Von allen 54 schwedischen Königspaaren, waren es nur zwei, die aus Liebe
geheiratet haben. Eine davon war die Hochzeit des jetzigen Königs und
Königin. Das war eine echte Liebesgeschichte. 1976 heiratete König
Carl XVI Gustaf die Olympiahostess
Silvia Sommerlath. Ein Jahr später, am 14. Juli 1977, bringt die
Königin im Karolinska Krankenhaus in Stockholm ihr erstes Kind zur Welt. Die schwedische Nation fieberte mit, denn
ein Kronprinz musste her. Der Klapperstorch hatte ihnen jedoch ein gehöriges
Schnippchen geschlagen, denn es wurde eine Tochter. „Det blev en dotter“
stand in der Presse. Ein Mädchen, das nach geltendem Recht keinen Anspruch
auf die Krone hat. Mit der Geburt von
Carl Philip war dann auch die
Thronfolge gesichert. Doch der Reichstag wollte die Erbfolge modernisieren, damit
Schweden demokratischer wird. Am 29. November 1979 wurde eine neue Regelung
verabschiedet. Hiernach steht das Recht auf den Thron nun auch weiblichen
Nachkommen zu. Dieses Gesetz wurde von den radikalen Monarchiegegnern
durchgesetzt, die den Thron eigentlich ganz abschaffen wollten. Doch so
konnten sie wenigstens einen feministischen Triumph verbuchen. Wenn schon
eine Frau da war, dann sollte sie auch den Thron erben. Die
Gleichberechtigung hielt Einzug in den königlichen Palast und Victoria
bekam das Recht der Erstgeborenen zugesprochen. In der Königsfamilie sorgte es
allerdings für Unmut. Der Thronfolger Carl Philip war da und dann wurde er
quasi zum Prinzen degradiert und Victoria wurde Kronprinzessin. 1984 wird
Victoria, wie ein normales Kind aus der Nachbarschaft, in die
Grundschule
des Vororts Bromma eingeschult. Sie sollte so normal wie möglich aufwachsen.
Doch normal behandelt wurde sie nicht. Überall war die Presse und die kleine
Victoria schämte sich. Die Eltern haben immer versucht, dem Volk so nah wie
möglich zu sein und wollten auch, dass ihre Kinder dieses Gefühl mitbekamen.
Erste Kontakte wurden mit Schulkameraden geknüpft, die bei Victoria
übernachten durften oder sie durfte bei anderen Kindern übernachten, um
kennen zu lernen, wie eine ganz normale schwedische Familie lebt. Allerdings
regiert in der Königsfamilie auch das Protokoll. Victoria konnte ihre
Freundinnen nicht selber anrufen, wenn sie mit ihnen spielen wollte. Der
Adjutant des Königs rief Victorias Freundin an und ließ ausrichten, dass
Königin Silvia ausrichten ließ, dass Victoria ausrichten ließ, dass sie
Willkommen ist, mit ihr zu spielen. Ihre Kindheit im Märchenschloss war
nicht so, wie bei normalen Kindern. Da Victoria die ganze Zeit unter
Aufsicht war, hatte sie nur ein begrenztes Leben und es war ein großer
Unterschied zu dem, was andere Mitschüler in ihrer Kindheit alles machen
konnten. Früher als bei anderen Kindern begann bei Victoria der Ernst des
Lebens. Sie war immer in Gesellschaft von Erwachsenen. Im Vergleich zu ihr,
waren ihre gleichaltrigen Freunde noch richtig verspielt. Wenn man Carl
Philip und Madeleine fragen würde, ob sie die Rolle mit ihrer großen
Schwester tauschen möchten, dann würden sie sicher sagen: nie und nimmer.
Sie sind kein bisschen neidisch auf sie. Victoria wusste von ihrer Rolle
seit ihrer Kindheit. Sie ist darauf eingestellt und weiß, dass ihr Leben
anders sein wird. Auch in der Schule bekam sie das zu spüren. Alle konnten
normal lesen und schreiben, Victoria nicht. Wie ihr Vater hatte Victoria mit
einer angeborenen Lese- und Rechtschreibschwäche zu kämpfen. Jeden Tag nach der
Schule und jedes Wochenende hat sie nur gelernt, um mit ihren
Klassenkameraden mithalten zu können. Und sie kam mit. Sie wollte dabei
keine Sonderbehandlung und war sehr ehrgeizig. Wenn Victoria eine Aufgabe
übernahm, dann erfüllte sie diese zu 100 Prozent.
Nach der Grundschule ging Victoria zum Enskilda-Gymnasium in Stockholm, wo
sie 1996 ihr Abitur machte. Von 1996 bis 1997 studierte sie Französisch an
der Université Catholique de l’Ouest in Frankreich. Am 14. Juli 1975 fanden im
Thronsaal die Feierlichkeiten zu Victorias 18. Geburtstag statt, die einem Staatsakt
glichen. Mit der Volljährigkeit wurde Victoria automatisch
Vize-Königin. Ihre Anspannung war ihr ins Gesicht geschrieben, als sie ihre
erste Rede hielt. Doch das Leben als Person des öffentlichen Interesses ist kein
unbeschwertes.
Die Schonzeit war jetzt für Victoria vorbei. Die Presse
rief zum Halali. Die übersteigerte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit blieb
nicht ohne Folgen. Victoria litt unter Essstörungen waren die Folge. und wurde immer dünner
und es wurde noch schlimmer, als sich die Presse auch noch darauf stürzte.
Die Medien haben sich sehr für die Kronprinzessin interessiert und verfolgten
Victoria auf Schritt und Tritt. Eine Lösung dagegen war eine Reise nach
Amerika, um dort zu studieren und etwas mehr Ruhe zu haben. In den USA wurde
Victoria von einem Expertenteam betreut. Sie besuchte die dort die private
Eliteuniversität Yale in New Haven (Connecticut), an der sie
Politik und Geschichte studierte. Victoria genoss es, dort eine unter vielen zu sein.
Während dieser Zeit konnte sie sich selber besser kennen lernen und war
ganz privat. Sie lebte in dieser Zeit ihren amerikanischen Traum von
Freiheit. Im Jahr 2000 schloss Victoria ihr Studium mit Bravur ab und
schrieb eine außergewöhnliche Arbeit über den Irak. Daraufhin verbrachte sie
einen Monat an der schwedischen Botschaft in Washington, D.C. Im Anschluss absolvierte
Victoria zwei Praktika im Büro des Generalsekretärs der Vereinten Nationen
und entdeckte dort ihr politisches Herz. Fortan machte sie sich stark für
die Wahrung der Menschenrechte und die Lösung von internationalen
Konflikten. Bei der Kronprinzessin handelte es sich dabei um ein
persönliches Interesse, dass zu einer bewussten Ausrichtung ihrer Ausbildung
führte. Als zerbrechliches Mädchen hat sie Schweden verlassen. Zurück kam
eine entschlossene, selbstbewusste und gereifte Frau. Weltweit machte sie ein Dutzend
Praktika. 2001 machte Victoria ein Praktikum bei der schwedischen Regierung
und 2002 bei der Schwedischen Außenhandelskammer in Berlin und in Paris.
2003 war die Kronprinzessin Praktikantin bei verschiedenen schwedischen
Firmen. 2006 absolvierte Victoria eine diplomatische Ausbildung im
Auswärtigen Amt. Den letzten Schliff erhielt Viktoria bei der militärischen
Ausbildung, denn eines Tages wird sie den höchsten Rang der schwedischen
Streitkräfte tragen. Im Jahr 2003 dichtete die die Boulevardpresse Kronprinzessin Victoria die
Zugehörigkeit zu einer Sekte an. Das Königshaus beschwerte sich über die
deutschen Falschmeldungen, worauf zwei deutsche Verlage wegen erfundener
Titelgeschichten über die Kronprinzessin Victoria von deutschen Gerichten
verurteilt wurden. Zuhause in Drottningholm bezog Victoria ihre eigene Residenz in einem
Nebengebäude.
Doch ihr exponiertes Leben machte es ihr
nicht leicht einen Mann zu finden. Beim Sport kam sie 2002 dem 4 Jahre
älteren Daniel Westling näher. Er hatte mit einem Geschäftspartner ein
Fitnessstudio in Stockholm eröffnet. Victoria hatte dort trainiert. Es war
keine Liebe auf den ersten Blick, wie bei ihren Eltern. Es hat sich vielmehr
mit der Zeit entwickelt.
Daniel Westling stammt aus Ockelbo, einer 6000
Seelengemeinde in Zentralschweden. Die Presse hofft von nun an auf eine
Story und strickt den beiden immer neue Mittsommermärchen. Daniels Interessen sind Baseball, Fotball, Basketball –
Fremdsprachenkenntnisse hat er keine. Auf privaten Feiern werden die beiden regelmäßig.
Bei offiziellen
Anlässen darf Daniel nicht dabei sein – das verlangt das Hofprotokoll. Der Mann an
Victorias Seite muss zu 100 Prozent an ihrem Leben teilnehmen und muss genau
wissen, was er tut. Es ist nicht so, wie bei Frau Svensson, die ihren Job
macht und Herr Svensson macht seinen uns sie treffen sich dann am
Wochenende. Darum muss Daniel für das königliche System trainiert werden.
Ein System, dass es den beiden nicht leicht macht. Abends mal einfach
auszugehen ist für Daniel und Viktoria nicht möglich. Nur auf privaten
Veranstaltungen können sie sich ungezwungen geben. Seit
Victoria Ingrid Alice mit dem bürgerlichen Daniel Westling
liiert ist, diskutiert die Öffentlichkeit über die Beziehung zu diesem Mann.
Die Reporter wittern schon die nächste Traumhochzeit. Der amtierende König hat sein Herz an eine Heidelbergerin verloren. Aus der
Olympiahostess Silvia Sommerlath wurde
Königin Silvia von Schweden. Ein
Märchen wurde war und das Volk meint, Silvia ist für ihre Rolle wie geboren.
Bei soviel Liebe, kann da nicht auch ein Daniel Westling in die Prinzenrolle
schlüpfen? Nur wie findet er seine Position hinter einer starken Frau, die
Königin wird? Der Mann an Victorias Seite wird immer einige Schritte hinter
ihr stehen, was für eine Partnerschaft nicht einfach ist. Obwohl der
bürgerliche Daniel
Bürgersohn ohne "blaues Blut" mittlerweile optisch schon ganz gut ins Bild passt, stellt sich die Frage:
reicht das? Es scheint so, als ob die beiden dieselbe Wellenlänge haben.
Dass die Romanze den jahrelangen Mediensturm überstanden hat, gilt als
Zeichen dafür, dass es sich um etwas Ernstes handelt.
Dem normalen schwedischen Gesetz zufolge kann Victoria heiraten, wen sie
will. Aber Victoria ist keine normale Person. Darum gelten für sie auch
andere Regeln. Die Verfassung von 1979 sieht vor, dass Prinzen und
Prinzessinnen des Königshauses nicht ohne die Einwilligung des Königs
heiraten dürfen.
§5
Prins och prinsessa av
det kungl. huset må ej gifta sig, med mindre regeringen på
hemställan av Konungen därtill lämnat samtycke. Sker det ändock,
have han eller hon förverkat arvsrätt till riket för sig, barn
och efterkommande.
Lag (1979:935) |
Anderenfalls würden Victoria und ihre Nachkommen den Anspruch auf die Krone verlieren.
Diesen Gedanken hat auch der Sozialdemokrat, Ulf Bergström, aufgegriffen.
„Rädda Kungabarnens barn undan sklaveriet" (Rettet die Königskinder aus der Sklaverei) lautete der Titel, der
ausgerechnet zum Geburtstag des Königs in einer großen Tageszeitung
erschien. Darin sind die Grundsätze skizziert, warum man in einer
Demokratie
keine Monarchie haben sollte, bei der sich Bergström auch auf die UN-Karta
für Menschenrechte bezieht. Keine Religionsfreiheit, kein Wahlrecht, kein
politisches Mitspracherecht, nicht einmal den Lebenspartner können sie frei
wählen. Aber deshalb das Königshaus gleich abschaffen? Über das sensible
Thema macht man in Schweden keine Witze. Die Presse startete damals eine
Hetzkampagne gegen Bergström und machte ihn zum Staatsfeind Nummer Eins. Am 20. Juni
2010 war es dann soweit, Kronprinzessin Victoria und Daniel Westling gaben sich
das
Ja-Wort. Der König hatte vorher seine Zustimmung erklärt. Das schwedische Volk steht fast geschlossen hinter seiner Königsfamilie.
Selbst in stürmischen Zeiten bleibt die Königsfamilie ein Garant für
diplomatische Beziehungen. Das internationale Parkett ist ihr Arbeitsplatz –
auch der von Victoria. Als zukünftige Königin kommt einiges auf Victoria zu.
Sie muss Botschafter akkreditieren, den Reichstag eröffnen und die
Staatsratssitzungen leiten. IKH Kronprinzessin Victoria, Herzogin von Västergötland, ist
sich der Verantwortung als Thronfolgerin bewusst. Sie wird eines Tages einen
ebenso guten Job machen, wie ihr Vater. Als Königin Victoria wird sie ihrem
Vater auf dem Thron folgen und an der Spitze der Nation stehen. Sie ist die
einzige weibliche Thronfolgerin ihrer Generation in Europa und sie wird nach
fast 400 Jahren die erste weibliche Regentin ihres Landes sein. In Schweden,
wo einst die Wikinger und die Wasas herrschten, ist die Emanzipation heute
ein fester Bestandteil der Gesellschaft. Auf der Beliebtheitsskala hat
Victoria bereits ihren Eltern den Rang abgelaufen und steht unangefochten
auf Platz Eins. Sie ist sehr natürlich, hat viel Würde, ist zielstrebig und
wächst mit ihrer Aufgabe, Königin zu werden. Schweden hat Glück und bekommt mit Victoria eine kompetente und
bemerkenswerte Frau als Königin. Mit den nordischen Nachbarn ist sie per
"Du" und auch in Übersee ist sie ein gern gesehener Gast. Trotz aller
Förmlichkeiten hat sie ihren Humor nicht verloren. Man wünscht ihr, dass sie
die richtige Balance zwischen ihren offiziellen Verpflichtungen und ihrem
privaten Glück findet, was ja nicht leicht für sie ist. Am 23. Februar
2012 bringt Victoria im Karolinska-Krankenhaus in Stockholm eine Tochter zur
Welt. Sie erhielt die vier Vornamen die vier Vornamen Estelle Silvia Ewa Mary
und außerdem den Titel "Hertiginna av Östergötland" (Herzogin von
Östergötland). Der royale Nachwuchs ist nach Kronprinzessin Victoria die Nummer
zwei in der Thronfolge.
Pressefoto: Mattias Edwall ©Royal Court of Sweden
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