Seit dem 13. Jahrhundert gab es eine einfache Fährverbindung zwischen Fehmarn
und Großenbrode.
Im Jahr 1865 hat man schon einmal versucht den kürzesten Verbindungsweg zwischen
dem europäischen Festland und Skandinavien zu schaffen. Aber durch die
Kriegsereignisse sollte erst fast 100 Jahre später das Projekt seine
Verwirklichung erleben, als Deutschland und Dänemark beschlossen, das Werk
gemeinsam durchzuführen. Bis dahin waren die Trajektfähren von Großenbrode die
einzigen Zubringer zur Insel Fehmarn. Am 3. September 1903 wurde das erste
Eisenbahn-Fährschiff Fehmarnsund in Betrieb genommen.
Im Jahre 1958 begann die Planung zu der heutigen Vogelfluglinie und am 4.
Januar 1960 begannen nach einem Brückenbauwettbewerb die Bauarbeiten an der
Fehmarnsundquerung.
Auf der Festlandseite des Fehmarnsunds bereiteten Bagger den Grund für einen
Damm zur südlichen Auffahrt der Fehmarnsundbrücke. Insgesamt wuchs der Damm 330
m in den Sund hinein. Von der Inselseite her entstand ein Damm von 110 m Länge.
Die Brücke tragen sieben Pfeiler, deren Gründungskörper als Hohlkästen aus
Stahlbeton im Trockendock in Rendsburg gebaut und mit Schleppern zur Baustelle
gezogen und dort als Senkkästen auf den vorbereiteten Baugrund exakt genau
abgesenkt wurden (zur damaligen Zeit gab es noch kein GPS). Nach dem Absenken
der Caissons wurde das Wasser mit Luft restlos herausgedrückt. Durch eine
Luftschleuse stemmten Arbeiter am Grund genau in der Größe der Senkkästen den
Meeresboden ab. Den Aushub zog man mit großen Eimern an die Oberfläche. Die
Senkkästen rutschten so nach und nach auf die erforderliche Tiefe und wurden mit
Beton aufgefüllt, so dass sie die nötige Standfestigkeit erhielten. Auf diese
Betonfüße betonierte man anschließend die Brückenpfeiler. Neben den zwei
Hauptpfeilern wuchsen noch ein Nebenpfeiler auf der Inselseite und vier auf der
Landseite.

Foto von Infotafel auf der Festlandseite
Die Montage der Brückenteile wurde hauptsächlich von der Gutehoffnungshütte
durchgeführt. Mit Hilfe einer Hubinsel zog man mit Seilwinden die vorgefertigten
Brückenteile auf die Pfeiler und senkte sie dort mit Hydraulikstempeln auf ihre
Widerlager ab. Auf der Inselseite benutzte man anstelle der Hubinsel mehrere
Hilfsgerüste.
Für die Montage des Brückenbogens über die 248 m breite Fahrrinne montierte man
zunächst einen Kabelkran mit zwei 100 m hohen Masten. Auf zwischen den Pylonen
ausgespannten Drahtseilen transportierte eine Laufkatze die einzelnen Teile der
Bogenkonstruktion an die entsprechende Montagestelle. Zwischen den beiden
Hauptpfeilern errichtete man zur Unterstützung ein Hilfsgerüst. Am 5. September
1962 wurde der Brückenbogen geschlossen und anschließend die Teilstücke der Fahrbahn
eingefügt und vernietet. Die Fahrbahn hat man mit schräg und netzförmig
verspannten Stahlseilen am Brückenbogen
aufgehängt. Die Stahltrossen haben einen Durchmesser von 69 bis 104 mm und sind aus
bis zu 600
Einzeldrähten geflochten. Die Straßendecke wurde aus 1700 Tonnen Gussasphalt
hergestellt und die Stahlkonstruktion mit 170 Tonnen Farbe lackiert.
Am 30. April 1963 wurde die kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke eingeweiht
und gleichzeitig der Fährverkehr über den Fehmarnsund beendet. Zwei Wochen
später, am 14. Mai 1963, ist die komplette Vogelfluglinie durch den
Bundespräsidenten Heinrich Lübke und den dänischen König Frederik IX. feierlich
eröffnet worden. Die neue Vogelfluglinie erhöhte nicht nur den Handel
zwischen Dänemark und Deutschland sondern stärkte auch den Tourismus auf der
bislang abgeschiedenen Insel Fehmarn.

1999 wurde die Fehmarnsundbrücke vom Landesamt für
Denkmalpflege Schleswig-Holstein unter Denkmalschutz gestellt. Die auffällige
Form der Netzwerkbogenbrücke brachte ihr im Volksmund den Spitznamen
"Kleiderbügel" ein. Seit 1999 steht die Fehmarnsundbrücke
unter Denkmalschutz.
Nach einem Belastungstest der Fehmarnsundbrücke im Jahr 2010 und durch ein
Gutachten der Deutschen Bahn vom Dezember 2012 wurde belegt, dass die
Konstruktion der vorhandenen Fehmarnsundbrücke nicht in der Lage ist, die
höheren Belastungen nach der Eröffnung der Festen Fehmarnbeltquerung
aufzunehmen.
Am 4. April 2013 kam zum 50-jährigen Jubiläum der Fehmarnsundbrücke eine 75-Cent
Sonderbriefmarke heraus.
Am 21. November 2018 haben der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr
Schleswig-Holstein und die DB Netz AG den Stand ihrer Planung für ein
Ersatzbauwerk vorgestellt. Demnach wurden vier Varianten einer Vorplanung
unterzogen:
• Neubau einer kombinierten Brücke für Schiene und Straße • Neubau zweier
getrennter Brücken • Neubau eines kombinierten Absenktunnels • Neubau
eines Bohrtunnels mit mindestens vier Röhren
Am 3. März 2020 teilte das Bundesverkehrsministerium mit, dass parallel zur
Fehmarnsundbrücke ein Absenktunnel gebaut werden soll. Dabei werden
vorgefertigte Betonelemente auf den Gewässergrund hinabgelassen und dort
miteinander verbunden. Der neue 1,7 km lange Tunnel wird vier
Fahrstreifen für den Autoverkehr und zwei Gleise für den Bahnverkehr aufnehmen.
Die neue Querung wird voraussichtlich nicht vor 2029 eröffnet werden. Die Brücke
soll erhalten bleiben und für den langsamen Verkehr sowie für Radfahrer und
Fußgänger zur Verfügung stehen. Dazu soll die Brücke restauriert werden. Parallel zu den Tunnelbauarbeiten begann am 25. August 2023 der vierspurige
Ausbau der B 207 zwischen Heiligenhafen-Ost und Puttgarden auf einer Länge von
16,3 Kilometern.

Verrostete Schrammborde muss erneuert werden.
Im Herbst 2020 begannen die Instandsetzungsarbeiten an der fast 60 Jahre alten
Fehmarnsundbrücke. Dabei werden die stark verrosteten Schrammborde und große
Teile der Fahrbahnplatte erneuert, die
Fahrbahnübergänge verstärkt, zwei Lager ausgetauscht, die 80 Tragseile
gewechselt, der Korrosionsschutz des Stahlkörpers erneuert, die Betonpfeiler
saniert und der Kolkschutz am Fuß der Pfeiler erneuert.
Alle Arbeiten finden bei
laufendem Verkehr statt. Da die beiden Fahrspuren während der Bauarbeiten sehr
schmal sind, wurde die Geschwindigkeit auf 30 km/h begrenzt. Die Sanierungsarbeiten sollen voraussichtlich
2024 abgeschlossen werden.

Mit der Hubinsel "TK14" von der Firma Taucher Knoth wurden ab Frühling 2021 für
den neuen Absenktunnel Bodenproben entnommen und eine systematische
Kampfmittelsuche durchgeführt. 2022 wurden auch auf dem Festland und auf Fehmarn
im Verlauf des neuen Tunnels Probebohrungen durchgeführt. Die Deutsche Bahn baut eine neue zweigleisige Trasse zwischen Lübeck und
Fehmarn. Außerdem soll eine 380-Kilovolt-Stromtrasse verlegt werden. Der Verkehr auf der Strecke zwischen Lübeck und Neustadt soll so lange
wie möglich aufrecht erhalten bleiben. Ab dem 31. August 2022 fährt ab Neustadt
kein Zug mehr. Die Fahrgäste müssen dort auf den Busersatzverkehr umsteigen. Die
Buslinie X85 bringt die Fahrgäste bis zur Fertigstellung der Schienenanbindung
der festen Fehmarnsundtquerung auf die Insel Fehmarn. Im Mai 2023 fanden Bauarbeiten unter der Brücke statt, wobei
sich die Durchfahrtshöhe um ca. 3 m verringerte. Mitte August 2023 wurde um den
Pfeiler 5 der Fehmarnsundbrücke ein Sperrgebiet mit unbeleuchteten, gelben
Spierentonnen mit rotem Band, schwarzer Aufschrift "Sperr-G." und liegendem
gelben Kreuz als Toppzeichen eingerichtet.

Erneuerte Schrammborde im September 2023
Ab
2023 werden die 80 Tragseile zusammen mit 116 Seilschellen, die für mehr
Stabilisation sorgen, gewechselt. Dazu wurden im September 2022 testweise zwei
neuartige Seilschellen getauscht, eine aus Polyethylen und eine aus Edelstahl.
An den Schellen sind Sensoren angebracht, die Bewegung und Beanspruchung
aufzeichnen. Ende November werden die Daten in den Seilschellen ausgelesen und
entschieden welche stabiler ist. Danach werden 116 Seilschellen angefertigt und
eingebaut. Die neuen Tragseile haben 20 Prozent mehr Tragfähigkeit als die
alten. Der Seiltausch wird in einer vorher genau festgelegten Reihenfolge
durchgeführt, damit die Lasten der Brücke zu jeder Zeit ausbalanciert bleiben.
Der Ausbau eines Seils kann je nach Wetterbedingen bis zu einem Tag dauern. Die
Tragseile bestehen aus einer Vielzahl von einzelnen, verzinkter Drähte. Die
neuen Seile haben einen Kunststoffummantelung, der sie in Zukunft vor der
Witterung an der Ostsee schützt. Die Kunststoffummantelung ist so gestaltet,
dass die Fehmarnsundbrücke ihr gewohntes Erscheinungsbild behält. Ein 39,5 m
langes, 6,9 cm dickes und 1000 kg schweres Tragseil der Fehmarnsundbrücke wurde
im August 2024 an der Westmole in Burgtiefe auf 16 Holzpfosten neben der Chillaz
Café und Cocktailbar ausgestellt. Besonders anspruchsvoll waren die Arbeiten an den 1,50 m großen
Fahrbahnübergängen zwischen Brücke und Festland. Diese waren durch Korrosion und
Belastung so stark angegriffen, dass sie komplett erneuert werden mussten. Anfang September 2023 wurde für die Arbeiten an der
Fehmarnsundbrücke um den Pfeiler 1 (SW-Seite der Brücke) ein Sperrgebiet mit gelben
Spierentonnen mit rotem Band, schwarzer Aufschrift "Sperr-G." und liegendem
gelben Kreuz als Toppzeichen eingerichtet. Die Position dieses Sperrgebietes
wurde im Mai 2024 örtlich verändert. Zu Beginn der Arbeiten wurden die
Instandsetzungskosten auf 30 Millionen Euro geschätzt. Im Herbst 2024 hat sich
die Summe verdreifacht.
Visualisierung Fehmarnsundquerung
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