Teil 1: Von Hamburg bis San Antonio
Ich habe diesen Reisebericht in drei Teile aufgeteilt, damit die Ladezeit
der Website nicht zu lange dauert.
Wir sind dann mal kurz weg!
Am Mittag durften wir schon um 12 Uhr aufs Schiff und direkt in die Kabine, die
schon bezugsfertig war. Erfreulicherweise hatten wir diesmal einen vierteiligen
Schrank und konnten alle Kleidungsstücke bequem unterbringen. Um 20:00 Uhr hieß
es "Leinen los" und wenig später wurden wir mit einem großen Feuerwerk
gebührend aus
Hamburg verabschiedet. Anschließend gab es den obligatorischen Sektempfang auf
dem Pooldeck. Im Anschluss präsentierte uns AIDA eine Welcome-Show. Am späten
Abend wurde es uns bei der Sail Away Poolparty aber zu kalt und wir verzogen uns
in die Kabine.
Der erste Seetag verflog rasend schnell, denn es gab den ganzen Tag
Veranstaltungen, die uns interessierten. Der Altersdurchschnitt der Passagiere
lag so bei
gut 55 bis 60 Jahren. Mehrere kleine Kinder fuhren auch mit, aber
auch viele Rollatoren und einige Rollstühle.
Am zweiten Seetag hatten wir den
Ärmelkanal bereits verlassen und fuhren in der Bucht von Biskaya Richtung "La
Coruņa" in Galicien, wo wir am 11. Oktober pünktlich um 10:00 Uhr ankamen. Beim
Frühstücken konnten wir einen herrlichen Sonnenaufgang beobachten. Das Wetter
war gut und die See relativ ruhig mit lang gezogenen Wellen. Bei schönem Wetter
haben wir die Altstadt auf eigene Faust erkundet und uns den "Torre
de Hercules" angesehen, den ältesten noch in Betrieb befindlichen
Leuchtturm der Welt aus dem Jahr 110. Am Abend frischte der Wind auf, der sich
in der Nacht zu einem Sturm mit Windstärke 12 entwickelte. Am nächsten Morgen
hörten wir über die Bordlautsprecher, dass wir drei Stunden Verspätung haben und
wegen des starken Windes den Hafen von Porto nicht anlaufen können. Der Kapitän
versuchte in Lissabon einen Liegeplatz zu bekommen. Drei in Porto wartende Lkw’s
mit Proviant wurden dann nach Lissabon umdirigiert, um die Ware dort zu
übergeben. Außerdem hatten wir einen Schwerkranken, der dort ausgeschifft werden
sollte. Am Vormittag kam dann die Durchsage, dass der Hafen von Lissabon voll
ist und wir dort nicht einlaufen dürften. Der Kranke wurde dann mit einem
Hubschrauber abgeholt. Wir fuhren dann weiter Richtung Madeira. Allerdings wurde
dort für morgen ein Hurrikan erwartet.
Tschüss, Europa!
Anders wie erwartet ist das Sturmtief nordwestlich an Madeira vorbeigezogen und
zog weiter Richtung portugiesische Küste.
So konnten wir Kurs auf Madeira
nehmen. Allerdings ist der Kapitän nicht direkt dorthin, sondern hat einen
großen Bogen gemacht und ist nicht mit voller Geschwindigkeit gefahren, damit
das Schiff ruhiger lag. Weil wir Portugal nicht anlaufen konnten, sind wir etwa
drei Stunden früher auf Madeira angekommen. Es war noch dunkel und die Stadt lag
unter Sternenhimmel entzückend beleuchtet vor uns. Da das Schiff nicht wie üblich an
der Außenmole sondern am Stadtkai festmachen durfte, hatten wir nur wenige Meter
bis zur Innenstadt von Funchal bzw. benötigten wir zu Fuß bis zur Talstation der
Seilbahn nur etwa 20 Minuten. Oben angekommen, hatten wir einen herrlichen
Ausblick über Funchal. Leider fuhren die Korbschlitten am Sonntag nicht. Wir
waren das einzige Kreuzfahrtschiff, das im Hafen festmachte. Ich habe schon
Fotos mit bis zu vier Schiffen im Hafen von Funchal gesehen. Madeira ist eine wunderbare Urlaubsinsel für Naturliebhaber und Wanderer. Hier
blühen das ganze Jahr über farbenfrohe Pflanzen bei gemäßigtem Klima. Für Kinder
ist die Insel dagegen weniger geeignet, da es so gut wie keinen Sandstrand gibt
und die Uferzonen steil nach oben ragen. Die Straßen sind sehr schmal und man
muss sich wundern, dass da Autobusse fahren. Einige Häuser in der
Inselhauptstadt sind sogar nur zu Fuß zu erreichen. Wer wusste, dass Ronaldo aus Madeira stammt? Ihm zu Ehren ist ein Hotel im Hafen
benannt und es steht eine Bronzestatue davor. Am Abend verließen wir den letzten europäischen Hafen und fuhren auf eine knapp
2000 Kilometer lange Reise Richtung Kapverden.
Am nächsten Seetag konnten wir an einer knapp zweistündigen
Küchenbesichtigung teilnehmen. Bei der Besichtigung erfuhren wir nicht nur wie
die Speisen zubereitet werden, sondern auch viele Sachen über die Logistik der
Lebensmittel. Da die AIDA-Schiffe nicht für eine Weltreise gebaut wurden,
reichen die Vorräte nur maximal für zwei bis drei Wochen. Alle Getränke wie
Wein, Bier, Wasser oder Säfte und auch fast alle anderen Lebensmittel werden in
Containern mit einer Exportfirma aus Kiel in die Destinationshäfen verschifft
und dort von den AIDA-Schiffen an Bord genommen. Die drei Lkw-Ladungen, die wir
in Portugal wegen des schlechten Wetters nicht aufnehmen konnten, werden mit
einem Frachtflugzeug nach Brasilien geflogen und dort auf unser Schiff geladen.
Abenteuerurlaub
Nach dem Frühstück am 16. Oktober ertönte ein schriller Warnton, der nicht mehr
aufhörte. Wenig später kam eine mehrmalige Durchsage an die Crew-Mitglieder "Fire
in the engine room". Alle Feuertüren schlossen automatisch. Wir gingen
sofort über das Treppenhaus, wo schon Rauch zu riechen war, auf Deck 6 zur
Musterstation, wo wir von der Mannschaft mit Rettungswesten versorgt wurden. Die
Crew fing auch sofort an, die Rettungsboote herunterzulassen und die Bordkarten
der Passagiere einzuscannen. Alle Motoren wurden abgestellt und dann ging das
Licht aus. Nach rund 15 Minuten meldete sich endlich der Kapitän und sagte, dass
es kein Feuer gegeben hat, sondern eine Brennstoffleitung gerissen wäre und das
Schweröl auf den heißen Motoren eine starke Rauchentwicklung verursachte. Nach
rund einer Stunde konnten wir die Rettungswesten wieder ablegen und die
Rettungsboote wurden wieder hochgezogen. Der ganze Maschinenraum musste erst gereinigt werden und nach drei Stunden
konnten wir mit reduzierter Geschwindigkeit weiterfahren. Wie wir später
erfuhren, hatten insgesamt 43 Rauchmelder angesprochen. Da die Stromversorgung
für die Küche und die Restaurants nicht funktionierte, gab es zum Mittag nur
kalte Salate von Papptellern und Mineralwasser aus Flaschen. Beim Essen erfuhren
wir von unserem Tischnachbarn, dass er während des Feueralarms im Aufzug
eingeschlossen war und erst nach 35 Minuten befreit werden konnte
(Abenteuerurlaub pur). Am Abend kam dann die Meldung, dass der Schaden im Maschinenraum doch größer
ist, als nur die defekte Brennstoffleitung. Der heiße Öldampf hat viele
elektrische Geräte beschädigt. Zum Glück konnten wir mit reduzierter
Geschwindigkeit bis Mindelo auf den Kapverden weiterfahren. AIDA hatte in der
Zwischenzeit Techniker und Spezialisten einfliegen lassen, die beim Anlegen
schon mit ihren Koffern bereit standen. Am Abend wurden wir mit Shuttlebussen zu
Restaurants gefahren, wo wir kostenlos bewirtet wurden. Am nächsten Morgen landete auch schon ein Flugzeug mit Ersatzteilen und am
Mittag wurden weitere Spezialisten eingeflogen. Die Ersatzteile standen
allerdings noch acht Stunden beim Zoll. Normalerweise landet hier nur eine
Maschine am Tag. Wenn dann plötzlich zwei oder drei Maschinen ankommen, sind die
Zöllner völlig überfordert. Wer wollte, konnte mittags und abends mit dem
Shuttlebus zu den Restaurants fahren und dort kostenlos speisen. Wir blieben
aber an Bord und begnügen uns mit Kleinigkeiten auf dem Pooldeck. Der Chefkoch
hatte auf dem Fischmarkt einen 120 kg schweren Thunfisch gekauft und auf dem
Pooldeck fachgerecht zerlegt und auf einem Gasgrill gebraten. Dazu gab es
verschiedene Salate. Frühstücken konnten wir weiter an Bord. Das Brot wurde von
den örtlichen Bäckereien angeliefert. AIDA gab sich größte Mühe, unseren
Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Wir unternahmen eine Tour mit einem Minibus durch die Umgebung von Mindelo.
Nach einem einstündigen Spaziergang entlang des Fisch- und Gemüsemarktes fuhren
wir zum höchsten Berg der Insel (Monte Verde). Nach einem Fotostopp ging es mit
einer Panoramafahrt entlang der Küste zu kleinen Fischerdörfern und nach einem
kurzen Strandaufenthalt zurück zum Schiff. Die Insel ist sehr afrikanisch
geprägt. Dieselfahrzeuge haben keinen Partikelfilter, Sicherheitsgurte gibt es
nicht bzw. werden nicht angelegt, Fahrradfahrer fahren im Dunkeln ohne Licht –
sie haben gar keine Beleuchtung. Auf Kapverden ticken die Uhren anders als bei
uns. Unser einheimischer Reiseleiter sagte: Ihr Europäer habt Uhren wir haben
Zeit! Am zweiten Tag auf Kapverden gab unser Kapitän im Theater einen Lagebericht zur
aktuellen Situation. Demnach dauerten die Reparaturarbeiten voraussichtlich noch
24-48 Stunden. Insgesamt wurden drei Frachtmaschinen gechartert, um die
benötigten Ersatzteile heranzuschaffen. Sogar der Vize-Präsident von AIDA kam
angeflogen und brachte 4000 Brötchen aus Deutschland mit. Das waren die
teuersten Brötchen, die wir je gegessen haben. Auch er hielt eine Rede und
versicherte uns, dass die Reise so bald wie möglich fortgesetzt wird und alle
geplanten Destinationen angefahren werden. Auch die gebuchten Ausflüge werden
zeitlich verschoben stattfinden. Die Weltreise wäre mit ausreichend Pufferzeit
versehen und wir würden pünktlich am 2. Februar 2019 um 8:00 Uhr in Hamburg
zurück sein. Der Kapitän sagte zwar, dass es bei dem Feueralarm kein Feuer gegeben hätte,
doch wenn ich mir die Reserveteile so anschaue, dann frage ich mich: Wozu
brauchen wir mehrere Rollen Hochspannungskabel? Hier wurde wohl so einiges unter
dem Tisch gehalten, um den Imageschaden so klein wie möglich zu halten. Am dritten Tag auf Kapverden haben wir eine Tour zu Fuß durch Mindelo gemacht.
Wenn man so alleine geht, kann man sich die Ziele besser aussuchen und dort
stehen bleiben wo man möchte. So konnten wir viele Eindrücke über das Leben der
Menschen hier auf der Insel gewinnen. Wir haben uns mittags und abends am
Pooldeck eine Kleinigkeit vom Gasgrill geholt. Das Gedränge in den Shuttlebussen
und Restaurants bei der Hitze war nichts für uns. Am nächste Tag haben wir eine vierstündige Tour mit einem Geländewagen durch Sao
Vicente gemacht. AIDA hat keine Kosten gescheut und je zwei Passagiere auf einen
Wagen mit Fahrer verteilt. Normalerweise fahren vier Passagiere mit einem Wagen.
Es ging größtenteils offroad durch die Vulkanwüste und auf steilen Pfaden durchs
Gebirge. Von uns hätte sich keiner getraut dort selber zu fahren. Die Tour hat
uns sehr gut gefallen und den weiteren Liegetag voll entschädigt.

Am Nachmittag kam eine weitere Frachtmaschine mit Ersatzteilen aus Norwegen,
sowie weitere Spezialisten aus Italien, die das Reparaturteam unterstützen
sollen. Auch weitere Reiseberater sind aus Rostock eingeflogen worden, um das
völlig überlastete Team an der Rezeption zu unterstützen. Leider flippen viele
Reisende bei solchen Situationen völlig aus und beschimpfen
unverständlicherweise die Crew, die nichts dafür kann. Insgesamt sollen 400
Leute von AIDA rund um die Uhr mit den Reparaturarbeiten, der
Ersatzteilbeschaffung, Logistik und der weiteren Tourenplanung mit den örtlichen
Agenturen beschäftigt gewesen sein.
Die Restaurants wurden am vierten Liegetag sukzessiv wieder hochgefahren und
funktionierten zu 90 Prozent. Am Abend gab es um 21:00 Uhr eine
Informationsveranstaltung mit dem Kapitän. Er kam mit einigen Minuten Verspätung
direkt vom Maschinenraum ins Theater und teilte uns mit, dass alle
sicherheitsrelevanten Teile gewechselt und vom TÜV abgenommen wurden. Kleinere
Schäden würden während der Fahrt behoben. Das Schiff soll mit erhöhter
Geschwindigkeit fahren, wodurch zwei Seetage wegfallen. Alle gebuchten Ausflüge
würden angepasst. Ab San Antonio sollten wir wieder im normalen Fahrplan liegen.
Die drei zusätzlichen Tage in Mindelo wurden vom Reisepreis abgezogen und uns
erstattet. Am Ende der Informationsveranstaltung bekam der Kapitän einen Anruf
von der Brücke "Der Lotse ist bestellt" (was auf den Kapverden allerdings nicht
viel bedeutet).
Atlantiküberquerung
Am nächsten Morgen ging es dann um 7:00 Uhr wirklich los. Wir fuhren mit
seitlichem Rückenwind gut 20 Knoten und die Überfahrt nach Salvador sollte nach
dem neuen Fahrplan für 12 Stunden kürzer sein. Den ganzen Vormittag haben
wir auf Deck 6 gesessen und "Fliegende Fische" beobachtet. Sie springen bei
Gefahr aus dem Wasser und fliegen dann mit ihren Flügeln bis zu 50 Meter weit
und tauchen dann wieder ab. Auch Delfine haben uns ein Stück begleitet. Die See
war ruhig, die Lufttemperatur lag bei rund 25-28 Grad. Jedes Mal wenn wir von außen in das voll klimatisierte Schiff gingen,
bekamen wir einen Kälte-Schock. Letzten Abend war im Marktrestaurant
"Skandinavisch" angesagt. Es gab Hirschkeule mit Rotkohl, Wildschwein mit
Preiselbeeren und ein dänisches Pilzragout. Ich konnte mich nicht entscheiden
und habe nacheinander alles probiert. Dazu eine halbe Karaffe Rotwein und als
Nachtisch 3 Kugeln Eis mit Krokant und Schokoladensplittern. Danach wusste ich,
wie eine Frau sich im 9. Monat fühlt. Da die Simatic-Station zum Bezahlen der Waschmaschinen und Trockner nach dem
Brand nicht funktionierte wurden diese dauerhaft freigeschaltet und wir konnten
kostenlos waschen. Der Ansturm war dementsprechend groß. Ohne Ritterrüstung hat
man da tagsüber fast keine Chance. Da ich in dieser Nacht mit dem vollen Magen
unruhig schlief, bin ich nach Mitternacht aufgestanden und habe eine Maschine
Wäsche gewaschen. Der Waschsalon war jetzt leer. Es sind ganz tolle
Industriemaschinen von Elektrolux. Ein Waschvorgang dauert nur 35 Minuten. In
der Zwischenzeit habe ich im Fitnessraum das Abendessen abtrainiert. Nachdem ich
den Trockner angeschmissen hatte bin ich duschen gegangen und habe danach die
fertige Wäsche abgeholt. Da die Borduhren in der Nacht eine Stunde zurückgedreht
wurden, merkte ich am nächsten Morgen von der Schlafunterbrechung nichts. Nach drei Seetagen haben wir am 23. Oktober den Äquator überquert und es gab
natürlich eine Äquatortaufe. Neptun, der Herr der Meere, kam persönlich mit
seinem Gefolge auf das Pooldeck und taufte uns mit einer Klobürste auf meerestypische Namen. Die
Taufurkunden wurden von unserem Edutainer Anderson Farah gestaltet und signiert.
Bei der Äquatorüberquerung sind wir vom Herbst in den Frühling gefahren. Der
Wind hatte inzwischen auf Süd gedreht und machte der alten Dame ganz schön zu
schaffen, die 20 Knoten zu halten. Am Äquator ging die Sonne schon um 16:30 Uhr unter. Übrigens hat man hier nur
wenige Minuten Zeit, um einen Sonnenuntergang zu fotografieren. Wenn der
Feuerball den Horizont berührt, dann ist er wenige Minuten danach nicht mehr zu
sehen.
Brasilien
Obwohl alle Hebel auf dem Tisch lagen und die vier Maschinen an ihrer
Leistungsgrenze arbeiteten, kamen wir erst mit drei Stunden Verspätung in
Salvador an. Der Kapitän hatte schon überlegt, Salvador nicht anzufahren und
direkt Rio anzusteuern. Allerdings hätten wir dann zwei Seetage am Stück mehr
gehabt. Schon beim Frühstück gab es etwas Neues. Die Besteckständer im Restaurant
waren verschwunden. Wegen den behördlichen Bestimmungen in brasilianischen
Gewässern lag das Besteck nun in Bestecktaschen auf dem Tisch. Gleich nach der
Ankunft im Hafen ging es mit dem Bus durch die Innenstadt und zu den
Sehenswürdigkeiten. Nach einem einstündigen Rundgang durch den historischen
Altstadtkern fuhren wir zur Küste zu einem alten Leuchtturm. Überall standen
Leute herum, die uns anbettelten oder uns etwas verkaufen wollten. Auf vielen
Plätzen und am Markt wurde Samba gespielt. Zum Schluss bummelten wir noch über
den Markt und traten dann die Rückfahrt zum Schiff an. Sehenswert waren die
leuchtend bunt gestrichenen Barockbauten und die vielen Gassen in der Altstadt.

Bei unserem Ausflug in Salvador erzählte uns unser deutschsprachiger
Reiseleiter, dass die Tiefsttemperatur im Jahr bei rund 20 Grad liegt. Im Jahr
2017 wurde ein 50jähriger Rekord gebrochen und die Temperatur fiel auf einen
Tiefstwert von 18,8 Grad (plus). Daraufhin beschloss der Bürgermeister von
Salvator den Schülern "Kältefrei" zu geben. Der Reiseleiter war schon mehrmals
in Deutschland, davon zweimal im Winter. Er war überwältigt von dem Schnee auf
den Bäumen und konnte es gar nicht fassen, dass unsere Schüler bei Schnee zur
Schule gehen müssen. In Salvador gibt es eine so genannte Touristen-Polizei, die an touristischen
Sehenswürdigkeiten stehen und auf die Touristen aufpassen, denn hier ist die
Kleinkriminalität sehr hoch. Wir sollten auch alle Wertgegenstände auf dem
Schiff lassen. Meine Spiegelreflexkamera habe ich erst gar nicht mitgenommen. Es
war sehr interessant, die afrobrasilianische Kultur mal kennen zu lernen, aber
ein Highlight war es für uns Nordlichter nicht. Auf dem Weg nach Rio de Janeiro kam der Wind von Nord und schob das Schiff bei
leichtem Wellengang zu unserem nächsten Ziel. Am Abend des letzten Seetages
wurden die Wellen etwas höher und das Schiff schaukelte ein wenig. Es war nichts
Dramatisches, nur für gebrechliche Menschen wird es manchmal zu einem Problem.
So kam es beim Abendessen zu einem kleinen Unfall. Eine Frau schaukelte gerade
vom Menü zurück und fiel dabei hin. Wir wollten ihr beim Aufstehen helfen, doch
die Frau bewegte sich nicht und ließ sich auch nicht mehr ansprechen. Erst nach
gut einer Minute kam sie wieder zu sich. Eine Hand blutete von dem zerbrochenen
Geschirr und ein Arm tat ihr weh. Die herbeigerufene Schiffsärztin holte sie
wenig später mit einem Rollstuhl ab. Wie wir am nächste Tag erfuhren, war sie
nicht schlimm verletzt, hatte nur einen kleinen Schock. Schon bei der ersten
Seenotrettungsübung ist uns aufgefallen, dass so eine Kreuzfahrt nichts für
Gebrechliche und Rollstuhlfahrer ist. Die Crew musste diese Leute übers
Treppenhaus zur Musterstation tragen. Ein Rollstuhlfahrer lässt seinen Rollstuhl
immer vor der Kabine stehen, damit er drinnen mehr Platz hat. Er vergisst dabei,
dass die Wege auch Fluchtwege sind und bei Beleuchtungsausfall zu einem ernsten
Problem werden können.
Wegen des günstigen Rückenwindes sind wir schon eine Stunde früher als geplant
in Rio de Janeiro eingelaufen. Die rund einstündige Einfahrt in den Hafen von
Rio wurde von unserem Lektor über die Lautsprecheranlage kommentiert. Der
Zuckerhut war zum Greifen nah. Der weiße
Sandstrand an der Copacabana ist über vier Kilometer lang. Dahinter stehen
unzählige Hochhäuser und Hotels aneinandergereiht. Am zweiten Aufenthaltstag machten wir am Morgen einen vierstündigen Ausflug zur
Christus-Statue. Mit dem Bus ging es auf einer 16-spurigen Hauptstraße durch die
Innenstadt von Rio zur Bahnstation im Corcovado Nationalpark und von dort mit
einer Zahnradbahn durch den Tijuca-Regenwald auf den Berg. Unterwegs hatten wir
einen Affen im Baum sitzen gesehen. Leider war die Kamera nicht sofort
schussbereit und wir haben kein Foto machen können. Mit einem Aufzug und zwei
Rolltreppen kamen wir schließlich auf die Aussichtsplattform und hatten eine
wunderbare Aussicht auf Rio de Janeiro, die Copacabana und den Zuckerhut. Unser
kompetenter Reiseleiter gab uns einen sehr umfassenden Überblick über Land und
Leute. Mit
einer Panoramafahrt vorbei an den Stränden von Rio ging es dann zurück zum
Hafen. Nach einem spannungsgeladenen Wahlkampf in Brasilien mit Beschimpfungen
und Gewalt war am Wahltag überall die Polizei präsent. Am letzten Abend in Rio hat AIDA lokale Sambatänzer engagiert, die uns eine
kunterbunte Show auf dem Pooldeck boten. Ich kann nur sagen: Je oller, desto
doller. Vor allem die älteren Männer wollten sich gerne mit einer der nur
spärlich bekleideten Frauen fotografieren lassen. Um 20:00 Uhr hieß es dann bei
der traditionellen Auslaufmelodie "Leinen los" und "Tschüss Rio"!
Wir warfen noch einen letzten Blick auf den Sternenhimmel, bevor wir ins Bett
gingen.
Uruguay
Nach zwei Seetagen (die wir auch brauchten, um die neuen Eindrücke zu
verarbeiten) hat AIDAaura bei einem fantastischen Sonnenaufgang in Uruguays
Hauptstadt Halt gemacht. Am Kai standen schon 18 Container mit Lebensmittel aus
Deutschland, die darauf warteten in Aura’s Bauch geschoben zu werden. Bei
Selection-Fahrten werden auch immer regionale Lebensmittel eingekauft, wie z.B.
die Maracuja, die hier so groß ist wie eine Pampelmuse. Sie schmeckt so ähnlich
wie der an der Ostsee wachsende Sanddorn und ist sehr reich an Vitamin-C. In
Uruguay ist das Klima sehr angenehm und nicht so tropisch wie in Brasilien. Da
wir nicht immer nur Bustouren machen wollten, haben wir heute an einer Radtour
rund durch Montevideo teilgenommen. Bei rund 16 bis 19 Grad und trockenem Wetter
hat die Tour richtig Spaß gemacht. Auch mussten hier nur 130 Höhenmeter
bewältigt werden. Einmal sind wir jedoch richtig nass geworden, als wir auf der
Heimfahrt an der Strandpromenade von größeren Wellen überrascht wurden, die über
die Promenade bis auf die Straße schossen und wir von Kopf bis Fuß mit
Salzwasser überspült wurden.
Da wir erst um 19.00 Uhr auslaufen wollten, gingen wir zum Abschluss noch im
Hafenviertel spazieren.
Die Hauptstadt Montevideo mit ihrer spanischen Architektur und historischem
Stadtkern ist sehr europäisch geprägt – ganz im Gegensatz zu Brasilien. Hier
gibt es auch nur ganz wenige Bettler. Unser Guide sagte: "Uruguay ist die
Schweiz von Südamerika". Übrigens kann ich bestätigen, was wir alle in der
Schule gelernt haben: Die Sonne steht auf der Südhalbkugel mittags im Norden.
Argentinien
Nachts ging es dann weiter über die Bucht nach Buenos Aires. Da die Wassertiefe
in der Bucht nur sehr gering ist, kann man nicht auf direktem Weg dorthin
fahren, sondern muss einen großen Umweg durch gebaggerte Fahrrinnen nehmen. Die
Überfahrt nach Buenos Aires war ganz schön schauklig. Wir hatten
Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h. Da wir in einem Containerhafen festmachten mussten wir erst mit einem Shuttlebus
vom Hafengelände gefahren werden. So bekamen wir eine kostenlose Hafenrundfahrt
dazu. Anschließend ging es mit dem Bus durch die sehr laute Stadt. Überall und
an jeder Kreuzung wurde gehupt. In Buenos Aires gibt es eine 14-spurige Straße
durch die Innenstadt. Im Hafenviertel "La Boca", einem ehemaligen
Einwandererviertel, stehen viele Häuser die aus dem Wellblech alter Schiffe
gebaut und mit Schiffslack bemalt wurden. Nach dem Besuch einer großen
Kathedrale stiegen wir auf ein Ausflugsboot und fuhren bei sonnigem Wetter über
die Wasserwege des Tigre-Deltas. Das Flussdelta besteht aus unzähligen Kanälen,
Flüssen und Bächen, die sich ihren Weg durch die Landschaft bahnen. Auf
unzähligen Inseln, die teilweise durch Stege und kleine Brücken verbunden sind,
stehen viele Ferien- und Wochenendhäuser der oberen Bevölkerungsschicht. Die
Inseln können nur mit dem Boot oder dem Wassertaxi erreicht werden. Es ist so
ähnlich wie der Schärengarten vor Stockholm, nur mit einer anderen Vegetation
und nicht so sauberem Wasser. Um 22:00 Uhr ging es weiter Richtung Puerto Madryn. Je weiter wir nach Süden
fuhren, desto kälter wurde es. Auf dem Pooldeck mussten wir am nächsten Tag
schon eine Jacke anziehen. Aber die Tage wurden auch wieder länger. Eigentlich
wollten wir am Sonntagmorgen in Puerto Madryn anlegen. Doch es zog ein Sturmtief
von Kap Horn in unsere Richtung und wir hätten in dem kleinen Hafen von Puerto
Madryn keine Schlepperhilfe beim Einlaufen bekommen können. Also gab der Kapitän
die Order "Alle Hebel auf den Tisch" und wir erreichten den Hafen schon am
Samstagabend gegen 23:00 Uhr. Zwischendurch zogen sich die Wolken zusammen und
es wurde nebelig. Das passiert immer wenn kalte Luft auf warmes Wasser trifft.
Zur Sicherheit ertönte alle zwei Minuten das Nebelhorn der Aura. Doch schon beim
Einlaufen am Abend in die Bucht von Golfo Nuevo verzog sich der Nebel und wir
hatten einen wunderbaren Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen wurde es dann richtig windig. Bug- und Heckstrahlruder
drückten die Aura den ganzen Tag über bis zum Ablegen gegen den Wind an die
Pier, um die Trossen zu entlasten. Auf dem Bugwulst hatten es sich Robben
gemütlich gemacht. Eigentlich ist es verboten den Bugwulst zu betreten, aber wie
soll man es diesen Tieren beibringen?

Puerto Madryn ist ein Seebadeort mit
schönem Sandstrand, wo viele Argentinier ihre Ferien verbringen. Hier gibt es
das ganze Jahr über nur ganz wenig Niederschlag. Fast das ganze Jahr über leben
hier Seelöwen, Robben, Wale, See-Elefanten und viele Seevögel. Auf der Halbinsel
Valdés liegt die größte Brutstätte Südamerikas für Magellanpinguine. Am Vormittag ging es mit dem Autobus größtenteils auf Schotterpisten zur
Halbinsel Valdés, wo wir eine Seelöwenkolonie besuchten. Wir konnten zahlreiche
Schnappschüsse machen. Anschließend fuhren wir zu einer Schaf-Farm, wo wir an
einer Schafschur-Demonstration beiwohnten. Hier lebt auch ein Guanako. Das Tier
schaute mich so süß an, dass ich es streicheln wollte. Doch als ich darauf
zuging, spuckte es mich an. Nach einer kurzen Snakpause mit Tee und
argentinischem Gebäck fuhren wir zu einem Museum zur Tier- und Pflanzenwelt
dieser Region (hätte man auch auslassen können). Um 16:30 fuhr der letzte
Shuttle-Bus zurück zum Schiff und um 18:00 Uhr hieß es "Leinen los". Am Abend nach unserem Auslaufen aus Puerto Madryn begeisterte uns der
Europameister der Elvis-Darsteller in seiner Abendshow mit Highlights des King
of Rock and Roll. Nach der Show gingen wir über das Treppenhaus in Richtung
unserer Kabine, als wir plötzlich "Smoke on the water" hörten. Wir schauten uns
nur kurz an und flugs waren wir zwei Decks höher in der AIDA-Bar, wo eine Gruppe
bekannte Songs spielten. So endete unser Abend spät gegen 23:00 Uhr. Der erste Seetag nach Puerto Madryn verlief unspektakulär. Die alte Lady kämpfte
gegen den Wind und die Strömung war meist auch gegen uns. Je nach Ebbe oder Flut
strömt hier das warme Wasser des Golfstroms von Norden her oder das kalte Wasser
von der Antarktis und es kommt dadurch zu Wirbelströmen. Am Abend ging ich mal
wieder in den Waschsalon um eine Maschine zu waschen. Die Waschmaschinen sind
immer noch wegen der elektrischen Störung an der SPS freigeschaltet, nur das
Waschmittel muss über die Bordkarte bezogen werden. Also habe ich bezahlt, aber
es kam nur ein gehäufter Teelöffel Waschpulver aus dem Automat. An der Rezeption
sagte man mir, dass der Fehler bekannt ist und ich müsse die Bordkarte von dem
Umhängeband abnehmen und dann in den Automat stecken. Da fühlt man sich
natürlich ein bisschen verschaukelt. Aber ich habe es trotzdem versucht, mit dem
gleichen Ergebnis. Jetzt hatte ich zwei Teelöffel Waschpulver. Also ging ich
wieder zur Rezeption, die dann einen Elektriker schickten. Statt die Auslaufdüse
zu reinigen, suchte dieser den Fehler an der Steuerung. Bei mir stieg der
Blutdruck und ich schmiss die Maschine dann mit nur zwei Teelöffeln Waschpulver
an und bin gegangen. In der folgenden Nacht und am zweiten Seetag auf dem Weg nach Feuerland wurde es
richtig ungemütlich. Der Wind drückte mit gut 80 km/h auf die Steuerbordseite.
An der Nordsee würde man sagen: der "Blanke Hans" fegt über das Land. Die Gischt
fegte über alle Außendecks und überzog diese mit einer weißen Salzkruste. Man
konnte nichts anfassen, ohne weiß zu werden. In den Restaurants waren die Teller
in den Tellerspendern mit Expandergurten gesichert. Am Nachmittag änderte das
Schiff den Kurs von Süd nach West und wir hatten den Wind dann von vorne, so
dass die Rollbewegungen aufhörten. Kurz nach Sonnenuntergang machten wir dann im
Hafen von Ushuaia fest.

Feuerland ist eine karge Insel an der Südspitze von Argentinien, wo eigentlich
nichts passiert, außer das der
Wind weht und am Horizont die Welt aufhört.
In der menschenleeren Einöde des Nationalparks gibt der Winter seine Herrschaft
nie ganz auf. Südlich von Feuerland liegt das bei Seefahrern gefürchtete Kap Horn – das größte
Seemannsgrab der Welt. Die raue Landschaft Feuerlands mit seinen schneebedeckten
Bergen und vielen Fjorden ist phantastisch schön und ähnelt vom Meer aus der
isländischen Küste, nur ist sie hier bis rund 600 Meter Höhe bewaldet. Ushuaia
liegt zwischen den Ufern des Beagle-Kanals und ist die südlichste Stadt der Welt
und auch der südlichste Punkt unserer Reise. Am nächsten Tag machten wir bei besserem Wetter mit einem Motorkatamaran von
Ushuaia aus einen sechsstündigen Ausflug durch den Beagle-Kanal zu einer Insel
mit einer Seelöwenkolonie und fuhren weiter durch den Mackinlay-Pass zu einer
weiteren Insel, wo wir Magellanpinguine beobachten konnten. Im Zauber der
Mittagssonne breitete sich ein goldenes Vlies über die Berge und den Sund. Die Pinguine wirkten
mit ihren kurzen Beinen irgendwie unbeholfen. Die coolen Frackträger streckten
ihre stummeligen Flügel meistens seitlich vom Körper weg, um ihr Gleichgewicht
besser zu halten. Wir hätten stundenlang zugucken können. Durch Zufall konnte
ich auch einen Geier fotografieren. Ushuaia hat uns sehr gut gefallen und ist
für mich das größte Highlight auf dieser Reise. Hier wäre ich gerne noch einen
oder zwei Tage länger geblieben.
Chile
AIDAaura verließ am Abend Argentinien in Richtung zur südlichsten Großstadt der
Welt, Punta Arenas. Beim Abendessen bemerkten wir, dass die Aura auf einmal ganz
langsam fuhr. Nach einiger Zeit kam eine Durchsage vom Kapitän, der uns
mitteilte, dass unser Schiff keine Durchfahrtserlaubnis durch die chilenischen
Gewässer habe, obwohl schon zwei chilenische Lotsen an Bord waren. Nach gut
einundeinhalb Stunden und vielen Gesprächen zwischen der Brücke, Rostock und den
chilenischen Behörden meinte ein Lotse, wir sollten einfach weiterfahren, es sei
ein Behördenfehler. Später meinte unser Lektor, er habe das schon mal so erlebt.
Die chilenische Regierung lässt ausländische Kreuzfahrtschiffe bei Tageslicht
nicht an den Gletschern vorbeifahren, um die heimische Schifffahrt zu schützen.
Ob es wirklich stimmt weiß ich allerdings nicht.
Am nächsten Morgen fuhren wir vom Beagel-Kanal in die Magellanstraße und
warteten auf den Hafenlotsen, der auf sich warten ließ. Wir hörten immer wieder
während unserer Reise, dass eine brasilianische Stunde drei deutschen Stunden
entspreche und jetzt sagte man immer öfter, eine argentinische Stunde sind zwei
deutsche Stunden. Als das kleine Lotsenboot dann endlich kam, hatte es bei den
hohen Wellen ganz schön Schwierigkeiten nahe genug an die Aura zu kommen, um den
Hafenlotsen überzusetzen. Wir fuhren wegen des starken Windes nicht an die Pier
sondern lagen etwa einen Kilometer vor der Pier vor Anker. Das Brückenteam
beriet sich unterdessen, wie es weitergehen sollte. Mit Tenderbooten
überzusetzen kam wegen des starken Windes nicht in Frage. Es blieb spannend, wie
schon die ganze Reise. Um die Wartezeit zu nutzen, gingen wir zum Waschsalon, um eine Maschine zu
waschen. Am Waschpulverautomat kam wieder nur ein gehäufter Teelöffel
Waschpulver heraus. An der Rezeption sagte man mir diesmal, dass man auch nicht
mehr Waschpulver in die Maschine einfüllen dürfe. Als die junge Frau sah, dass
mein Hals fast platzte und ich gerade dabei war über die Theke zu springen, rief
sie dann doch lieber einen Elektriker. Dieser kam auch ziemlich schnell und
schloss den Kasten auf. Diesmal stellte ich mich dicht neben den Monteur und es
war sofort ersichtlich, dass alles Waschpulver verklumpt war. Mittags meldete
sich der Kapitän und sagte uns, dass es in den nächsten acht Stunden keine
Wetterbesserung gäbe und wir weiterfahren würden. Den gebuchten Ausflug mit dem
Cross-Rad durch Punta Arenas haben sie mir erstattet. Für den Rest des Tages
wurde sofort ein neues Programm erstellt. Wir fuhren dann mit verminderter Geschwindigkeit weiter durch die wunderschöne
Magellanstraße mit ihren vielen kleinen Inseln, Buchten und einsamen Fjorden mit
schneebedeckten Bergen. Wir zweigten kurz in den Peel-Fjord (Seitenarm des
Sarmiento-Fjords) ein, wo kleine Eisberge schwammen und fuhren bis zum
Amalia-Gletscher, dessen blauweiße Gletscherzunge bis an den Fjord reicht. Hier
war es plötzlich ganz windstill. Wie ein dunkler Spiegel ruhte das Meer am
Fjord. An diesem windstillen Tag verdoppelte das spiegelklare Meer Himmel und
Erde. Langsam und ruhig fuhren wir auf dem spiegelblanken Wasser des
verzauberten Fjords durch unverfälschte Natur. Die raue Küstenlandschaft von Chile ist
überwältigend schön, unendlich lang und noch beeindruckender als in Norwegen.
Nach dem Abendessen habe ich noch bis zum Sonnenuntergang an der Reling
gestanden und die Ausfahrt aus dem Sund in den Pazifik beobachtet. Es war
wunderschön und die Eindrücke werden sich in meinem Gedächtnis einbrennen.

Kaum waren wir auf dem Pazifik, da wurde es auch wieder wärmer und der Wind
wehte nur ganz schwach. Der Humboldtstrom half der Aura beim Vorwärtskommen, so
dass sie sich mit nur drei Generatoren begnügte. An der chilenischen Küste
begleiteten uns eine ganze Weile Wanderalbatrosse. Mit einer Flügelspannweite
von bis zu 3,60 Meter sind sie die größten Vögel der Welt. Alle, die auf dieser Weltreise Geburtstag hatten, wurden am 18. Seetag ins
Theater zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Ein Kapitänsdinner, so wie im
Fernseher, gibt es auf der AIDA nicht (zum Glück). Unser Kapitän hat auf dieser
Abenteuerreise auch wichtigere Sachen zu tun. Aber der Chefkoch kam zur
Begrüßung mit seinen Gehilfen und trug eine riesige Geburtstagstorte herein,
begleitet von der originalen Traumschiffmelodie. Am Nächsten Tag erreichten wir mittags Puerto Montt. Da es dort kein
Kreuzfahrtpier gibt, mussten wir mit den Tenderbooten übersetzen. Ich nahm an
einer Erkundungstour mit dem Cross-Rad durch Puerto Montt teil. Wir fuhren bei
schönem Wetter durch verschiedene typisch chilenische Stadtviertel und durch die
Altstadt. Dann ging es 270 Meter rauf zu einem Aussichtspunkt über die Stadt.
Für ein einfaches 11-Gang Crossrad war die Strecke eigentlich zu steil. Einmal
musste ich absteigen, weil mir die Puste ausging. Einige in der Gruppe
beschwerten sich bei unserem Scout, weil in der Routenbeschreibung von einem
leichtem Anstieg die Rede war. Die Menschen auf der Straße waren sehr freundlich
und fast alle Kinder winkten uns zu. Sie haben wohl noch nie eine Fahrradkolonne
mit Helmträgern gesehen. Entlang der Promenade fuhren wir zu einem
Handwerkermarkt und schließlich zurück zum Schiff.
Ein letztes "Hola" aus Chile
Auf unsere Kopfkissen wurden unsere Vornamen aufgestickt. Man lässt sich
laufend etwas Neues einfallen. Nach der Reise durften wir sie mit nach Hause
nehmen. Nach einem weiteren Seetag kamen wir am 13. November nach insgesamt rund
20.000 Kilometern nach Hamburg pünktlich um 8:00 Uhr
in San Antonio an.
Hier war es schon merklich wärmer und die Sonne schauter hinter den Wolken
hervor. Viele
Container mit Lebensmitteln warteten schon an der Pier. In Chile darf man keine
Lebensmittel ins Land einführen. Falls man erwischt wird, droht eine Strafe von
umgerechnet 500,- Dollar. Im Vorfeld mussten wir ein Formular ausfüllen, in dem
wir erklärten, keine Lebensmittel und keine Gegenstände fremder Personen dabei
zu haben. Bei unserem Landgang wurden dann tatsächlich alle Rucksäcke und
Taschen von den Zöllnern kontrolliert. Wir fuhren mit dem Bus durch die
Landschaft zur alten Hafenstadt Valparaiso, wo wir einen geführten Spaziergang
durch ein Labyrinth enger Gassen mit bunten Häusern und kleinen Boutiquen
unternahmen. Anschließend ging es mit der Standseilbahn zu den Hügeln von
Valparaiso. Nachdem wir wieder im Hafen waren, machten wir noch einen kleinen
Spaziergang zu dem Fisch- und Meeresfrüchtemarkt am Hafen. Interessant waren die
Seelöwen, die sich direkt am Fischmarkt sonnten. Am 13. November verließen wir um 22:00 Uhr den
südamerikanischen Kontinent und fuhren westwärts durch den Südpazifik zu unseren
nächsten Destinationen. Von nun an lagen wir wieder im alten Zeitplan.
Teil 2: Von San Antonio bis Mauritius
| Teil 3: Von Mauritius bis Hamburg
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