Eine Feuerblüse ist die Vorform der späteren Leuchttürme. Feuerblüsen wurden bis
Ende des 19. Jahrhunderts an der deutschen Nord- und Ostseeküste errichtet.
Feuerblüse auf dem Neuen=Wercke
Auf der Insel Neuwerk wurde etwa um 1644 eine Kohleblüse aufstellt. Das offene
Kohlefeuer wurde in einem Eisenkorb auf einem massiven, dreigeschossigen
Holzgerüst von 23 m Höhe betrieben. Zwischen dem Eisenkorb und dem hölzernen
Bauwerk befand sich eine Zwischenschicht aus Ziegelsteinen, die ein Übergreifen
der Flammen auf den Holzturm verhindern sollten. Im zweiten Geschoss befand sich eine
beheizbare Wärterstube.
Anfangs brannte das Feuer vom 1.September bis zum 30. April von Sonnenuntergang
bis Sonnenaufgang.
Vom Juni 1761 an brannte es während des ganzen
Jahres. Dazu benötigte man rund 1.000
Tonnen Importkohle aus Schottland, die einen höheren Bitumengehalt hatte und
damit ein helleres Leuchtfeuer als Steinkohle aus Deutschland erzeugte. Die
Kohle wurde durch eine eigens zu diesem Zweck gebaute Galliot nach Neuwerk
transportiert. Trotz der hohen Kosten verdrängte dieser neue Brennstoff in
vielen Leuchtfeuern die Kerzen.
Für das
reibungslose Funktionieren hatte der Blüsenmeister mit seinen beiden Knechten zu
sorgen, so dass das Feuer den ganzen Umkreis erleuchtete und die Luft weithin
sichtbar rötete. Das war natürlich bei Sturm und Regen nicht immer möglich und
ebenso wurde durch das Aufschütten von Kohle das Licht oft unterbrochen. Der
Blüsenmeister und die Feuerknechte hatten die ganze Nacht ununterbrochen schwere
Arbeit zu leisten. Sie mussten das Feuer bewachen, versorgen, Kohlen schleppen,
bei Flaute das Feuer mit dem Blasebalg unterhalten und schließlich die Asche
beseitigen. Das Kohlefeuer hatte
bei trockenem Wetter eine Tragweite von drei bis fünf Seemeilen.
Die Neuwerker Feuerblüse bildete zusammen mit dem bereits 1310 errichteten
Wehrturm von Neuwerk eine Peillinie zur Schartonne vor Scharhörn. Die Blüse
wurde Oktober 1815 durch den Bau eines kleinen Leuchtturms ersetzt, der bis 1909
zusammen mit dem großen Leuchtturm ein Richtfeuer zur Umfahrung des Vogelsands
ermöglichte.
Bild links oben: Blüse im Neuwerker Vorland (1751), angefertigt von Johann
Leonhard Prey für Jacob Schuback, gezeichnet von Jonas Haas, gestochen von
Gottfried Christian und Thomas Albrecht Pingeling.
Der Blüsenmeister hatte folgenden Amtseid zu leisten:
"Neuen=Wercks Bluesers Eyd
Ich lobe und schwere zu Gott dem Allmächtigen,
dass ich diesem Rathe und dieser Stadt auch denen Deputirten der Admiralität
will getrey und hold seyn, ihr Bestes suchen und Schaden abwenden, als ich best
kann und mag. Ich will auch meinem anbefohlenen Ampte mit höchsten Fleiße und
nach besten Vermögen vorstehen, mich alle Abend zu gebührender Stunde vierzehn
Tagen von Michaelis an, biß Ultimo April auf der Blüse finden lassen, das Feuer
darauf anzünden und die Nacht über unterhalten: Wenn aber die Elbe gefroren,
dass keine Schiffe vermuhtet werden, zu Conservirung der Kohlen, spahrsam mit
dem Blüsen umgehen, oder das Blüsen nach Befindung so lange biß die Elbe wieder
offen, gantz einstellen. Ich will auch bey Empfahnung der Kohlen getreu und
redlich mich bezeigen, und fleißig dahin trachten, dass mir allsolches Maaß und
Gewichte, worzu sich Bringer derselben meinen Herren Principalen verbunden,
vollenkömmlich geliefert werde, und sonsten meiner Herren Principalen Befehl
getreuen Fleißes und nach besten Vermögen errichten. So wahr ..."
1979
wurde im Freigelände des Deutschen Schifffahrtsmuseums Bremerhaven ein Nachbau
der Neuwerker Blüse aufgestellt. Wegen eines Erweiterungsbaus des Museums musste
sie 1994 zurückgebaut werden. Die zerlegte Feuerblüse befindet sich heute noch in der
Sammlung des Museums, wird aber wegen Platzmangel nicht mehr aufgebaut.
1990 gab es zum Bremerhaven-Tag einen Sonderstempel mit dem Motiv der Neuwerker
Feuerblüse. Eine Briefmarke wurde der Feuerblüse leider nicht gewidmet. Damals hatten die Städte noch vierstellige Postleitzahlen.
Die Hamburgsche Insel des so genannten Neuen=Wercks, welche an der Einfahrt auf
der Elbe zwischen den Inseln Helgoland und dem Hamburgschen Cuxhaven vor
Ritzebüttel liegt, samt dessen erhabenem Turm, Baaken und Blüse. (1751)
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