Schwedenhölzer

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Der Schwede, Johan Edvard Lunström, erfand 1850 das erste Sicherheits-Zündholz. Diese Zündhölzer sind ungiftig und schwerer entflammbar als ihre Vorgängermodelle. Sie brauchen eine spezielle Reibfläche, um Feuer zu fangen.
SchwedenhölzerDas Herstellen von Zündhölzern konnten die Schweden schon immer am Besten. 1864 konstruierte der 28-jährige Ingenieur Alexander Lagerman die erste automatische Zündholzmaschine. Das war der Übergang von der Herstellung des Handwerks zur Massenproduktion von Sicherheitszündhölzern. Von Jönköping wurden sie über die ganze Welt verteilt und weltberühmt. 1868 wurde die 'Tändsticksfabriks AB Vulcan' in Tidaholm gegründet, die heute zu Swedish Match gehört.
Im Jahr 1880 bestanden in Schweden und Norwegen 43 Zündholzfabriken. Der Schwede Ivar Kreuger bildete 1913 die Zündholzfabrik „Svenska Tändsticks AB“ (STAB). Mit Dumpingpreisen schwächte er seine Konkurrenz, bis er den ganzen Zündholzmarkt kontrollierte. Auf diese Weise wuchs die Firma in den 30er Jahren auf rund 150 Tochterfirmen in 33 Ländern, die 60% der Weltproduktion kontrollierte. Am 29.1.1930 verabschiedete der Reichstag das Zündwarenmonopolgesetz, mit dem das Deutsche Reich das Zündwarenmonopol auf 53 Jahre an den schwedischen Industriellen Ivar Kreuger vergab.
Die Streichhölzer hießen damals noch Schwedenhölzer. Der weltgrößte Hersteller von Zündhölzern sitzt in Tidaholm, in der schwedischen Provinz Västra Götalands län, zwischen den beiden Seen Vänern und Vättern. Heute gehört der Weltmarktführer 'Svenska Tändsticks AB' zu dem schwedischen Konzern Swedish Match Company, der auch Zigarren und Snus herstellt.
Die Streichhölzer werden aus mindestens 60 Jahre alten Espen hergestellt. Das Holz aus den Wäldern Südschwedens ist hart und innen schön weiß. Jeden Tag verarbeitet die Fabrik 1500 Stämme. Je dicker die Stämme, desto besser ist das Holz. Mit 2 gegenläufigen Walzen wird zuerst die Borke und Rinde entfernt. Danach werden die Stämme in 60 cm lange Stücke geschnitten und per Fließband zu den Schälmaschinen befördert. An ihnen entstehen 5 verschiedene Streichholztypen – dicke, dünne, lange und kurze. Die Schälmaschinen schälen die Stämme hauchdünn ab. Die äußeren Schichten sind Müll, nur die Schichten aus dem Inneren sind gut genug für die Laufbahn zum Streichholz. Keine 30 Sekunden vergehen, bis der Stamm verschwunden ist. An seiner Stelle häuft sich 2 Millimeter dünnes Furnier. Eine Schneidemaschine macht daraus bis zu 14 Millionen Späne pro Stunde – die Holzdrähte. Anschließend werden sie mit Monoammoniumphosphat (NH4H2PO4) besprüht, das dem Holzspan den notwendigen Halt gibt.
Ein Streichholz hat eine so kleine Flamme, dass es beim winzigsten Windzug ausgehen müsste. Das es nicht so ist, liegt am Paraffin. Das heiße Wachs, aus dem auch Kerzen bestehen, dringt tief in die Spitzen ein. Das Paraffin transportiert die Flamme vom Kopf aus dem Streichholz hinauf. Es ist der Treibstoff im Streichholz.
Getrocknet und glatt poliert landen die Späne so in der Sortierung. Eine ausgeklügelte Maschine sortiert sie in Reih und Glied. Gleichzeitig steckt sie die Späne in ganzen Bündeln in winzige Löcher, um sie in die warme breiige Zündmasse zu tauchen. Nicht Phosphor wie früher, sondern Kaliumchlorid ist der hauptsächliche Bestandteil der Mischung. Die Zündholzfabrik macht ein riesiges Geheimnis um die genaue Zusammensetzung seiner Zündköpfchen. Die Chemikalien sind hochexplosiv und manche entzünden sich im trockenen Zustand. Die Chemikalien müssen in der richtigen Reihenfolge gemischt werden, sonst fliegt der ganze Topf mit 200 Litern Zündstoff in die Luft. Auf den Schachtelrand und Streichholzkopf kommt der besondere Chemikalien-Mix. Nur 8 Liter roter Phosphor bilden mit dem Kaliumchlorid die zündende Idee. Reiben sich die beiden Chemikalien miteinander, explodieren sie. Das sich nur das Streichholz und nicht die Schachtel entzündet liegt daran, dass an der Mischung für die Streichholzschachtel das hochexplosive Kaliumchlorat fehlt. 4000 Liter Zündmasse werden täglich in die Maschinen gefüllt. Aus den imprägnierten und gewachsten Holzspänen werden so jeden Tag 180 Millionen Streichhölzer. Über kilometerlange Fließbänder müssen die Streichhölzer trocknen, um dann von einer Maschine in der richtigen Anzahl in die Schachteln gefüllt zu werden.
Von Tidaholm aus, gehen die Zündhölzer in die ganze Welt. Jede Sekunde zünden 190.000 Menschen in der Welt eines dieser Zündhölzer. Das sind 6 Trillionen Streichhölzer, die jedes Jahr brennen. Alle hintereinander gelegt, würde das eine Strecke ergeben, die eben so lang ist, wie der Weg von der Sonne und fast wieder zurück.
Der Verbrauch von Streichhölzern auf dem Weltmarkt vermindert sich fortnehmend, während der Markt für Spezialstreichhölzer (Grillstreichhölzer) zunimmt. Der Anteil der Streichhölzer aus Tieflohnländern nimmt in Europa stark zu und verdrängt die Anteile von Swedish Match zunehmend. Durch die Überkapazität musste Swedish Match schon einige Tochterunternehmen schließen. Swedish Match hat in den letzten Jahren seine Zündholzindustrie stark rationalisiert, um weiter auf dem Markt bestehen zu können.
Es ist schon lange her, dass in Jönköping Schwedenhölzer fabriziert wurden. Wer jedoch die Stadt am Südzipfel des Vättersees besucht, kann dort noch immer ein lang gestrecktes, würdevolles Holzhaus sehen, in dem Johan Edvard  Lundström Anno 1845 den Grundstein zu einem weltumspannenden Konzern legte. Im Inneren des Gebäudes gehen den Sammlern, die sich aus aller Welt einfinden, die Augen über, wenn sie hier die seltenen Etiketten sehen.

 

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