Am 10. November, dem St.
Martinsabend, versammeln sich hier und dort Gesellschaften, deren
Teilnehmer aus der südlichsten Provinz Schwedens, Schonen stammen.
Anlass dafür ist weniger der heilige Martin, als sein Attribut seit
tausend Jahren - die Gans. Diese Verbindung hat einen wirtschaftlichen
Hintergrund. Anfang November sind die Gänse nämlich am fettesten und
das ist daher der richtige Zeitpunkt, sie in eine bessere Welt zu
befördern. Gänse hat es hierzulande seit der Steinzeit gegeben, aber
von einer Verbindung mit St. Martin wird erstmals 1567 aus der
Stockholmer Gegend berichtet. Bis Ende des 18. Jahrhunderts
delektierte sich die schwedische Oberschicht an der Martinsgans. Dann
nämlich verschwanden die Gänse aus dem größten Teil Schwedens, weil
ihr natürlicher Lebensraum, das Brachland, aufgrund der verbesserten
Bodennutzung vernichtet wurde. Vor 200 Jahren waren die Gänse in
Schweden selten geworden, außer in Schonen, wo sie aufgrund des
Weidelandes, das die Dörfer umgab, überleben konnten - und die
Bewohner Schonens waren die einzigen, die weiterhin ihre Gans zum St.
Martinstag verzehren konnten. Deshalb glauben viele, dass der Brauch schonischen Ursprungs ist. Heute verbindet man die Gänsezucht und den
Verzehr der Martinsgans vor allem mit der Provinz Schonen.
Zu einer schwedischen Martinsgans (Mårtensgås) isst man gerne Rotkohl und als Vorspeise
Schwarzsuppe (svartsoppa).
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