Mittsommer (Midsommar)

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Das Mittsommerfest ist für die Schweden wie eine begeisterte Begrüßung des Sommers. Bis 1953 feierte man den Mittsommer immer am 24. Juni, dem echten Mittsommertag. Danach wurde es ein gleitender Feiertag und die Schweden feiern nun ihr großes Sommerfest an dem Samstag, der dem "echten" Mittsommertag, dem 24. Juni, am nächsten liegt. An diesem Tag hält es keinen Schweden mehr zuhause. Es geht hinaus in die Natur, denn dann wird Mittsommer gefeiert – das nach Weihnachten wichtigste Fest in Schweden. Selbst wer im Ausland lebt, der versucht jetzt seinen Urlaub in Schweden zu verbringen, denn Mittsommer ist etwas ganz besonderes.
Einer alten Tradition gemäß sammeln in dieser Nacht die unverheirateten jungen Mädchen sieben verschiedene Blumen, die sie unter ihr Kopfkissen legen. In der Nacht sollen sie dann von ihrem zukünftigen Ehemann träumen. Schon mehrere Tage vor dem Fest beginnen sich aus den Städten Autokarawanen in Richtung auf Sommerhäuschen, Campingplätze und Bootsliegeplätze in Bewegung zu setzen. Die Jugendlichen haben oft ihre besonderen Treffpunkte, wo sie sich zu Tausenden zusammenfinden. So z.B. auf der Insel Öland, in den Stockholmer Schären und in Bohuslän an der Westküste - besonders aber in den Touristendörfern in Dalarna. Diejenigen, die in ihren Einfamilien- oder Reihenhäusern zurückbleiben, versammeln sich am Freitag, dem "Mittsommerabend" zu Spiel und Tanz auf einem geeigneten, offenen Rasenplatz.
In Hochhausgebieten decken Stadtviertelvereine auf Spielplätzen lange Tische und in Altersheimen oder anderen Einrichtungen wird dafür gesorgt, dass die Alten draußen im Park Kaffee trinken können. Bei all diesen Veranstaltungen steht der Maibaum, den man im Laufe des Tages gemeinsam mit frischem Birkengrün und Wiesenblumen geschmückt hat, im Mittelpunkt. Der Maibaum heißt in Schweden Majstång. Maj kommt vom Altschwedischen Maja und heißt "bekleidet in Grün" und steht also für die wiedererwachende Natur.
Am Nachmittag werden gewöhnlich Umzüge und Wettkämpfe mit den Kindern veranstaltet. Die Eltern werden auch gerne wieder zu Kindern, wenn vom Wacholderbusch gesungen wird. Dann sind die Vergnügungen der Erwachsenen an der Reihe. Man versammelt sich draußen im Garten oder auf der Terrasse oder im Vorzelt des Campingwagens und widmet sich dem Abendessen, dessen Speisefolge traditionell festgelegt ist. Eingelegte Heringe mit allerlei verführerischen Soßen dürfen dabei nicht fehlen.
Auf dieser soliden Grundlage wird dann reichlich getrunken, vor allem Bier und Aquavit. "Upp och ner" schallt die Aufforderung zum Trinken über die Tische, und das "Skål" als Antwort wird mit jedem Aquavit lauter.
Bald lädt die Musik zum Tanze und die helle Nacht verleiht selbst Steinwüsten und Campingplätzen eine seltsam arkadische Stimmung, während sich die aus Restaurants und Diskotheken tönenden modernen Rhythmen mit den eher altmodischen Ziehharmonikaklängen vermischen, die von Schiffsdecks und Vereinslokalen herüberwehen. Je nach Pegelstand klingen dann auch die Mittsommerlieder glockenklar oder auch an den Noten vorbei, bis die Mittsommernacht anbricht. Wenn am Sonntag das Fest zu Ende geht, hat in Schweden endgültig der Sommer begonnen. Der ist jedoch noch lang und so wird weiter gefeiert. Denn schon im August stehen mit "Kräftskiva" und "Surströmming" zwei weitere traditionelle Volksfeste bevor.

Mittsommer in Dalarna

Mittsommerabend, Mittsommertag und Mittsommersonntag, mit drei Feiertagen feiert man für gewöhnlich Mittsommer in Schweden. Aber im Siljans-Gebiet reicht es nicht mit drei Tagen. Man fängt schon Mitte Juni an und feiert bis Mitte Juli, fast jedes Dorf hat seine eigene Tradition. Überall wo drei Wege zusammentreffen und ein paar Häuser in der Nähe sind steht gewöhnlich eine Maistange. Man sagt, dass dieser Brauch, eine Maistange zu errichten, schon im Mittelalter aus Deutschland kam.
Die Stange symbolisiert Fruchtbarkeit und ist eine vorchristliche Tradition. In Dalarna stehen die Stangen das ganze Jahr hindurch, am Anfang war es wohl aus Bequemlichkeit, später wurde es zur Tradition. Die Maistange hat eigentlich nichts mit dem Monat Mai zu tun. Schmücken mit frischem Birkenlaub und den Blumen, die in dieser Jahreszeit blühen, wurde vor langer Zeit "maja" genannt. Deshalb der Name Maistange = die mit Laub geschmückte Stange. Ganz oben auf der Stange sitzt oft ein Gockel. Er symbolisiert "Gyllenhamme" im Weltbaum "Yggdrasil", aus der isländischen Mythologie. Der Hahn hält ein wachendes Auge auf das Dorf. Die Blumenkränze, die an der Querstange hängen, bedeuten, dass Gemeinschaft und Freundschaft sehr, sehr wichtig sind. In Dalarna kann man auch oft zwei gekreuzte Pfeile sehen, sie sind von Dalarnas Waffenschild und bedeuten Freiheit. Auch glaubt man einen sechskantigen Stern zu sehen, aber in Wirklichkeit sind es zwei Dreiecke, die die Fruchtbarkeit symbolisieren. Das Dreieck mit der Spitze nach unten bedeutet weiblich, das Dreieck mit der Spitze nach oben männlich. So einfach ist das!
Die Mittsommerzeit ist die Zeit, in der es die meisten Menschen, die nicht mehr "zu Hause" wohnen, heim zieht. Die Familientradition wird hoch gehalten. Man isst und trinkt gut, freut sich wieder einmal alle Lieben zu treffen und nicht zu letzt, die helle Jahreszeit zu genießen. Es gibt wohl nicht viele Plätze auf dieser Welt, auf denen man Jung und Alt, Groß und Klein, Dick und Dünn, um eine Stange hüpfend und singend sieht.
Natürlich ist Mittsommer mit Legenden und Magie verbunden. Es heißt, wenn man seinen zukünftigen Mann im Traum sehen möchte, muss man während der Mittsommernacht sieben verschiedene Blumen pflücken und sie unter das Kopfkissen legen. Eine andere besagt, dass, wenn man in dieser Nacht nackt rückwärts über eine taunasse Wiese läuft, auch den Zukünftigen sieht. (Ob es da nicht mehrere gibt, die in den Büschen lauern?) Auch den Tieren wird übernatürliches zugetraut. So sagt man, dass sie in der Mittsommernacht sprechen können.

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