Messturm vor Spiekeroog

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Typ: Warnfeuer Messturm vor Spiekeroog
Internationale Nr. B1096.55
Position:  53°45'01" N - 07°40'16" E
Kennung: Fl Y 4s
Foto: März 2012
Den Messturm haben Wissenschaftler der Universität Oldenburg und des Forschungsinstituts Senckenberg (Wilhelmshaven) im Sommer 2002 errichten lassen. Der 40 Meter lange Pfahl ist von innen begehbar und ragt im Mittel etwa 13 Meter aus dem Wasser raus.
Der Turm dient der Wattforschung. Konkret soll ermittelt werden, wie viel Sedimente bei Ebbe und Flut zwischen Watt und offener See ausgetauscht werden. Für die Inseln eine existentielle Frage, denn die Gezeiten schwemmen den Sand für den Aufbau der Inseln an. Und das Watt ist auf eine ständige Zufuhr von Sedimenten angewiesen, damit der stetige Anstieg des Meerwasserspiegels ausgeglichen werden kann.

Der Turm im Gatt stellt nach Einschätzung der Oldenburger und Wilhelmshavener Wissenschaftler weltweit eine einmalige Forschungseinrichtung dar. Denn in den Schiebern im Wasser können die Bewegungen von Sand und Schlick selbst bei stärksten Stürmen und höchstem Seegang erfasst werden, also gerade dann, wenn es für die Sedimente besonders interessant ist. Gerade bei extremen Wetterlagen entscheidet sich, ob das Watt als Spätfolge des Deichbaus im Mittelalter weiterhin Schlick verliert und sich dadurch die Lebensverhältnisse der im Watt lebenden Organismen verändern.
Die Größe und Menge der im Wasser treibenden Partikel werden mittels Schallmessgeräten am Messpfahl erfasst und alle zehn Minuten per Funk an die Messstation an der Hermann Lietz-Schule übertragen.
Etwa zwei Mal im Monat muss der Messturm gewartet werden. Vor allem ist die Reinigung der Durchflussröhren von Algen, Muscheln und Seesternen nötig. Die Mitarbeiter fahren zu diesem Zweck von Neuharlingersiel aus mit dem Boot rüber.
500.000 Euro hat der Messturm vor Spiekeroog gekostet. Finanziert wurde das Projekt von der deutschen Forschungsgesellschaft (DFG). Nach über zwei Jahren liegen Oldenburg und Wilhelmshaven längst die ersten Auswertungen vor. Und eine Vermutung der Fachleute scheint sich zu bestätigen: Das Watt verliert feinkörnige Sedimente an die Nordsee. Im Mittel werden bei Ebbe mehr Ablagerungen durchs "Tor zur Nordsee" herausgespült als bei Flut wieder hineinkommen. Dieses Phänomen verstärkt sich bei schwerem Seegang. Die Folge ist eine Versandung des Watts. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Wattbewohner. Gefährdet wäre dann besonders der Lebensraum von Muscheln und Würmern. Ein Alarmzeichen ersten Ranges, denn wie die Referenten auf Spiekeroog schon seit Jahrzehnten berichten, sind diese Lebewesen für die Reinigung des Ökosystems verantwortlich. Außerdem sind sie ein entscheidendes Glied in der Nahrungskette. Nicht zuletzt würden sich die Inseln als Folge des unausgeglichenen Sedimentenaustausches bei Ebbe und Flut sich in Richtung Süden verlagern.

 

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