Die heutige BREMEN wurde 1931 von der
Lürssen-Werft in Bremen-Vegesack als Motorrettungsboot gebaut und von der DGzRS
unter dem Namen KONSUL KLEYENSTÜBER in Dienst gestellt. Das damals 16,17 m lange
Boot wurde von zwei Dieselmotoren mit einer Leistung von je 75 PS angetrieben.
Das Boot erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 9 Knoten. Die KONSUL
KLEYENSTÜBER war von 1931 bis 1940 in Pillau, von 1940 bis 1944 auf Borkum und –
nach einer zweijährigen Einsatzpause – von 1946 bis 1949 auf Amrum stationiert.
Anschließend wurde das Motorrettungsboot zunächst außer Dienst gestellt.
Nach
dem Zweiten Weltkrieg entwickelten die Ingenieure der DGzRS einen Plan,
um die Geschwindigkeit der Rettungsboote zu steigern, ohne deren unbegrenzte Seetüchtigkeit zu gefährden.
Wegen der schwierigen finanziellen Lage in den Nachkriegsjahren baute
man kein neues Boot, sondern entschied sich für den Umbau der nicht mehr
einsatzfähigen BREMEN zum Versuchskreuzer. Ihr 1931 in Vegesack gebauter
Stahlrumpf wurde von 1951 bis 1952 auf der Lürssen-Werft vollständig
umgebaut und auf 17,50 m verlängert. Nach umfangreichen Vorarbeiten,
Berechnungengen und Schleppversuchen erhielt das Boot ein Walfischdeck,
einen turmartigen Aufbau mit unterem geschlossenen und oberen offenen
Fahrstand, sowie eine Wanne für das hinzukommende Tochterboot. Die
Motoren hat man durch zwei jeweils 125 PS starke
V8-Deutz-Dieselaggregate getauscht. In der Werfthalle der DGzRS
erfolgten danach der Innenausbau des Versuchskreuzers und der Bau des
neuen Tochterbootes, dass eine Länge von 5,08 m hatte und mit zwei 34 PS
Käfer-Motoren von Volkswagen angetrieben wurde. Mit dem Tochterboot,
dass über eine hydraulische Heckklappe zu Wasser gelassen wurde, konnte
man in Flachwasserbereichen manövrieren, die das Mutterschiff aufgrund
seines Tiefgangs nicht mehr erreichen konnte.
Am 1. Januar 1953 war der erste Seenotkreuzer fertig und wurde von der
Rettungsstation Bremerhaven aus bis zum November 1953 erprobt.
Anschließend war die BREMEN auf Amrum und in Hörnum auf Sylt
stationiert.
Die BREMEN zeichnet sich aus durch den typischen stromlinienförmigen
Turmaufbau, die Fähigkeit zum Selbstaufrichten und Durchkentern,
Unsinkbarkeit durch doppelte Außenhaut, ein flachgehendes Tochterboot in
der Heckwanne, höhere Endgeschwindigkeit als herkömmliche Rettungsboote
sowie die Verwendung von Leichtmetall bei Deck und Aufbau. Aus
strömungstechnischen Gründen konnte die BREMEN noch nicht die hohe
Geschwindigkeit heutiger Seenotkreuzer erreichen. Aber die Versuche mit
dem Schiff bahnten den Weg zum modernen Seenotrettungskreuzer heutiger
Bauart. Aufgrund der Erfahrungen mit dem Versuchskreuzer BREMEN und
ab 1954 auch mit der HERMANN APELT entstand 1956 die THEODOR HEUSS als
erster voll ausgereifte Seenotkreuzer moderner Bauart.
Der Versuchskreuzer BREMEN wurde am 6. Mai 1965 zum 100-jährigen
Bestehen der DGzRS außer Dienst gestellt und als Hafenschlepper
"OELTJEN" auf der Weser später als "WAL" auf der Elbe eingesetzt. 1970 erfolgte der
Verkauf an den Hamburger Bauunternehmer Horst Voss, der
BREMEN zur Privatyacht umbaute. Um mehr
Platz im Rumpf zu gewinnen, verlor der Kreuzer jedoch sein Tochterboot,
bekam einen neuen Mast sowie einen erhöhten Turmaufbau.
Nach dem Tod des Eigners erwarb das Hafenmuseum Speicher XI die BREMEN.
Am 5. Mai 2013 wurde der Urvater aller Seenotkreuzer in den Vegesacker
Museumshafen überführt und auf Grund seiner hohen regionalen und
nationalen Bedeutung vom Landesamt für Denkmalpflege Bremen am 28.
November 2013 unter Denkmalschutz gestellt.
2014 wurde die BREMEN auf die Winkler-Werft verholt, um sie wieder in
den Urzustand der 1950er Jahre zu versetzen. Der Rumpf erstrahlt nun
wieder in Weiß, Deck und Turm bekamen einen kräftigen Orangeton. Derzeit
kümmert sich eine engagierte Gruppe von Schiffsliebhabern um die BREMEN.
Der Verbleib des Tochterbootes ist bis heute ungeklärt. |