Selbst die besten Fotos von Polarlichtern geben nur einen höchst unvollkommenen Eindruck von den phantastischen
Lichtspielen, die im hohen Norden über dem Nachthimmel geistern. Diese
Lichterspiele treten in einem ovalen Gebiet auf, das exzentrisch um die
magnetischen Pole der Erde kreist. Allem
Massentourismus zum Trotz sind es immer noch relativ wenige Menschen, die das
Polarlicht erlebt haben. Die meisten Reisenden, die bis hinauf zum Nordkap
fahren, tun dies in der Regel während der langen Sommertage, an denen die Sonne
jenseits des Polarkreises nicht untergeht. Das Polarlicht entsteht auf ähnliche Weise
wie das dem Menschen heute so vertraute Bild auf dem Fernsehschirm. Bei diesem
Super-TV ist die Magnetosphäre der Erde vergleichbar der Fernsehröhre, und die
oberen Schichten der Atmosphäre über den Polargebieten entsprechen dem
Bildschirm, auf dem Strahlen von Atomteilchen das vielfältige Leuchten erzeugen.
Dieser "Bildschirm" hat einen Durchmesser von etwa 4000 Kilometern. Unter jenen
Menschen aber, die ständig mit dem Nordlicht lebten, blühten Mythen und Märchen,
die das auffällige Naturereignis der Nordlichter erklären sollten. Geister, so
stellte man sich vor, schlügen mit Brandfackeln aufeinander los. In der
altnordischen Mythologie wurde das Polarlicht als Funkeln goldener Schilde
gedeutet, auf denen die Seelen gefallener Helden nach Walhall eingingen. Die
Eskimos an der Hudson Bay halten die Polarlichter noch heute für den Schein von
Laternen, mit denen Dämonen im Weltall nach den Seelen der Verstorbenen suchen.
In Lappland, wo man das Nordlicht bei klarem Himmel fast jeden Abend beobachten
kann, glaubten die Menschen in den Lichterschemen die Geister der Ahnen oder der
im Kampf gefallenen Krieger zu erblicken, oder den Widerschein der glänzenden
Schuppen riesiger Fischschwärme im Meer. Oder man dachte an Schwäne, die weit im
Norden mit den Flügeln schlagen, um sich vom Eis zu befreien. Der alte
Aberglaube ist verflogen, aber das Wissen, das die Menschen heute haben, ist
unzureichend und oberflächig. Viele halten es für irgendwelche Reflexionen des
Sonnenlichts im Eismeer. Die wenigsten jedoch wissen, dass das Polarlicht im
Zusammenspiel von Sonnenwind und dem Magnetfeld der Erde entsteht. Was das magische Polarlicht wirklich ist, haben Wissenschaftler erst in unserer Zeit
herausgefunden. Es bedurfte dazu nicht zuletzt der Erkenntnisse, die bei der
Erkundung des Weltraums durch Forschungsraketen, Erdsatelliten und Raumschiffe
anfielen. Die moderne Erklärung benötigt keine Geister und Dämonen und mutet
eher etwas prosaisch an. Das Polarlicht (lat. Aurora Borealis) ist ein
inspirierendes Himmelsspektakel mit fließendem, wabernden Licht in wogenden Farben. Ein
faszinierendes Schauspiel, das in Nordschweden häufig in der dunklen Jahreszeit
vom frühen Abend bis in die Nacht hinein zu beobachten ist. Das Polarlicht kommt
in allen polaren Gebieten vor und ist deutlicher und länger zu sehen, je weiter
nördlich man sich befindet. Das schließt freilich nicht aus, dass Nordlichter
auch gelegentlich viel weiter südlich auftreten können. So färbte sich am 5.
April 1968 um zehn Uhr abends der Himmel über England innerhalb weniger Sekunden
tiefrot. Die Erscheinung verschwand nach einigen Minuten so plötzlich, wie sie
gekommen war. Derart weit in die gemäßigte Zone eindringende Polarlichter sind
stets mit heftigen erdmagnetischen Stürmen verbunden, mit raschen Schwankungen
des erdmagnetischen Feldes. Die Sonne ist die Quelle der Energie des
Polarlichts. Die Energie wird vom Sonnenwind zur Erde getragen. Ein Teil der
Energie die auf das Magnetfeld der Erde trifft beschleunigt Elektronen und
Ionen. Die Elektronen wiederum werden vom Magnetfeld in Richtung der Pole
gedrückt. In einigen Kilometern Höhe kollidieren die Elektronen mit den Atomen
und Molekülen der Atmosphäre. Und bei dieser Kollision verwandelt sich ein
kleiner Teil der Bewegungsenergie der Elektronen in sichtbares Licht. Dieses
Licht bezeichnet man als Nord- oder Polarlicht. Um dieses Leuchten sehen zu
können, muss es allerdings stockdunkel sein. Mit anderen Worten: das Nordlicht
kommt zwar das ganze Jahr über vor, man sieht es aber nur im Winter, denn nur
dann ist es in Skandinavien richtig dunkel. Die Nordlichter sind auch während
der Sommermonate aktiv, können jedoch während der Zeit der Mitternachtssonne
verständlicherweise nicht gesehen werden. Die besten Chancen Nordlichter in
Schweden zu sehen, hat man in Lappland im September und März. Die Größe und Form des Ovals ist abhängig von der Stärke des Sonnenwindes. Aufgrund der Position
der ovalen Form sind Nordlichter hauptsächlich in Alaska und im nördlichen
Kanada zu sehen. Zur Polgegend hin nehmen die Polarlichter wieder ab und in der
Polnähe verschwinden sie dann ganz. Das Bild vom Kjell
Henriksen Observatory (KHO) in Svalbard (Norwegen) wird alle 15 Minuten
aktualisiert. Es zeigt die aktuelle Ausdehnung des Polarlicht-Ovals in der
Nordhemisphäre. Das Polarlicht ordnet sich immer als Oval an und ist stets
vorhanden. Die durchgehende Linie zeigt den diffusen Rand des Polarlichts an.
Im Abisko Nationalpark, nordwestlich von
Kiruna wurde eine
Polarlicht-Beobachtungsstation gebaut, die Aurora Sky Station. Sie liegt auf dem
900 Meter hohen Berg Nuolja, und bietet im Winter beste Bedingungen, um das
Naturschauspiel ausgiebig zu beobachten. Die zauberhaften Farben des
winterlichen Himmelsschauspiels des Nordens wechseln sich in Minutenschnelle ab.
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