In Schweden ist das gesamte
Gesundheitswesen staatlich organisiert. Öffentliche Hospitäler gab
es in größeren Kommunen schon im Rahmen der Armenfürsorge. Das Krankenhauswesen
entwickelte sich nur sehr langsam, und auch die Zahl der niedergelassenen privat
praktizierenden Ärzte blieb – insbesondere auf dem Lande – bescheiden. Schon
1862 waren die Provinziallandtage mit der Verwaltung des bis dahin sehr ungleich
entwickelten Krankenhauswesens beauftragt worden. In der Folge wurden ihnen
immer mehr gesundheitspolitische Kompetenzen zugesprochen, so dass sie heute als
die maßgeblichen Planungs- und Koordinationsagenturen des Gesundheitswesens
gelten können. Auch die Tarifverhandlungen erfolgen zentral zwischen der Leitung
der 'Swedish Medical Association' und dem Spitzenverband der Provinziallandtage.
Das Ministerium für Gesundheitswesen und soziale Angelegenheiten sowie das
gleichnamige Reichsamt haben jedoch Richtlinien- und nachhaltig wirksame
Finanzierungskompetenzen. Erst 1955 gab die Einführung einer allgemeinen
Krankenversicherung den Anstoß zur Expansion des Gesundheitswesens, die auch
staatlicherseits durch die Gründung zusätzlicher medizinischer Fakultäten
gefördert wurde. Die Zahl der zugelassenen Ärzte versiebenfachte sich zwischen
1947 und 1972. Dabei herrschte zunächst keine Trennung zwischen ambulanter und
stationärer Versorgung. Bei der Behandlung der Kassenpatienten waren die Ärzte
nicht an Gebührenordnungen fest gebunden; aber die Kostenerstattungen an die
Patienten richteten sich nach Höchstsätzen, von denen 75% erstattet wurden. Bei
Krankenhausaufenthalten hatten die Patienten nur eine bescheidene Gebühr zu
zahlen. Bereits 1948 war ein Plan zur Verstaatlichung des Gesundheitswesens
gescheitert. Zahlreiche Elemente dieses Plans wurden in der Folge jedoch von den
sozialdemokratischen Regierungen, denen die Unabhängigkeit der Ärzte ein Dorn im
Auge war, schrittweise umgesetzt. 1959 wurden zunächst die Privatabteilungen in
den öffentlichen Krankenhäusern abgeschafft und die Krankenhäuser zur
ambulanten Behandlung von Kassenpatienten nach der offiziellen Gebührenordnung
verpflichtet. Dadurch erwuchs den frei liquidierenden Privatärzten eine
ernsthafte Konkurrenz. Nach ihrem triumphalen Wahlsieg von 1968 unternahmen die
Sozialdemokraten einen weiteren Schritt in der Sozialisierung der Medizin. Die
Krankenhausärzte wurden zu öffentlichen Bediensteten und durften daneben keine
Privatpraxis führen. Für die Inanspruchnahme ambulanter Leistungen im
Krankenhaus entfiel die bisherige Form der Vorwegbezahlung und der erst
nachträglichen und zudem nur teilweisen Kostenerstattung. Gegen bescheidene
Zugangsgebühren konnten die Leistungen unentgeltlich in Anspruch genommen werden.
Dadurch wurden die finanziellen Nachteile der Inanspruchnahme frei
praktizierender Ärzte noch größer. Sofern diese jedoch bereit waren, sich als
Kassenärzte registrieren zu lassen und die öffentlichen Gebührenordnungen
anzuerkennen, konnten auch sie nach dem neuen, mit nur einer geringfügig höheren
Gebühr belasteten System direkt mit den Kassen abrechnen. So wurde auf zwanglose
Weise das Gesundheitswesen nachhaltig in Richtung auf einen öffentlichen
Gesundheitsdienst hin umstrukturiert. Den Ärzteverbänden blieb wenig übrig, als
gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Grundsätzlich blieb jedoch auch die
Möglichkeit frei vereinbarter Krankenbehandlung erhalten. Inzwischen vollzieht
sich ein großer Teil der ambulanten Krankenversorgung in kommunalen
Gesundheitszentren. In der so genannten "vårdcentral" sind die Praxen von
zahlreichen Fachärzten und Allgemeinärzten zusammengefasst. Ihre Einrichtung erfolgte vor allem in der Absicht, die
Gesundheitsversorgung der dünn besiedelten ländlichen Gebiete zu verbessern.
Meist gibt es hier auch Notdienstärzte, so dass man auch zu ungewöhnlichen
Zeiten jemanden antrifft. Rund 90 % der schwedischen Ärzte und 50% der Zahnärzte sind nunmehr im
öffentlichen Dienst beschäftigt. Bemerkenswert ist die systematische Integration
der Pflegeleistungen in das regionale und kommunale Gesundheitswesen, auch für
die geistig Behinderten. Eine Reform von 1985 verstärkte die Autonomie der
Provinzen mit Bezug auf die Steuerung und Finanzierung des Gesundheitswesens, so
dass sich die regionalen Unterschiede der Gesundheitsversorgung zu vergrößern
tendieren. Vier Fünftel der Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen wurden 1980
aus Steuermitteln finanziert, insbesondere durch eine massive von den Provinzen
erhobene einkommensproportionale Steuer, welche im Landesdurchschnitt etwa 23,6
% des steuerpflichtigen Einkommens beträgt. Dieser Steuersatz hat sich in den
letzten 25 Jahren vervierfacht. Je etwa ein Zehntel wurde durch
Versicherungsleistungen und Eigenbeiträge der Patienten finanziert. Im Zuge der
nach 1990 eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen ist der Staatsanteil zu Lasten
der Sozialversicherung und der Eigenbeteiligung zurückgegangen. Diese
Konsolidierungsmaßnahmen können im internationalen Vergleich als sehr
erfolgreich gelten: Der 1980 noch weltweit höchste Anteil der
Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt von 9% ist bis 1992 nur um 0,15
Prozentpunkte gestiegen, was nach Irland und Dänemark die drittgünstigste
Entwicklung unter allen OECD-Staaten bedeutet. Bezogen auf das Effizienzmaß der
verhältnismäßigen Steigerung von Pro-Kopf-Ausgaben und mittlerer Lebenserwartung
schnitt Schweden zwischen 1980 und 1992 unter den OECD-Staaten am besten ab.
Da die finanziellen Möglichkeiten stark eingeschränkt und die Kostenrestriktionen ein Muss sind,
müssen die vorhandenen Ressourcen möglichst effektiv genutzt werden. Der
Leistungsvergleich zwischen den Provinziallandtagen kann zu Verbesserungen
führen. Wegen der starken Dezentralisierung waren allerdings bis anhin häufig
keine Daten auf nationaler Ebene vorhanden. Dies wird sich jedoch bald ändern,
da das Zentralamt für Gesundheits- und Sozialwesen und der Verband schwedischer
Gemeinden und Provinziallandtage ein Modell einführen wird, mit dem die
erreichten Ziele und Ergebnisse verglichen und ausgewertet werden können. Der
Anteil des Gesundheitswesens am BIP ging 2016 gegenüber dem Vorjahr leicht
zurück. In den Jahren 2013 und 2014 betrug der Anteil von 11,1 Prozent des BIP
im Jahr 2015 11,0 Prozent, während der entsprechende Anteil für 2016 10,9
Prozent betrug. In einem etwas längeren Zeitraum hat der Gesundheitssektor
seinen Anteil am BIP erhöht, 2011 lag der Anteil bei 10,7 Prozent. Mehr als die
Hälfte aller Kosten gehen an die heilende und rehabilitative Pflege. Ein Viertel
der Gesundheitsversorgung betrifft die Gesundheitsversorgung von älteren
Menschen und Menschen mit Behinderungen. Die drittgrößten Kosten sind
Arzneimittelkosten für ambulante Patienten, die sowohl verschreibungspflichtige
als auch nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel umfassen. Der
Gesundheitszustand der schwedischen Bevölkerung hat sich von Jahr zu Jahr stetig
verbessert, immer mehr Menschen haben Arbeit, medizinische Fortschritte machen
die Gesundheitsversorgung immer effektiver. Aus Sicht der öffentlichen
Gesundheit gibt es viel Grund zur Freude. Aber es gibt eine Ausnahme, wo
Schweden negativ auffällt. Früher war Schweden ein Land mit niedriger
Sterblichkeit unter jungen Erwachsenen, doch seit der Jahrtausendwende hat sich
das geändert. Schweden ist zu einem der westeuropäischen Länder geworden, in
denen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren am häufigsten sterben. Die Schule
scheint ein wichtiges Puzzleteil zu sein, um die besorgniserregende Entwicklung
zu verstehen. Es ist bereits bekannt, dass sich das Risiko, sowohl in der
Drogenabhängigkeit als auch im Gefängnis zu landen, unter den Schülern
vervielfacht, die die Grundschule mit schlechten Noten verlassen. Geringere
Bildung erhöht auch das Risiko eines vorzeitigen Todes erheblich. Laut einer
Studie von SCB (Statistiska centralbyrån) ist die Sterblichkeit unter jungen
Erwachsenen bei Personen, die nur die Pflichtschule besucht haben, fast
siebenmal höher als bei Personen mit postsekundärer Bildung. Auch diese
Sterblichkeitsrate unter den Geringqualifizierten ist in den letzten Jahren
stark angestiegen, was darauf hindeutet, dass die Schule nicht reibungslos
funktioniert.
Cannabis als Arzneimittel zugelassen
Im Sommer 2012 lässt die schwedische Aufsichtbehörde für Medikamente und
Medikamentenzulassung (Läkemedelsverket) ein Mundspray mit einer
Cannabis-Substanz zu, der Schmerzen lindern kann. Cannabis beeinflusst
bestimmte Rezeptoren im Gehirn. Es entspannt die Muskeln und der Schmerz
lässt nach. Der Spray beseitigt Steifigkeit und Schmerzen im Körper, die
häufig bei MS auftreten. Dies ist die erste medizinische Anwendung von
Cannabis auf Rezept in Schweden. Die Hanfpflanzen werden von der
Pharmafirma GW Pharmaceuticals in einem Gewächshaus gezogen, dass sich
an einem geheimen Ort in England befindet. Das Potenzial für Missbrauch
gilt als gering.
Essgewohnheiten in Schweden haben sich geändert
Laut einem Bericht von "Svensk mjölk" aus dem Jahr 2014 verzehren die
Schweden in den letzten Jahren mehr Fleisch und weniger Milch. Der Grund
ist vermutlich ein kontinentaler Lebensstil mit weniger Mahlzeiten zu
Hause und neuen Kochtrends. Der Fleischverbrauch in Schweden stieg in
den letzten fünf Jahren nach einer Prognose des
Landwirtschaftsministeriums von etwa 84 kg pro Person und Jahr auf 88,5
kg pro Person (inkl. Knochen). Vor allem wurde mehr Geflügel gegessen.
Aber auch das Interesse an Rind- und Schweinefleisch wächst. Das
Lebensmittel Milch ist in den letzten Jahren nicht mehr so trendy. Als
Getränk hat es den Status in Schweden verloren und der Verbrauch ist
seit den 80er Jahren gesunken. Stattdessen wird mehr Käse, Fettcreme,
Buttermilch und Joghurt gegessen. Der Käse ist eine Reaktion darauf,
dass mehr Fast Food gegessen wird als früher. Pizza enthält
beispielsweise eine Menge an Käse. Es ist Mode geworden, Sahne in der
Küche zu verwenden und es gibt mehrere gewürzte Creme-Produkte, die sich
gut verkaufen. Die beiden großen schwedischen Kiosk-Ketten Pressbyrån
und Seven-eleven verkaufen seit 2009 keine Energy-Drinks mehr an Kinder
unter 15 Jahren. Das Alter der Kunden wird durch das Verlangen eines
Ausweises kontrolliert. Die schwedische Lebensmittelbehörde (Livsmedelsverket)
warnt schon seit 2007 vor gesundheitliche Risiken. Besonders bei Kindern
kann es durch das Koffein zu Kreislaufproblemen kommen und der hohe
Zuckergehalt belastet den Zahnschmelz.
Jeder zweite Schwede ist zu dick
Nach offiziellen Zahlen einer Studie der Behörde für allgemeine
Gesundheit (Folkhälsoinstitutet) aus dem Jahr 2015 sind fünfzig Prozent der
Schweden übergewichtig oder fettleibig, gegenüber 47 Prozent vor einem
Jahrzehnt. Demnach haben 43 Prozent der Frauen und 57 Prozent der Männer
einen BMI (Body-Mass-Index, ein Verhältnis von Gewicht zu Höhe) von mehr
als 25. Von diesen Übergewichtigen haben 14 Prozent einen BMI von über 30 - gegenüber 11 Prozent im Jahr 2004. Die
Umfrage ergab auch, dass in den letzten zehn Jahren der Anteil an
Rauchern fortwährend abnimmt, genauso wie übermäßiger Alkoholkonsum.
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Kategorie
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BMI (kg/m²)
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starkes
Untergewicht
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< 16
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mäßiges
Untergewicht
|
16 – < 17
|
|
leichtes
Untergewicht
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17 – < 18,5
|
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Normalgewicht
|
18,5 – < 25
|
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Übergewicht
|
25 – < 30
|
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Adipositas
Grad I
|
30 – < 35
|
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Adipositas
Grad II
|
35 – < 40
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Adipositas
Grad III
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≥ 40
|
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Die Sargfabrik 'Fonus stora kistfabrik’ in Falköping wundert sich nicht über
diese Statistik, denn man nimmt immer mehr Bestellungen für extra breite und
große Särge entgegen.
Notfallbehandlung
Schwedische Einwohner müssen bei der Einlieferung in eine Notaufnahme ihre
Personennummer und ihren Patientenausweis (patienbricka) dabei haben.
Ausländer ohne Personennummer und Urlauber brauchen ein Formular E111 oder eine
Europäische Krankenversicherungskarte und zahlen die Behandlung sofort per
Kreditkarte. Die entstandenen Kosten können erst im Nachhinein von der eigenen
Krankenversicherung eingefordert werden. Dennoch
muss man meist Zuzahlungen leisten, für die man sich durch eine
Auslandskrankenversicherung extra versichern kann. Einige Krankenkassen haben für das europäische Ausland Verträge mit
Krankenhäusern abgeschlossen. So können sich Versicherte im Rahmen des
Europaservices in bestimmten Krankenhäusern und Arztpraxen behandeln lassen,
abgerechnet wird ganz einfach über die Gesundheitskarte. Wer im Krankheitsfall einen Rücktransport ins Heimatland wünscht, muss dafür
selbst aufkommen, denn deutsche Krankenkassen dürfen die Kosten für den
Rücktransport nicht übernehmen. Bei Abschluss einer Auslandskrankenversicherung
kommt diese im Ernstfall dafür auf.
Arztbesuch per Webcam
Seit 2016 dürfen schwedische Ärzte Patienten per Webcam und Smartphone
behandeln. Seitdem wächst die Branche der Telemedizin explosionsartig. Die
Kosten werden wie bei jeder gewöhnlichen Arztpraxis auch über die zentrale
schwedische Einheitskrankenversicherung staatlich abgerechnet. In ländlichen
Gebieten fördert der Staat sogar jede Behandlung mit 1000 bis 1800 Kronen.
Allerdings ist es fraglich, ob die staatlichen Auszahlungen an die Netzärzte so
bleibt, denn diese benötigen keine Wartezimmer und Sprechstundenangestellte und
haben dadurch deutlich niedrigere Betriebskosten.
Private Krankenversicherung
Die private Krankenversicherung wird in Schweden ab dem 1. Juli 2018 besteuert
und damit um 1000 bis 2000 Kronen teurer. Die neue Steuer soll voraussichtlich
eine Milliarde Kronen pro Jahr in die Staatskasse spülen. Der Branchenverband
der schwedischen Versicherungen ist sehr kritisch und denkt, dass weniger
Menschen eine private Krankenversicherung wollen. Insgesamt verfügen derzeit
über 650.000 Menschen eine private Krankenversicherung in Schweden.
Corona
Schweden verfolgte seit Beginn der Pandemie eine lockere Corona-Politik, vermied
übertriebene Lockdowns und ließ Geschäfte offen. Das ist eben typisch schwedisch. Man gibt
lieber Empfehlungen statt harter Regeln und Kontrollen – auch während einer
Pandemie. Doch das hatte Folgen, etwa hohe Todeszahlen in der ersten Welle.
Während Europa im Winter 2021/2022 von der vierten Corona-Welle hart getroffen
wird, weist Schweden die niedrigsten Inzidenzen des Kontinents auf, was wohl an
der geringen Besiedelungsdichte des weiten Landes abseits der Großstädte liegt.
Doch als die Infektionszahlen mit der Omikron-Variante stark stiegen, führte
Schweden dann doch die 1G-Regel ein, worauf es in Stockholm zu Kundgebungen mit
mehreren tausend Menschen gegen die verpflichtende Nutzung eines
Covid-19-Impfnachweises in Bereichen des Alltags gab. Aufgrund der hohen Infektionszahlen wurde Schweden im
Januar 2022 als "Hochrisikogebiet" eingestuft, verbunden mit einer Reisewarnung
durch die deutschen Behörden. Anfang Februar hob Schweden trots hoher Inzidenzen
alle Restriktionen wieder auf. Bei der Einreise nach Schweden muss man als
EU-Bürger nicht mehr Impfung, Genesung oder negativen Corona-Test nachweisen. Was bleibt, sind Empfehlungen für Ungeimpfte.
Übersterblichkeit im Jahr 2020
Covid-19 führte dazu, dass deutlich mehr Menschen starben als normal. Die
Übersterblichkeit war in Schweden niedriger als in den meisten Ländern des
Kontinents, aber höher als in den anderen nordischen Ländern. Anfang 2020 lag
die Zahl der Todesfälle in den meisten europäischen Ländern unter dem
Durchschnitt der vorangegangenen vier Jahre. Selbst als die Pandemie ausbrach,
dauerte es eine Weile, bis die Sterblichkeit in Schweden anstieg. Schweden
gehörte im April 2020 zu den sechs europäischen Ländern mit der höchsten
Übersterblichkeit. Spanien hatte im April mit 79 Prozent die höchste
Übersterblichkeit in Europa, gefolgt von Belgien mit 74 Prozent. Im Sommer ging
die Übersterblichkeit in Europa stark zurück und näherte sich einem normaleren
Niveau. Im Vergleich zu mehreren der bevölkerungsreichsten Länder Europas
verzeichnete Schweden in der ersten Jahreshälfte nicht so hohe
Sterblichkeitsspitzen, diese waren aber anhaltender. In der zweiten
Jahreshälfte 2020 begann die Zahl der Todesopfer in Ländern, die in der ersten
Jahreshälfte nicht so stark betroffen waren, wie Rumänien, Polen, Griechenland
und Tschechien, stark zu steigen. Im Dezember 2020 stieg die Übersterblichkeit
in Schweden weiter an, während sie in Europa gleichzeitig leicht zurückging.
Einige Länder verzeichneten jedoch im Dezember ihren Jahreshöchststand, so auch
Deutschland.
Seit dem Jahreswechsel 2020/2021 veröffentlicht Eurostat das Statistikportal
European Statistical Recovery Dashboard wichtige Covid-19-bezogene
Indikatoren. Die Übersterblichkeit ist eine klare und einfache Methode, um die
Entwicklung der Zahl der Todesfälle zu messen. Der Indikator basiert auf allen
gemeldeten Todesfällen, unabhängig von der Todesursache und zeigt die direkten
und indirekten Auswirkungen der Pandemie auf. Die in diesem Artikel
angesprochene Übersterblichkeit bezieht sich somit auf die Gesamtzahl der
gemeldeten Todesfälle unabhängig von der Todesursache und die Statistik wird
daher beispielsweise nicht durch die unterschiedliche Handhabung der Meldung von
Todesursachen in den verschiedenen Ländern beeinflusst. Die Übersterblichkeit
wird als prozentuale Veränderung der Zahl der Todesfälle gemessen und ins
Verhältnis zum Durchschnitt des entsprechenden Zeitraums der vorangegangenen
vier Jahre gesetzt. Die Übersterblichkeit gilt als der nützlichste Indikator, um
Veränderungen in der Zahl der Todesfälle aufzuzeigen.
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