Ausdocken und Emsüberführung der AIDAmar

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Ende Dezember 2007 bestellte der amerikanische Konzern Carnival Corporation & plc das sechste und siebte Kreuzfahrtschiff (AIDAsol und AIDAmar), für die Reederei AIDA Cruises. Jedes der beiden Schiffe kostet 385 Mio. Euro. Die AIDAmar ist wie alle anderen Schiffe der AIDA-Flotte ein Clubschiff und ist für den deutschen Markt konzipiert. Das Schiff verbindet eine komfortable Ausstattung mit modernsten technischen Ansprüchen.
Nach einer zweijährigen computergestützten Planungsphase wurde die AIDAmar im letzten Quartal des Jahres 2010 im Baudock I (Halle 5) der Meyer-Werft in Papenburg auf Kiel gelegt. Alle Schiffe auf der Meyer-Werft werden nicht in einem Stück, sondern im Blockbau-Prinzip gebaut. Dabei werden zuerst einzelne Stahlplatten in einer Plasmabrennanlage zugeschnitten und zu Paneelen zusammengeschweißt. Beim Brennschneiden mit Hilfe eines Plasmastrahls ist die Schneidnaht qualitativ hochwertiger und um das Fünffache schneller gegenüber der normalen Brenntechnik.
Die Sandwichpaneele namens „I-core" bestehen aus zwei dünnen Deckblechen mit dazwischen liegenden Stegen. Ein Quadratmeter dieser I-core-Paneele wiegt nur 52 Kilogramm. Diese leichten und verwindungssteifen Paneele werden danach zu Sektionen verbunden, die schon mit Elektroleitungen und Verrohrungen ausgestattet und vorausgerüstet sind. Aus ca. sieben Sektionen wird dann ein Block zusammengestellt. Zum Schluss wird aus insgesamt 55 Blöcken der 252 m lange Schiffskörper zusammengeschweißt. Diese Methode spart Zeit und Wege.
Früh morgens am 27. Februar 2011 wurde das Schwesterschiff der AIDAmar, die AIDAsol, ausgedockt. Aus diesem Grund musste auch die AIDAmar in ihrem rohen Bauzustand erstmalig ausgedockt werden. Sofort danach hat man die AIDAmar wieder in die Halle gezogen, wo sie bis zum letzten Quartal 2011 das Baudock I für sich alleine hatte, bis das neue und letzte georderte Schiff der AIDA Flotte auf Kiel gelegt wurde.
Am 12. Juli kamen die vier hellblau lackierten MAK-Dieselmotoren mit einem Schiff aus Rostock termingerecht in Papenburg an. Schon einen Tag später wurden sie mit einem Kran in den Maschinenraum der AIDAmar gehoben und eingebaut. Jeder dieser Dieselmotore mit neun Zylindern und einer Leistung von 9000 KW wiegt 127 Tonnen. Sie sorgen dafür, dass genügend Strom für die Energieversorgung und den Antrieb des Luxusliners produziert wird. So kann je nach benötigter Energiemenge Motorenlast zu- oder abgeschaltet werden.
Zwei speziell für die AIDAmar angefertigte strömungsoptimierte Propeller mit einem Durchmesser von 5,2 Metern sollen dem Schiff helfen Energie zu sparen. Jeder dieser Messing-Propeller mit fünf Flügeln hat ein Gewicht von 12,8 Tonnen. Die asymmetrisch auf Höhe der Propellernabe verdrehten Ruderblätter erzeugen einen Segeleffekt, der dem Schiff zusätzlichen Vortrieb verleihen soll. Die in den Propellerwerken in Waren (Müritz) in Mecklenburg-Vorpommern gefertigten Schiffspropeller hat man vorher in Modellversuchen an der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt auf ihre Leistung und ihren Wirkungsgrad getestet.
Am 17. November 2011 wurde mit der Montage des Schornsteins der Rohbau des Ozeanriesen fertig gestellt. Ein Kran hievte das 40 Meter lange und 28 Meter breite Bauteil auf das Heck des Schiffes, wo es mit dem darunter liegenden Deck verschweißt wurde. Im Inneren des Schornsteins nutzt ein Wärmetauscher die Abwärme des Abgases Weiter zum Heizen. Eine von vielen effizienten Lösungen, um den Energieverbrauch senken.
Im Inneren der AIDAmar wurden die schon fertigen Kabinen Stück für Stück eingebaut. Die Kabinen, Deckgrundrisse und Ausstattung der AIDAmar richten sich nach den bisher schon fertigen Schiffen der "Sphinx"-Klasse.
Damit die Werft auf dem hart umkämpften internationalen Markt immer ganz vorne mitmischen kann, investierte der Firmenchef Bernard Meyer in den letzten drei Jahren über 250 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung.
Durch den strömungsoptimierten Rumpf, sowie dem reibungsarmen Unterwasseranstrich des Schiffes, wird viel Treibstoff gespart. Im Dezember erhielt die AIDAmar ihren charakteristischen 21 Meter breiten Kussmund - das Markenzeichen der AIDA Flotte - aufgemalt. Für die zwei Farbschichten verbrauchte der Malermeister 400 Liter rote High-Gloss-Farbe. 1996 führte AIDA Cruises die von dem Rostocker Künstler, Feliks Büttner, entworfene Bugbemalung mit dem Gesichtsausdruck bei seinen Kreuzfahrtschiffen ein.
Youtube Video: Die AIDAmar bekommt ihren Kussmund.
Noch vor dem Ausdocken wurde die AIDAmar am 31. März Samstag gewogen. Mit Hilfe der Wasserverdrängung im Dock wurde eine Bruttoraumzahl von 71.100 ermittelt.

AIDAmar

Am 1. April begannen um 07.30 Uhr die Arbeiten mit dem Ausdocken des Schiffes und gegen 11.00 Uhr verholten sie zwei Schlepper in den Werfthafen, wo noch die Stabilisatoren, Rettungsboote, Bug- und Heckstrahler sowie Fahrmotoren getestet wurden, bevor die AIDAmar gegen 19:00 Uhr am Ausrüstungspier der Werft festgemachte.

Für alle Besucher hatte die Papenburger Tourismus GmbH für die Dauer der Liegezeit am Parkplatz gegenüber dem Ausrüstungspier des Werfthafens ein kleines Festzelt errichtet. Bei Sonderführungen auf den Aussichtsturm gab es einen unvergesslichen Blick auf den neuen Luxusliner. Viele Schaulustige sind schon einen Tag vorher von weither angereist und hatten sich mit ihren Wohnmobilen die Logenplätze auf dem frisch geschotterten Parkplatz gesichert.

Am nächsten Morgen begannen die Restarbeiten. Werftarbeiter montieren mit Hilfe eines Krans den Antennenmast auf Deck 14 über der Brücke. Damit wuchs die "Aidamar" auf eine Höhe von 51 Meter über der Wasserlinie.

Im Jahr 2013 wird vorerst das letzte Clubschiff, die AIDAstella, auf der Meyer Werft für AIDA Cruises gebaut. Zwei Jahre später bekommen die AIDA-Schiffe zwei Schwestern aus Japan, AIDAmardie AIDAmitsu und die AIDAbishi – von Mitsubishi Heavy Industries in Nagasaki. Die Luxusliner sollen eine Größe von 125.000 BRZ und Platz für 3250 Passagiere haben. Gerüchten zufolge sollen die Japaner die Schiffe ohne Gewinn bauen, um auf dem hart umkämpften Markt Fuß zu fassen.

Technische Daten

Vermessung: 71.300 BRZ

Länge über alles: 252 m

Breite auf Spanten: 32,2 m

Tiefgang: 7,20 m

Decks: 15

Generatorleistung: 36.000 kW

Maschinenleistung: 2 Propellermotoren je 12,5 MW

Geschwindigkeit: 21,8 Knoten

Passagiere: 2.194

Besatzung: 607

Am 12. April war es dann endlich soweit, das neue Kreuzfahrtschiff der Meyer-Werft wurde von Papenburg nach Emden überführt. Diesmal wurde es eine Nachtfahrt. Die Zuschauer erlebten das Spektakel im wahrsten Sinne hautnah. Der Wasserstand in der Ems wurde vorher entsprechend dem Planfeststellungsbeschluss für den Sommerstau hergestellt und entsprach dem mittleren Hochwasser. Somit konnte gewährleistet werden, dass im Deichvorland keine Brutvögel gefährdet wurden.

Die Überführung der AIDAmar wurde wie in den Vorjahren schon vom Team der Lotsenbrüderschaft Emden durchgeführt. Das Brückenteam und die Emslotsen trainierten dieses Manöver am computergesteuerten Simulator in Wageningen (Niederlande), um so noch besser vorbereitet zu sein. Im Simulator sehen sie dasselbe, was sie auf der Brücke sehen - jedes Haus, jeden Baum. Anhand der Simulation ermittelten die Experten auch die nötige Wasserhöhe der Ems. Danach richtete sich dann auch, wie stark der Fluss ausgebaggert und wie hoch er schließlich aufgestaut werden muss.

Um 19:30 hieß es "Leinen los" und 20 Minuten später wurde die AIDAmar von zwei Schleppern durch die Dockschleuse des Werfthafens gezogen. Die nächste Engstelle war die Friesenbrücke. Trotzdem, dass es bereits dunkel war, sind Hunderte Schiff-Freunde der AIDAmar bis zur Eisenbahnbrücke gefolgt. Das mittlere Brückenstück war zuvor von dem Schwimmkran Triton aus Delfzijl herausgehoben worden, damit die Durchfahrt für die AIDAmar breit genug ist. Dieses Nadelöhr passierte das Clubschiff ohne Probleme. Mit etwa sieben Kilometern pro Stunde ging es weiter zum dem nächsten Engpass auf dem Weg zum Meer, der Jann-Berghaus-Brücke in Leer. Trotz später Stunde sind hier viele Zuschauer gekommen. Der NDR fuhr mit seinem Kamerateam dem Schiffkonvoi hinterher und übertrug die Bilder der Schiffsüberführung bis zur Jann-Berghaus-Brücke live im Internet. Nach dem Passieren des Emssperrwerks in Gandersum endete die nächtliche Tour der AIDAmar um 5.30 Uhr, eine Stunde vor dem Zeitplan, am Emskai in Emden.

Hier wurdenn neben losen Ausrüstungsgegenständen, wie Bettwäsche, Stühle, Fitnessgeräte, Hotelequipment auch Proviant an Bord gebracht. Nach Test- und Einstellungsfahrten in die Nordsee wurde das Schiff am 17. April an die Reederei übergeben und es ging mit den ersten Gästen Richtung Hamburg. Nach zwei kurzen Fanreisen auf der Nordsee wurde die AIDAmar am 12. Mai 2012 während des 823. Hamburger Hafengeburtstages getauft. Dann begleiteten bei einer großen Schiffsparade die Schwesterschiffe AIDAluna, AIDAblu und AIDAsol ihren jüngsten Flottenzuwachs als Taufpaten.

Nach der glanzvollen Taufzeremonie in der Hansestadt ging es für das jüngste Familienmitglied der AIDA Flotte auf eine 14-tägige Jungfernfahrt über Belgien, Frankreich, England, Schottland in die traumhaften Fjordlandschaften Norwegens. Nach der Jungfernfahrt kreuzt die AIDAmar im Sommer im Mittelmeer und in den Wintermonaten im Roten Meer.

 

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