Unter der schwedischen Insel
Muskö, im Schärengarten vor Stockholm,
befindet sich der größte unterirdische Militärstützpunkt der Welt. Insgesamt
hat die atombombensichere Anlage etwa 30 km Ausdehnung. Kurz nach dem Ende
des 2. Weltkriegs begann in Schweden die Suche nach einem unterirdischen
Flottenstützpunkt. Die strategische Entscheidung, Zuflucht in den Felsen zu suchen,
geht auf den Beginn der 40er Jahre zurück. In Europa tobte der 2. Weltkrieg
und Schweden blieb neutral. Trotzdem wappnete man sich für den Ernstfall und
baute unterirdische Basen für Militär- und Industrieanlagen. Muskö ist das
bei weitem ehrgeizigste Projekt dieser Art. 1951 entschied man sich für die Insel Muskö
und begann mit dem Ausbau, der 18 Jahre andauerte. 600 Arbeiter bauten die
die riesige Marinewerft, ein Kommandozentrum, mehrere Treibstofflager, ein
Kraftwerk, Unterstände, Lagerhäuser und mehr als 30 km Gänge. Eine
regelrechte unterirdische Stadt. Seit 1964 verbindet ein 3 km langer Tunnel
die Insel mit dem Festland. Heute arbeiten hier im Untergrund von Muskö ca. 300
Zivilisten und einige Dutzend Offiziere. Hinter dem Haupttor führt ein
langer Gang weit in den Fels hinein. Ingenieure und Offiziere arbeiten hier
in 70 m Tiefe auf 3 Ebenen zusammen. Aus der Luft betrachtet, sieht die
Insel aus, wie jede andere. Aber unter den Kieferwäldern ist ein massives
Granitgebirge verborgen. Ein idealer Ort für eine Kommandozentrale. Die ins freie geleiteten Abgase
werden abgekühlt, damit sie nicht von Infrarotgeräten aufgespürt werden
können. Nur die
vor der Küste kreuzenden Kriegsschiffe verraten militärische Aktivität. Im
Kriegsfall arbeiten hier etwa 2400 Menschen, deren Aufenthalt für lange Zeit
gewährleistet ist. Es gibt Trockendocks, in denen die Schiffe repariert
werden, Büros, eine Küche, zahlreiche Werkstätten, Waffen und Torpedos. Drei
Trockendocks können Schiffe von mehr als 140 m Länge aufnehmen. Auch eine
Werft gehört dazu, in der die Wartung und Reparatur von mehreren Schiffen
gleichzeitig möglich ist. Schließlich gibt es noch
eindruckvolle Munitions- und Torpedolager für alle möglichen Verwendungen.
Bei Bedarf können etwa 30 Schiffe in dem künstlichen Hafen Zuflucht finden,
dem wahrscheinlich unauffälligsten der Welt. Die kleinen, der nordischen Seenlandschaft angepassten U-Boote sind nur für
kurze Fahrten vorgesehen und laufen häufig ein, um sich zu versorgen. Eine
Höhle im Marinestützpunkt Muskö ist
extra für sie reserviert. Damals war Schweden reich. Seine Neutralität hatte es vor den Zerstörungen
des 2. Weltkriegs bewahrt und seine Industrie lief auf Hochtouren. Dank des
so genannten schwedischen Wirtschaftswunders konnte der Marinestützpunkt von Muskö
ohne fremde Hilfe finanziert werden. In den vergangenen Jahren hat Schweden viel
getan, um für den Fall eines Angriffs gerüstet zu sein. In der schwedischen
Marine gibt es keine großen Stäbe mehr. Das Oberkommando führt ein Admiral.
Obwohl sich nach dem Fall der Berliner Mauer das Verhältnis zum Osten
entspannt hat, hält Schweden an seiner Fiktion fest. Noch immer spricht man
von Zivilverteidigung, Neutralität und vom Willen, eine starke Marine zu
behalten. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Schweden vervielfacht die
Zahl der Übungsmanöver mit der NATO und betont, dass Sparmaßnahmen
erforderlich sind. Das Parlament hat sich 2004 dazu ausgesprochen,
die Schwedische Marine der Ostküste auf Karlskrona zu konzentrieren, danach
wurden alle Einrichtungen von Muskö privatisiert und an das Privatunternehmen
Kockums AB und Muskövarvet AB verpachtet. |