Der Joik ist ein Ritual, mit dem die Samen Naturphänomene wie Plätze,
Landschaften, Personen oder Tiere lautmalerisch beschreiben. Diese traditionelle
Musikform ist Bestandteil schamanistischen
Glaubens und genauso wie die Rentierzucht ein nicht
wegzudenkender Bestandteil der samischen Kultur und Tradition. In der
vorchristlichen Religion war der Joik ein wesentlicher Bestandteil der
zeremoniellen Kulthandlungen. Die wesentlichen Elemente des Jojkens sind
Imitationen von Tierlauten, auch die Rufe der Jäger und Geräusche zur
Austreibung böser Geister. Wann immer die Samen erfahren wollten, was an
entlegenen Orten passiert, oder wodurch Krankheiten entstanden und wie sie zu
heilen waren, zogen sie Schamanen zu Rate, die in der Lage waren, mit Hilfe der Jojkgesänge und rhythmischen Schlägen auf der Handtrommel Kontakt mit den
Geistern und Göttern herzustellen. Im Verlauf dieser Seance gingen sie im
Zustand äußerer Bewusstlosigkeit auf Seelenfahrt zu den Vorfahren. Anfang des
17. Jahrhunderts wurde der Joik von der Kirche verboten, weil sie dahinter
teuflische Zauberei vermutete. So verlor der mit dem Jodler verwandte
Obertongesang seine Funktion im gruppengebundenen Leben (Feste, Feiern usw.).
Noch in den achtziger Jahren durfte in den
Schulen von Kautokeino
nicht gejoikt werden.
Doch die Rentiersamen haben den Joik in
ihrem Alltag weiterhin gebraucht und somit ein wichtiges Kulturgut
bewahrt.
Joik in anderen Sprachen: |
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englisch:Yoik
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finnisch: Joiku
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schwedisch: Jojk
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norwegisch: Joik
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ostsamisch: Leu'dd
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nordsamisch: Luohti
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südsamisch: Vuolle
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Alte schwedische Varianten aus 17-19. Jahrh.: joick
- joijk - joik - jåjk
Schwedisches Substantiv: jojk - jojken - jojkar - jojkarna
Schwedisches Verb: jojka - jojkar - jojkade - jojkat
Es ist nicht ganz einfach, den Jojk zu verstehen. Wer ihn verstehen will, muss sich in die tiefe Verbundenheit der Sámi
mit der Natur versenken. Jojken ist die Art und Weise, wie die Sámi in Liedern
ihre Gefühle ausdrücken.
Wichtig ist: Man jojkt nicht über etwas. Man jojkt die Dinge selbst, so dass sie
anwesend sind. Der Neuschnee kommt mit dem Jojk oder ein bestimmter Vogel sitzt
vor einem. Nicht unbedingt real, sondern als Wesen. Im Unterschied zu anderen
Volksweisen singt man keine Liebesgeschichte in ein paar Strophen, sondern es
soll das Gefühl der Liebe
wiedergegeben werden. Ein Jojk hat keinen langen Text. Man kann auch jojken ohne
jeden Text. Dann hat man einfach den Klang der Stimme. Jedes Jahr zu Ostern wird in Kautokeino der
Sami-Grand-Prix
ausgetragen, bei dem die Einheimischen in einem Wettstreit ihre
musikalischen Werke vortragen. Zu den bekanntesten Jojkern gehören
Nils-Aslak Valkeapää, Johan Sara Jr., Ailu
Gaup, Yana Sundgren Giron, Vimme Saari,
Mari Boine Persen,
Yana Mangi und Ulla Pirttijärvi.
Der Yoik und die Theorie des Wissens von: Ande Somby
Yoik (genauso geschrieben und auch so ausgesprochen, wie man es ließt) ist die
traditionelle Sami oder lappländische Gesangsform, von der wir glauben, dass sie
die älteste Gesangsform in Europa ist. Sie war einmal ein wichtiger Teil unserer
ehemaligen religiösen Zeremonien und das war mit Sicherheit auch der Grund
dafür, warum Christen sie als ein Tabu brantmarkten. Selbst heute ist das Yoiken
in einigen Gegenden verboten. In dieser Abhandlung möchte ich gleichzeitig
einige kurze Bemerkungen zum Yoiken machen, aber auch gleichzeitig einen
Vergleich zwischen dem Yoiken und einem völlig unterschiedlichem Thema, der
Theorie des Wissens in der Sozialwissenschaft, ziehen. Ich werde das
westeuropäische Konzept, Lieder zu singen, als eine Metapher für die
Wissenschaft benutzen. Das Yoiken unterscheidet sich im europäischen Konzept des
Singens auf mehrere Arten. Zum Beispiel yoikt man nicht über jemanden oder über
irgend etwas, sondern man yoiked jemanden oder irgend etwas. Das Yoiken hat
sozusagen kein Objekt. Es ist in der Tat unmöglich dem Yoiken ein Subjekt oder
Objekt zuzuordnen. Der Yoiker sollte vielleicht als integraler Teil des Yoikens
in Erwägung gezogen werden und dies wiederum hat interessante Assoziationen im
Hinblick auf die Debatte über die Objektivität der Wissenschaft. In welchem Ausmaß ist der Forscher ein Teil seiner Forschung und wie weit ist die
Forschung ein Teil des Forschers? Das westeuropäische Lied hat normalerweise einen Anfang,
eine Mitte und ein Ende. Der Yoik hingegen kann ganz plötzlich anfangen und
genauso abrupt zum Ende kommen. In dieser Hinsicht hat der Yoik weder einen
Anfang noch ein Ende und ist deshalb eher kreisförmig statt gradlinig in seinem
Aufbau. Aber selbst ein Kreis ist keine adäquate bildliche Beschreibung der
Struktur des Yoiks, weil ihm die Symmetrie des Kreises fehlt. Es gibt keine
Antwort auf die Frage, wo ein Yoik anfängt oder aufhört. Im Hinblick darauf
sollten wir die Frage der Entwicklung erwägen: es wird im Allgemeinen
unterstellt, dass eine Entwicklung eine gradlinige Richtung hat, aber was genau
ist Entwicklung, wenn sie sich innerhalb eines asymmetrischen Kreises bewegt. Es
erhebt sich daher die Frage der Überlegenheit von Symmetrien innerhalb einer
wissenschaftlichen Abhandlung. Es gibt Yoiks für Personen,
Tiere und Landschaften. In der Samitradition war es genau so wichtig, einen Yoik sein
Eigen zu nennen, so wie es wichtig ist, einen eigenen Namen zu haben. Das Yoiken
einer Landschaft oder eines Tieres war wahrscheinlich von ähnlicher ritueller
Bedeutung. Selbst für einen Kenner ist der Unterschied zwischen einem
Personenyoik und einem Tieryoik sehr schwierig herauszuhören. Der Grund dafür
ist sehr einfach zu erklären. Der Unterschied zwischen Menschen, Tieren und
Landschaften im Bewusstsein der Samis ist nicht so deutlich wie die der
Westeuropäer. Die Ethik, die man auf seine Mitmenschen anwendet, wird auch im
großen Ausmaß auf Tiere und Land angewendet, also nicht nur auf seinen
Mitmenschen, auch auf sein "Mit"- Tier und sein "Mit"-Land, sozusagen. Die Form des Yoiks variiert abhängig von seiner Region, ganz so wie verschiedene
Sprachen oder Dialekte sich von einem Land zum anderen unterscheiden. Die
Bandbreite erstreckt sich von epischen Yoiks bis hin zu der Imitation von
Vogelstimmen. Innerhalb eines jeden Yoiks gibt es nicht nur „Dialekte" sondern
auch "Idiolekte" , persönliche Variationen. deshalb ist das Yoiken nicht nur
Ausdruck einer uniformen Gesellschaft. Das Yoiken ist ein Spiegelbild unserer
abwechslungsreichen Welt. Musiker können erhebliche Schwierigkeiten haben, einen
Yoik zu verstehen, da er von einem zun anderen Mal unterschiedlich sein kann. Ein Musiker würde erwarten, dass ein Yoiker seinen Yoik jedesmal mit derselben
Note beginnt, so dass ein ihn begleitender Musiker in der Lage sein würde, den
Yoiker musikalisch zu begleiten. Es würde dem Yoiker hingegen gleichermaßen
schwer fallen, mit der Begleitung eines Musiker in Harmonie einen Yoik
vorzutragen. Es ist möglich, dass sich Stimmung des Yoikers in der Zwischenzeit
änderte und genau dieser Stimmungswechsel manifestiert sich dann in seinem Yoik.
In dieser Hinsicht hat der Yoik keine festgeschriebene Form sondern er kann als
ein Prozess angesehen werden, der sich einer formellen wissenschaftlichen
Beschreibung entzieht.
Jojk ist die Volksmusik der Samen
Es gibt ihn einzeln und in Gruppen,
Protest oder Liebeserklärung, Hass oder Liebe
Häufigst ist Personen Jojk
Man jojkt nicht über jemanden, man jojkt jemanden
Man braucht keine Worte, kann sie aber verwenden, sogar reichlich
Der Reichtum des Jojks liegt in seiner Veränderlichkeit
In den kleinen Feinheiten
Man kann den Rhythmus variieren oder nicht
Die Tonhöhe kann verändert werden
Forscher halten den Jojk für eine der ältesten Formen von Volksmusik in ununterbrochener
Tradition
Jojk liegt im Blut, im Herzen
Jojk ist Freiheit
Er ist die Volksmusik der Samen
Der Jojk lebt
Noch
Leben ist Geburt und Wachsen
Entwicklung
Die Menschen sind wie ihr Jojk
Sie werden geboren und sterben
Die Zeiten ändern sich
Die Lebensweisen
Auch der Jojk hat seine Schneeskooter
Heiratet
Entwickelt sich
Sein erstes uneheliches Kind bekam wohl der Jojk als die Instrumente auftauchten
Oder vielleicht war es nicht das erste
Die Menschen tauften das neue Kind den "neuen Jojk"
Aber der Jojk lebt
Noch
Neue Jojks werden geboren
Denn die Geburt gehört zum Leben
Wachsen und entwickeln
Und auch der Tod
Nils-Aslak Valkeapää, Lehrer,
Musiker, Jojker, Dichter - Kultursekretär im Weltrat der Urbevölkerungen (WCIP)
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