Fensterglas hat über die gesamte Fläche die gleiche Dicke. Fensterglas bricht
das Licht nicht. Wenn Fensterglas in der Mitte dicker gemacht wird, entsteht
eine Linse, die das Licht bricht. Die Form wird als konvex bezeichnet. Die
Strahlen werden in einem Brennpunkt (Fokus) gesammelt. Wenn Fensterglas in der
Mitte dünner gemacht wird, entsteht eine Linse, die das Licht bricht. Die Form
wird als konkav bezeichnet. Die Strahlen breiten sich von einem Brennpunkt aus
aus.
Wenn ein Lichtstrahl von der Luft in ein transparentes Material gelangt, wird er
beeinflusst und ändert die Richtung. Der Grund dafür, dass das Licht seine
Richtung ändert, liegt darin, dass die verschiedenen Materialien
unterschiedliche Brechungsindizes haben. Verschiedene optisch transparente
Materialien brechen das Licht unterschiedlich. Glas bricht das Licht stärker als
Luft und hat daher einen höheren Brechungsindex als Luft. Verschiedene Glasarten
haben unterschiedliche Brechungsindizes. Physikalisch ist die Brechung darauf
zurückzuführen, dass Licht in verschiedenen Materialien unterschiedliche
Geschwindigkeiten hat. Der Brechungsindex ist definiert als die Geschwindigkeit
im Vakuum dividiert durch die Geschwindigkeit im Material (bei einer bestimmten
Lichtwellenlänge). Je höher der Brechungsindex, desto stärker bricht die Linse
das Licht. Der Fokus wird kürzer.
Die ersten Objektive Kleine Linsen wurden seit dem späten
16. Jahrhundert hergestellt. Im Jahr 1609 konstruierte Galileo Galilei unter
Verwendung von Glaslinsen ein Fernglas/Teleskop, das er für die Astronomie
verwendete. Er entdeckte unter anderem, dass 4 Monde den Planeten Jupiter
umkreisen. Sie werden heute die Galileischen Monde genannt. Später wurde
entdeckt, dass es auf dem Planeten deutlich mehr und kleinere gibt. Je größer
die Linse, desto schwieriger ist ihre Herstellung. Linsen für Leuchttürme
konnten zu dieser Zeit noch nicht hergestellt werden.
Fresnel-Linse (Gürtellinse)
Das Licht breitet sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 300.000 Kilometern pro
Sekunde gleichmäßig in alle Richtungen aus. Um das Licht gebündelt und in eine
Richtung zu lenken, nutzte man die Erfindung eines Franzosen. Der Physiker
Augustin Jean Fresnel entwickelte um 1822 die Fresnel-Linse (Gürtellinse) für Leuchttürme. Dadurch wurde eine
höhere Lichtausbeute möglich. Die Strahlenablenkung erfolgt
senkrecht zur Rotationsachse in der Regel in die Horizontale und das Licht strahlt in
alle Richtungen gleich hell.
Die
Krümmungsradien der Ringzonen sind so geformt, dass die einzelnen Brennpunkte
der Ringzonen mit dem Brennpunkt der zentralen Planlinse zusammenfallen. Die
Lichtausbeute einer Fresnellinse ist um bis zu viermal höher als bei einer
plankonvexen Linse bzw. einem Parabolspiegel. Bei größeren Linsen wird auch noch
das nach oben und unten strahlende Licht durch Spiegel in die Horizontale
umgelenkt. Außerdem ermöglichte die Fresnellinse eine große Einsparung an
Glasmaterial. Die dadurch gewonnene Gewichtsreduzierung macht sich vor allem bei
großen Linsen mit Durchmessern von bis zu 1,5 m bemerkbar. Das Bild links zeigt das Profil einer plan-konvexen Linse (links) und einer
Fresnelschen Stufenlinse (rechts). Die erste Gürtellinse
in Deutschland führte man 1848 beim
Leuchtturm Darßer Ort ein. Später wurden die Fresnelschen Gürtellinsen durch
katadioptrische Linsenkörper in den Feldern ober- und unterhalb der Diopter
(Prismenringe) verbessert. Katadioptische Prismen haben einen dreieckigen
Querschnitt und wirken an zwei Seiten lichtbrechend, an der dritten Seite wird
dagegen im Inneren des Prismas das Licht reflektiert. Durch die Brechung der Strahlen parallel zur Achse
wurde eine weitere Ausnutzung der Lichtquelle erreicht. Sehr große Gürtellinsen
können aus über 1.000 präzise geschliffenen Kristallprismen bestehen. Die großen
Gürtellinsen mit einer Brennweite von 920 mm haben einen Durchmesser von rund
zwei Metern und ein Gewicht von über vier Tonnen. Sie wurden aus über 1000
handgeschliffenen Linsen und Prismen zusammengesetzt und teilweise mit
transparentem Kanadabalsam, einem klebrigen Baumharz der kanadischen Balsam-Tanne,
gekittet bzw. werden mit Metallrahmen zusammengehalten. Das getrocknete
Kanadabalsam hat fast den gleichen optischen Brechungsindex wie Kronglas. Kleinere Gürtellinsen werden seit den 1960er Jahren gepresst oder im
Schleuderverfahren bei
rotierender Form hergestellt. Größere Gürtellinsen werden aus einzelnen,
konzentrisch geschliffenen Kreisringen in einen Messingeinfassung zusammengesetzt. Mit
zunehmender Verbesserung der elektrischen Lampen konnten in den letzten
Jahrzehnten immer kleinere Linsen eingesetzt werden. Die Gürtellinse 6. Ordnung (rechts im Bild) stammt aus dem Bestand des Seehydrographischen
Dienstes der DDR. Vermutlich war sie zuletzt auf einem dortigen Tonnenhof
eingelagert und wurde ausgemustert. Die Gürtellinse wurde nach der Jahrtausendwende vom
Museum für Wattenfischerei in Wremen dem Heimatmuseum Borkum abgekauft und steht
seitdem im Wremer Museum. Die Linse ist 43 cm hoch und hat zweimal fünf
ringförmige Stufen. Die Gürtellinse ist nach Aussage des Heimatvereins
Borkum keinem Leuchtturm mehr zuzuordnen, da es etliche baugleiche dieser Linsen
gab/gibt. Die Einteilung der Ordnungsziffern I bis VI mit den Brennweiten von 920 bis 150
Millimeter wurde 1826 in Frankreich festgelegt und auch von anderen Ländern
übernommen. Später kamen zu diesem Ordnungsprinzip noch Zwischengrößen
zwischen dritter und vierter Ordnung sowie Größen über der erster und unter der sechsten
Ordnung hinzu, sodass wir heute 14 Ordnungsklassen unterscheiden. Die
hyperradialen Fresnellinsen wurden in rund 30 Leuchttürmen eingebaut. Durch die
Entwicklung neuer Hochintensitätslampen wurde diese Linsengröße überflüssig.
Die letzte Linse dieser Art wurde 1928 im Leuchtturm auf den Copeland-Inseln verbaut.
Unterteilung von Gürtellinsen in Ordnungen
Ordnung |
Brennweite (mm) |
Durchmesser (mm) |
Höhe (mm) |
Masse (kg) |
Anwendung |
Hyper-radial |
1330 |
2660 |
3760 |
|
Große Seefeuer |
Meso-radial |
1125 |
2250 |
3200 |
|
2 brasilianische Leuchttürme |
1 (I) |
920 |
1840 |
2590 |
5800 |
Große Küstenseefeuer |
2 (II) |
700 |
1400 |
2069 |
1600 |
Küsten- und Seefeuer |
3 (III) |
500 |
1000 |
1576 |
900 |
Meeresküsten, Flusseinfahrten, Buchten, Kanäle |
3 (III) mittel |
400 |
800 |
|
|
3 (III) klein |
375 |
750 |
1090 |
|
4 (IV) groß |
300 |
600 |
|
|
Untiefen, Riffe, Hafenfeuer |
4 (IV) |
250 |
500 |
722 |
200-300 |
5 (V) groß |
200 |
400 |
|
|
Wellenbrecher, Fluss- und Kanalfeuer |
5 (V) |
187,5 |
375 |
541 |
120-200 |
6 (VI) |
150 |
300 |
433 |
100 |
Molen- und Hafenfeuer |
7 (VII) |
100 |
200 |
165 |
|
8 (VIII) |
70–75 |
140–150 |
82,6 |
|
Große Gürtellinsen mit großer Brennweite ergeben bei gleicher Lichtquelle ein
helleres und weiter reichendes Licht als kleine Linsen mit kurzer Brennweite.
Die Skizze oben zeigt den Aufbau einer Gürtellinse mit konzentrischen Ringen. Die
Ringe haben eine Art Stufe in dem sich die Materialstärke verringert. Das Licht,
dass durch diese Stufen tritt, wird gebrochen und umgelenkt. Die Skizze unten
zeigt eine Fresnelsche Gürtellinse mit katadioptrischen Linsenkörpern in den
Feldern ober- und unterhalb der Prismenringe. Die oberen katadioptischen Prismen
nennt man Krone, die unteren Kranz. Durch die katadioptischen Prismen
wird das nach oben und unten strahlende Licht in die optische Achse gespiegelt
und dadurch eine weitere Ausnutzung der Lichtquelle erreicht.
Brechungsfehler Der Fokus von Strahlen, die nahe der Mitte
der Linse (nahe der optischen Achse) verlaufen, und Strahlen, die nahe dem
äußeren Rand der Linse passieren, haben nicht den gleichen Fokus. Der Fehler
wird sphärische Aberration genannt. Je größer das Objektiv, desto größer die
Abweichung.
Farbfehler Weißes Licht besteht aus einer Mischung von
Farben mit jeweils eigener Wellenlänge. Wenn weiße Lichtstrahlen ein
transparentes Material passieren, werden sie unterschiedlich beeinflusst. Wenn
sie in der Nähe des äußeren Randes der Linse vorbeikommen, fällt deutlicher auf,
dass die Farben wie in einem Regenbogen aufgespalten sind. Das Bild wird
unscharf. Konturen in einem Bild erhalten schillernde Kanten. Dieser Fehler wird
chromatische Aberration genannt. Je größer das Objektiv, desto größer die
Abweichung.
Linsenkorrektur Je größer die Linse, desto heller ist sie,
weil sie mehr Licht einfangen kann. Aber mit der Größe steigt auch der
Brechungsfehler. Man hat gelernt, dass durch die Kombination unterschiedlicher
Formen und Stärke der Linse sowie unterschiedlicher Materialien die
Brechungsfehler mehr oder weniger reduziert werden können.
Glasarten
-
Sodaglas (Industrieglas, Fensterglas) entsteht
durch Erhitzen einer Mischung aus 65 % Quarzsand, 25 % Kalk (Kalziumoxid) und 10
% Soda (Natriumcarbonat) über dem Schmelzpunkt. Zum Schleifen und Polieren ist
es nicht geeignet, da sich bei der mechanischen Bearbeitung übermäßig viele
Späne lösen.
-
Kronglas (Kalk-Silikat-Glas)
wird aus ca. 73 % Quarz (SiO2), ca. 17 % Kaliumoxid (K2O), 5 % Natriumoxid
(Na2O), ca. 3 % Calciumoxid (CaO) und ca. 2 % Aluminiumoxid (Al2O3)
hergestellt. Das Gemenge wird bei rund 1400 Grad geschmolzen. Kronglas wird zur Herstellung von höherwertigen optischen
Glaswaren wie Brillengläsern und Linsen für Mikroskope, Objektive und andere
optische Geräte benutzt.
-
Kristallglas oder Bleikristall wird aus Quarzsand, Bleimineralien und Kaliasche
(Kaliumcarbonat) hergestellt. Es eignet sich gut zum Schleifen und Polieren. Ein
Nachteil besteht darin, dass es leicht zerkratzt werden kann. Es
verfügt über einen hohen Brechungsindex und kann neben Kunstglas auch für
optische Linsen, beispielsweise Gürtellinsen, verwendet werden. Im Vollkristall
ist der Bleigehalt hoch, im Halbkristall niedriger. Im 17. Jahrhundert wurden
Bleiglasscheiben verwendet, um die Leuchtfeuerflamme zu umgeben.
-
Feuerfestes
Glas wird aus Quarzsand mit einem hohen Zusatz von Borat und Aluminiumoxid
hergestellt. Die Zusätze machen das Glas widerstandsfähig gegen schnelle
Temperaturwechsel. Es wird in der Küche als ofenfeste Glas- oder Glaspfanne
verwendet.
-
Quarzglas wird aus Quarzsand ohne oder nur mit geringem Zusatz anderer
Stoffe hergestellt und hat einen hohen Schmelzpunkt. In Laboren wird sogenanntes
Jena- oder Pyrex-Glas verwendet und beispielsweise für die Glasabdeckung einer
glühbirnenartigen Halogenlampe verwendet.
-
Farbiges Glas wird durch Zugabe
verschiedener Metalle oder Salze hergestellt. Dadurch werden einige Wellenlängen
absorbiert, während das Glas für andere Wellenlängen transparent ist. Es wird
beispielsweise verwendet, um grüne und rote Sektoren bei Leitfeuern
bereitzustellen. Rotes Glas wird durch Zugabe von fein verteiltem, kolloidalem
Gold hergestellt.
-
Kunststoffglas ist ein Material mit sehr hoher Transparenz und im
Vergleich zu Mineralglas geringerem Gewicht. Es besteht meist aus Acrylglas oder Polycarbonat.
Die Linsen können in Kleinserien mit hoher optischer Präzision produziert werden.
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