Der Graue Kranich (lat. grus grus) besiedelt vom Frühjahr bis zum späten
Herbst Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Die bevorzugten Lebensräume
sind Feuchtgebiete, wie beispielsweise Moore, Seeränder, Feuchtwiesen und
Sumpfgebiete. Der Bestand hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Kranich erreicht aufrecht stehend eine Höhe von ca. 1,20 Meter und hat eine
Flügelspanne von bis zu 2,40 Meter. Vom grauen Gefieder hebt sich die
schwarzweiße Kopf- und Halszeichnung deutlich ab. Kennzeichnend ist auch seine
federlose rote Kopfplatte. Kraniche werden etwa
25 Jahre alt. Die Männchen
wiegen fünf bis sieben Kilogramm, die Weibchen fünf bis sechs. Die tagaktiven Schreitvögel ernähren sich das ganze Jahr über sowohl von
tierischer als auch pflanzlicher Nahrung. Sie fressen so alles was im Sumpf lebt
und kraucht - Würmer, Schnecken, Maden, Kleinsäuger, Reptilien, Insekten aber
auch Getreidekörner,
Sonnenblumenkerne, Erbsen, Beeren, Eicheln, Gemüse,
Kartoffeln, Pflanzenwurzeln, Halme und Mais. Mit ihren 10 cm langen Schnäbeln
fangen sie gerne Frösche und Kleinfische. Während der Zugzeiten jedoch besteht
die Nahrung größtenteils aus Abfallgetreide und ungeerntetem Getreide. Das
Nahrungsangebot in der Agrarlandschaft ist durch Aktivitäten wie frisches Säen,
Ernten und Pflügen sehr dynamisch, wodurch sich die Bedingungen für die
Nahrungssuche der Vögel von Tag zu Tag ändern können. Bei der Nahrungssuche
von wachsenden Feldfrüchten verursachen sie oft Ernteausfälle für die Landwirte,
was zu Konflikten zwischen landwirtschaftlichen und Naturschutzinteressen führt.
Die schwedische Universität für Agrarwissenschaften startete ein Projekt mit dem
Ziel, das Wissen über die Fortbewegung und Nahrungssuche von Kranichen in der
Agrarlandschaft zu erweitern und dieses Wissen zu nutzen, um die heute
durchgeführten Schadensverhütungsmaßnahmen zu verbessern und neue
Schadenspräventionsmaßnahmen zu geben. Jedes Jahr fliegen Anfang März etwa 70.000 Kraniche von ihren
Überwinterungsgebieten in Spanien und Südfrankreich zu ihren Brutgebieten in
Mittel- und Nordskandinavien. Die Zugvögel fliegen dabei am Tag mehrere hundert
Kilometer und bewältigen Entfernungen von insgesamt mehreren tausend Kilometern
auf dem Weg in ihre Brutgebiete und zurück. Sie erreichen im Flug bei der Kräfte sparenden
Keilformation eine Durchschnittsgeschwindigkeit von gut 50 km/h, bei Rückenwind
können sie Spitzengeschwindigkeiten von über 100 km/h erreichen. Die Flughöhe
liegt zwischen 50 - 2000 Meter. Auf Rügen machen sie kurz Rast um sich auszuruhen, um dann mit aufgetankter
Energie nonstop über die Ostsee zu dem südschwedischen Hornborgasjö in
Västergötland weiterzufliegen. Hier machen die Zugvögel ein bis zwei Wochen Rast
um zu fressen und sich zu erholen. In Schweden tragen die Vögel mit den langen
Hälsen den Beinamen "Vogel des Glücks", weil sie im Frühling ins Land
zurückkommen - und mit ihnen Sonne, Licht und Freude. Mit dem Ankommen der ersten Kraniche ab Mitte
März beginnt der Frühling in Schweden. Vielleicht erwarten die Einheimischen
deshalb so sehnsüchtig die Ankunft der Kraniche. Der flache Hornborgasjön
hat schon im 18. Jahrhundert Massen von Kranichen angelockt, als dort Mengen von
Kartoffeln für die Schnapsbrennereien angebaut wurde. Im Frühjahr lagen viele
übrig gebliebene Kartoffeln auf den Feldern, die von den Kranichen gerne
gefressen wurden. Der flache Hornborgasee ist
einer von mehreren typisch schwedischen Rastplätzen für Kraniche. Weitere
schwedische Raststätten sind der flache Tåkernsee und der Krismarensee.
Kranichstatistik am Hornborgasee
Die Kraniche wurden von Ornithologen am Abend gezählt (1994-2024), wenn die Vögel zur
Nachtruhe auf den See geflogen sind.
Südwestlich des Hornborgasjö liegt der 'Naturum Trandansen' (Der Kranichtanz).
Jedes Frühjahr kommen ca. 150.000 Besucher, die den lebhaften Tanz sehen und die
Kraniche trompeten hören wollen. Mit ihrer enorm langen Luftröhre schmettern sie trompetenartige Rufe
ins offene Gelände, die noch in 2 km Entfernung zu hören sind. Die Tonskala
reicht vom schrillen Rufen bis zu dumpfen Trompetentönen. Die Höchstzahl
gleichzeitig anwesender Kraniche war am 3. April 2019, als 27.300 Tiere gezählt
wurden. Die
Kraniche verbringen die Nächte am liebsten stehend im flachen Wasser, um sich
vor Raubtieren zu schützen. Im Morgengrauen fliegen sie zum Futterplatz am 'Naturum
Trandansen', wo in der Hochsaison von Vogelschützern jeden Tag eine Tonne Korn
für die Zugvögel ausgelegt wird. Hier verbringen sie den ganzen Tag mit Fressen
und Tanzen. In der Abenddämmerung kehren sie wieder in den See zurück, wo sie
von Ornithologen gezählt werden. Anfang April werden hier Kranichführungen für
die Allgemeinheit durchgeführt. Je nach Witterung fliegen die Kraniche dann zu ihren Brutgebieten nach Norden.
Beide Partner bauen zusammen aus Schilf, Röhricht, Binsen und Riedgräsern ein
Nest. Früh morgens verlassen die Kraniche ihre Einstände und begeben sich auf
ihre Balzplätze. Mit Freudensprüngen, Flügelschlagen und Pirouetten beginnt nun die Balz.
Werbewirkendes Imponiergehabe, dass offenbar sexuell höchst stimulierend wirkt. Bei
der höchsten Erregung springt das Männchen mit schlagenden Flügeln auf das
Weibchen. Die Brutdauer der meist 2 hellbraunen Eier beträgt 30 Tage. Das Paar
kümmert sich gemeinsam um das Brüten und die Aufzucht der Küken. Die jungen
Kraniche sind nach 9 - 10 Wochen flugfähig. Eine Kranichehe hält in der Regel
das ganze Leben und ist ausgesprochen monogam. Vor dem gemeinsamen Aufbruch der Kraniche in die Winterquartiere, sammeln sie sich ab Ende
August/Anfang September wieder am Hornborgasjö. Mitte
Oktober ist die Kranichrast hier beendet. In Deutschland kann der Kranichzug
nach Süden am besten an den Kranichsammelplätzen Ende Oktober / Anfang November
auf Rügen und an der Mecklenburgischen Seenplatte beobachtet werden. Die Überwinterungsgebiete der Kraniche liegen hauptsächlich in
Südfrankreich und Extremadura, im Südwesten der Iberischen Halbinsel.
Kranichtanz (Trandansen) am Hornborgasee (Hornborgasjön)
Links zu Kranichseiten
Kranich Kalender
Was machen die Kraniche wo zur welcher Zeit?
Kranichschutz Deutschland
Informationen zum Thema Kranich und einiges mehr.
Schwedische Ornithologische Vereinigung
Im Menü "Tranor" anwählen
Video vom Kranichtanz am Hornborgasee (mpg 3,9 MB)
MP3-Sound-File vom Kranichtanz (716 kB)
Web-Cam Hornborgasjö
(nur während des Kranichzuges)
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