Eine geeignete Lichtstärke ist eines der Grundmerkmale eines maritimen
Leuchtfeuers. Die Intensität sollte ausreichend sein, um sicherzustellen, dass
das Licht für den nutzbaren Bereich der Navigation sichtbar ist. Die Lichtstärke
ist abhängig von der Richtung, in der das Licht abgestrahlt wird und bei
getakteten Feuern zusätzlich von der Zeit. Die abgestrahlte Helligkeit eines
Leuchtfeuers wird durch die Lichtstärke beschrieben und in Candela [Cd]
angegeben.
Photometrische Lichtstärke
Die photometrische Lichtstärke [IPH]
eines Leuchtfeuers wird durch photometrische Messungen mit dem Luxmeter an der
Leuchte gemessen oder durch Berechnung ermittelt. Mit ihr kann man die
Lichtleistung verschiedener Leuchten vergleichen.
Betriebslichtstärke
Um die Betriebslichtstärke [IB] zu berechnen, muss die photometrische
Lichtstärke [IPH] aufgrund von Verlusten durch Alterung und durch die
Verschmutzung der Leuchte während der Betriebszeit durchschnittlich um den
Betriebszustandsfaktor [B] herabgesetzt werden. Dieser liegt im Mittel bei 0,75.
Es sollte berücksichtigt werden, dass der Wert des Betriebszustandsfaktors stark
von den Wartungsintervallen abhängt, dass bei einem Leuchtfeuer angewendet wird.
Wenn ein Leuchtturm beispielsweise wöchentlich gereinigt wird, ist der
Betriebszustandsfaktor möglicherweise viel geringer als bei einem Leuchtturm,
der jährlich gereinigt wird, da die Ansammlung von Schmutz und Staub nicht so
groß ist. Da sich die Laterne nicht in einem Laternenraum befindet, keine
Farbfilter verwendet werden und davon ausgegangen wird, dass die Laterne ersetzt
wird, bevor eine signifikante Lichtstromabnahme der Leuchte stattgefunden hat,
gibt es keine anderen Herabsetzungsfaktoren. Daher kann mithilfe der Gleichung
[IB = B * IPH] die Betriebslichtstärke berechnen werden.
Lichtstromabnahme durch Alterung
Alle Lichtquellen verschlechtern sich mit der Zeit, einige Lichtquellen
verschlechtern sich jedoch schneller als andere. Normalerweise geben Hersteller
in den Datenblättern ihrer Lampen Informationen zur Lichtstromabnahme an. Im
Laufe der maximalen Betriebsstunden kommt es zu Beginn zu einem schnellen Abfall
der Lichtleistung, gefolgt von einem allmählicheren Abfall im Laufe der weiteren
Lebenszeit. Dieser Lichtverlust muss bei der Berechnung der erforderlichen
Lichtleistung berücksichtigt werden. Nach 1000 Betriebsstunden eines
Leuchtmittels ist ein Lichtstromverlust von rund 15 % zu berücksichtigen. Wenn
die Lichtquelle eine Lebenszeit von 10.000 Betriebsstunden hat, müssen 34 % des
Lichtverlusts berücksichtigt werden..
Generell gilt, dass die LED-Technologie bei gleicher Betriebsdauer tendenziell einen
deutlich geringeren Lichtverlust aufweist als die anderen Lichtquellenarten. Bei
LEDs liegt der Verlust nach 25.000 Betriebsstunden bei 5 % bis 10 %.
Lichtstromabnahme durch Verschmutzung
Eine Verschlechterung der Intensität des von Leuchttürmen erzeugten Lichtstrahls
durch Staub, Schmutz, Vogelkot oder Salz kann aufgrund der vorherrschenden
Wetterbedingungen oder der Tendenz, dass sich Seevögel an einem bestimmten Ort
gerne versammeln von Leuchtturm zu Leuchtturm unterschiedlich sein. Die
Verminderung der Lichtstärke durch Schmutz und Staub kann mit durchschnittlich
25 % nach einem Jahr angenommen werden. Bei der Verschlechterung des
Lichtstroms sollte auch die Verschlechterung des Materials der Optik und der
Verglasung berücksichtigt werden. Dazu gehören UV-Abbau und Oberflächenschäden
am Material.
Lichtverlust durch Glasmaterial
Die Art der Verglasung, die an einem Leuchtfeuer verwendet wird, hat einen
Einfluss auf die Menge des durchgelassenen Lichts. Die Höhe dieses Verlusts
hängt ausschließlich von der Art des verwendeten Materials ab. Ein typischer
Wert des Verlusts durch Glas beträgt etwa 10 %. Bei Verglasungen aus Acryl liegt
der Verlust meist bei nur 2 %.
Lichtverlust durch Farbfilter
Viele Leuchttürme verfügen über Sektoren, deren Licht durch den Einsatz von
Farbfiltern erzeugt wird, damit die Lichtfarbe in einer bestimmten Richtung
unterschiedlich ist. Filter dämpfen naturgemäß das Gesamtlicht, da es Licht
absorbiert, das nicht in seinen Durchlassbereich passt. Ein Rotfilter absorbiert
beispielsweise Blau, Grün und Gelb. Dies bedeutet, dass jegliche Lichtenergie in
diesen Wellenlängen verloren geht und die Intensität abnimmt. Der Verlustfaktor
hängt vom Spektrum des Lichts und der wellenlängenabhängigen Transmission des
Filtermaterials ab. Die Tabelle zeigt typische Verlustwerte für Rot- und Grünfilter mit unterschiedlichen Lichtquellen.
Lampentyp |
Rotfilter |
Grünfilter |
weiße LED-Leuchte |
5 % - 15 % |
15 % - 20 % |
Wolfram-Halogen-Leuchte |
8 % - 25 % |
8 % - 25 % |
Anforderung an die Lichtstärke
Die Lichtstärke eines Leuchtfeuers sollte nicht zu intensiv sein, um Blendungen
zu vermeiden. Die Anschaffungs- und Betriebskosten werden stark von der
Lichtstärke des Leuchtfeuers beeinflusst. Eine Leuchte mit einer Lichstärke von
10 Candela kann durch eine kostengünstige und kleine Laterne realisiert werden,
die sofort ab Lager beim Hersteller erhältlich ist. Ein Sektorenfeuer mit
1.000.000 Candela ist teuer, erfordert eine spezielle Konstruktion und wird für
eine einzige Anwendung hergestellt. Die Lichtstärke wird aus einem
Intensitätsbereich zwischen einer minimalen und einer maximalen Intensität
ausgewählt. Die Auswahl der minimalen und maximalen Intensität muss getrennt
betrachtet werden.
Effektive Lichtstärke
Durch die Trägheit des Auges werden getaktete Leuchtfeuer dunkler wahrgenommen
als photometrisch gleich helle Festfeuer. Zur Berücksichtigung dieses
physiologischen Phänomens werden bei Leuchtfeuern mit getaktetem Licht die
effektive Lichtstärke [Ieff] angegeben.
Maximal zulässige Lichtstärke
Die maximal zulässige Lichtstärke ist die maximale Intensität, die das
Leuchtfeuer haben kann. Sie wird durch drei Faktoren bestimmt, die im Folgenden
betrachtet werden.
-
Mindestbeobachtungsabstand Der Mindestbeobachtungsabstand ist
der Abstand vom Leuchtfeuer zum nächstgelegenen Punkt der nutzbaren
Reichweite, angegeben in Metern. Die Entfernung zu diesem Bereich kann
anhand einer Karte des betreffenden Gebiets ermittelt werden.
-
Maximale
meteorologische Sicht Die maximale meteorologische Sichtweite
ist die bestmögliche Sichtweite im Ortsbereich, angegeben in Metern.
-
Maximale
Beleuchtungsstärke bei Blendung Wenn die Lichtintensität zu hoch
ist und/oder der Betrachter sehr nahe ist, kann es zu Blendungen kommen, was
für den Benutzer zu einer unangenehmen Sicht führt. Daher ist es notwendig,
die maximale Beleuchtungsstärke am Beobachter zu bestimmen, die angesichts
der Bedingungen für den Benutzer akzeptabel ist, angegeben in Lux [lx]. Es
wird nur die Blendung in der Nacht berücksichtigt.
Minimal erforderliche Lichtstärke
Die minimal erforderliche Beleuchtungsstärke ist die Intensität, die das
Leuchtfeuer liefern muss, um sicherzustellen, dass es auch unter nicht optimalen
Bedingungen im gesamten nutzbaren Bereich sichtbar ist. Ein Leuchtfeuer ist
hinreichend dimensioniert, wenn es bei dem Bezugssichtwert Tm und dem maximalen
Nutzabstand Dmax eine definierte Beleuchtungsstärke Emin erreicht. Sie wird
durch eine Reihe von Faktoren bestimmt, die im Folgenden ausführlich beschrieben
werden.
-
Maximaler
Beobachtungsabstand Die maximale Beobachtungsentfernung ist die
Entfernung vom Leuchtfeuer zum entferntesten Punkt der nutzbaren Reichweite,
angegeben in Metern. Dies kann anhand einer Karte des betreffenden Gebiets
ermittelt werden.
-
Minimale
meteorologische Sichtbarkeit Die minimale meteorologische Sicht
ist die schlechteste mögliche Sicht, die im interessierenden Bereich in
Metern berücksichtigt werden kann. Allerdings ist bei diesem Ansatz Vorsicht
geboten, da ein Gleichgewicht zwischen der Sicherstellung einer guten
Leistung des Lichts bei schlechten Wetterbedingungen und der Intensität bei
einer Blendung des Lichts erforderlich ist. Wenn die Lichtstärke zu hoch
gewählt wird, würde es dazu führen, dass das Licht unnötig intensiv und
aufgrund der Blendung im Nahbereich nur schwer zu beobachten ist.
-
Mindestbeleuchtungsstärke am Beobachterauge Die minimal
erforderliche Beleuchtungsstärke am Auge des Beobachters zur Identifizierung
des Leuchtfeuers hängt von der Lichtmenge ab, die aus der Richtung des
nutzbaren Bereichs hinter und um das Leuchtfeuer herum gesehen wird. Wenn
diese Hintergrundleuchtdichte sehr hoch ist, kann sie dazu führen, dass das
Leuchtfeuer mit dem Hintergrund verschmilzt und nicht auffällt. Auch andere
Lichter in der Nähe, sogenannte Konkurrenzlichter, können die Auffälligkeit
des Leuchtfeuers beeinträchtigen, wenn sie ausreichend intensiv sind. Daher
muss das Leuchtfeuer eine ausreichende Mindestbeleuchtungsstärke haben, um
sich von der Hintergrundleuchtdichte und Konkurrenzlichtern abzuheben. Je
nach vorhandener Hintergrundbeleuchtung gibt es verschiedene
von der IALA empfohlene Mindestbeleuchtungsstärken am Beobachterauge.
Hintergrundbedingung |
Leuchtfeuerart |
Emin [ µlx ] |
Keine Hintergrundbeleuchtung |
Alle Leuchtfeuer außer Richtfeuer |
0,2 |
Keine Hintergrundbeleuchtung |
Richtfeuer |
1 |
Schwache Hintergrundbeleuchtung |
Alle Leuchtfeuer |
2 |
Starke Hintergrundbeleuchtung |
Alle Leuchtfeuer |
20 |
Leuchtfeuer am Tag |
Alle Leuchtfeuer |
1000 |
Auswahl der Lichtstärke
Man wählt in der Regel eine
Lichtstärke, die zwischen den oben berechneten
minimalen und maximalen erforderlichen Intensitäten liegt. Die empfohlene
Lichtstärke sollte 20 % höher gewählt werden als die minimale Lichtstärke. Es
kann jedoch nautische Gründe geben, dass man eine höhere Intensität wählen
möchte. In diesem Fall kann man einen höheren Wert als den Mindestwert wählen,
aber nicht größer als die maximal zulässige Intensität.
Beleuchtungsstärke
Die von einem Beobachter wahrgenommene Helligkeit eines Feuers wird durch die
Beleuchtungsstärke E beschrieben und in Lumen pro Quadratmeter in der Maßeinheit
Lux [lx] angegeben. Sie ist am Beobachterauge abhängig von der Lichtstärke des
Leuchtfeuers, dem Abstand zu ihm sowie von den atmosphärischen Sichtbedingungen
(Nebel, Dunst) abhängig. Berechnet wird die Beleuchtungsstärke aus dem Quotient
des Lichtstroms (Φ) und der beleuchteten Fläche (Α): [ E = Φ / A ]. Zur Berechnung
der benötigten Lichtstärke eines Leuchtfeuers ist die Festlegung einer minimalen
Beleuchtungsstärke am Beobachterauge erforderlich.
Tragweite
Die Tragweite eines Leuchtfeuers ist der Abstand, in dem ein ausgestrahltes
Licht mit bloßem Auge bei Dunkelheit gerade noch wahrnehmbar ist, vorausgesetzt
Augenhöhe und Feuerhöhe sind hoch genug, sodass die Erdkrümmung den Lichtstrahl
nicht abschattet. Die Tragweite ist abhängig von der Lichtstärke der Lichtquelle
und der vorhandenen Lichtdurchlässigkeit der Atmosphäre.
Tragweite von Richtfeuern als Funktion der
Lichtstärke bei unterschiedlichen Sichtweiten. Quelle: WSV
Nenntragweite
Die Nenntragweite ist die Tragweite, die sich bei einer homogen getrübten
Atmosphäre mit einem Sichtwert von T = 0,7411 und einer minimalen
Beleuchtungsstärke Emin = 2 * 10-7 Lux bei Nacht bzw. Emin = 10-3 Lux bei
Tageslicht, gemessen bei einem Kontrast von 5 % ergibt. Die Tragweite verringert
sich durch Farbfilter um 10% - 20% gegenüber dem weißen Licht. Für die Angabe von
Tragweiten in Leuchtfeuerverzeichnissen und in Seekarten wird ausschließlich die
Nenntragweite angegeben. Bei der Nenntragweite eines Leuchtfeuers wird weder die
Hintergrundaufhellung noch der Bezugssichtwert berücksichtigt.
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