. Dort klingt es allerdings viel freundlicher: "Sieben unter einem Dach" heißt der Wahlspruch. 1975 wurden die sieben bis dahin selbständigen Dörfer Hamminkeln, Dingden, Brünen, Ringenberg, Wertherbruch und Loikum nämlich bei der kommunalen Neugliederung, und nicht unbedingt zur reinen Freude der Bewohner, zu einer ländlichen Großgemeinde zusammengefasst. Damit wurde die Gemeindefläche so groß, dass das Fürstentum Liechtenstein darin hineinpassen würde.Ziel war es, die kommunale Selbstverwaltung zu stärken und die äußeren Organisationsbedingungen für die Kommunen zu verbessern. Die Gebietsreform damals hat sich trotz mancher Anfangsschwierigkeiten insgesamt als erfolgreich erwiesen. Durch die Zusammenlegung der Gemeindeverwaltung in der Ortsmitte ist die Gemeinde zusammengewachsen. Der Bürger sollte vor Ort mehr Zuständigkeiten finden, nicht zum Kreis gehen müssen, sondern in seiner Gemeinde sollte er alles vorfinden. Die kreisangehörige Gemeinde hat dadurch gleichzeitig auch einen deutlichen Modernitätsschub bekommen. Das wäre ohne Neuordnung so nicht möglich gewesen.

Niemand ging am 01.01.1975 davon aus, dass Hamminkeln eine derartige Bevölkerungsentwicklung erleben würde und innerhalb von 20 Jahren von 19.000 auf über 25.000 Einwohner steigen würde. Das Entwicklungsziel des Gebietsentwicklungsplanes von 1986 ging noch von einer Einwohnerentwicklung zum 01. Januar 1995 von 23.000 aus.
Die magische Einwohnerzahl war Grund der Stadtwerdung. Es war keine Entscheidung der Gemeinde, sondern eine zwingende gesetzliche Regelung.
Die Gemeindeordnung unterscheidet drei Gemeindetypen:
- kreisangehörige Gemeinden bis 25.000 Einwohner
- mittlere kreisangehörige Städte = mehr als 25.000 Einwohner
- große kreisangehörige Städte = mehr als 60.000 Einwohner
Mit den Bezeichnungen "große kreisangehörige Stadt" und "mittlere kreisangehörige Stadt"
kennzeichnet der Gesetzgeber die Städte, die aufgrund ihrer Einwohnerzahlen
einen größeren Aufgaben- und Zuständigkeitsbereich haben als die übrigen
"kreisangehörigen Gemeinden" mit einer Einwohnerzahl von weniger als 25.000.
Durch gesetzliche Grundlagen bestimmt die Landesregierung
durch Rechtsverordnung, welche Gemeinden große kreisangehörige Städte oder
mittlere kreisangehörige Städte sind. Dabei ist die Gemeinde Hamminkeln zur
mittleren kreisangehörigen Stadt zu bestimmen, wenn sie an drei aufeinander
folgenden Stichtagen die erforderliche Einwohnerzahl aufweist. Maßgebende
Einwohnerzahl ist die vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik
veröffentlichte Zahl der auf den 30. Juni und 31. Dezember eines jeden Jahres
fortgeschriebenen Bevölkerung (Stichtage).
Nach den letzten veröffentlichten Zahlen hatte die Gemeinde Hamminkeln
am 31.12.1991 = 25.386 Einwohner (1. Stichtag),
am 30.06 1992 = 25.742 Einwohner (2. Stichtag) und
am 31.12 1992 = 25.894 Einwohner (3. Stichtag).
Und weil die Bevölkerung auch weiterhin über dem statistischen Grenzwert
blieb,
die Zahl der Neubürger sogar stetig zunahm, folgte nach vorgeschriebener
Wartefrist zum Jahresbeginn 1995 auch der offizielle Segen. Am 01. Januar 1995
wurde die Gemeinde Hamminkeln zur mittleren kreisangehörigen Stadt Hamminkeln.
Mit der Bestimmung zur mittleren kreisangehörigen Stadt übernimmt Hamminkeln
zusätzliche Aufgaben vom Kreis. Die Aufgaben der unteren Bauaufsicht liegen nun
bei der Stadt. Behördenwege in Bauangelegenheiten zur Kreisverwaltung wurden
dadurch entbehrlich. Natürlich führt diese veränderte Situation auch zu einigen
Belastungen für die Stadt, denn es entsteht personeller und sachlicher
Mehraufwand. Für das Bauamt mussten also Stellen vom Kreis übernommen werden.
Auch noch andere Aufgaben nehmen im Rathaus inzwischen jede Ecke, jeden
Quadratmeter in Anspruch. Man musste also zusammenrücken, sogar die
Fraktionsräume mussten zu Büros umfunktioniert werden. Später bezog man das
Gebäude der ehemaligen Gaststätte Schwan an der Marktstraße 2, wo heute das
Jobcenter untergebracht ist.
Der Rat entschied sich
dafür, kein eigenes Jugendamt zu errichten, sondern die Aufgabe beim Kreis zu
belassen. Auch eine hauptamtliche Feuerwache wird Hamminkeln nicht errichten.
Und es wird auch keine eigene Volkshochschule geben.
Ab Oktober 1994 liefen
die Vorbereitungsarbeiten der Heimat- und Bürgervereine aller Ortsteile unter
der Federführung des HVV für die Feierlichkeiten der Stadtwerdung auf
Hochtouren.
Bei einer großen Silvesterparty auf Schloss Ringenberg konnten die
Hamminkelner die Geburtsstunde der Stadt Hamminkeln miterleben. Für 15 Mark
wurden die Eintrittskarten dazu im Vorverkauf angeboten. Die Resonanz auf die
geplante Silvesterparty war so groß, dass alle 1300 Karten schnell ausverkauft
waren.
Auf zwei Bühnen in einem großen Zelt sorgte ein buntes
Unterhaltungsprogramm mit Tanzshows und Unterhaltungskünstlern, für Stimmung und gute Laune. Mit Schlagern, Hits und
lateinamerikanischen Tänzen vergnügten sich die Gäste und tanzten dem Ereignis
Mitternacht entgegen. Um null Uhr enthüllte Bürgermeister Heinrich Meyers eine
Stadttafel mit dem alten und neuen Wappen von Hamminkeln. Kurz darauf gab es ein
buntes Feuerwerk über dem Nachthimmel hinter dem angestrahlten Schloss
Ringenberg.
Damit die Gäste nicht mit dem Auto fahren mussten, wurde ein
Buspendeldienst eingerichtet. Eine Busfahrt von und zu allen Ortsteilen war im
Preis für die Eintrittskarten enthalten.
Am 2.1.1995 um 7:15 Uhr wurde Anna-Lena
Hardacker aus Brünen als erstes Stadtkind von Hamminkeln geboren. Bürgermeister
Meyers und Stadtdirektor Gerwers gratuliertem am 15.1.1995 im Elternhaus und
weil es für die Stadt ein ganz besonderes Mädchen ist, schenkten sie ihr ein
Wichtelmännchen und ein Sparbuch mit exakt 111,11 Mark.
Im Oktober 1995 brachte die Stadt Hamminkeln die Lektüre "Eine Gemeinde wird
Stadt" heraus, zusammengestellt von dem damaligen Stadtdirektor Bruno Gerwers.
Bis zum 31. Dezember 2024 ist die Einwohnerzahl der Stadt Hamminkeln auf 28.274 gestiegen. Während die Einwohnerzahlen von 1975 bis 1999 stark anstiegen, stagnierte die
Bevölkerungsentwicklung danach.
Fast zwei der Hamminkelner wohnen im Eigentum.
Das Durchschnittsalter liegt bei knapp 45 Jahren.
Das Geschlechterverhältnis in den knapp 12.000 Haushalten von Hamminkeln ist
weitestgehend ausgeglichen. Die Erwerbslosenquote lag 2023 mit rund 3,8 Prozent
deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 6,2 Prozent.
Kommunalprofil der Stadt Hamminkeln vom Statistischen Landesamt Düsseldorf
Letzte Aktualisierung: 25. März 2025