Lantmännen ist eine der größten schwedischen Firmengruppen in den Bereichen
Lebensmittel, Landwirtschaft, und Bio-Energie.
Wenn man mit der Fähre von Helsingör nach Helsingborg fährt, fallen einem
gleich die großen Silos im Hafengebiet ins Auge. Die Getreidesilos gehören
der Genossenschaft Svenska Lantmännen mit Sitz in
Stockholm, dem größten
Unternehmen in der schwedischen Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie
– einem der Branchenriesen in Skandinavien. Hier werden jährlich 400.000
Tonnen Getreide verarbeitet. Die Abfälle aus der Produktion werden zu Pellets für Heizzwecke verarbeitet. Die meisten regionalen
Landwirtschaftsverbände haben sich der noch relativ jungen Genossenschaft
haben sich angeschlossen. Alles Unternehmen aus den verschiedenen Regionen
des Landes, die mit dem Handel von Gütern rund um die Landwirtschaft Geld
verdienen. Es sind teils direkt angeschlossene Mitglieder, teils Mitglieder
von anderen Vereinen (Kalmar Lantmän) und 25 Lokalvereine aus
Skåne, Halland und Jönköping. So werden beispielsweise Fertigmischfutter für Vieh und Geflügel, Dünger,
Pflanzenschutzmittel, Saatgut, Brenn- und Baustoffe, Technik wie Traktoren
oder Erntemaschinen und andere Produktionsmittel an die Landwirte verkauft.
Die Bauern wiederum veräußern ihre Erzeugnisse an diese Betriebe. Dazu
gehören u. a. Weizen und Roggen für die Herstellung von Backwaren und Nudeln
oder Braugerste für die Produktion von Malz, das wiederum von Brauereien für
die Herstellung von Bier benötigt wird. Eine relativ neue Einrichtung ist
Biofuel – eine Ethanolproduktion. Hier werden aus Getreide Kraftstoffe für
Autos produziert. Natürlich ist Getreide auch in der Futtermittelindustrie
zu finden. Zum Lantmännen-Konzern gehört eine Reihe von Warenzeichen. Die bekanntesten
sind Weibulls, Hammenhögs, Kronfågel, Kungsörnen, Axa, Start,
Korvbrödsbagaren, Bageri Skogaholm, Schulstad und Hatting. Gemeinsam Profit
machen, steigende Kosten und die Möglichkeit, durch gemeinsames Nutzen von
Anlagen Geld sparen zu können, haben diese Unternehmen dazu veranlasst, sich
zusammenzuschließen. Insgesamt besitzen 44.000 Landwirte einen finanziellen
Anteil an Svenska Lantmännen. Ihnen allen gehört das Unternehmen, das 2007
einen Umsatz von 32 Milliarden Kronen erzielte. Ziel der Genossenschaft ist
es, den Landwirten Profit zu verschaffen und mit der Landwirtschaft die
Wertschöpfung im eigenen Land zu halten. Denn Exporte sind mit hohen
Frachten und damit geringeren Erlösen verbunden. Dennoch verliert Svenska
Lantmännen nicht den Blick über die Grenzen. Die Genossenschaft ist in 20
anderen Ländern, unter anderem auch in Deutschland, aktiv. Von der
Saatgutzüchtung bis zur Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten sind
alle Bereiche der Landwirtschaft und ihre vor- und nachgelagerten Stufen im
Konzern vertreten. Und dies hat System. Denn so ist die Kette vom Saatgut
über die Produktion, die Verarbeitung bis hin zum Endverbraucher
geschlossen. Svenska Lantmännen kann damit auf die einzelnen Prozesse im
Sinne des Kunden Einfluss ausüben. Im Idealfall kann der Verarbeiter von
Getreide dem Saatgutzüchter nahe legen, welche Sorten für seine Produktion
geeignet sind. Die Landwirte bauen diese Sorten an und die konzerneigenen
Labors stellen fest, ob die Anforderungen erfüllt werden. Darüber hinaus
kann auf diese Weise der Weg von der Saat bis beispielsweise zum Brot
nachgewiesen werden. Ein Vorteil für den Endverbraucher: Denn für die
Konsumenten wird die Herkunft ihrer Lebensmittel und die Produktsicherheit
immer wichtiger. Das Saatgutunternehmen Svalöf Weibull aus Svalöv bei
Malmö gehört zu 60 Prozent
der schwedischen Genossenschaft Svenska Lantmännen, und zu 40 Prozent der
BASF Plant Science Holding GmbH, Ludwigshafen. Svalöf Weibull vermarktet
sein Saatgut in 40
Ländern der Welt. Verkaufs- und Produktionsgebiete sind neben den nordischen
Ländern die britischen Inseln, Frankreich und die Mittelmeerländer sowie
Zentraleuropa. Insgesamt verfügt der Saatgutzüchter mit etwa 70.000 ha in
der EU über die größte Vermehrungsfläche aller Zuchthäuser in Europa.
Vermehrung heißt, dass auf diesen Flächen das Saatgut für den Verkauf
produziert wird. Führend in Europa ist Svalöf Weibull bei Hafersorten. Skandinavischer Hafer wird sehr gern in
Deutschland, aber auch in den USA zu Haferflocken, Müsli, Riegeln oder
anderen Produkten verarbeitet. Seine Qualität überzeugt die Schälmüller,
auch wenn der Preis wegen des langen Frachtweges relativ hoch ist. So werden
von 1,1 Millionen Tonnen geernteten schwedischen Hafers jährlich rund 300.000
Tonnen
exportiert, 50.000 Tonnen gelangen in die heimische Nahrungsmittelindustrie und
65.000 Tonnen in die Futtermittelindustrie. Am Ende der
langen Produktionskette von Svenska Lantmännen steht die Cerealia AG, eine
100-prozentige Tochter der Genossenschaft. Hier werden in erster Linie
Getreideprodukte wie verschiedene Mehle, Müslis, Brotspezialitäten sowie Backwaren und Nudeln
entwickelt, erzeugt und unter den bekannten Markennamen Axa, Kungsörnen oder
Skogaholm vermarktet. Cerealia ist größter Haferverarbeiter in Schweden. Nur
Knäckebrot wird nicht produziert. In Schweden hat der Konzern bereits 60
Prozent Marktanteil mit seinen Produkten. Daneben ist die internationale
Gruppe in Dänemark, Finnland, Norwegen, Polen, Lettland, der Ukraine,
England, Spanien, Irland, Japan und den USA tätig. In Deutschland ist
Cerealia mit 11 Prozent an der Mühlengruppe VK-Mühlen AG in Hamburg
beteiligt. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben sehen die Manager von Lantmännen
darin, seinen Kunden zuverlässig zu jedem Zeitpunkt ein qualitativ
einwandfreies, hochwertiges Produkt zu einem angemessenen Preis zu liefern,
sowie optimale Bedingungen für eine profitable landwirtschaftliche
Produktion zu schaffen und damit auch einen sicheren Arbeitsplatz für die
Besitzer des Unternehmens, also die Bauern wie auch für die 10.000
Mitarbeiter. Ein Schritt in diese Richtung ist das veränderte Bewusstsein,
nicht lediglich ein Produzent von Rohmaterial als vielmehr ein
Lebensmittelhersteller zu sein. Ziel ist, dass jeder Landwirt und alle
Gesellschaften im Unternehmen diese Einstellung verinnerlichen und sich
entsprechend auf den Markt sowie die Nachfrage des Verbrauchers einstellen.
Umso wichtiger wird dies, da Schweden kein Agrarland ist. Die Industrie mit
rund 24 Prozent der Erwerbstätigen und der Dienstleistungsbereich mit 73
Prozent haben weit mehr Bedeutung für Schwedens Bruttosozialprodukt. Nur
knapp drei Prozent der Bevölkerung arbeiten in der Land- und
Forstwirtschaft.
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