Im Jahr 1894 wurde auf der Greifswalder Oie eine Nebelsignalstation mit
einer Signalkanone aufgestellt. 1911 wurde die Signalkanone durch eine
druckluftbetriebene Sirene mit horizontal ausgerichtetem Schallrohr ersetzt.
1938 wurde eine elektrische
Luftschallsendeanlage mit einem ringsum strahlenden Sender für die
Nebelsignalanlage an der Greifswalder Oie aufgestellt. Durch den Einbau
einer elektronischen Sichtweitenmessanlage konnte das Nebelsignal
automatisiert werden. 1980 hat man auf einem viereckigen Turm einen Nebelschall-Membransender
installiert. 1987 wurde die Nebelsignalanlage endgültig abgeschaltet. Die Überreste
stehen heute noch als Denkmal technischer Vergangenheit. Schon vor fast 200 Jahren wurde die Schifffahrt vor einer zu dichten
Annäherung an die Insel gewarnt. 1832 wurde dazu auf dem nördlichen Teil der
Greifswalder Oie auf einem hohen Erhügel eine Leuchtbake errichtet. Sie
bestand aus einem aus Eisen gefertigten Gerüst und besaß zwei Laternen. Jede
Laterne hatte einen Sideral-Scheinwerfer, in dessen Mitte eine starke
Argandsche Lampe angebracht war. Die Argandschen Lampen bestanden aus konzentrischen Dochten mit 72 bis 112 mm Durchmesser und waren mit
Glaszylindern und Parabol-Reflektoren ausgerüstet. Gespeist wurde dieses
Feuer mit
Rüböl. Das Licht war bei reiner Atmosphäre in einer
Entfernung von ca. 1,5 Meilen gut von anderen Lichtern zu unterscheiden.
Schnittzeichnung des Petroleumbrenners von der Greifwalder Oie
Die Fassung der Optik ohne Gläser hat eine Höhe von 2,80 Meter und einen
Durchmesser von 1800 mm.
Das Linsensystem stammt von der Firma Weule aus Goslar.
Die Linse des Leuchtfeuers Greifswalder Oie besteht aus 4 um 90°
gegeneinander versetzten Linsenfeldern mit einer Brennweite von 900 mm,
einem Diopter aus einer Mittellinse und 6 Ringen mit einem Durchmesser von
1170 mm und einem Katadiopter aus 17 Ko- und 10 Ku-Ringen. Die wirksame
Fläche des Diopters beträgt 10.800 cm², die des Katadiopters 22.200 cm²,
zusammen 33.000 cm². Die Lichtstärke des Diopters ist im
Seezeichenversuchsfeld mit einem Steinöl-Glühlichtbrenner von 100 mm zu
190.000 Hefnerkerzen gemessen worden. Die Lichtstärke bei Betrieb mit
einer Benzolglühstrumpflampe wurde unter Berücksichtigung der
Blitzeinflussziffer mit rund 255.000 Hefnerkerzen gemessen.
Nach der Umrüstung auf elektrischen Betrieb im Jahr 1939 mit einer Osram-Scheinwerferlampe 220
Volt / 2000 Watt wurde unter Berücksichtigung der Blitzeinflussziffer eine
Lichtstärke von rund 880.000 Hefnerkerzen gemessen. Die Stromversorgung
übernahmen zwei Diesel-Wechselstromgeneratoren (davon einer als Ersatz), mit
einer Leistung von etwa 10,5 PS bei 850 Umdrehungen pro Minute, gekoppelt
mit je einem Einphasen-Wechselstromgenerator von etwa 6 kW Leistung und 220
Volt Spannung. Bei Ausfall eines Machinensatzes wurde die Stromversorgung
von dem zweiten Maschinensatz, der selbstätig anlief, übernommen. Zwischen
Ausfall des einen Maschinensatzes und der Übernahme der Stromversorgung
durch den anderen lagen etwa 30 Sekunden.
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