Sexualverbrechen in Schweden ist ein Sammelbegriff für die Verletzung von
Artikel 6 des Strafgesetzbuches. Der Artikel behandelt Vergewaltigung, sexuelle
Nötigung, sexuelle Ausbeutung von einer Person in der Position der Abhängigkeit,
Vergewaltigung von Kindern, sexuelle Ausbeutung von Kindern, sexueller
Missbrauch, Ausbeutung von Kindern zu sexuellem Posieren, Kauf von sexuellen
Handlungen von Kindern, sexuelle Belästigung, der Kauf von sexuellen
Dienstleistungen, Inzest und Zuhälterei. Vergewaltigung gilt in Schweden als
schwere Kriminalität. Im Jahr
2009 wurden 15.500 Sexualverbrechen in Schweden gemeldet. Die Hälfte der
Verbrechen wurde als sexuelle Belästigung oder Befleckung (Unzucht mit der Hand)
eingestuft. Auf Vergewaltigung und versuchte Vergewaltigung entfielen fast 40
Prozent aller gemeldeten Sexualstraftaten. Im Jahr 2008 gab es 5446 gemeldete
Vergewaltigungen und schwere Vergewaltigungen in Schweden. Sechs
Prozent der angezeigten Vergewaltigungen in Schweden waren Vergewaltigungen innerhalb
der Ehe.
Inzest (lat. Incestum = Unzucht)
Inzest bedeutet sexuelle Aktivität zwischen nahen
Verwandten. Im schwedischen Recht gibt es spezielle Strafgesetze über Inzest in
Artikel 6 §7 des Strafgesetzbuches. Wer Sexualverkehr mit seinem Kind oder
seinen Nachkommen hat, kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren
verurteilt werden. Darüber hinaus können diejenigen, die Geschlechtsverkehr mit
ihren Geschwistern haben, zu höchstens einem Jahr verurteilt werden.
Geschichte
Inzest wurde in Schweden früher Blutschande genannt und war ein Verbrechen, dass früher
mit dem Tode bestraft wurde. Im Jahr 1439 wurde Inzest durch die katholische
Kirche als Ketzerei definiert, das mit dem Verbrennen auf dem Scheiterhaufen
bestraft wurde. Im Jahre 1610 wurde ein Mann und zwei Schwestern (die mit dem
Mann nicht verwandt waren) lebendig auf dem Scheiterhaufen in Stockholm
verbrannt, nachdem der Mann mit beiden Schwestern Geschlechtsverkehr hatte. Inzest
war nicht nur sexuelle Handlungen zwischen biologischen Verwandten, sondern auch
zwischen den Generationen, in der Ehe im mosaischen Gesetz verboten ist. Es war
somit ein Verstoß gegen das eigene Gesetz Gottes. Die neuere
Gesetzgebung des schwedischen
Strafgesetzbuches von 1864 sah für Inzucht Strafarbeit vor. Bei einer
Verurteilung von Inzest wird auch nach dem Verwandtschaftsgrad unterschieden. Kam es zum
Geschlechtsverkehr zwischen Menschen die verwandt waren oder in der
Verwandtschaft auf- und absteigender Linie (Vater und Tochter, Vater und
Schwiegertochter), wurden die in aufsteigender Linie höher als in absteigender
Linie bestraft, da erstere als Verführer angesehen wurden. In einem Fall von
Inzest zwischen Vater und Tochter war die Strafe nach dem damaligen Recht für
den Vater mindestens acht und höchstens 10 Jahre Zuchthaus und für die Tochter
mindestens 2 Monate bis höchstens 4 Jahre Zwangsarbeit.
Kuppelei (lat. Lenocinium)
Die Kuppelei ist ein juristischer Begriff für das vorsätzliche Vermitteln der
sogenannten Unzucht. In Schweden ist die Kuppelei als eine Straftat in Artikel
6, § 12 StGB festgelegt. Handelt es sich um eine Kuppelei in einen größeren
Maßstab wie das Geschäft in einem Bordell, ist das Verbrechen etwa gleich dem
Artikel 6, 12 § 3 StGB anzusehen und dann ist auch ein Lauschangriff bei
Aufklärung erlaubt. Die Strafe für Zuhälterei ist in Artikel 6, § 12 mit mehr
als vier Jahren Gefängnis festgelegt.
Kauf von Sex
Das Sex-Kaufrecht, der informelle Name für das Verbot des Kaufs sexueller
Dienstleistungen, ist in Artikel 6, § 11 StGB geregelt. Die Regel besagt, dass
es eine Straftat ist, sexuelle Dienstleistungen zu kaufen, aber nicht sie zu
verkaufen. Das ursprüngliche Sex-Kaufrecht des Europäischen Parlaments vom 29.
Mai 1998 sagte: Wer eine Gegenleistung bei gelegentlichen sexuellen Beziehungen
erhält, wird mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von höchstens sechs
Monaten bestraft. Das Gesetz trat am 1. Januar 1999 in Kraft und endete am 1.
April 2005, als die Bestimmung auf das schwedische Strafgesetzbuch übertragen wurde.
Sexuelle Übergriffe
Dieser Abschnitt ist in zwei Absätze unterteilt, er enthält im ersten Absatz Kinder
unter 15 Jahren, während der zweite Absatz sowohl Erwachsene als auch Kinder
enthält. Ein
sexueller Übergriff ist ein Verbrechen, dass nach schwedischem Recht im
Strafgesetzbuch Artikel 6, § 10 definiert wird: Wer ein Kind unter fünfzehn
Jahren sexuell belästigt, wird mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu
zwei Jahren verurteilt. Das
gleiche gilt für jeden, der sich auf eine andere Weise an Kinder und Erwachsene heranmacht,
welches
zu Unbehagen oder anderweitig durch sexistische und geschlechtsbezogene,
entwürdigende bzw. beschämende Bemerkungen oder Verhaltensweisen zu einer
sexuellen Belästigung einer Person führen kann. Die am
häufigsten vorkommenden sexuellen Übergriffe sind, unsittliche
Entblößung oder unerwünschte körperliche Annäherung. Dazu zählt auch Sex-Chat
mit einem Kind unter 15 Jahren. Die Strafe für sexuelle Belästigung sind
Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren.
Vergewaltigung
Ursprünglich bedeutete Vergewaltigung in rechtlicher
Hinsicht, dass eine oder mehrere Menschen durch Gewalt eine Frau zum
Geschlechtsverkehr zwang. Durch Änderungen in der Gesetzgebung, wurde das
Konzept später erweitert. Heute umfasst die Definition sowohl Männer als auch
Frauen. Es muss kein Geschlechtsverkehr stattgefunden haben, es zählt auch das
das Eindringen mit Fremdkörpern. Es ist nicht notwendig, dass sich das Opfer
wehrt, damit es als Vergewaltigung zählt. Die Erweiterungen bedeuten, dass
bestimmte kriminelle Aktivitäten, die zuvor in die Klassifikation, wie sexueller
Missbrauch fielen, jetzt unter den Begriff der Vergewaltigung fallen.
Wortlaut im Strafgesetzbuch über Vergewaltigung
Die
Vergewaltigung wird in Artikel 6 des Strafgesetzbuches (StGB) abgegrenzt, dass
ab dem 1. April 2005 festgeschrieben wurde. Die Änderungen sollen mehr Schutz
vor sexuellem Missbrauch und die Stärkung der sexuellen Integrität und Autonomie
bewirken. Unter dem Begriff der Vergewaltigung fallen nun auch die besonders
schweren Fälle der sexuellen Ausbeutung. Dies bedeutet, dass die Studie von
Präzedenzfällen, in denen bestimmte Handlungen, die als sexuelle Ausbeutung
berücksichtigt werden, nun als Vergewaltigung angesehen werden.
Artikel 6, § 1 StGB ist in vier Teile unterteilt
Der erste Absatz lautet:
Wer durch
Misshandlung oder auf andere Weise mit Gewalt oder durch Androhung von
Straftaten, eine Person zum Geschlechtsverkehr zwingt oder eine Person zu einer
sexuellen Handlung zwingt, die durch die Verletzung und die Umstände mit
Geschlechtsverkehr vergleichbar sind, wird wegen Vergewaltigung zu einer
Gefängnisstrafe von mindestens zwei und höchstens sechs Jahren verurteilt.
* Nach
dem Obersten Gerichtshof im Jahr 1986 (Seite 127) ist eine typische
Vergewaltigung, wenn eine Frau mit einem Würgegriff zu Geschlechtsverkehr
gezwungen wird.
Der zweite Absatz lautet:
Das
gleiche gilt für eine Person die Geschlechtsverkehr oder eine sexuelle Handlung,
die gemäß dem ersten Absatz vergleichbar ist, an bewusstlosen, vergifteten oder
schlafenden Personen durchführt oder an Personen, die unter Drogen stehen oder
eine körperliche oder geistige Störung oder anderweitig in einem hilflosen
Zustand sind.
Der dritte Absatz lautet:
Wenn die
Straftat, die im ersten oder zweiten Absatz genannt wurde, im Hinblick auf die
Umstände des Verbrechens als weniger gravierend ist, wird die Vergewaltigung mit
einer Gefängnisstrafe von bis zu vier Jahren verurteilt.
Der vierte Absatz lautet wie folgt:
Wenn ein
Verbrechen wie im ersten oder zweiten Absatz als grob angesehen, wird die
Vergewaltigung mit einer Gefängnisstrafe von mindestens vier und höchstens zehn
Jahren verurteilt. Bei der Beurteilung, ob die Verbrechen als grob eingestuft
werden, spielt es eine Rolle, ob die Gewalt oder die Androhung von besonders
schwerwiegender Natur war, oder wenn mehr als eine Person das Opfer vergewaltigt
haben, oder der Täter sonst besondere Rücksichtslosigkeit oder Brutalität
gezeigt hat.
* Wiederholte Vergewaltigung von engen Freunden kann zu
einer erhöhten Strafe führen. Das Landgericht in Malmö verurteilte am 3. Februar
2009 einen Mann für eine Reihe von Vergewaltigungen an zwei Frauen zu 12 Jahren Haft
und zur Zahlung eines Schadensersatzes in Höhe von insgesamt mehr als einer
Million Kronen.
Im Jahr 2005 wurde das Gesetz über die Vergewaltigung
verschärft und weiter definiert. Zwischen 2005 und 2007 ist die Zahl der
gemeldeten Vergewaltigungen von 3787 auf 4749 angestiegen. Seit 1975 hat sich
die Zahl der Menschen pro Jahr erhöht, die wegen Vergewaltigung verurteilt wurden.
In den Jahren 1975-80 wurden im Durchschnitt 103 Personen pro Jahr verurteilt.
Zwischen 1981 und 2000 waren es durchschnittlich 135 Personen, die verurteilt
wurden. In den Jahren 2000-2007 stieg die Zahl der Verurteilungen wegen
Vergewaltigung auf durchschnittlich 167 pro Jahr an. Seit 2005 gibt es jedes
Jahr rund 220 verurteilte Vergewaltiger.
Vergewaltigung eines Kindes
Wenn jemand Geschlechtsverkehr mit Kindern unter 15 Jahren hatte, wird es in Schweden
als Vergewaltigung betrachtet, auch wenn keine Gewalt oder Androhung von Gewalt
im Spiel war. Es spielt auch keine Rolle, ob der Täter oder das Kind die Aktion
initiierte. Bei der Untersuchung der Vergewaltigung eines Kindes ist der
Lauschangriff erlaubt. Der neue
Wortlaut des § 4 über die Vergewaltigung eines Kindes lautet: Wer
Geschlechtsverkehr mit einem Kind unter fünfzehn Jahren hat oder mit einem
solchen Kind eine sexuelle Handlung durchführt, die vergleichbar mit
Geschlechtsverkehr ist, wird wegen Vergewaltigung von Kindern zu
Freiheitsstrafen zwischen zwei und sechs Jahren verurteilt. Das
gleiche gilt für jeden, der eine Tat, wie oben beschrieben, an einem Kind im
Alter von fünfzehn Jahren, aber noch unter achtzehn Jahren und ein Nachkomme des
Täters ist, oder eine ähnliche Beziehung zum Täter hat, oder der Täter für die
Pflege oder Betreuung des Kindes verantwortlich ist. Werden
die genannten Straftaten in den ersten beiden Absätzen als grob eingestuft, wird
der Täter wegen schwerer Kindesvergewaltigung zu einer Freiheitsstrafe von
mindestens vier und höchstens zehn Jahren verurteilt. Bei der Beurteilung, ob
die Kriminalität grob war, wird besondere Aufmerksamkeit darauf verwendet, ob
der Täter Gewalt oder die Androhung einer Strafe verwendete, oder wenn mehr als
eine Person das Kind vergewaltigt, oder die Täter besondere Rücksichtslosigkeit
oder Brutalität gezeigt haben.
Kriminalstatistik
Basierend auf der bisherigen Forschung und der
Kriminalstatistik vom Beirat für Kriminalprävention, ist es
wahrscheinlich, dass nur 20 Prozent aller Vergewaltigungen gemeldet werden.
Sollte diese Zahl richtig sein, bedeutet dies, dass jedes Jahr 20.000-25.000
Vergewaltigungen in Schweden begangenen werden. Von den gemeldeten Straftaten
der Vergewaltigung, sind nur 12 Prozent der Fälle von der Staatsanwaltschaft
entschieden worden. Dies gilt insbesondere, wenn der Täter für das Opfer
unbekannt ist. Man schätzt, dass fast 60 Prozent aller gemeldeten
Vergewaltigungen nie aufgeklärt werden.
Eine Debatte über die Vergewaltigung ist in Schweden viel häufiger als in den meisten anderen Ländern in Europa. Eine Studie vom
Brottsförebyggande rådet [2008:23] (Beirat für Kriminalitätsverhütung)
über den Anteil der Opfer sexueller Verbrechen
hat ein etwas anderes Bild als es im International Crime Survey (2005)
der EU steht.
Opferbefragungen in den verschiedenen Ländern sind äußerst schwierig,
wegen der Verschiebung in der Wahrnehmung dessen, was ein inakzeptables
Sexualverhalten ist. Es ist wahrscheinlich, dass Frauen in
Ländern, in denen die Gleichstellung untergeordnet ist, in geringerem Maße über
sexuelle Vergehen berichten. Sie beeinflussen daher die Statistik von dem Land in
einer Weise, dass es so scheint, als ob Sexverbrechen öfter als anderswo passiert. Deshalb
sollte man bei der Interpretation von den
vorgelegten Statistiken besonders vorsichtig sein. Wahrscheinlich ist Schweden
aus den oben genannten Gründen wohl auch das Land mit den meisten
Vergewaltigungen auf der Welt. Wie unwahrscheinlich die Anzahl der
Vergewaltigungen ist, kann man an dem Verhältnis der 4749 gemeldeten Fälle im
Jahr 2007 zu den 167 Verurteilungen im gleichen Jahr sehen. Es kam also nur bei
3,5 Prozent der gemeldeten Vergewaltigungen zu einer Verurteilung.
Weiterführender
Link auf Schwedisch
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