Die Radiostation Grimeton, an der
schwedischen Südwestküste, spielte einmal eine Schlüsselrolle in der
weltumspannenden Kommunikation. Zusammen mit 20 weiteren Anlagen dieser
Art bildete die Station ab den 1920er Jahren ein globales Funknetzwerk.
Heute ist Grimeton der einzige noch erhaltene und funktionierende
Längstwellensender, weshalb er seit 2004 unter dem Schutz der UNESCO
steht. Das Kernstück der Station ist der Maschinensender. Ein Motor
treibt einen 200 kW Wechselstromgenerator an, der hochfrequenten Strom
mit einer Frequenz von 17,2 kHz erzeugt.
Konstruiert hat dieses Kraftwerk des Längstwellenfunks ab 1904 der schwedische Ingenieur und
unermüdliche Erfinder Ernst Fredrik Werner Alexanderson (1878 - 1975).
Bis zu seinem Lebensende hatte es der Pionier der Funktechnik zu stolzen
340 Patenten gebracht. Zu den hervorragendsten zählt zweifellos der nach
ihm benannte Alexandersonsender. Er hat das neutrale Schweden vor allem
nach dem 1. Weltkrieg und während des 2. Weltkrieges zu einem
bedeutenden Kommunikationsstützpunkt gemacht. Den Anstoß zum Bau des Längstwellensenders in Grimeton gab neben den Erfahrungen mit leicht
zerstörbaren Land- und Seekabeln im 1. Weltkrieg vor allem die riesige
Immigrationswelle nach Amerika, als abertausende von Schweden im Land
der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück suchten. Durch die
neue drahtlose Kommunikation konnten sie in der Fremde Kontakt mit den
Daheimgebliebenen halten. Damit der steigende Telegrammverkehr nach
Amerika reibungslos über die Erde gehen konnte, beschloss der
schwedische Reichstag 1920 die dafür nötige Sende- und Empfangsstation
zu bauen. Der Standort in Grimeton, etwa 10 km östlich von Varberg und
rund 80 km südlich von Göteborg entfernt, war dafür ideal. Die flache
Landschaft ließ den Funkwellen freien Lauf in Richtung Westen. Sie
überquerten den Meeresarm von Skagerrak südlich von Norwegen, nördlich
von Jütland und gelangten an Schottland vorbei über die offene See zur
Empfangsstation bei New York. Abenteuerliche Balanceakte in 127 Meter
Höhe und harte Arbeit am Boden waren ab 1922 nötig, um die Radiostation
zu errichten. Die größte Herausforderung war das Errichten der 6
Antennentürme, die in einem Abstand von jeweils 380 Meter auseinander
stehen. Wie penibel ausgerichtete Startrampen für Weltraumraketen sehen
sie aus, die Antennentürme mit ihren gewaltigen, 46 m langen Querarmen,
an denen zwölf 2,2km lange Kupferdrähte aufgehängt sind. Auch wenn sie
heute nur noch als Riesenwegweiser den Standort Grimeton markieren,
erinnern sie mit der ihr eigentümlichen technischen Ästhetik an jene
Zeit, an der dieses Antennensystem eine der wichtigsten Start- und
Steuerrampen für Längstwellen (Myriameterwellen) waren. Seine Majestät, König Gustaf V, reiste am 02.07.1925 nach Grimeton, um die schwedische
Funkstation für drahtlose Telegraphie nach Amerika hochoffiziell
einzuweihen. Dabei sonnte er sich im Glanz des Funkpioniers, Ernst Alexanderson. Dass der König persönlich die Radiostation einweihte,
unterstreicht die Bedeutung dieser neuen Kommunikationsmöglichkeit für
Schweden. In der Telegraphenstelle in Göteborg wurden die Informationen
gesammelt. Die Telegramme trafen wie am Fließband ein, wurden sortiert
und mit einem Zeitstempel versehen. Dann begann die Verwandlung von
Sprache in Morsezeichen. Diese gingen dann von einem Lochstreifensender
des Telegraphenamtes per Kabel nach Grimeton und von dort dank
Längstwellen nach Amerika. In Long Island empfing man die
Morsezeichen und übersetzte sie wieder in Sprache zurück. Damit die kurz
zuvor in Schweden aufgegebenen Telegramme auch umgehend bei ihren
Empfängern landen konnten, standen Telegrammburschen ganztägig in den
Startlöchern. Die Funktelegraphie war nicht nur ein Meilenstein in der
Geschichte der Kommunikation, sie half auch leben retten, z.B. beim
Sinken der Titanik. Nach dem Zweiten Weltkrieg, nutzte das schwedische
Militär den Sender auch zur Kommunikation mit seinen U-Booten. Östlich der E6 bei Varberg kann man die sechs Türme der Funkstation sehen.
Anfahrt von der E6 an den Ausfahrten 53 oder 54 dem Schild: ”Radiostationen Grimeton” etwa 8km folgen. Das halländische Erbe für die Menschheit ist
von Ende Juni bis Ende August geöffnet. Die Führungen sind in der Zeit von 10.00 bis 15.00 Uhr. |