In schwedischen Flüchen und Schimpfwörtern spielt der Teufel (fan, jävel) eine große Rolle.
Flüche, die wie im Deutschen oft aus dem Fäkalbereich stammen, sind
eher selten. Schimpfwörter auf sexueller Grundlage sind, von heutigen
jugendsprachlichen Neuerungen abgesehen, ausgesprochen selten.
Stattdessen nutzt es den religiösen Bereich mit einer Intensität, an
die das Deutsche nur annäherungsweise heranreicht. Was für die
Deutschen die Scheiße, ist für die Schweden der Teufel und dies gleich
in dreifacher lexikalischer Ausfertigung: fan, (d)jävel (meist im
Plural: (d)jävlar) und satan. Nicht selten stößt man auf
Abkürzungen
von fan, dem häufigsten dieser Wörter, als <f...n>
oder <f-n> Fan kann auch expressiv zerdehnt werden zu <faaaan>
oder sogar zu zweigipfligem <fa.an>.
Das Wort djävla wird allerdings nicht nur im negativen Sinne eingesetzt
sondern auch als Verstärkung einer positiven Sache, wie im Deutschen auch -
verdammt gut = djävla bra bzw. för djävla bra.
Sehr oft wird fan einer Äußerung zur bloßen Verstärkung vorangestellt:
-
Fan, vad hon är snygg 'die ist verdammt hübsch'
-
Fan, vad ont det gjorde 'das hat verdammt wehgetan'
-
Det var fan vad det här var svårt 'das war verdammt schwer'.
-
Det vet jag för fan inte 'Das weiß ich, zum Teufel, nicht'
-
Vad fan gör du? 'Was zum Teufel machst du?'.
Fy fan bedeutet, wie im Deutschen, 'pfui Teufel'. Als feste Wendung erstarrt ist fanimej,
'Teufel in mir' (auch: fantamij / tamijfan 'Teufel hol mich'): Du ska
fanimej (fantamij / tamijfan) inte göra någonting 'Du wirst verdammt nochmal nichts machen'. Das Kompositum tokfan bedeutet
'Idiot, Blödmann', und auch sonst ist -fan als verstärkendes Kompositionsletztglied überaus frequent (z.B. klockfan
'Uhrteufel' – 'Scheißuhr'). Jävel bzw. pluralisiertes jävlar
wird oft mit också verstärkt: jävlar också! 'Teufel auch' = 'Scheiße!
Verdammt nochmal!'. 'jävla' kann auch wie ein Adjektiv verwendet werden: Den där
jävla bilen 'dieses verdammte Auto'. Für diejenigen, die jävlar nicht in den Mund nehmen
wollen, bietet sich der Ausweg järnvägar oder järnspikar an,
'Eisenbahn' bzw. 'Eisennägel', ebenso semantisch leeres jäklar, das
sich auf die bloße Andeutung beschränkt und generell abmildernd wirkt. Das dritte Fluchwort für Teufel,
satan, erweist sich als nicht so bindungsfreudig wie die beiden
anderen (dennoch z.B. en satans dag 'ein Scheißtag'), ist aber als
selbstständiger Fluch (för satan!) sehr frequent. Auch ganze
Kombinationen sind häufig: satans jävla helvete 'Satans teuflische
Hölle'. Schließlich wird zum Fluchen die Hölle, helvete, verwendet.
För helvete entspricht 'verdammt noch mal'. Zwar kann man sich auch im
Deutschen zum Teufel scheren, doch entspricht bzgl. Frequenz und Stilwert schwedisch dra åt helvete eher sich verpissen oder jemanden
am Arsch lecken. Auch ganze Phrasen wie jävlars helvetes fan också!
'Teufel Hölle Teufel noch mal!' lassen sich bilden. Das Partizip förbannat 'verflucht, verdammt' wird sehr oft präponiert, meistens in
negativ-verstärkender Funktion. Himmel, kors, (herre-)gud, Jesus
'Himmel, Kreuz, (Herr-) Gott, Jesus' werden ebenfalls häufig
verwendet. Mit einigem Abstand folgt der
anale Fluchwortschatz, der sich hauptsächlich auf das Wort skit 'Scheiße' beschränkt. Dieses kommt jedoch sehr häufig vor, auch präfigiert: skitjobb
'Scheißarbeit', skitprat 'Quatsch', skitstövel
'Scheißstiefel' (für Scheißkerl). Skit- kann, im Gegensatz zum
Deutschen, durchaus auch positive Eigenschaften verstärken: skitgott 'verdammt gut', skitbra
'verdammt schön', skitsnygg 'verdammt hübsch', skitsnabb 'verdammt schnell'. Auch im Schwedischen kann man auf bzw.
in etwas scheißen, nämlich skita i något. Doch ist skit nicht so stark
in die expressive Lexik eingedrungen wie Scheiße. Analfäkalische Ausdrücke werden im Schwedischen insgesamt weniger genutzt als im
Deutschen. Lediglich piss-, das ziemlich stark wirkt, kommt in einigen
Schimpfwörtern vor: pissjobb 'Scheißarbeit', pissdålig(t)
'verdammt schlecht'. Die meisten Schweden würden keinen einzigen
der hier aufgeführten Schimpf- bzw. Fluchausdrücke jemals verwenden. Deshalb
sollten wir Deutschen es auch nicht tun, denn es könnte zu ernsthaften
Verstimmungen kommen.
Schimpfwortforschung online
Seit mehr als 35 Jahren hat sich Bengt Dagrin - der sich selbst als
Maledictologe bezeichnet - mit der Schimpfwortforschung befasst und
viele hässliche, aber auch lustige Worte gesammelt. Dieses Interesse hat
zur fünften Auflage des
Stora fula
ordboken geführt. Die Onlineausgabe des Stora fula ordboken
enthält über 20.000 Wörter und will ein möglichst umfassendes Bild der
Themen Sex, Schmutz und Schimpfwörter vermitteln. Unter anderem enthält
das Wörterbuch fast 2000 Wörter für die weiblichen Genitalien und mehr
als 2000 für die männlichen sowie rund 1800 Wörter aus der
Vulgärsprache. Dem gesamten Material wurden keine Zeit- oder Raumgrenzen
gesetzt, was bedeutet, dass es nebem schwedischen Ausdrücken sowohl alte
und ausgestorbene Wörter als auch Ausdrücke in Englisch, Deutsch und
Latein gibt. Die normalerweise so trockene Form der Wortpräsentation in
Wörterbüchern wurde versucht, mit schwedischen Zitaten und
vitalisierenden Mini-Geschichten zu entspannen.
SAOL bietet Alternativen zu Schimpfwörtern
"Svenska Akademiens ordlista" (SAOL) ist das Standardwörterbuch der
schwedischen Sprache. Im April 2015 kam das neue Wörterbuch in der 14.
Version heraus. In dem Wörterbuch sind ca. 13.000 neue Wörter
aufgenommen worden und etwa 9000 ältere Wörter verschwunden. Neu sind
u.a. "kulturtant", "minnespinne", "livspussel", "sms-lån" und auch das
geschlechtsneutrale Personalpronomen "hen". "Hen" ergänzt zukünftig
"han" (er) und "hon" (sie) als Bezeichnung für eine Person, die weder
eindeutig männlich noch weiblich ist. Ganz neu in dieser Ausgabe ist,
dass diskriminierende Wörter, Schimpfwörter oder abfällige Wörter, die
als beleidigend empfunden werden könnten, mit Warnungstexten versehen
sind. Neben Wörtern wie z.B. "Lappe", "Neger", "ROMA" oder "Zigeuner"
werden von der Schwedischen Akademie Alternativen zu den abfälligen
Wörtern angegeben.
Den satans ungen pissade på sig |
Verdammt, der Junge hat in die Hose gemacht |
Det skall du ge helvete i |
Das geht dich nichts an |
Din dumbom |
Du Dummkopf |
Din jävel |
Verdammter Mistkerl |
Din skitstövel |
Du Arschloch |
Dra åt helvete |
Fahr zur Hölle |
Du kan dra åt helvete |
Du kannst zur Hölle gehen |
Du kan dra åt skogen |
Geh zur Hölle |
Du kan dra dit pepparn växer |
Geh wohin der Pfeffer wächst |
Fan helvete |
Verdammt Scheiße |
Fan också |
Teufel auch |
För satan, För helvete |
Um Gottes Willen |
För sjutton |
Zum Kuckuck |
förbaskad |
verflixt |
Försvinn, ditt arsel |
Hau ab, du Arschloch |
Fy fan |
Pfui Teufel |
Fy skäms |
Pfui, schäm dich |
Håll käften din förbannade skitstövel |
Halts Maul du verdammter Stinkstiefel |
Helvete |
Hölle |
Herre gud |
Mein Gott |
Hur i helvete har hon hamnat här? |
Wie zum Teufel ist sie hier hergekommen? |
Jäklar |
Zum Teufel noch mal |
Jävla skit |
Ach du Schei...
Ach du Schei... |
Jävlar |
Verflucht noch mal |
Kyss mig i arslet |
Leck mich am Arsch |
Satan också, Fan också |
Zum Teufel auch |
Ta dig i häcken |
Beweg deinen Hintern |
Vi slogs av bara helvete |
Wir kämpften wie die Hölle |
Literaturverzeichnis:
Büchle, Karin (1994):
'Schimpfen ist gesund' oder 'Hunde, die bellen, beißen nicht'
Burgen, Stephen (1998):
Bloody hell, verdammt noch mal! Eine europäische Schimpfkunde.
dtv.
Duden Redewendungen
und sprichwörtliche Redensarten (1992).
Dundes, Alan (1985): Sie mich auch! Das Hinter-Gründige in der deutschen Psyche. dtv.
Kiener, Franz (1983):
Das Wort als Waffe. Lindström, Fredrik (2002):
Jordens smartaste ord. Albert Bonniers Förlag.
Ljung, Magnus (1984):
Om svordomar i svenskan, engelskan och arton andra språk.
Pfeiffer, Herbert (1996):
Das große Schimpfwörterbuch.
Über 10.000 Schimpf-, Spott- und Neckwörter zur Bezeichnung von Personen.
Sauer, Anne (2001):
'Fy fan! – verfluchte Scheiße!'. Fluchen und Schimpfen im Schwedischen und Deutschen.
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