In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 brach eine Sturmflut über die
Nordseeküste herein und überflutet große Teile Hamburgs. Es handelte sich um die
schwerste Flutkatastrophe seit über 100 Jahren. 315 Menschen ertranken in den
tobenden Naturgewalten. Eine Springflut löste die Katastrophe aus. Elbdeiche
und Dämme konnten der Gewalt des Meeres nicht lange standhalten und brachen an
vielen Stellen. Die Elbe aufwärts strömten die Wassermassen auf Hamburg zu. Auch
die Innenstadt von Hamburg blieb nicht verschont. In der Millionenstadt bracht die gesamte Infrastruktur
zusammen. Die Telefonleitungen waren nicht mehr funktionstüchtig, die Versorgung
mit Wasser, Gas und Strom wurde unterbrochen, der Alte Elbtunnel vollgelaufen. lm Stadtteil Wilhelmsburg
überraschte die Flut die Bewohner im Schlaf. Hier waren die Ausmaße der
Katastrophe besonders dramatisch, da Wilhelmsburg von beiden Elbarmen
umschlossen ist und die Fluten von zwei Seiten in das Wohngebiet hereinbrachen.
Viele Hamburger versuchten sich auf Dächer oder Bäume zu retten. Dort mussten
sie durchnässt und frierend auf Hilfe warten. Zahlreiche Unglückliche wurden von
der Flut erfasst. Die ersten Schadensmeldungen waren erschreckend. Rund ein
Fünftel Hamburgs stand unter Wasser. Die Flutmarke erreichte den Rekordstand von
5,70 m. Durch die Wassermassen sind metertiefe Krater in Straßen gerissen
worden. Die Flut spülte Autos, Mülltonnen, Fernsehgeräte und ganze Häuserteile
fort. Der Sachschaden belief sich auf 2,9 Mrd. DM. Am Tag danach glichen
viele Stadtteile einem Trümmerfeld. Durch den anhaltend hohen Wasserpegel sind
große Teile der Stadt unbewohnbar geworden. 75.000 Menschen hatten kein Dach
mehr über dem Kopf. Viele Opfer der Flut standen vor dem Nichts. Ihre Häuser
wurden zum Teil völlig zerstört, die Besitztümer durch die verheerende
Wassereinwirkung unbrauchbar geworden. Die Katastrophe traf die Hansestadt
unerwartet. Niemand hatte mit einer Sturmflut derartigen Ausmaßes gerechnet.
Polizeisenator Helmut Schmidt (SPD) begann aus dem Stand improvisierte Maßnahmen
in die Wege zu leiten. Die Bundeswehr stellte 40.000 Mann ab, um den
Katastrophenopfern zu helfen und die Wassermassen einzudämmen. Den Soldaten
schlossen sich hunderte freiwillige Helfer an. Mit 140 Schlauch- und 200
Sturmbooten sowie 96 Rettungshubschraubern retteten Suchtrupps die Menschen aus
den überschwemmten Stadtteilen. Die Deiche wurden notdürftig geflickt. Erst nach
drei Tagen war das schlimmste Chaos beseitigt. Die mörderische Flut wurde
durch einen kräftigen Tiefdruckwirbel mit Zentrum über Norwegen verursacht.
Orkanartige Stürme mit Windstärken zwischen zehn und zwölf trieben von
Nordwesten her Wassermassen aus der Deutschen Bucht gegen die Küsten Ost- und
Nordfrieslands. Die Fluten stauten sich besonders an den Mündungstrichtern von
Elbe, Weser und Ems. Diesem Druck konnten die Deiche nicht lange standhalten.
Eine Flut ähnlich verheerenden Ausmaßes hatte es an der Nordseeküste zuletzt im
Jahr 1855 gegeben. Damals erreichte das Hochwasser den Pegelstand von 3,57 m.
Die Stadt Hamburg hat aus der Katastrophe von 1962 gelernt und modernisierte,
verstärkte und erhöhte im Laufe der Jahre ihre Hochwasserschutzanlagen immer
wieder. Doch im Hinblick auf den Klimawandel muss der Hochwasserschutz weiter
ausgebaut werden.
|