Silverfallet-Karlsfors ist seit 1992 Naturreservat. Die Natur am Silberfall (Silverfallet) ist wunderschön!
Steile Abhänge, weiches Moos, edler Laubwald, exklusive Pflanzen und Steine, verfallene Steinmauern, Ruinen, Brückenreste
sowie Halden von gebranntem Alaunschiefer. Verborgen unter dem wild wachsenden Grün ruhen Reste des Karlsfors Hofs
- früher einmal ein blühendes Industrieunternehmen mit mehreren hundert Beschäftigten. Tausende und aber Tausende sind
hier schon gewandert, um den weißen Schaum des Wassers - den 60 Meter hohen
Wasserfall - hinunterstürzen zu sehen. Die Allermeisten kommen im Frühling, wenn
das Wasser die Abhänge mit Leben erfüllt. Im Sommer versiegt der Bach, die Vögel
übertönen den Fall, die Steine trocknen aus. Im Winter hört man es wieder, das
Rauschen des Wassers, das jetzt in großer Eile seinen Weg den Berg hinunter
sucht, den die Natur in Millionen Jahren gebahnt hat. Am Plateauberg in Vastergötland
kann man mit bloßem Auge das Leben auf der Erde viele hundert Millionen Jahre
zurückverfolgen. Oberhalb des Urberges, weit unter dem Meeresspiegel, hat das
Leben seinen Ursprung. Man sieht Spuren von kleinen Würmern und primitiven
Krebstieren im Sandstein des Plateaus. Aber im Laufe der Zeit haben sich Klima
und Wassertiefe verändert. Der Meeresboden ist dunkel und ölhaltig. Von dieser
Zeit zeugt der Alaunschiefer des Plateaus. Dann explodiert das Leben wirklich.
Ablagerungen, die von dem reichen Tierleben des Meeresbodens berichten, bilden
den Kalkstein des Berges. Nach dem das Inlandeis vorüber gezogen und die oberste
Schicht des Berges, Tonschiefer und Diabas, abgeschliffen war, liegt der
Kalkstein heute direkt unter der Erdoberfläche. Dank dieser Ablagerungen erblüht
die Kalk liebende Flora von Billingen jedes Jahr aufs Neue.
Flora und Fauna
Im Frühling entfaltet sich eine wunderschöne Blumenpracht am Silberfall. Unter den Haselsträuchern blüht ein
dichter Teppich - leuchtende Buschwindröschen, gelbe Windröschen und
Leberblümchen. Die Sumpfdotterblume leuchtet am Ufer des Baches, dicht gedrängt
stehen Scharbocks- und Lungenkraut. Wenn die Bäume ausgeschlagen sind,
beherrscht das Grün die ganze Umgebung. Entlang des Abhangs, wo ihre Wurzeln den
kalkreichen Boden erreichen, wachsen Ulmen, Eschen und Eichen. Auf den kargen
Halden von gebranntem Alaunschiefer stehen Fichten und Kiefern zusammen mit
Birken und Espen. In den frühlingsgrünen Laubbäumen zwitschern die vielen
verschiedenen Vogelarten, und im Schatten verbreitet sich der starke Duft des
Bärenlauchs. Nachts, wenn die Vögel verstummt sind, kann man den Flügelschlag
der Fledermäuse hören. Wenn der Sommer seinen Einzug
hält, bedecken die grünen Blätter des Waldbingelkrautes den Boden. Moos- und
Flechtenarten gedeihen bestens in der Nähe des Baches, stattliche Glockenblumen
leuchten tiefblau, und mit etwas Glück findet man auch ein Exemplar der alten
Heilpflanze Sanicula europaea, auch Gemeine Sanikel genannt.
Das Alaunwerk
Das neunzehnte Jahrhundert hatte gerade begonnen, als der Großhändler Bernt Harder Santesson aus Örgryte im
Kirchspiel Berg ankam. Er sah die steilen Berge, hörte die Kraft des Wassers und
entschloss sich: Hier, am Silberfall, wird eine neue Industrie entstehen - das Alaunwerk Karlsfors. Um die Kraft des Wassers maximal
ausnutzen zu können, kanalisierte man den Bach. An vielen Stellen wurden kleine
Dämme eingebaut. Ganz oben in diesem Gebiet lag ein Staudamm Von hier aus wurde
das Wasser entlang des Kanals in einen viele Meter tiefer liegenden
Wasserspeicher und dann über eine hölzerne Wasserrinne den Berg hinunter
geleitet. Im Jahr 1810 erhielt Santesson
seine Privilegien vom schwedischen Bergskollegium und somit konnte die
Umgestaltung des westlichen Abhangs von Nord-Billingen beginnen. Der Bach wurde
kanalisiert. Entlang des Wasserfalls entstanden große Steinhäuser, und so gut
wie alle Bauernhöfe in der Gegend wurden aufgekauft. Als die Anlage fertig
gestellt worden war, hatte der neue Fabrikbesitzer mehr als 100.000 schwedische
Reichstaler in Karlsfors investiert. Die Zukunft des kleinen Industrieortes
erschien viel versprechend. Alaun ist seit langem ein sehr
begehrtes chemisches Salz. Die Orte, wo es den begehrenswerten Schiefer gibt,
sind selten. Färbereien brauchen das Alaun, um die Farben zu fixieren, die
Gerber verwenden es zur Bereitung von
Leder und die Papierhersteller bestreichen
das Papier mit dem farblosen Salz. Auch die Medizin fragt nach Alaun, das
blutstillende und desinfizierende Wirkungen hat. Als das Werk in seiner Blüte
stand, arbeiteten hier 125 Männer, die in einem Jahr gemeinsam reichlich 1100
Tonnen, ca. 160 Tonnen Alaun, produzierten. Die Herstellung erfolgte größten
Teils handwerklich. Der Schiefer wurde im Tagebau mit der Hand gebrochen, mit
Holzhämmern zerschlagen und dann mit Pferdewagen an einen offenen Platz zum
Brennen gebracht. Danach folgten eine Reihe von Wasserbädern. Bei einem Wasserbad auf dem Weg
zum fertigen Alaun entstand auch ein anderes Produkt - Rotfarbe. Farbe und Alaun
wurden in Tonnen abtransportiert. Die Rückladung der Wagen bestand aus Hering,
der zusammen mit Mehl und Unterkunft, der Lohn der Arbeiter war. Im Jahr 1842 entschied sich die
Zukunft der Fabrik. Die chemische Industrie hatte gerade entdeckt, woraus Alaun
bestand und eine Methode erfunden, wie man einfach und billig Aluminiumsulfat
herstellen konnte – ein Stoff der das teuere und schwer zugängliche Alaun
ersetzen sollte. In Skandinavien wird ein Alaunwerk nach dem anderen stillgelegt
und im Jahre 1912 ist die Branche vollkommen ausgestorben. Der Betrieb in
Karlsfors wurde bereits im Jahr 1856 eingestellt. Bernt Harder Santesson, der
Großhändler, der den Anfang und das Ende des Alaunwerkes in Karlsfors erlebt
hatte, verstarb bettelarm auf dem benachbarten Hof Dämman.
Das Kalkwerk
Während die Gebäude des Alaunwerkes schnell verfielen, entstand eine neue Kleinindustrie oben am
Silberfall. Bereits zur Zeit des Alaunwerkes wurde in Karlsfors Kalkstein
gebrochen. Aber erst nach Stillegung des Alaunwerkes begann man wirklich mit dem
Abbau von Kalkstein, der in Schweden bereits seit dem Mittelalter zum Bauen
verwendet wurde und jetzt auch für Papierherstellung und als
Bodenverbesserungsmittel in der Landwirtschaft Verwendung findet. Zum Unterschied von den
Arbeitern im Alaunwerk haben die Arbeiter im Kalkbruch eigene kleine Höfe und
arbeiten nur zu gewissen Zeiten des Jahres im Kalkbruch. In den besten Zeiten
arbeiteten hier ungefähr zehn Männer, und genau wie die meisten Werke rund um
Billingen begnügte man sich in Karlsfors mit einigen wenigen Öfen. Sowohl der Alaunschiefer, der
bei der Produktion als Brennstoff verwendet wurde, als auch der Kalkstein wurden
nun mit Hilfe von Dynamit gewonnen. Im Anschluss an den Tagebau liegen die in
den Boden eingegrabenen Kalköfen. Hierher werden Gestein und Schiefer in Karren
transportiert. Nach ungefähr zehn Tagen und 1000 Grad Hitze ist es Zeit, die
Öfen abkühlen zu lassen. Der Kalk, der sich mit dem Schiefer verklumpt hat, muss
jetzt heraus gebrochen werden. Der größte Teil, ganze 85 Prozent des
Ofeninhalts, wird direkt auf die Halden am Hang gekippt. Der Rest wird an die
Höfe in der Gegend verkauft. Anfang des 20. Jahrhunderts
begannen einige ereignisreiche Jahre für das Werk in Karlsfors. Im Jahr 1909
wurde die neue Bahnstrecke von Skara nach Timmersdala eingeweiht, und der Kalk
von Karlsfors erreichte jetzt auch entlegenere Kunden. Zwei Jahre später
entstand der Verein "Mellersta Sveriges Kalkbruks Centralförening", dem
sich Karlsfors anschloss. Jetzt herrschten gute Zeiten für
die Kalkindustrie in Schweden. Der erste Weltkrieg bedeutete Importverbot von
Kunstdünger, wodurch die Nachfrage nach Kalk als Bodenverbesserungsmittel
schnell anstieg. Nach dem Krieg wurden die Zeiten schlechter. Ein Konjunkturtief
bedeutete Rationalisierung der Betriebstätigkeit in dem Gebiet. Das Werk Karlsfors wurde von
Västergötlands Förenade Kalkindustrier, der Vereinigten Kalkindustrien von
Västergötland, aufgekauft und kurz danach niedergelegt. Das war im Jahr 1920,
und damit war die Industrieepoche am Silberfall endgültig vorbei.
Wegbeschreibung
Von der Reichsstraße 26 zwischen Mariestad und Skövde nach Timmersdala abbiegen, an der Ortschaft vorbeifahren.
Nach ungefähr 2,5 km bei dem Schild in Richtung
Silverfallet links abbiegen. Von
der Reichsstraße 49 zwischen Skövde und Skara an der Kreuzung in Varnhem nach
Öglunda abbiegen. Folge dem Weg vorbei an der Kirche von Berg. Kurz nach der
Kirche links abbiegen. Nach ca. 2 km ist man im Naturreservat.
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