Als Lichtquelle dienten mehrere Talglichter mit Messing-Hohlspiegeln.
Da die Tragweite von rund zwei Seemeilen den Anforderungen schon bald nicht mehr
entsprach, wurde der Memelsche Leuchturm 1819 auf 70 Fuß (21 m) erhöht und eine
neue Lichtanlage mit 13 Öllampen und 13, mit poliertem Silber beschichteten,
Kupferreflektoren eingerichtet. Die Tragweite des Leuchtfeuers erhöhte sich
dadurch auf rund 15 Seemeilen. 1909 erhielt der Leuchtturm Memel eine
doppelstöckige Laterne mit einer Gürtellinse sowie ein unterbrochenes Feuer.
Zur Seeseite hatte der Leuchtturm einen schachbrettartigen rot-weißen Anstrich.
Der alte deutsche Leuchtturm wurde zum Ende des Zweiten Weltkriegs völlig zerstört.
Er war einer der ältesten und der nordöstlichste Leuchtturm an der deutschen
Ostseeküste. Nur die Leuchttürme in
Heisternest und Travemünde wurden
früher gebaut.
Nach Kriegsende haben die Sowjets an gleicher Stelle einen neuen, 40 m
hohen Leuchtturm gebaut, der 1953 auf 44 m erhöht und modernisiert wurde. Der
zylindrische, schwarz-weiß gebänderte Leuchtturm Klaipėda steht auf einem
zweistöckigen, achteckigen Betonsockel. Auf einer quadratischen Plattform an der
Spitze ist eine rote, sechzehneckige Laterne montiert. Als Lichtquelle dient
eine Fresnel–Optik mit Lampenwechsler sowie eine Reserveleuchte. Bei
Stromausfall stehen ein Batteriesatz und ein Notstromgenerator in der Werkstatt
des Leuchtturmwärterhauses bereit.
Als Oberfeuer bildet der Leuchtturm Klaipėda zusammen mit dem 285 m westlich
stehendem Unterfeuer eine Richtfeuerlinie mit 92,5°, die die Schiffe durch den
engen Eingang zwischen dem Ende der Kurischen Nehrung und dem Festland führt.
Memel gehörte zum Regierungsbezirk Königsberg in Ostpreußen und war die
nördlichste Stadt des Deutschen Reiches. Der größte Teil der litauischen Küste
befand sich vom 18. Jahrhundert bis 1920 unter deutscher Herrschaft. Das
deutsche Memelgebiet wurde nach dem Ersten Weltkrieg von Deutschland getrennt
und dem Völkerbund unterstellt, wobei Frankreich die Verwaltung übernahm. 1923
wurde das Gebiet von Litauen annektiert und 1939 wieder in das Deutsche Reich
eingegliedert. 1940 besetzte und annektierte die Sowjetunion Litauen und wurde
1941 von der deutschen Wehrmacht zurückerobert. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs
wurde es der Sozialistischen Sowjetrepublik Litauen
zugeordnet. Memel erhielt den litauischen Namen Klaipėda. Seit 1990 ist Litauen
eine eigenständige parlamentarische Republik und seit dem 1. Mai 2004 Mitglied
der EU.
Litauen liegt an der Südostseite der Ostsee, südlich von Lettland und nördlich
der russischen Exklave Kaliningrad. Die Küste Litauens ist relativ kurz und
erstreckt sich über 185 km von Süden nach Norden. Die südliche Hälfte der Küste
weist den nördlichen Teil der Kurischen Nehrung (Kuršių Nerija) auf und
hinter der Nehrung befindet sich das breite und flache Kurische Haff (Kuršių
Marios). Das Kurische Haff mündet durch einen schmalen Kanal am Nordende in
die Ostsee. Der größte Hafen des Landes, Klaipėda, liegt an diesem Kanal.
Die Küstenschifffahrt und der Klaipėda-Hafen werden von der litauischen
Verkehrssicherheitsbehörde "Lietuvos Transporto Saugos Administracija",
kurz: LTSA verwaltet. Seit 2001 ist der Betrieb der Leuchtfeuer dem Leuchtturm-
und Hydrographiedienst des Klaipėda-Seehafens (Klaipėdos Uostas)
zugeordnet. Navigationshilfen für das Kurische Haff und die Memel (Nemunas)
werden von der Binnenschifffahrtsinspektion "Valstybinė Vidaus Vandenų
Laivybos Inspekcija", kurz: VVVLI verwaltet. Das litauische Wort für einen
Leuchtturm ist švyturys.
Richtfeuerlinie Klaipeda, Bildquelle: OpenSeaMap, CC-BY-SA-Lizenz
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