Die Mitternachtssonne scheint in
Lappland von Anfang Juni bis Mitte Juli. Sie wird dadurch verursacht, dass
die Erdachse um 23,5 Grad schräg steht und sich im Laufe des Jahres, während die Erde um
die Sonne kreist, gegenüber der Sonne nicht bewegt. Das heißt, dass die
Sonne im Sommer auf den Nordpol und um ihn herum, nämlich dem
Polarkreisgebiet scheint. Der Südpol und die Kappe um ihn herum werden um
diese Zeit von der Sonne nicht erreicht und liegen im Dunkeln. Wenn die
Erdachse während des ganzen Jahres immer in der selben Stellung gegenüber
der Sonne bliebe, wie der Mond gegenüber der Erde, dann wäre am Nordpol
immer Tag und am Südpol immer Nacht. Da sich aber die Stellung der Erdachse
gegenüber der Sonne verändert, wird gegen Herbst der nördliche
Polarkappenbereich, den die Sonne erreicht, immer kleiner. Am 22. Juni, dem
Tag der Sommersonnenwende, erreicht der gedachte Lauf der Sonne am
nördlichen Polarkreis seine größte nördliche Deklination. Am 22. September
geht die Sonne am Nordpol unter und am Südpol auf. Beim weiteren umkreisen
der Sonne wird die beleuchtete Südpolkappe immer größer, wie auch die
unbeleuchtete Nordpolkappe. Am 22. September, an der Herbst-Tagundnachtgleiche, tritt der nächste Wechsel ein:
Jetzt werden die beleuchtete Südpol- und die unbeleuchtete Nordpolkappe
ständig kleiner, bis am 21. März, der Frühlings-Tagundnachtgleiche die Sonne am Südpol unter- und am Nordpol
aufgeht. Der Polarkreis ist der Ort, an dem die Sonne im Sommer einmal im Jahr
nicht untergeht und im Winter einmal im Jahr nicht aufgeht.
Sonnenscheinstunden
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang
Da eine Sinuskurve, die der Tageslänge im Laufe eines Jahres folgt, bei ihrem
höchsten Wert sehr flach ist, ist der Unterschied zwischen heute und morgen
klein: unter einer Minute. Nördlich
des Polarkreises kann man die Mitternachtssonne zwischen Mitte Mai und Mitte
Juli beobachten. Ab Ende November folgt in Lappland dem Sonnenaufgang nicht der
helle Tag sondern der Sonnenuntergang. Stundenlang liegt alles im Licht eines
sanften Abendrotes.
Mitternachtssonne
Spitzbergen
Nordkap
Hammerfest
Kebnekaise
Riksgränsen
Abisko
Kiruna
Gällivare
Porjus Nördl. Polarkreis
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20.04 - 23.08
13.05 - 31.07
16.05 - 27.07
29.05 - 15.07
26.05 - 18.07 27.05 - 18.07
31.05 - 14.07
04.06 - 09.07
05.06 - 08.07 12.06 - 01.07
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Wenn der Jupiter kommt, geht die Venus
Am 21. Juni hat die
Sonne ihren höchsten Stand erreicht - wir feiern Sommersonnenwende. Viele
Bräuche sind an diesem Tag geknüpft. Die von Hügeln herabrollenden Feuerräder in
der Rhön versinnbildlichen den beginnenden Abstieg unseres Tagesgestirns.
Abstieg, weil die Mittagshöhe der Sonne wieder kleiner wird und somit die
Tageslänge schrumpft. Ursache hierfür ist die 23,5 Grad Neigung der fest im Raum
stehenden Erdachse. Auf dem Weg der Erde um die Sonne wird sich deswegen im
Laufe eines Jahres die Sonnenhöhe für einen Beobachter verschieben. Im Juni ist der
Frühlingssternhimmel schon weit in den Westen gerückt. Der Löwe macht sich zum
Untergang bereit und auch die Jungfrau im Süden hat sich weit über die
Mittagslinie verschoben. Unser Orientierungssternbild Großer Wagen beginnt den
Abschwung, während Cassiopeia im Nordosten aufzusteigen beginnt. Folgen wir dem
Deichselschwung des Großen Wagens abwärts nach Süden, stoßen wir auf den hellen
Arktur im Bärenhüter. Er markiert recht gut den Meridian. In östlicher Richtung
fortschreitend stoßen wir auf die nördliche Krone und Herkules. Krone und
Herkules sind gut zu finden, denn die Verbindungslinie zwischen Arktur und der
hellen Wega in der Leier schneidet beide Sternbilder. Die östliche Himmelshälfte
wird ganz von den Sommersternbildern eingenommen. Die Leier führt diese
Gruppe an. Nordöstlich von ihr der Schwan, südöstlich der Adler. Das Merkmal des
Adlers sind drei in gerader Linie liegende Sterne, deren hellster Attair ist.
Der Schwan hat eine kreuzförmige Gestalt und hieß auch bei einigen
Sternkartenzeichnern im 15. und 16. Jahrhundert das Nördliche Kreuz.
Natürlich lassen sich die hellsten Sterne der drei Sommersternbilder ebenfalls
mit Hilfslinien verbinden. Wir erhalten so das Sommerdreieck. Die Linien
erfassen den Schwanzstern des Schwans, Deneb, den hellsten Stern in der Leier
Wega und den hellsten Stern im Adler, Atair. Schwieriger zu erfassen ist der
Schlangenträger oder Ophiuchus. Er steht tief im Südosten. Die Schlange windet
sich, vom Adler beginnend, über den Schlangenträger bis zur Krone hinauf.
Merkur bleibt unsichtbar. Mars ist der Planet der ersten Nachthälfte. Seine
Untergänge verschieben sich im Laufe des Monats immer mehr gegen Mitternacht. Am
6. wandert der Planet an Regulus vorbei. Venus ist jetzt zum prächtigen
Abendstern geworden und geht gegen Mitternacht unter. Das Sternbild Krebs hat
sie am 29. hinter sich gelassen und den Löwen erreicht. Mit dem Fernrohr lassen
sich ihre Beleuchtungsphasen verfolgen. Zurzeit ist die Planetenscheibe zu 75
Prozent beleuchtet. Saturn zieht sich wie Mars aus der zweiten Nachthälfte
zurück, wobei sich seine Helligkeit etwas vermindert. Am Morgenhimmel ist
Jupiter zu finden. Sein Aufgang zur Monatsmitte erfolgt gegen 1 Uhr mit einer
Helligkeit von -2.5 Größenklassen. Neben Mond und Venus ist er derzeit das
markanteste Objekt unter den Sternen. Geht Jupiter auf, ist Venus am Abendhimmel
schon untergegangen. Im Sommer steht der Mond sehr tief. Auffallend ist jetzt
seine Größe in Horizontnähe. Dies ist eine optische Täuschung. Wir können es
überprüfen durch einen Mondblick mit einer zusammengerollten Papierröhre. Passen
wir den Röhrendurchmesser genau dem Monddurchmesser an, finden wir gleiche
Mondgrößen in niederer und höherer Mondstellung. Fotografen haben bei
Mondbildern diese traurige Erfahrung schon oft gemacht. Neumond ist am 12. Juni,
Vollmond am 26., am 4. sehen wir den Mond im letzten Viertel.
Text: Prof. Johannes Feitzinger
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