Das Besucherbergwerk in Ramsbeck hält nicht nur die Erinnerung an einen einst
bedeutenden Wirtschaftssektor wach - es zeigt auch, wie dramatisch der
Strukturwandel in das
Leben
der Menschen eingreift bzw. eingegriffen hat. Über Jahrhunderte wurden hier
Silber und Blei abgebaut, immer tiefer fraßen sich die Kumpel in den Berg.
Zeitweilig waren 1.800 Menschen im Bergwerk beschäftigt - und das trotz
Misswirtschaft, Veruntreuung und geologischer Fehleinschätzungen in der Mitte
des 19. Jahrhunderts. Der Metallgehalt im Roherz war zu gering, als dass dieser
unter den damaligen Bedingungen wirtschaftlich gewonnen werden konnte. Der
Preisverfall auf dem Weltmarkt sorgte schließlich dafür, dass das
jahrhundertealte Erzbergwerk am 31. Januar 1974 geschlossen und in ein
Erzbergbaumuseum mit Besucherbergwerk umgewandelt wurde. Bis kurz vor
Schließung des Bergwerks wurden mit rund 450 Bergleuten jährlich ca. 500.000 -
600.000 Tonnen Roherz mit ca. 20.000 Tonnen Blei-/Zinkgehalt gefördert. Bei einem Besuch im sauerländischen
Besucherbergwerk in Ramsbeck informieren sich jährlich über 100.000 Besucher
über die Geschichte des Erzbergbaus in Ramsbeck. Neben zahlreichen
Ausstellungsstücken und Maschinen, die damals im Bergbau eingesetzt wurden, wird
auch eine umfangreiche Mineraliensammlung gezeigt. In der Lohnhalle erhielt der
Bergmann bis 1974
dreimal im Monat seinen hart erarbeiteten Lohn in bar. Wie
einst vermittelt die Lohnhalle noch heute einen imposanten Eindruck.
In der Lohnhalle schmückt eine historische Zeichnung des Ramsbecker Ausbeutetalers mit
dem Motiv "vom guten und vom bösen Berg" die Wand. Ein Ausbeutetaler ist eine
historische Münze, die aus dem Metall, das aus dem Erz eines bestimmten
Bergwerks gewonnen wurde, geprägt wurde. Die weitaus meisten Ausbeuteprägungen
sind aus Silber. Ausbeutetaler waren normale gesetzliche Zahlungsmittel, die
sich jedoch durch besondere Prägebilder von den üblichen Umlaufmünzen
unterscheiden und häufig zu bestimmten Jubiläen in Umlauf gebracht wurden. 1759
ließ Kurfürst Clemens-August aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der
Bergordnung ganze, halbe,
viertel und achtel Taler prägen. Die Vorderseite der
Münze zeigt den Kurfürsten Clemens-August. Er ist mit einem Hermelinmantel
bekleidet. Die Rückseite des Talers beschreibt den Ramsbecker Bergbau. Zu sehen
ist der gute Bastenberg und der böse Dörnberg. Über dem guten Bastenberg scheint
die Sonne. Die Bergordnung wird symbolisiert durch Krone Schwert und Ölzweig
sowie die Planetenzeichnung für die Metalle und soll für eine friedliche
Erzförderung stehen. Über dem bösen, ertraglosen Dornberg entlädt sich ein
Gewitter. Der Blitz schlägt in den Haspel ein. Mit erhobenen Händen und
angstvollen Mienen fliehen die Bergleute am Fuße des Dörnberges aus den Stollen.
Die Münze trägt die Inschrift "Westphaliae Dux Jure Instaurabat" übersetzt: Der
Fürst von Westfalen errichtete (den Bergbau) durch Rechtsordnung. Die
Ausstellung in der Waschkaue ist der Welt des Bergmanns gewidmet. In der
Waschkaue hat sich der Bergmann umgezogen und gewaschen. Seine Kleidung zog er
mit Hilfe einer Kette in einen Metallkorb, der sich unter der Decke befand.
Die Informationen im Bergwerksmuseum werden durch eine eindrucksvolle Dia-Schau
komplettiert, die man sich unbedingt ansehen sollte. Zur Besichtigung der
Grube wird der Besucher mit Schutzkleidung und Helm ausgestattet. Mit der
original erhaltenen Grubenbahn, die mit Bleiakkumulatoren angetrieben wird, geht
es dann 1,5 Kilometer in den Berg, wo dann thematische Stationen den
Arbeitsalltag unter Tage dokumentieren. Die begleitenden Führer können viele
Geschichten aus dem Leben der Bergleute berichten. Die Temperatur unter Tage
beträgt das ganze Jahr über 12 Grad Celsius. Wer also im Sommer an einer
Grubenfahrt teilnimmt, sollte sich warm anziehen. So mancher ist froh, wenn er
wieder das Tageslicht erblickt - es sei denn, man genießt ein rustikales
"Gruben-light-Dinner", ein kulinarisches Erlebnis 300 m unter Tage. Nach der
Grubenbesichtigung fühlt man sich wie ein "echter" Bergmann - bei all dem neuen
Wissen...
Das 1873 eingerichtete Bahnbetriebswerk war neben der Erzgrube in Ramsbeck
jahrzehntelang der wichtigste Arbeitgeber in Bestwig. Noch 1966 fanden hier fast
600 Menschen einen Arbeitsplatz. 1981 wurde auch das Bahnbetriebswerk
geschlossen. Durch Ansiedlung von Kleinbetrieben, überwiegend in den Bereichen
Fahrzeugbau und Gießerei, ist es mittlerweile gelungen, einen großen Teil der
weggefallenen Arbeitsplätze zu kompensieren. Die Förderung der heimischen
Kultur - das ist das Ziel von "Kultur pur". 1989 schlossen sich einige
engagierte junge Leute zusammen und hoben den Verein aus der Taufe, der seither
aus dem Kulturleben der Gemeinde nicht mehr wegzudenken ist. Unbekannte
Künstlerinnen und Künstler sind in Bestwig aufgetreten, aber auch bekannte Namen
sind in den Annalen des Vereins verzeichnet. Ramsbeck und Ostwig sind als
staatliche Erholungsorte anerkannt worden - und Wandern ist mit der Eröffnung
des "Rothaarsteigs" im Jahre 2001 wieder in aller Munde. Weitere
Sehenswürdigkeiten neben dem Erzbergwerk sind das Abenteuerland "Fort Fun", das
etwa 4,5 Kilometer von der Ortsmitte entfernt liegt, sowie die mit Wasserkraft
betriebene Ramsbecker Kornmühle aus dem 16. Jahrhundert. Der Bereich Tourismus
dürfte für Ramsbeck in der Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.
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