Mit dem Bremer Loch ist nicht das Bremer Haushaltsloch gemeint, das ja
bekanntlich immer größer wird, sondern ein sprechender Gullydeckel am Rande des
Marktplatzes, an der nördlichen Ecke der Bremer Bürgerschaft.
Dieser
Gully ist ganz unscheinbar zu
finden, denn auf den ersten Blick ist er kaum von einem normalen Gullydeckel zu
unterscheiden. Man muss schon aufmerksam danach Ausschau halten. Das Bremer Loch
ist 90 Zentimeter tief und hat einen Durchmesser von 50 Zentimetern. Der aus
Bronze gefertigte Gullydeckel hat in der Mitte einen Geldschlitz und wird von
einer plattdeutschen Aufschrift geziert, die auf die Laute der Bremer
Stadtmusikanten - Hahn, Katze, Hund und Esel - anspielt: "KREIH NICH,
JAUL NICH,
KNURR NICH, SEGG I AA, DOH WAT RIN IN'T BREMER LOCH" (Kräh' nicht, jaule nicht,
knurre nicht, sage I-aa, tu was rein ins Bremer Loch). Am Gullyrand befindet
sich die Umschrift: "WILHELM KAISEN BÜRGERHILFE DER FREIEN HANSESTADT BREMEN". Unter dem Gullydeckel verbirgt
sich eine unterirdische Spardose aus Edelstahl. Wer eine Münze in den
Gullyschlitz einwirft, wird mit dem Gesang der Bremer Stadtmusikanten belohnt.
Radio Bremen zeichnete die einzelnen Tierstimmen auf. Sie werden durch eine
Fotozelle beim Einwurf einer Münze ausgelöst – allerdings ertönen die Tierrufe
nur bei Münzen ab zehn Cent aufwärts. Das eingeworfene Geld kommt der
Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe zu Gute, die damit Projekte für die Menschen in der
Stadt unterstützt.
Inzwischen ist das am 27. Juli 2007 installierte Bremer Loch zu einer viel
besuchten Touristenattraktion von Bremen geworden. Passanten und Touristen
spenden Geld für einen guten Zweck und erhalten im
Gegenzug ein akustisches
Dankeschön der Bremer Stadtmusikanten. Pro Jahr landen so etwa 15.000 Euro in
Bremens größter Sammelbüchse.
Im Mai 2019 ist das Bremer Loch von unbekannten Tätern beschädigt worden, die es
offensichtlich auf die Spenden abgesehen hatten. Laut Aussage der
Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe ist es sinnlos, den sprechenden Gullydeckel
aufzubrechen, denn die Spardose wird in kurzen Zeitabständen regelmäßig geleert,
sodass sich dort keine nennenswerten Geldbeträge ergattern lassen.
Übrigens: Nur wenige Schritte entfernt, am Roland vorbei, an der linken Ecke des
Rathauses stehen die Stadtmusikanten - die wohl am meisten fotografierte
Sehenswürdigkeit Bremens.
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