Typ:
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Leitfeuer |
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Internationale Nr.
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B0983 |
Deutsche Nr. |
321700 |
NGA-Nr. |
114-10048 |
Position: |
53°24'20,6"N - 07°00‘56,0"E |
ARLHS: |
FED-004 |
Kennung:
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F W 126,8°-127,1° Fl W 5s 0,7+(4,3) s 126,3°-126,8°
Fl (4) W 15s 127,1°-127,6°
[0,7+(2,3)+0,7+(2,3)+0,7+(2,3)+0,7+(5,3)] |
Bauwerkshöhe:
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65,3 m |
Feuerhöhe:
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62 m |
Optik:
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Präzisionssektorenfeuer |
Tragweite:
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weiß 30 sm |
Inbetriebnahme:
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01.10.1891 |
Fotos: |
Sep. 2014 & Jul. 2021 |
Der höchste Leuchtturm Deutschlands
wacht an der Emsmündung in Campen. Man nennt ihn auch "Eiffelturm der Nordsee".
Er sorgt, dass die Schifffahrt ohne Havarie sicher durch das
Randzelgat in den Emdener Hafen findet. Der rote
Stahlfachwerkturm mit dem weißen Treppenrohr in der Mitte trägt eine
rote Laternenkammer mit grünem Dach und zwei Galerien. Für die Fundamente
der drei Pfeiler des Turmes und des verkleideten Treppenschachtes wurden vier
eiserne Brunnenschlingen durch den Lehm bis auf festen Steinboden getrieben. Auf
diese wurde das Fundamentbauwerk gesetzt, das den 300 Tonnen schweren Turm
trägt. Denn der muss in seinen Verankerungen Zugkräfte durch Sturm und Wind von
bis zu 135 Tonnen verkraften. In dem dreigeschossigen Laternenhaus waren früher ein Vorratsraum,
ein Wohnraum und darüber der Laternenraum untergebracht.
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Der Leuchtturm wurde von der Gute-Hoffnungshütte in Oberhausen mit einer Brunnengründung gebaut.
Die Stahlskelettkonstruktion vereint hohe Tragfähigkeit mit
Elastizität und geringem Gewicht. Die drei verstrebten Stützen sind durch je
vier 120 mm starke Ankerbolzen mit dem Fundament verschraubt.
Der Leuchtturm zeigte zunächst zwei Leitfeuer mit je zwei seitlichen
Warnsektoren für das Randzelgatt und die Emshörnrinne an. Das Leitfeuer war mit
einer 2,16 m hohe Gürtelleuchte und Otterblenden
der Firma Picht
ausgestattet. Die Lamellen der Otterblende wurde von einem Uhrwerk
betätigt. Das erforderliche Gegengewicht hing im Treppenrohr. Als Lichtquelle dienten zunächst Kohlebogenlampen mit senkrechter Kohlestellung,
nach 1930 Glühlampen (2000W/30V) mit einer Umschaltvorrichtung.
1976 wurde die gesamte Leuchtfeuereinrichtung ausgebaut und im
Maschinenhaus mit dem alten Stromaggregat von 1906 in
betriebsbereitem Zustand als Anschauungsobjekt
aufgestellt. Heute hat der Turm ein Präzisionssektorenfeuer mit einem
Öffnungswinkel von nur 0,3 Grad. Das Licht erzeugt eine Hochdruck-Xenonlampe
(XBO 2000W). Mit einer Lichtstärke von 4,5 Millionen Candela gehört der
Leuchtturm Campen zu den stärksten Leuchtfeuern in Deutschland. Der Lichtstrahl des Leitfeuer führt die einkommenden Schiffe sicher durch das Dukegat.
In der Mitte des Fahrwassers sieht der Schiffsverkehr ein festes
weißes Licht, bei Abweichung nach Backbord oder Steuerbord aber unterschiedliche Blitzgruppen.
Da es beim Bau
des Leuchtturms noch keine ausreichende Stromversorgung gab, wurde der Strom für die ersten
Leuchtsignale durch eine Dampfmaschine mit drei Dampfkesseln erzeugt. Die befand
sich in einem Maschinenraum am Fuß des Turmes. lm Jahr 1906 wurde die
Dampfmaschine durch eine MAN-Dieselmaschine mit 17 Liter Hubraum und 20 PS
ersetzt. Die steht auch heute noch im Maschinenraum und ist der älteste
Dieselmotor der Welt, der immer noch betriebsbereit an seinem ursprünglichen
Standort steht. Sein Zwillingsbruder wird im Deutschen Museum in München
ausgestellt. Die Dieselmotoren lieferten bis 1932 den Strom, dann wurde die
Anlage auf das Stromversorgungsnetz umgestellt. Im Maschinenhaus ist
auch die leuchtfeuertechnische Einrichtung, eine mehr als zwei Meter hohe
Gürtelleuchte von 1937 mit der alten Glühlampe und den so genannten Otterblenden
als Kennungsgeber untergebracht. Alljährlich zum Tag des offenen Denkmals im
September lässt der Dieselmotor das alte Leuchtfeuer noch einmal erstrahlen.
Als Leuchtfeuer und Seezeichen ist der Turm dem
Wasser- und Schifffahrtsamt Emden unterstellt und wird von der Touristik GmbH
Krummhörn gerne als touristische Attraktion angepriesen. Der Leuchtturm Campen
kann von Mitte März bis Ende Oktober nachmittags regelmäßig besichtigt werden.
Tausende von Besuchern steigen jährlich die 308 Stufen in dem Treppenrohr
hinauf, um den Blick von der vergitterten Aussichtsplattform auf die Krummhörn
und die See zu genießen. Weitere zwölf Stufen führen zum Befeuerungsraum, indem
sich die elektrischen Anlagen befinden. In einem Infopavillon auf dem
Leuchtturmgelände können sich Interessierte über den "roten Riesen" ausführlich
informieren. Während der regulären Öffnungszeiten können Kinder ein
Leuchtturmdiplom ablegen. Dafür müssen sie Aufgaben und Fragen rund um den
Campener Leuchtturm beantworten. Haben sie diese erfolgreich gelöst, bekommen
die Kinder eine Urkunde mit Stempel. Zwar wird die Schifffahrt längst über
satellitengestützte Navigationssysteme gelenkt, aber das Leuchtfeuer
funktioniert auch noch bei einem elektronischen Totalausfall.
Außerdem wird der Turm noch für Richtfunkstrecken genutzt und
empfängt mit Hilfe einer Antenne ein automatisches
Identifikationssystem von Schiffen, das Position, Kurs und Fahrtziel
an die Verkehrszentrale an der Knock sendet. Im
Winterhalbjahr 2020/2021 wurde der Leuchtturm komplett eingerüstet, entrostet und neu lackiert.
Leuchtturm Campen in der Bauphase 1890.
Bildquelle: Archiv WSA Ostsee |
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