Mit der
Kennung eines Leuchtfeuers bezeichnet man die Eigenschaften, die in der Nacht
die Identifizierung des Leuchtfeuers ermöglicht. Die Kennungen werden nach einer
bestimmten Systematik bezeichnet. Zuerst kommt die Taktung, also die Abfolge von
Hell- und Dunkelintervallen z. B. "OC(2)" für ein unterbrochenes Feuer in
2er-Gruppen. Danach wird die Farbe des Leuchtfeuers angegeben (z. B. "R" für
"Rot"), gefolgt von einer Zahl, welche die Wiederkehr bezeichnet (z. B. "12s").
Wenn eine Bake oder Leuchttonne ein akustisches Signal von sich gibt, folgt
dessen Bezeichnung am Ende (z. B. "Bell" für "Glocke"). Ein
Blink ist mindestens zwei Sekunden lang und ein Blitz eine Sekunde oder kürzer. Diese Kennungen von Leuchtfeuern werden (oft auch mit Feuerhöhe und
Nenntragweite) in Seekarten angegeben. Die Kennung "Oc(2) WRG 9s" beim Leuchtturm
Heiligenhafen steht für ein
unterbrochenes Sektorenfeuer in den Farben Weiß/Rot/Grün mit einer Wiederkehr von 9 Sekunden.
Bis auf wenige Ausnahmen brennen alle Leuchtfeuer das ganze Jahr hindurch von
Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.
Wenn die Dauer eines
Dunkelintervalls bei einer Kennung zu kurz gewählt wird, können die Blitze
ineinander übergehen und so die Identifizierung eines Seezeichens verhindern.
Daher sollte die Dauer eines Dunkelintervalls nicht auf unter 0,15 Sekunden
reduziert werden. Um sicherzustellen, dass Kennungen bei Blitzfeuern
unterschieden werden können, sollten Blitze (Fl) vorzugsweise auf 60,
Funkelfeuer (Q) auf 120 und für schnelle Funkelfeuer (VQ) auf 240 Blitze pro
Minute festlegt werden. Die Wiederholungsrate für ultraschnelle Blitze sollte
300 Blitze pro Minute nicht überschreiten, da bei schnelleren Raten die
Blitzfolge unter Umständen dem Anschein von Dauerlicht ähneln könnte. Ein
grünes oder blaues Licht, das sehr kurze Blitze zeigt, kann mit einem weißen
Licht verwechselt werden. Daher sollten Kennungen mit hohen Blitzfrequenzen für
blaue oder grüne Lichter vermieden werden.
Wechselfeuer
Außer den oben gezeigten Kennungen bei Leuchtfeuern gibt es noch sogenannte
Wechselfeuer, die abwechselnd verschiedene Farben zeigen. Diese Klasse
von Lichtcharakteren sollte mit Vorsicht verwendet werden und es sollte
sichergestellt werden, dass die verschiedenen Farben für einen Beobachter
gleich sichtbar erscheinen. Es gibt für Wechselfeuer zwar die deutsche
Abkürzung (Wchs.), aber in Seekarten und deutschen Leuchtfeuerverzeichnissen
wird immer die internationale Abkürzung (Al) für "Alternating"
benutzt.
Typ intern. |
Bezeichnung |
Darstellung |
Al WR |
Wechselfeuer
|
|
Al Fl WR |
Wechselndes Blitzfeuer |
|
Al Oc BuY |
Unterbrochenes Wechselfeuer (Wrack-Notmarkierung) |
|
Gruppenkennung
Bei einer
Gruppenkennung wird der Zeitverlauf einer Taktfolge durch eine Zahlenfolge
dargestellt, die mit einem Plus-Zeichen verbunden sind. Dabei werden die
Hellzeiten durch nicht geklammerte Werte und die Dunkelzeiten durch rund
geklammerte Werte angegeben. Bei der Gruppenkennung kann auch die mehrmalig
wiederholte Gruppe in eckige Klammern gesetzt und die Anzahl der Wiederholungen
mit einem Multiplikationszeichen vor die eckige Klammer gesetzt werden.
Typ international |
Typ deutsch |
Wiederkehr |
Taktfolge |
Q 1 s |
Fkl. 1 s |
1 s |
0,5 + (0,5) |
Oc 4 s |
Ubr. 4 s |
4 s |
3,0 + (1,0) |
Fl(3) 12 s |
Blz. 12 s |
12 s |
1 + (2) + 1 + (2) + 1 + (5) |
Leuchtfeuerfarben
Abk. intern. |
Abk. deutsch |
international |
deutsch |
Bu |
bl. |
blue |
blau |
G |
gn. |
green |
grün |
Or |
or. |
orange |
orange |
R |
r. |
red |
rot |
Vi |
viol. |
violet |
violett |
W |
w. |
white |
weiß |
Y |
g. |
yellow |
gelb |
Zur Identifizierung der Markierungen im IALA-System für
maritime Betonnungen werden Lichter unterschiedlicher Farben verwendet. Rote
und grüne Lichter für die seitlichen Markierungen, weiße Lichter für die
Kardinal-, Gefahren- und sicheren Gewässermarkierungen, gelbe Lichter für
die Sondermarkierungen und blau/gelbe Lichter für Wrackmarkierungsbojen.
Empfohlene Kennungen bei Leuchttonnen nach IALA (Exemplarisch)
Typ |
Wiederkehr |
Taktfolge |
Farbe |
Bevorzugte Anwendung |
F |
|
Festfeuer |
|
Sollte nicht
verwendet werden |
Fl |
3,5 s |
0,7 + (2,8) |
G, R, Y |
Lateral, Übergang (Fahrrinne) |
Fl |
4 s |
1,0 + (3,0) |
G, R |
Lateral |
Fl |
5,5 s |
0,7 + (4,8) |
G, R |
Uferfeuer |
Fl(2) |
5 s |
2 x [ 0,7 + (0,7) ] + (2,2) |
Y |
Übergang (Fahrrinne) |
Fl(2) |
9 s |
2 x [ 1,0 + (2,0) ] + (3,0) |
G, R, W, Y |
Einzelgefahr, Lateral, Sonderzeichen |
Fl(2+1) |
15 s |
1,0 + (1,0) +1,0 + (3,0) +1,0 +(8,0) |
G, R |
Abzweigung |
Fl(4) |
7,8 s |
4 x [0,7 + (0,7)] + 2,2 |
Y |
Übergang (Fahrrinne) |
Fl(5) |
20 s |
5 x [ 1,0 + (2,0) ] + (5,0) |
Y |
ODAS |
LFl |
5 s |
2,0 + (3,0) |
W |
Mitte-Schifffahrtsweg |
Iso |
4 s |
2,0 + (2,0) |
G, R, W |
Mitte-Schifffahrtsweg, Liegeplätze |
Iso |
5 s |
2,5 + (2,5) |
W, Y |
Hindernis, Fahrrinne (Übergang) |
Iso |
8 s |
4,0 + (4,0) |
W |
Mitte-Schifffahrtsweg |
Iso |
10 s |
5,0 + (5,0) |
W |
Mitte-Schifffahrtsweg |
Oc |
4 s |
3,0 + (1,0) |
W |
Mitte-Schifffahrtsweg |
Oc(2) |
9 s |
2 x [ (1,0) + 2,0 ] + 3,0 |
G, R, Y |
Lateral, Sonderzeichen |
Oc(2) |
12 s |
2 x [ (1,0) + 2,0 ] + 6,0 |
G, R, Y |
Lateral, Sonderzeichen |
Oc(3) |
12 s |
3 x [ (1,0) + 2,0 ] + 3,0 |
G, R, Y |
Lateral, Sonderzeichen |
Q(3) |
10 s |
3 x [ 0,5 + (0,5) ] + (7,0) |
W |
Ost-Kardinal |
Q(6) + LFl |
15 s |
6 x [ 0,5 + (0,5) ] + 3,0 + (6,0) |
W |
Süd-Kardinal |
Q(9) |
15 s |
9 x [ 0,5 + (0,5) ] + (6,0) |
W |
West-Kardinal |
IQ |
13 s |
9 x [ 0,5 + (0,5) ] + (4,0) |
W |
Lateral, Abzweigungen |
VQ |
0,6 s |
0,3 + (0,3) |
W |
Nord-Kardinal |
VQ(3) |
5 s |
3 x [ 0,3 + (0,3) ] + (3,2) |
W |
Ost-Kardinal |
VQ(6) + LFl |
10 s |
6 x [ 0,3 + (0,3) ]+ 2,4 + (4,0) |
W |
Süd-Kardinal |
VQ(9) |
10 s |
9 x [ 0,3 + (0,3) ] + (4,6) |
W |
West-Kardinal |
-
Steuerbordtonnen werden mit FL G, FL(2) G, OC(2) G, OC(3) G, Q G, oder IQ G befeuert.
-
Backbordtonnen werden mit FL R, FL(2) R, OC(2) R, OC(3) R, Q R, oder IQ R befeuert.
-
Steuerbordtonnen, abzweigendes Fahrwasser werden mit FL(2+1) G befeuert.
-
Backbordtonnen, abzweigendes Fahrwasser werden mit FL(2+1) R befeuert.
-
Mitte Fahrwasser Tonnen werden mit weißem Licht und der Kennung ISO oder Oc
befeuert.
Maximale Zeit der Wiederkehr
Bezeichnung |
Maximale Periode |
Gleichtaktfeuer |
12 s |
Unterbrochenes Feuer |
} 15 s |
Blitzfeuer mit Einzelblitzen |
Schnelles Funkelfeuer in Gruppen |
Unterbrochenes Feuer in Gruppen mit zwei Dunkelphasen |
} 20 s |
Blinkfeuer |
Blitzfeuer in Gruppen mit zwei Blitzen |
Funkelfeuer in Gruppen |
Unterbrochenes Feuer in Gruppen mit drei oder mehr Dunkelphasen |
} 30 s |
Blitzfeuer in Gruppen mit drei oder mehr Blitzen |
Gruppen-Blitzlicht mit Gruppen unterschiedlicher Blitzanzahl |
Morsefeuer |
Darüber hinaus gibt es noch die Kennung
'Mo', die aktuelle Bezeichnung in
internationalen Seekarten für das Morsefeuer, wobei das Licht in Form eines
Morsecodes ausgesendet wird. Die Kennungen der Buchstaben bestehen aus ein bis
vier lange oder kurze Zeichen. Als Beispiel Mo (D) stellt den Buchstaben D
(lang-kurz-kurz) dar. Die ältere Bezeichnung der Morsekennung war 'M'.
Bezeichnung von Kennungen durch Morse-Buchstaben
A |
· – |
J |
· – – – |
S |
· · · |
B |
– · · · |
K |
– · – |
T |
– |
C |
– · – · |
L |
· – · · |
U |
· · – |
D |
– · · |
M |
– – |
V |
· · · – |
E |
· |
N |
– · |
W |
· – – |
F |
· · – · |
O |
– – – |
X |
– · · – |
G |
– – · |
P |
· – – · |
Y |
– · – – |
H |
· · · · |
Q |
– – · – |
Z |
– – · · |
I |
· · |
R |
· – · |
|
|
Synchronisierung und Sequenzierung von Leuchtfeuern
Die Synchronisierung und die Sequenzierung (Bestimmung der Leuchtreihenfolge)
von Leuchtfeuern sind nützliche Methoden, um das räumliche Bewusstsein von
Seeleuten zu erhöhen, indem die allgemeine Sichtbarkeit von Leuchtfeuern
verbessert wird, insbesondere in Gebieten mit Hintergrundbeleuchtung. Beide
können mit festen und blinkenden Kennungen kombiniert werden. Anfangs wurde
die Synchronisierung in der Seefahrt nur für Richtfeuer verwendet. Der Zweck der
Synchronisierung besteht darin, die Auffälligkeit des Signals zu erhöhen und
anzuzeigen, dass die zwei oder mehr Lichter in irgendeiner Weise verbunden sind.
Wenn beispielsweise zwei Tonnen in einem Kanal ein "Torfeuer" bilden, können die
Lichter auf ihnen synchronisiert werden, um dieses Torpaar auffälliger zu machen
und die räumliche Wahrnehmung zu verbessern. Damit der Seefahrer
synchronisierte Gruppierungen eindeutig erkennen kann, sollte der Zeitfehler
zwischen synchronisierten Leuchtfeuern nicht größer als 50 ms sein. Eine
Sequenzierung von Lichtern erfolgt, wenn eine Reihe von Lichtern in einer
Zeitfolge blinkt, um die geografische Beziehung zwischen ihnen anzuzeigen. Es
ist auch möglich, die beiden Effekte von Synchronisierung und Sequenzierung zu
kombinieren, sodass beispielsweise in einem Kanal, der durch Tonnenpaare
markiert ist, die Lichter jedes Paars synchronisiert werden und die gepaarten
Lichter zusätzlich so eingestellt werden, dass sie in einer zeitlichen Abfolge
entlang der Länge des Kanals erscheinen. Das Ziel besteht darin, dem Seemann
dabei zu helfen, zu unterscheiden, welche Lichter oder Tonnenpaare am nächsten
und welche weiter entfernt sind. Erfahrungen
mit sowohl synchronisierten als auch sequentiellen Leuchtfeuern zeigen, dass
sich aus ihrer Verwendung zwei wesentliche Vorteile ergeben können:
-
Synchronisierte Lichter sorgen für eine hohe Auffälligkeit – sie ziehen den
Blick des Betrachters auf sich und überwinden die Hintergrundbeleuchtung
aufgrund ihrer regelmäßigen und kombinierten Wirkung.
-
Sequentielle Lichter sorgen für Richtungsbewusstsein und verbessern die
Positionierung innerhalb des Fahrwassers – der Beobachter erlebt eine visuelle
Bewegung in der horizontalen Ebene.
Möglichkeiten durch neue Technik
In der Vergangenheit gab es technische Einschränkungen bei der Umsetzung der
verfügbaren Kennungen für Leuchtfeuer. In absehbarer Zukunft werden jedoch die
Mehrzahl der Leuchtfeuer auf Leuchtdioden oder andere neuartige Lichtquellen
umgestellt sein. Mit diesen neuen Technologien gibt es viel mehr Spielraum bei
der Auswahl der Kennungen, die genutzt werden können.
LED-Lichtquellen
Traditionell wurde die Blitzform durch die Technologie eingeschränkt, was zu
einem Blitzprofil führte, das nicht präzise gesteuert werden konnte. Gaußsche
Blitzprofile, die durch rotierende Optiken und Glühlampen erzeugt wurden, hatten
den Nebeneffekt, dass sich die Wahrnehmung der Blitzlänge je nach
Betrachtungsabstand änderte, was eine gewisse Entfernungsbestimmung am
entfernten Ende ermöglichte. Bei Leuchten mit schnell schaltenden
Leuchtmitteln (Leuchtdioden) erfolgt die Schaltung für das Auge ohne
wahrnehmbare Verzögerung. Standardmäßige rechteckige Blitzformen, die durch
LED-Lichtquellen erzeugt werden, behalten unabhängig vom Betrachtungsabstand die
gleiche zeitliche Wahrnehmung. Durch den Einsatz moderner Steuerungstechniken
und LED-Lichtquellen können jedoch maßgeschneiderte Blitzprofile erstellt
werden, die die Sichtbarkeit und Entfernungsbestimmung verbessern können.
Gleichzeitige Verwendung von Fest- und Blinksignalen
Das Ersetzen der Dunkelzeit einer Kennung durch ein Lichtsignal mit geringer
Intensität verbessert die Fähigkeit des Seefahrers, das räumliche Bewusstsein
aufrechtzuerhalten und verbessert die Identifizierung aus kurzer Entfernung. In
Fällen, in denen die herkömmliche rotierende Optik eines Leuchtturms durch
blinkende LED-Lichter ersetzt wird, erzeugt die Implementierung von Fest- und
Blinkzeichen einen Effekt, der dem Restlicht zwischen den Blitzen der
rotierenden Optik ähnelt. Versuche haben gezeigt, dass eine feste
Lichtsignalkomponente von 1 % der Spitzenlichtintensität für die meisten
Anwendungen mit Fest- und Blinkzeichen als ausreichend angesehen werden kann.
Die Festkomponente kann auf eine Reihe von Kennungen angewendet werden, wenn die
Phase mit geringer Intensität (längste Verfinsterung im Gruppenzeichen) länger
ist als die Phase mit hoher Intensität (Blitz).
In Seekarten bedeutet
die
Platzierung eines "F" vor der eigentlichen Kennung, dass eine Kombination des
Festlichtsignals niedriger Intensität mit dem Hauptsignal angewendet wird,
beispielsweise (FFl).
Bei einem Leuchtturm mit Festfeuer und Blitz (FFl) wird ein schwaches Festfeuer
von längerer Dauer durch stärkere Blitze unterbrochen. Diesen gehen meist
kürzere Finsternisse voraus und nach.
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