Teil 2: Von San Antonio bis Mauritius
Zu den südpazifischen Inseln
In San Antonio sind rund 90 Gäste abgestiegen, die nur die erste Teilstrecke
gebucht hatten und dementsprechend viele neue Gäste an Bord gekommen. Ein
Ehepaar aus München ist nach Madrid und von dort 13 Stunden weiter nach Salvador
geflogen. Von Salvador ging es dann über die Anden nach San Antonio. Die ganze
Reise dauerte rund 24 Stunden. Das Essen im Flugzeug war miserabel. Einige
wenige Familien mit Kindern machten die komplette Weltreise von Hamburg bis
Hamburg. Ich hatte ein 11-jähriges Mädchen gefragt, ob sie denn nicht in die
Schule müsse. Die Eltern haben sie von der Schule abgemeldet. Das Zauberwort
heißt "Haushaltsauflösung".

Noch ein letzter Blick hinüber zu dem glitzernden Spiegel des Pazifiks, den wir
nach und nach auf unserer Weltreise überqueren wollen.
Nach einem Seetag kamen wir am 15. November pünktlich um 8:00 Uhr im Nordosten
der Insel Robinson Crusoe an und ankerten in der fast windstillen Bucht
Cumberland Bay. Die idyllische Insel war der erste Halt von AIDAaura auf ihrem
Weg über den Pazifik. Da der Landungssteg nicht für solche Menschenmassen
geeignet ist, wurden immer nur 50 anstatt 100 Gäste getendert. Gäste mit
Gehbehinderung durften nicht an Land, weil das Aussteigen am Landungssteg für
sie zu gefährlich war. Wir hatten uns
ein Tender-Ticket für 9:30 Uhr besorgt und erkundeten die nähere Umgebung. Der
vier Kilometer lange Lehrpfad zur Robinson-Höhle war mir zu lang, da ich mich
bei meiner letzten Radtour erkältet hatte und nicht in Form war. Am Anlegesteg
konnten wir beobachten, wie die Fischer ihre gefangenen Fische und Langusten
anlandeten. Wenn das unsere Fischer von der Nordsee gesehen hätten, wären sie
neidisch geworden. Unser Chefkoch hat den Fischern einige Langusten abgekauft,
die am Abend im Selection Restaurant angeboten wurden. Die Temperatur lag bei
angenehmen 16-18 Grad. Der kühle Humboldtstrom hält die Lufttemperatur das ganze
Jahr über zwischen 5-25 Grad. Fast alle 600 auf der Vulkaninsel lebenden
Menschen wohnen hier in dem Örtchen San Juan Baustina. Sie leben fast
ausschließlich vom Fisch- und Langustenfang sowie vom Tourismus. Urlaubsgäste,
die mit dem Flieger anreisen, landen im Südwesten der Insel und werden dann mit
einer Fähre um die Insel herum nach San Juan Baustina gebracht. Auf Robinson
Crusoe gibt es keine Straßen – Natur pur.
Rapa Nui – die Osterinsel
Für die rund 3000 Kilometer lange Strecke zur Osterinsel nahm sich die Aura vier
Seetage Zeit. Ich nutzte diese Zeit, um meine Erkältung auszukurieren. Bei
unserem Aufenthalt auf Robinson Crusoe hat unser Chefkoch den Fischern frisch
gefangenen Fisch abgekauft, den er mit seiner Mannschaft am ersten Seetag auf
dem Pooldeck mit einem Gasgrill zubereitete. Der Koch meinte, dass es keinen
deutsch Namen für diesen Fisch mit dem gelben Schwanz gibt, aber es wäre ein
weit Verwandter des Thunfischs. Die Schlange am Grill war riesig. Trotzdem haben
wir uns angestellt und ein Stück probiert. Die Restaurants waren am Mittag
dementsprechend leer. Wir gingen nur noch ins Markt-Restaurant, für einen
Dessert und einen Tee. Der Pazifik war die ganzen Tage über relativ ruhig und es gab überhaupt keinen
Verkehr in diesem Gebiet. Das Schiff fuhr die ganze Zeit im Automatikbetrieb
schnurgeradeaus mit Kurs Westnordwest 283 Grad. Wir hatten schönes, sonniges
Wetter mit kleinen Wolken und täglich stiegen die Temperaturen um ein bis zwei
Grad an. Viele Gäste lagen die ganze Zeit am Pooldeck und sonnten sich. Wir
zogen es vor auf Deck 6 im Schatten zu sitzen.

Nach vier Tagen auf hoher See hat AIDAaura am 20. November das nächste Ziel auf
ihrer Weltreise erreicht: Rapa Nui – die Osterinsel. Da es dort keine Pier gibt
wurde auch hier wieder getendert. Die Hafeneinfahrt war sehr eng und überall
schauten Felsspitzen aus dem Wasser. Die Navigatoren der Tenderboote hatten sich
zusätzlich örtliche Fischer mit an Bord genommen, damit wir auch sicher im Hafen
ankamen. Die Wellen waren auch nicht ohne, einige Frauen schrien wieder. Die
Helgoländer hätten darüber nur gelacht.
Wir haben an einer Busfahrt zu den monolithischen Schätzen teilgenommen.
Die
Osterinsel hat eine ausgeprägte Grasfläche, ist zum Großteil Nationalpark und
gehört zum UNESCO-Nationalerbe. Der Eintritt zum Nationalpark kostete 80 Dollar.
Naja, an der Nordsee nimmt ja auch Kurtaxe. Die inseltypischen Steinstatuen,
auch Maoi genannt, stehen mit dem Rücken zum Meer und schauen ins Land. Die
größte Steinfigur der Osterinsel ist 20 Meter lang und wird auf 250 Tonnen
geschätzt. In einem Steinbruchkrater wurden alle Moai angefertigt und von dort
aus weiter transportiert. Nach Meinung der Archäologen soll es auf der Insel
einmal 10 Millionen Palmen gegeben haben. Die Wissenschaftler rätseln noch heute
über den Grund für die Abholzung der Palmen. Eine Theorie besagt, dass die Bäume
zum Transport der Moai benötigt wurden. Nach der Rückkehr im Hafen, gingen wir
noch ein wenig durch die Hauptstraße in Hanga Roa spazieren und kauften uns eine
kleine handgefertigte Moai aus Stein als Andenken. Die Rapa Nui, so nennt man die Ureinwohner der Osterinsel, sind sehr
gastfreundlich und auch sehr musikalisch. Fast jeder spielt ein Musikinstrument.
Die Gesänge erinnern an das Joiken der Samen in Nordskandinavien – nur viel
fröhlicher. Bei rund 23 Grad und Sonnenschein hatten wir einen tollen Tag.
Papeete auf Tahiti
Für die rund 4286 Kilometer lange Strecke nach Tahiti brauchten wir sechs
Seetage. Jetzt merkten wir es richtig, wie groß der Pazifik eigentlich ist. Auf
deutschen Atlanten bzw. Seekarten sind Europa und Afrika immer in der Mitte
dargestellt. Schaut man sich den Pazifik auf einer Weltkugel an, sieht man erst
seine wahre Größe. Nach einem Zwischenstopp (ohne Landgang) in der Bounty Bay der Insel Pitcairn,
wo heute noch ein Teil der Nachfahren der Meuterer von der Bounty und ihrer
polynesischen Frauen wohnen, fuhren wir weiter nach Tahiti. Pitcairn liegt etwa
5000 km von Neuseeland und rund 5400 km von Südamerika entfernt. Zu diesem
Zeitpunkt waren wir wohl kilometermäßig am weitesten von Deutschland entfernt
und lagen mit der Zeit 12 Stunden hinter Deutschland. Aufgrund unseres
Fahrgebietes in der Südsee war das Internetsignal meist stark eingeschränkt bzw.
unterbrochen. Die Seetage waren ruhig, die Temperaturen stiegen in den letzten
Tagen kontinuierlich von 24 auf über 30 Grad an. Es gab fast jeden Tag
Regenschauer. Im Theater gab es eine "Nautische Stunde" mit dem ersten Offizier und dem
Sicherheitsoffizier, die uns in einer PowerPoint Präsentation das Schiff und
dessen Daten vorstellten. Anschließend durften auch Fragen gestellt werden.
Interessant war der Brennstoffverbrauch der Aura, der bei 50.000 bis 90.000
Litern pro Tag liegt. An Landtagen läuft natürlich nur eine kleine Maschine
(Hafenjockel). Auch interessant ist der Frischwasserverbrauch von rund 250.000
Liter pro Tag. Das entspricht fast 200 Liter pro Person und Tag. Das Trinkwasser
wird fast vollständig aus Meerwasser gewonnen. Nur bei längeren Liegezeiten wird
im Hafen Trinkwasser aufgenommen. Einige der in Kap Verden an Bord gekommenen
Monteure waren immer noch hier und wechselten angeschmorte Kabel. Durch die
Verpuffung im Maschinenraum sind sehr viele Kabel beschädigt worden. Auch wenn
sie noch funktionierten, wurden sie vorsichtshalber Stück für Stück
ausgetauscht. Durch die günstige Strömung und Dünung sind wir rund 16 Stunden früher auf
Tahiti angekommen und hatten dort ein ungeplantes "Overnight". Am Pier warteten
schon wieder viele Container mit Lebensmittel, um auf unser Schiff verladen zu
werden. Die meisten Container sind mit einem Kühlaggregat ausgestattet und
werden auf -23 Grad gekühlt. Wir nutzten die frühere Ankunft, um im Hafen
spazieren zu gehen. Das Wetter war postkartenmäßig. In den überdachten Markthallen wird täglich neben exotischen
Fischen und zahllosen,
nie gesehenen, Gemüse- und Fruchtarten verkauft. In der
oberen Etage waren viele Handwerksläden, die lokale Produkte und Souvenirs wie
Muschelketten und Holzschnitzereien zu normalen Preisen verkauften. Wir konnten
aber widerstehen. Als wir wieder zurück auf dem Schiff waren schob sich langsam
in erhabener Ruhe die Glut der Sonnenscheibe über die dunkle Silhouette des
Erdballs herab. Es gleicht einem gespenstischen Schatten, einer überirdisch
spukhaften Erscheinung, die einen ungeheuren Eindruck erweckt. Am nächsten Morgen goss die immer höher steigende Sonne ein warmes Licht über
die vor uns liegende Natur, die am frühen tahitianischen Morgen zu erwachen
begann. Unmerklich wichen die nebelhaften Schatten der Dämmerung, und langsam
begann das Leuchten des blendenden Tages über der schönen Insel. Nach dem Frühstück ging es mit einem klimatisierten Bus auf
Erkundungsfahrt entlang der Ostküste Tahitis mit wunderschöner Aussicht auf die
Landschaft und den Südpazifik. Auffällig war im Gegensatz zu den Nachbarinseln
der schwarze Sandstrand. Beim "Arahoho Blow Hole" werden geysirähnliche Kaskaden
meterhoch aus dem Wasser gespuckt. Uns ist es gelungen, das Naturschauspiel als
Erinnerung auf einem Foto festzuhalten. Anschließend ging die Fahrt weiter zu
einem beliebten Fotostopp auf Tahiti – dem Leuchtturm von
Pointe Venus. Den Abschluss der Tour bildete ein Stopp an einem hohen
Aussichtspunkt mit Blick auf eine schöne Bucht. AIDA hatte mal wieder keine Kosten gescheut und gestern Abend kurz vor dem
Ablegen von Tahiti eine tahitianische Sänger- und Tänzergruppe auf das Pooldeck
eingeladen. Die Gruppe tritt weltweit auf und kam erst vor drei Tagen aus Japan
zurück nach Tahiti. Wenn man sich die jungen Frauen mit den wackligen Hüften so
anschaut, dann kann man schon verstehen, dass die Meuterer von der Bounty damals
lieber desertierten und sich mit polynesischen Frauen hier niederließen.
Bora Bora
Über Nacht sind wir die nur 250 Kilometer kurze Strecke von Tahiti weiter nach
Bora Bora geschippert. Das Südsee-Paradies soll wohl einer der teuersten Urlaubsorte auf der Welt
sein. Am Mittag fuhren wir mit dem Tenderboot zur Insel rüber und unternahmen
eine Tour mit dem Glasbodenboot in der Lagune vor Bora Bora. Während der Tour
konnten wir die noch weitgehend intakte Unterwasserwelt hautnah beobachten,
während ein Guide uns viel Wissenswertes über die Pflanzen und Tiere erzählte.
In der Lagune leben viele bunte Korallenfische, die während der geführten Tour
angefüttert wurden, damit wir sie besser sehen konnten. Die Fotos sind
allerdings nicht besonders gut geworden, da der Autofokus immer auf die
Glasscheibe scharf stellte. Eine manuelle Fokussierung war nicht möglich, da
sich die Fische zu schnell bewegten. Vom Boot aus konnten wir in der Lagune das
berühmte Restaurant "Bloody Mary’s" sehen, wo sich nur die wirklich reichen
Menschen aufhalten.

Ein Korallenriff nahe einer Hotelanlage ist
in den letzten Jahren abgestorben. Die Ursache dafür ist die Chemie im Sonnenöl
der Touristen. Auch die meisten Rochen und Schildkröten sind in den letzten
Jahren wegen der lauten Motorboote und Jetskis verschwunden.
Samoa
Zu unserer nächsten Destination Samoa lagen noch zwei Seetage. Am 30. November
um 24:00 Uhr erreichten wir die Datumsgrenze und sprangen über den 1. Dezember,
den Tag, den es für uns nicht gab, direkt in den 2. Dezember. Die Luft- und
Wassertemperatur lagen bei über 32 Grad.
Unsere Aura bekam mit dem warmen
Kühlwasser langsam Schwierigkeiten die Motoren genügend herunterzukühlen. Wenn
man auf ein Außendeck geht, kommt man sich vor wie im Backofen. Auf der Pier in
Apia wurden wir von einer samoanischen Tänzergruppe empfangen. Um an Land zu
kommen mussten wir heute von Deck 6 über eine heruntergelassene Gangway auf das
Hafengelände. Da es aber einige Rollstuhlfahrer und ältere Gäste mit
Einkaufswagen gab, die herunter getragen werden mussten, gab es im Treppenhaus
einen großen Menschenstau. Einige übergewichtige AIDA-Gäste hatten auch wegen
ihrer Überbreite Schwierigkeiten sich durch die schmalen Türen der Minibusse zu
quetschen. Wenn da auf der Fahrt ein Unfall passiert wäre …. Wir machten mit
einem klimatisierten Minibus eine Tour durch die traditionellen Dörfer Samoas
mit einem Halt an einem Wasserfall und besichtigten einen tropischen Garten, wo
es zahlreiche farbenfrohe Pflanzen zu sehen gab. Dort gab es auch verschiedene
Vorführungen, wie z. B. die Zubereitung eines traditionellen samoanischen
Gerichts und das Hinaufklettern auf eine Kokosnusspalme. Bei dem samoanischen Lebensstil geht alles sehr gelassen und entspannt zu. Die
traditionellen Häuser auf Samoa bestehen lediglich aus Säulen und Dächern. Wände
gibt es nicht. Da Samoa sich sehr an Neuseeland ausrichtet und den Import von
Autos aus Neuseeland und Australien erleichtern wollte, haben sie vor einigen
Jahren den Verkehr von Rechts- auf Linksverkehr umgestellt. Aus der AIDA heute: "Viele Getränke an Bord von AIDA werden nicht mehr
in Flaschen eingekauft und angeboten, sondern in speziellen Getränkebehältern
mit großem Fassungsvermögen geliefert. So werden z. B. rund drei Millionen Liter
Fasswein, statt in handelsüblichen Flaschen, in wiederverwendbaren Behältern mit
1000 Liter Fassungsvermögen auf die Schiffe geliefert". Wenn die AIDAnova
und ihre beiden Schwesterschiffe in Dienst gestellt sind, wird sich diese Menge
verdoppeln. Allerdings müssen wir auch sagen, dass es in die großen Weinbehälter
etwas reingeregnet hat.
Fiji-Inseln
Nach einem weiteren Seetag erreichten wir am 4. Dezember den Hafen von Lautoka
auf den Fiji-Inseln. Es war sehr heiß und es gab laufend heftige, aber nur sehr
kurze Regenschauer. Viele vorgelagerte Inseln mit schneeweißen Traumstränden
liegen ganz in der Nähe von Lautoka. Wir machten eine gemütliche Bustour mit
Fotostopps an einer Zuckermühle und einer Destillerie, sowie eine Stadtrundfahrt
durch Lautoka mit Fotostopps an bekannten Sehenswürdigkeiten. Außerdem
besichtigten wir ein typisches Dorf mit seinen Ureinwohnern, die uns ihre Kultur
näher brachten und Tänze mit Gesängen vorführten. Es war ein schöner Tag mit
unvergesslichen Momenten.

Port Vila auf Vanuatu
Am Donnerstag, 6. Dezember, erreichten wir Port Vila auf Vanuatu. Die starke
Hitze hatte inzwischen abgenommen. Bei rund 29 Grad, starker Bewölkung und
kleinen Regenschauern machten wir eine Tour mit einem traditionellen
Auslegerkanu über das glasklare Wasser zu den Korallenriffen von Ifira Island.
Durch den Ausleger konnte man praktisch nicht umkippen und die Tour war so auch
für ältere Leute geeignet. Leider hatten wir an dem Tag Gegenwind und die zwei
Omas im Boot haben die Paddel nur gebadet, sodass wir zwei Opas Schwerstarbeit
hatten. Die Überfahrt dauerte rund 20 Minuten. Danach hatten wir über eine
Stunde Zeit zur freien Verfügung, um am Strand zu Entspannen oder die
abwechslungsreiche Unterwasserwelt beim Schnorcheln zu erkunden. Ich habe mir
eine Schnorchelausrüstung geliehen und ging auf die Suche nach den farbenfrohen
Fischen und Korallen. Unser Guide hat die Fische mit Brotkrümeln angelockt. Als
ich mich auf einen Unterwasserfelsen stellte, um mich ein bisschen auszuruhen,
bemerkte ich, wie kleine bunte Fische an meinen Beinhaaren lutschten und mich
kitzelten. Sie dachten wohl, es wäre was zu fressen. Leider hatte ich keine
Unterwasserkamera gehabt. Anschließend ging es mit einem Motorboot zurück zum
Schiff. Trotz starker Bewölkung hatte ich beim Schnorcheln einen kleinen
Sonnenbrand am Kopf bekommen. Ein wunderschöner Tag auf Vanuatu ging für uns zu
Ende. Ich würde sagen, der kleine Ausflug bekommt 100
Punkte.
Mystery Island und Neukaledonien
Nachdem wir einen schönen Tag auf Vanuatu verbracht hatten kam am Abend eine
Durchsage, dass wir den Hafen früher verlassen, da alle Gäste bereits an Bord
waren. Zum ersten Mal kam auch kein Lotse an Bord, wie es eigentlich üblich ist.
Das Schiff fuhr ungewöhnlich schnell an Korallenriffen vorbei aus dem Hafen und
die zwei Propeller beschleunigten die Aura auf Höchstgeschwindigkeit. Später kam
die Durchsage, dass wir den nächsten Hafen auf Mystery Island nicht anlaufen
können, da ein Tsunami die Nacht zuvor die Hafenanlage beschädigt hatte. Der
Kapitän sagte, dass er erst einmal weiter nach Süden fahren und abwarten will,
was Rostock uns als nächsten Hafen anbieten kann. Auf dem Meer merkt man so
einen Tsunami gar nicht. Aber wenn die Wellen sich einem Flachwassergebiet
nähern, werden sie immer höher und wachsen am Strand zu Monsterwellen heran. Am nächsten Morgen schaute ich auf die Seekarte am TV-Gerät, um zu sehen, wo wir
denn schon sind und musste mit Erstaunen feststellen, dass wir den nächsten
Hafen in Nord-Neukaledonien auch ausgelassen hatten und mit maximaler
Geschwindigkeit Richtung Süden weiterfuhren. Ich hatte mich schon so auf das
Schnorcheln in der Schildkrötenbucht gefreut. Nach dem Frühstück kam dann die
nächste Durchsage vom Kapitän, der uns mitteilte, dass sich die Wetterlage
drastisch verschlechtert hat und sich noch weiter verschlechtern wird. Der
stille Ozean war nicht mehr still. Es wurden Wellenhöhen von drei Metern
erwartet, die ein Tendern in Nord-Neukaledonien unmöglich machten. Wir fuhren
weiter und versuchten bis zum Abend den Hafen in Noumea in Süd-Neukaledonien zu
erreichen, wo noch ein Liegeplatz frei war. "Dort werden wir drei Tage
abwettern" – so der Kapitän. Kurz vor Sonnenuntergang bei Windgeschwindigkeiten
von rund 100 km/h erreichten wir den Hafen von Noumea. Zwei Schlepper halfen uns
durch die schmale Hafeneinfahrt und zum Pier zu kommen. Der Kapitän wollte die
Einfahrt wegen des starken Seitenwindes schon abbrechen, doch der Lotse meinte,
dass der Hafen hinter der Einfahrt geschützt liegt – und so war es dann auch.
Trotzdem wurde die alte Lady mit zwei zusätzlichen Leinen festgemacht. Am nächsten Tag unternahmen wir eine halbtägige Tour durch Noumea, der
Hauptstadt von Neukaledonien. Auf allen südpazifischen Inseln nehmen es die
Autofahrer nicht so genau mit den Verkehrsregeln. Viele schnallen sich nicht an
und rote Ampeln werden auch gerne missachtet, wenn die Straße frei ist. Doch
wenn ein Fußgänger an einem Zebrastreifen steht, wird grundsätzlich angehalten.
Man kann als Fußgänger ohne zu schauen über den Zebrastreifen gehen.

Am nächsten Morgen machten wir eine zweistündige Fahrt mit dem Tchou Tchou Zug,
einer kleinen Bimmelbahn, zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt und Umgebung. Uns war zu Ohren gekommen, dass in Sydney die Bestuhlung in den Restaurants
erneuert werden sollte. Viele Gäste hatten sich darüber beschwert, dass die
Stühle in den letzten zwei Monaten schmaler geworden sind.
Sydney
Nach zwei schönen Seetagen erreichten wir am 12. Dezember den Hafen von Sydney.
Die Temperatur fiel inzwischen auf angenehme 22-25 Grad. Alle Gäste mussten an
Land gehen und sich persönlich bei den örtlichen Behörden im Cruise-Terminal
einem so genannten Face-Check unterziehen. Dabei mussten wir ein von uns
ausgefülltes Einreiseformular und unseren Reisepass mitbringen. Das Visum hatten
wir ja schon vorher elektronisch übermittelt. Erst nachdem alle Gäste diesen
Face-Check gemacht hatten, durften diejenigen, die keinen Ausflug gebucht
hatten, wieder an Bord zurück. Die ganze Prozedur dauerte knapp drei Stunden,
musste aber nur einmal in Australien durchgeführt werden. Was hätte man in
dieser Zeit alles unternehmen können? An allen weiteren Häfen in Australien
brauchen wir nur die Bordkarte, um an Land zu gehen. Bei allen anderen Häfen,
die wir bis jetzt angelaufen sind, hatten wir überhaupt keine Schwierigkeiten,
nach dem Anlegen von Bord zu gehen. Der Zoll kam auf das Schiff und stempelte
unsere Reisepässe, die wir an der Rezeption hinterlegt hatten. Wir benötigten
nur unsere Bordkarten, um an Land zu gehen. Am Abend machten wir mit dem Autobus eine Panoramafahrt über die Sydney Harbour
Bridge entlang der Northern Beaches und weiter zum Sydney Tower, wo wir ca. eine
Stunde Aufenthalt hatten, um auf der Besucherplattform des Towers den
Sonnenuntergang (wenn sie denn geschienen hätte) und die Lichter von Sydney zu
erleben. Bevor es zurück zum Schiff ging machten wir noch einige Fotostopps, wie
z.B. am Mrs. Macquarie's Chair, dem Platz, an dem Gouverneur Macquarie zu Beginn
der britischen Besiedlung für seine Gattin einen Stuhl aus Sandstein errichten
ließ. Nach einem kleinen Absacker ging es dann schnell in die Koje.

Am nächsten Morgen ging es mit einem Bustransfer nach "The Rocks", wo wir einen
knapp dreistündig geführten Spaziergang entlang der Hafensehenswürdigkeiten
unternahmen. Von der Harbour Bridge gingen wir zum Circular Quay, dem Opernhaus
(die am häufigsten fotografierte Sehenswürdigkeit Australiens) und zum
Botanischen Garten, in dem wir unter anderem an den Bäumen hängende, schlafende
Flughunde sowie grüne Papageiensittiche und fast zahme Ibise beobachten konnten.
Bei der Tour durch die Stadt erklärte uns ein Guide alles Wissenswerte über
Sydney und seinen Hafen. Wie in jeder anderen Großstadt braucht man viele Tage,
um alles zu sehen. Wir haben uns in den einundeinhalb Tagen nur einige wenige
Highlights herausgepickt. Genau wie in Hamburg verbinden hier Fähren die
verschiedenen Stadtteile der 5-Millionen-Metropole. Sydney ist eine schöne
Stadt, die uns sehr gut gefallen hat. Der Kapitän und weitere 60 Crew-Mitglieder verließen in Sydney die Aura und
wurden durch frische Mitarbeiter ersetzt. Normalerweise arbeiten die Leute drei
Monate auf einem Schiff und gehen dann in Urlaub. Einige bleiben auch länger.
Unser Kellner z.B. hat drei 3-Monatsverträge unterschrieben und ist so insgesamt
neun Monate an einem Stück auf dem Schiff, bevor er zu seiner Familie auf den
Philippinen zurückkehrt. Kurz vor der Abfahrt mussten wir am Abend an der
dritten Seenotrettungsübung teilnehmen, die nach den internationalen
Vorschriften mindestens nach 30 Tagen erneut durchgeführt werden muss.
Tasmanien und Melbourne
Es war das erste Mal, dass ein Schiff der AIDA-Flotte die Insel Tasmanien
anlief. Auf der Fahrt dorthin haben uns viele Delfine begleitet, die hoch aus
dem Wasser gesprungen sind. Am Pier in Burnie standen schon die Festmacher
bereit und die Ausflugsbusse warteten auch schon auf uns. Nur die Beamten, die
die Schiffsfreigabe erteilen sollten waren noch nicht anwesend. Als sie dann mit
einer halben Stunde Verspätung eintrudelten, bemängelten sie ihre eigene, uns
zur Verfügung gestellte Gangway als zu steil und zu wackelig. Also musste erst
noch unsere eigene Gangway ausgefahren werden, was noch mal gut eine halbe
Stunde dauerte. Erst danach kamen die Zöllner an Bord und inspektierten so
einige Dinge, wie z. B. die Fahrräder, die blitzblank sein mussten. Es durfte
nicht ein Erdkrümel an den Rädern sein, um nichts nach Tasmanien einzuschleppen.
Die Ausflügler stauten sich bereits im Treppenhaus. Nach über einer Stunde
Verspätung sollte es dann wirklich losgehen.

Nach einer Panoramafahrt mit dem Bus durch die schöne und unberührte Landschaft
Tasmaniens fuhren wir zu den Gunns Ebenen und hatten dort eine einstündige
Führung durch eine wunderbare Kalksteinhöhle mit einem unterirdischen Fluss.
Danach ging es mit dem Bus weiter zu einem privat betriebenen Wildtierpark, wo
wir eine Stunde zur freien Verfügung hatten, um die einheimische Tierwelt
(Tasmanische Teufel, Kängurus, Beutelmarder) kennen zu lernen. Kurz nach unserer
Ankunft fand die Fütterung der Tasmanischen Teufel statt. Die zahmen Kängurus
ließen sich sogar streicheln. Unser deutscher Guide hat ein Jahr auf Tasmanien
gelebt und konnte uns viel über die Insel erzählen. Tasmanien ist vollgepackt
mit Natur, Seen und Wäldern. Unberührte, kaum bekannte, herrlich weite und freie
Wildnis findet man auf der ganzen Insel. Rund 40 Prozent der Fläche sind als
Nationalpark ausgewiesen. Als alle Ausflügler
wieder an Bord waren löste sich die AIDAaura um 18:30 Uhr mit Typhongetöse und
Auslaufmelodie vom Kai, um nach Melbourne rüberzuschippern, wo wir am nächsten Morgen
schon um 07:00 Uhr ankamen. Die frühen Sonnenstrahlen brachen durch die
granitgrauen Wolken und Glitzerkaskaden warfen sich über das Meer. Diesmal bekamen wir eine moderne Gangway, so wie in
Hamburg und der Landgang ging reibungslos von statten. Nach dem Frühstück ging
es gleich mit dem Bus zur Southbank, wo wir auf ein Ausflugsboot umstiegen und
eine einstündige Bootsfahrt auf dem Melbourne-River unternahmen. Anschließend
machten wir eine Stadtrundfahrt vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von
Melbourne. Zum Schluss besichtigten wir noch die Aussichtsplattform des Eureka
Skydecks, die mit 285 m höchste Aussichtsplattform der südlichen Hemisphäre. Die
Skyline von Melbourne war interessant anzusehen, aber Sydney gefiel uns noch
besser. Jetzt haben wir an drei weiteren Seetagen genügend Zeit die Eindrücke
der letzten beiden Destinationen wirken zu lassen und die Fotos zu beschriften.
Westaustralien
Nach dreieinhalb Seetagen und 3150 Kilometern durch das Südaustralische Becken
hatten wir am 20. Dezember um 18:00 Fremantle in Westaustralien erreicht. Auf
dem Weg dorthin wurde die Borduhr dreimal zurückgestellt, so dass wir jetzt nur
noch sieben Stunden vor Deutschland liegen. An zwei Seetagen hielt ein
Athletik-Trainer, der schon mehrere Fußballspieler beim DFB, zwei Rennfahrer von
der Tour de France und zwei Schwergewichtsboxer trainierte, einen Vortrag über
gesundes Essen und Bewegung, sowie einen Vortrag aus seinem Leben als
Profi-Trainer. Die Vorträge haben eingeschlagen wie eine Bombe. Wenn sich in den
Restaurants früher Schlangen bei Pommes, Fleisch und Soßen bildeten, so waren
die Schlangen nach den Vorträgen bei Gemüse und Salaten zu finden. Wo früher die
Gäste faul in den Liegestühlen lagen, wurde jetzt mit einer Pulsuhr gejoggt.

Unser Ausflug "Delfine in freier Natur erleben" wurde wegen zu wenig Interesse
storniert. Daraufhin haben wir umgebucht und sind zum Yanchep-Nationalpark
gefahren. Auf der Küstenstraße am Indischen Ozean kamen wir an Fischerdörfern
und wunderschönen weißen Sandstränden vorbei. Im Park flogen zwischen den Bäumen
viele bunte Vögel, die wir sonst nur im Tierpark sehen konnten. Nach dem Besuch
einer Kristallhöhle bekamen wir einen Einblick in Kultur der Aborigines. Nach
dem Mittagessen fuhren wir weiter zum Lake Monger, bekannt als Heimat der
schwarzen Schwäne, von wo aus wir einen schönen Blick auf die Skyline von Perth
hatten. Im Nationalpark konnten wir Koalas und Kängurus beobachten. Alles ist
hier so weitläufig. Wenn man in Australien von einer Stadt in die nächste fahren
möchte, dann hat man meist eine größere Reise vor sich.
Mauritius
Auf dem Weg von Australien nach Mauritius hat die AIDAaura für den australischen
Wetterdienst drei Forschungsbojen an genau festgelegten Punkten über Bord
geworfen. Die Bojen werden für die Behörden die Meeresoberflächentemperatur, den
Luftdruck, die Meeresströmung und den Salzgehalt messen. In Sydney wurden für Weihnachten bereits viele Tannenbäume eingeladen und
gekühlt gelagert. Allerdings waren es keine klassischen Nordmanntannen, wie wir
sie kennen, sondern australische Pinien. Kurz vor Weihnachten wurden sie dann im
ganzen Schiff verteilt aufgestellt. Sogar auf der Brücke neben dem Radargerät
und im Maschinenkontrollraum stand einer. Am Heiligabend kam der Weihnachtsmann und verteilte die Weihnachtsgeschenke an
alle Kinder. Abends gab es dann eine große Weihnachtsgala im weihnachtlich
geschmückten Theater. Die philippinischen Crewmitglieder sangen für uns ein
Weihnachtslied in ihrer Sprache. Insgesamt hatten wir einen schönen
Weihnachtsabend, der auf dem Pooldeck bis in die späte Nacht fortgesetzt wurde.
Wir sind aber nach der Gala ins Bett. Die rund 6000 Kilometer lange Überfahrt von Australien nach Mauritius ging
schneller vorbei, als wir dachten. An den ersten beiden Tagen hatten wir
leichten Wellengang und Temperaturen zwischen 22 und 24 Grad. Dann wurde es Tag
für Tag ein wenig wärmer und die See war relativ ruhig, so dass wir viel auf
Deck 6 an der Reling im Schatten saßen. Die UV-Strahlung wurde allerdings durch
das Meer so stark reflektiert, dass ich mir mein Gesicht ein wenig verbrannte. Am 29. Dezember erreichten wir morgens um 8:00 Uhr den Hafen von Port Louis auf
Mauritius. Jedes Jahr in der Zeit zwischen dem 1. November und dem 15. Januar
tritt zwischen La Réunion und Mauritius die so genannte "White Grubs Regulation"
in Kraft. Diese soll verhindern, dass Larven von Maikäfern und anderen
Schädlingen versehentlich nach La Réunion eingeführt werden. Weil die Käfer vor
allem in den Abendstunden zwischen 18:30 Uhr und 20:30 Uhr aktiv sind und sich
vom Licht angezogen fühlen, ist die Aura von den Behörden aufgefordert worden,
die Außenbeleuchtung am Abend auf ein Minimum zu begrenzen. Die Zugänge zu den
Außendecks wurden in der genannten Zeit gesperrt. Außerdem wurden die Gäste
gebeten in der Zeit die Balkontüren zu schließen und die Vorhänge vorzuziehen.
Wir unternahmen an unserem ersten Tag auf Mauritius eine Bustour durch den Süden
der Insel. Beim. Unser erstes Ziel bei der Tour war der hoch oben gelegene
Vulkankrater Troux aux Cerfs, von dem aus wir auch einen schönen
Ausblick auf die Insel hatten. Der Krater sah aber nicht mehr so aus, wie auf
älteren Fotos. Alles war jetzt ziemlich zugewachsen. Danach ging es weiter zu
einer bekannten Werkstatt, die Schiffsmodelle nach Originalplänen erbauen.
Anschließend fuhren wir zu dem Heiligen See Grand Bassin, an dessen
Ufer sich ein Hindutempel mit einer berühmten Statue von Shiva befindet. Beim
Betreten des Tempels mussten wir unsere Schuhe ausziehen. Nach einem kurzen
Fotostopp am Aussichtspunkt Black River, von dem aus wir eine schöne Aussicht
auf die tiefste Schlucht von Mauritius hatten, ging es weiter zu unserem letzten
Ziel für diesen Tag, den Wasserfällen von Chamarel. Die Fahrt auf den schmalen
Serpentinenstraßen durch den Urwald war ein tolles Erlebnis. Am nächsten Tag unternahmen wir eine zweistündige Offroad-Tour mit dem Quad. Nach einer kurzen Einweisung in die Fahrzeuge fuhren
wir durch die Natur vorbei an Zuckerrohrfeldern, über Stock und Stein die Berge
hinauf mit diversen Fotostopps. Nach zwei Stunden kamen wir völlig verdreckt
wieder an unserem Ausgangspunkt an. Ich hätte nicht gedacht, dass das Lenken so
viel Kraft erfordert. Die Tour hat uns beiden großen Spaß gemacht, auch wenn wir
auf den huckeligen Pfaden einige Male mit den Helmen zusammengestoßen sind. In Mauritius endete die zweite Teilstrecke der Weltreise und es gingen wieder
einige Gäste von Bord und neue kamen hinzu. In der letzten Nacht ging es
nach dem Sylvesterfeuerwerk weiter nach La Réunion.
Teil 1: Von Hamburg bis San Antonio
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Teil 3: Von Mauritius bis Hamburg
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