Bis zur
des 19. Jahrhunderts waren Fähren die wichtigste Verbindung der Wormser zur
anderen Rheinseite. Die Wechselbeziehung der Stadt zum großen Fluss war
immer wichtig. Im 19. Jahrhundert erfasste die
industrielle Revolution alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche. Die
Anforderung an Transport und Logistik stiegen und waren auch zwischen Worms
und der gegenüberliegenden Rheinseite mit dem traditionellen Fährbetrieb
nicht mehr zu bewältigen.
Ab 1855 brachte eine reguläre Schiffsbrücke über
den Rhein eine spürbare Verbesserung. Das industrielle Zeitalter feierte an
der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Triumphe. Der Fortschrittsglaube ist
unbegrenzt. Seine baulichen Symbole sind die kühnen Stahlkonstruktionen
jener Zeit.
1897 wurde
in Worms mit dem Bau einer Stahlbrücke begonnen. Am 26. März 1900 wurde die
774 m lange Stahlfachwerk-Bogenbrücke von ihrem Namensgeber Großherzog
Ernst-Ludwig eingeweiht. Die massiven Vorlandbrücken und Pfeiler wurden in
Beton ausgeführt. Für die Benutzung der Ernst-Ludwig-Brücke musste man bis
Ende der 1920er Jahre ein Brückenzoll zahlen. Dafür waren in den
neoromanischen Brückentürmen Kassenstuben eingerichtet. Während der
Rheinlandbesetzung wurden dort auch Grenz- und Zollkontrollen durchgeführt.
Der
unheilvolle Zweite Weltkrieg war auch für Worms ein fundamentaler
Einschnitt. In der letzten Phase des Krieges zerstörten zwei Bombenangriffe
die Stadt fast vollständig. Die Rheinbrücke wurde von deutschen Truppen beim
Rückzug im März 1945 gesprengt. Eine lebenswichtige Verkehrsader für die
Stadt wurde damit unterbrochen.
Um die
Verbindung zwischen Worms und der rechten Rheinseite wieder herzustellen,
wurde eine Schleppfähre eingesetzt. Das Provisorium konnte jedoch
nur den dringendsten Bedarf decken. Der Bau einer neuen Brücke genoss
deshalb höchste Priorität in den Plänen für den Wiederaufbau von Worms.
Beim
Wiederaufbau der Nibelungenbrücke - wie das neue Bauwerk getauft wurde -
entschied man sich für eine moderne Konstruktion aus Spannbeton, die im
Freivorbau errichtet wurde. Nach acht Jahren Provisorium und zwei Jahren
Bauzeit stellte die Brücke endlich wieder eine tragfähige Verbindung
zwischen Worms und den hessischen Nachbarstädten Lampertheim und Bürstadt
her.
In den Jahres des Wirtschaftswunders und der sich explosionsartig
entwickelnden Mobilität war die Nibelungenbrücke eine wichtige Verkehrsader
für Worms. Die Brücke wurde auch zu einer zentralen Rheinüberquerung
zwischen den Ballungsräumen Rhein-Neckar und Rhein-Main. Schon Ende der
siebziger Jahre wurde über den Bau einer zweiten Brücke nachgedacht.
Im Jahr 2005 wurde neben der Nibelungenbrücke mit dem Bau einer neuen, zweiten Wormser
Brücke über den Rhein begonnen. Sie wurde in Architektur und Gestaltung
bewusst wie eine Zwillingsschwester der bisherigen Brücke angelegt. Nach
Fertigstellung der neuen Brücke im Jahr 2008 wurde die alte Brücke von Grund
auf saniert. Nach vollendeter Sanierung der alten Brücke im Jahr 2013 führen
die zwei Fahrstreifen der alten Brücke nach Worms herein und die beiden
Fahrstreifen der neuen Brücke stadtauswärts. Auf beiden Brücken gibt es
kombinierte Fußgänger- und Radfahrwege. Die alte Nibelungenbrücke mit dem
Nibelungenturm sind heute ein Kulturdenkmal. Schon vom Boot aus kann man am
Rheinufer neben dem imposanten Nibelungenturm und dem
Pegel Worms auch das
Hagen-Denkmal sehen, welches an die Nibelungensage erinnert und die
Versenkung des Nibelungenschatzes durch Hagen von Tronje am Rhein darstellt
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