21. Juli 2007
Unsere erste Reise mit dem WOMO begann am
Samstagmorgen um 4:30 Uhr. Die Autobahn war noch leer und wir kamen ohne Staus
gut voran. Doch dann ab Lübeck wurde der Verkehr immer dichter und ab der
Fehmarnsund-Brücke war nur noch "Stopp and Go" angesagt. Für die letzten 2
Kilometer auf Fehmarn, bis zur Abfahrt nach Strukkamphuk, brauchten wir gut 30
Minuten. Gut, dass wir schon so früh gefahren sind. Um 11:00 konnten wir dann am
Campingplatz einchecken. Nach einem kurzen Spaziergang auf dem Deich aßen wir im
Campingplatzrestaurant zu Mittag. Das Wetter war gut und ich beschloss eine
Radtour zur Inselhauptstadt Burg. Am Hafen von Burgstaaken habe ich mir noch ein
Matjesbrötchen gegönnt und bin wieder langsam zurück geradelt. Abends fuhr ich
dann mit dem Fahrrad noch mal zur Fehmarnsund-Brücke, wo immer noch zäh
fließender Verkehr herrschte. Am Fährterminal muss der Teufel los gewesen sein, denn in
den drei nördlichen Bundesländern war Ferienbeginn. Ein kräftiger Westwind
blähte die Segel der Jollen und Katamarane auf dem blauen Fehmarnsund, der die
Insel Fehmarn vom Festland trennt. Das Meer und der wolkenlose Himmel
erstrahlten in leuchtendem Blau. Ich genoss den Ausblick von der Brücke wo die
Sonnenstrahlen wie Scheinwerfer aus der Tiefe reflektiert wurden.
22. Juli 2007
Früh morgens fuhren wir dann weiter nach
Puttgarden, um mit der Fähre nach Rødby überzusetzten. Kurz
nach Überquerung der Öresundbrücke machten wir noch Halt im neuen Westhafengebiet von
Malmö, um uns den Turning Torso
anzusehen. Der Wolkenkratzer mit 54 Etagen ist das höchste Gebäude in Skandinavien und
bis jetzt das zweitgrößte in Europa. Der Parkplatz von MAXI
war noch leer und so gönnten wir unserem fast 8 Meter langen und 2,4 Meter
breiten Vehikel 4 Pkw-Stellplätze. Von hier aus waren es nur 5 Minuten zu
Fuß zum neuen Wahrzeichen von Malmö. Die Ansicht vom Fuß des Gebäudes war
einfach ästhetisch, wie sich das Hochhaus wie eine Lakritzstange 190 Meter in
die Höhe schraubt. Wir fuhren weiter nach Varberg, um uns das
Weltkulturerbe der UNESCO, die Radiostation
Grimeton, anzuschauen. Auf der E6 konnten wir schon die
sechs Türme der Radiostation erkennen. Grimeton ist heute der einzige noch erhaltene und funktionierende
Längstwellensender der Welt.
Entscheidend für die Lage des Senders war, dass die Radiowellen südlich von
Norwegen, sowie nördlich von Dänemark und Schottland über die offene See frei nach New
York laufen konnten. Unser letztes Ziel an diesem Tag war der
Campingplatz von Varberg, doch dieser war überfüllt. Also fuhren wir weiter und
haben an einer schönen Badestelle des Sees Lelång bei Kråkviken im Nordwesten
von Dalsland übernachtet. Auf dem Parkplatz standen schon
zwei deutsche WOMO's. Am Abend trübte sich das Wetter kurzfristig, was uns aber
nicht daran hinderte noch ein Bad im See zu nehmen.
23. Juli 2007
Als die Sonne über
dem See aufging schwamm eine Entenfamilie in Ufernähe und suchte nach Futter.
Auch wir suchten nach dem letzten Brot und fuhren erst mal Richtung Töcksfors in West-Värmland, um unsere Vorräte aufzufüllen. Dann ging es zum See
Östen, am nördlichen Ende des
Dalslandskanals. Wir haben dort deutsche Feriengäste in der Blockhütte Björkebo kennen gelernt,
mit denen ich auf den See zum Angeln fuhr.
Nach zwei Stunden kamen wir jedoch ohne Beute zurück und Elke musste doch noch
die Koteletts auftauen, damit wir Grillen konnten. Nach einem langen
Verdauungsspaziergang stand endlich wieder
ein Wildblumenstrauß auf dem Tisch. Der letzte verbliebene Ausschnitt der
Abendsonne versank hinter den fernen Baumkronen und damit ging das Licht
langsam wie in einem Kinosaal aus.
24. Juli 2007
Am frühen Morgen überzog zarter Raureif die
Gräser und über dem Östen schwebte eine dichte Nebeldecke. Es ging weiter zum
Trollstigen bei Lesjöfors in Ost-Värmland. Ein Wald von Trollen bewacht und Elfen
verzaubert. Der Trollstig (Trollpfad) ist ein 3 km langer Wanderpfad, der an
unzähligen Trollen, Elfen, Schlangen, Gespenstern, Eulen, Fliegenpilzen und
anderen Charakteren vorbeiführt. Früher war hier ein ganz gewöhnlicher Waldpfad,
bis der Trollvater, Lasse Kaipiainen, ihn nach und nach künstlerisch und
fantasievoll in einen Trollpfad für Jung und Alt verwandelte. Man muss schon die
Augen offen halten, damit man nicht eine der Figuren übersieht. Lasse Kaipiainen
verwendet für seine Figuren nur abgestorbenes Holz, dass er im Wald findet. Die
Kosten für Motorsäge, Benzin und Malerfarbe bekommt der Trollpapa von der
Gemeinde Filipstad ersetzt. Auf dem höchsten Punkt des Trollpfades ist ein
Rastplatz mit schöner Aussicht über Lesjöfors. Hier will Lasse einen
Riesentroll schnitzen, der als ein Monument über dem Trollwald wacht. Auf dem Weg zum Campingplatz Munkeberg
besuchten wir noch das Grubendorf Långban aus dem 16. Jahrhundert. In der
Erzgrube wurden in verschiedenen Zeitperioden, Eisenerz, Manganerz und Dolomit
abgebaut. Der Betrieb
der Erzgrube und des Hüttenwerks wurde im Jahre 1972 eingestellt. Aus
geologischer Sicht ist dieser Ort sehr interessant, da hier 300 unterschiedliche
Mineralien gefunden werden können. In der Gegend
von Filipstad hat es einmal 50 Hüttenanlagen gegeben. Nicht weit vom
Campingplatz am See Lersjön steht der alte Hochofen Storbrohyttan in dem
Roheisen hergestellt wurde. Im 16. Jahrhundert wurde die Hütte von einem
Bergmann gegründet und hieß zu Anfang Carlsbrohyttan. Vom 17. Jahrhundert wurde
die Anlage jedoch Storbrohyttan genannt. 1920 wurde in der Storbrohyttan das
letzte Roheisen hergestellt. Danach wurde die Hütte stillgelegt.
25. Juli 2007
Am nächsten Morgen war das Wetter genauso herrlich.
Unser heutiges erstes Ziel war Fagersta in der Provinz Västmanlands län, wo wir
uns das Welterbe der UNESCO, die Eisenhütte Engelsberg, anschauten. Die Hütte
zeigt den Zustand von 1870, als sie zum letzten Mal umgebaut wurde. Die
Maschinen und technischen Einrichtungen des Hochofens sind noch voll
funktionstüchtig. Unser Weg führte nun in die Provinz Dalarna,
am Fluss Dalälven entlang bis kurz vor Borlänge. Hinweisschilder führten uns zum
Campingplatz Tyllsnäs Udde ca. 3km südöstlich von Borlänge, wo der Tunaån in den Dalälven
fließt. Schweigend wie die beiden Flüsse sich vereinen, säumen sich einige
Birken am Ufer. Außer 7 oder 8 Enten (Citroen CV2), die hier in der
Gegend auf einem Ententreffen waren, war der Platz ziemlich leer. Ich
schmiss den Holzkohlengrill an und machte uns einige Koteletts. Danach lagen wir
auf der Wiese und baumelten mit der Seele. Am Abend versuchte ich es mit
Fischen, angelte mir aber nur einige Mückenstiche an den Waden.
26. Juli 2007
Beim Aufwachen hörten wir ein Vogelkonzert
in der Morgensonne. Bei Tagesanfang sind die Vögel am Aktivsten. Der Himmel war weiß gefleckt. Nach einem ausgiebigen
Frühstück verabschiedeten wir uns bei dem netten Platzbesitzer, der uns dann
auch erzählte, dass gestern das 17. Weltententreffen in Borlänge stattfand. Wir fuhren
weiter zum Kopparberget nach Falun, um uns das
alte Kupferbergwerk anzusehen. Gleich nebenan steht die Farbenfabrik, die aus
dem Abfallprodukt der Kupfermine die rote Farbe herstellt, mit dem sich das Holz
gut und billig streichen lässt. Fast alle Häuser Mittelschwedens leuchten in
faluröd, dem Symbol schwedischer Idylle. Anschließend ging es weiter nach
Ångermanland zur
Höga
Kusten (Hohe Küste). Die neue Högakustenbron verbindet die beiden
Kommunen Härnösand und Kramfors miteinander, die ansonsten durch den Fluss
Ångermanälven voneinander getrennt sind. Die Höga Kusten lässt sich
von dieser 1800 m langen und sich hoch über dem Wasser spannenden Brücke aus
ihrer ganzen Herrlichkeit bewundern. Die Folgen der Landerhöhung haben der
Gegend den Welterbe-Status beschert. Am Skule Naturum, dem Informationszentrum am Skuleberg,
machten wir noch eine kurze Pause und versorgten uns mit Informationen über die Höga Kusten und dem Nationalpark Skuleskogen. Am späten Nachmitag kamen wir dann auf dem
etwas abgelegenen Campingplatz Kornsjögården bei
Bjästa an (Lat 63.203202 Long 18.417698). Didi und Silvi sind vor 3 Jahren nach Schweden ausgewandert und haben
diesen Platz übernommen.
27. Juli 2007
Guten Morgen, neuer Tag. Während wir den Vormittag eher faul mit Lesen und Schreiben
verbrachten, zauberte uns Didi ein tolles Mittagessen (Gegrillter Lachs mit Kartoffeln und
Spargel). Danach machte ich eine Radtour nach Köpmanholmen
an der Küste, während Elke an ihrem Håkan Nesser weiter las. Da ich keine Straßenkarte im großen Maßstab für diese Gegend dabei
hatte, nahm ich den Navigator mit. Doch dieser wollte mich über
Örnsköldsvik nach Köpmanholmen führen, was ein sehr großer Umweg gewesen wäre. Also fragte
ich auf halbem Weg eine ältere Dame nach dem richtigen Weg. Hinterher fiel mir
ein, dass der Navigator im Menü Fahrzeugart noch auf Auto und nicht auf Fahrrad
stand und er mich so auf dem schnellsten Weg mit einem Auto an das Ziel bringen
wollte. An der Küste angekommen, zog ein starker Wind auf und dunkle Wolken
näherten sich. Ich konnte von hier die 280 ha große Insel "Älgön" sehen, die für
8 Millionen Kronen zum Verkauf angeboten wird. Die Dünung rollte gegen die steile Küste
und schickte hohe weiße Kaskaden in die Luft. Ich machte mich gleich wieder auf
den Heimweg - nun mit richtig eingestelltem Navi.
28. Juli 2007
Gestern fiel uns ein Prospekt mit dem viel versprechenden Namen "Skuleskogen" in die Hand. Nach dem Frühstück beschlossen
wir gleich loszufahren und waren nach 20 Kilometern am Skuleberget.
Auf einem Wanderstieg, der eigentlich schon ein
Kletterstieg ist, bin ich bis auf halbe Höhe hoch gestiegen. An der Baumgrenze
des Skulleberget sah ich einen Adler, der unbeweglich auf einer Baumkrone saß. Er rührte sich
nicht, bis ich ganz dicht an den Stamm gekommen war. Da breitete er die
Schwingen aus und strich über den Wald davon. Er tat keinen Flügelschlag und es
war als ob ich und der Wald zur Seite glitten, während er am Himmelsgewölbe
hing, bis er aus meinem Blickfeld verschwunden war. Dies war unverfälschte
Natur. Ich ging weiter und habe dann den Abzweig zur Grotte
genommen. Die rund geschliffenen
Kieselsteine zeugen davon, dass hier einmal das Meer gegen die Felsen brandete. Die
Königsgrotte befindet sich 185 m. ü. M. Vor 8500 Jahren, als das Meer
an dieser Bergwand schäumte, gab es die Höhle in ihrer heutigen Erscheinung
wahrscheinlich noch nicht. Die Höhle – eine Grundgebirgshöhle – bildete sich
vermutlich durch Frostsprengung in den Gesteinsfugen und durch die abtragende
Wirkung der Brandung (Abrasion). Grundgebirgshöhlen sind die gewöhnlichsten
Höhlen in Schweden, man kann sie sozusagen überall im Grundgebirge finden. Von
der Höhle schaut man direkt auf den Getsvedjeberget. Auf der Ostseite, etwas
tiefer gelegen, befinden sich viele prähistorische Stätten. Indem man die
Höhenlagen der Stätten misst und ausrechnet, wann die Strandlinie auf diesem
Niveau verlief, kann man leicht abschätzen, zu welcher Zeit Menschen in diese
Gegend kamen. Auf 30 m. ü. M. befindet sich z.B. ein Steinhaufen aus der
Bronzezeit. Eine andere häufige Höhlenart ist die so genannte Karsthöhle, die
sich durch Lösungsverwitterung in Kalkstein bildet. Skuleberget besteht aus dem
geologisch alten Gestein Nordingrå-Granit, der vor ca. 1,6 Milliarden Jahren
entstand. Nordingrå-Granit bekommt oft Sprünge in einem würfelförmigen Muster
und zersetzt sich zu Blöcken, die durch Verwitterung und Erosion abgetragen
werden. Ich stieg wieder ab bis zu der Abzweigung
und wollte eigentlich jetzt den anderen Weg bis zum Gipfel nehmen, doch die
Zeit drängte, denn wir hatten für 13:00 Mittagessen bei Didi bestellt -
Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffeln. Den Gipfel heb ich mir für nächstes
Jahr auf, wenn wir wieder hierher kommen.
29. Juli 2007
Nach einem kurzen Small Talk mit Didi
fuhren wir nun wieder zurück in Richtung Süden nach Järvsjö im
mittelschwedischen Hälsingland und besuchten den Järvzoo. Der Namen erhielt der
Zoo von dem Vielfraß, der auf Schwedisch järv
heißt. Dieser Tierpark beheimatet nur skandinavische Tiere wie Vielfraße,
Braunbären, Wölfe, Rentiere, Elche,
Luchse, Adler, mehre Eulenarten und Uhus. Wir gingen auf dem 3 km langen
Holzsteg, der in das Gelände gebaut wurde, durch den Zoo und konnten die
Tiere aus nächster Nähe beobachten.
Die Entdeckungslust öffnete uns weite Horizonte. Obwohl es Sonntag war, wurde der Zoo nicht sehr stark besucht und wir konnten
alle Tiere ganz in Ruhe beobachten. Auch dieses nahmen wir als Erinnerungen mit
nach Hause. Wir setzten unsere Tour Richtung Südost
fort, bis wir zum Campingplatz von Älvdalen in Dalarna kamen. Hier hatte es wohl
stärker geregnet, denn auf den Wegen waren große Pfützen und die Wiesen
aufgeweicht.
30. Juli 2007
Als wir am Morgen aufwachten, nieselte es
ein wenig und alles war ruhig und still. Der Platz liegt direkt an dem sehr
flachen Fluss Österdalälven, indem es viele Forellen geben soll. Da ich aber
keine Fliegenrute besitze und mir auch keine leihen wollte, machte Elke heute
mein Lieblingsgericht - Kässpatzen. Am Mittag klarte es auf und ich erkundete
nach dem Essen die Gegend mit dem Fahrrad, während Elke mit ihrem dritten Håkan
Nesser anfing. Etwa 5 km südlich von Älvdalen liegt eine alte Bleibergsgrube (Blybergsbrottet)
aus der früher der schöne Porphyr (feinkörniges Ergussgestein mit eingestreuten
Kristalleinsprenglingen) abgebaut wurde. Vom höchsten Punkt des
Hykieberges hatte ich eine kilometerweite Aussicht in alle Richtungen. Die Natur selbst war Landschaftsarchitekt
dieser Gegend und den Rest haben die Bewohner mit wahrsamer Hand geformt. Die
Mittsommerstangen, die hier das ganze Jahr hindurch stehen und die für Schweden
typischen, rot gefärbten Häuser prägen die Gegend und geben ihr einen
einzigartigen Charme.
31. Juli 2007
Wir fuhren zum Orsa Grönklitt Bärenpark, der mit über 80.000 Quadratmeter der größte in Europa ist. Bei dieser Größe
finden die Tiere weitgehend natürlichen Lebensraum. Wir gingen über einen
Wanderweg durch den Park und konnten von mehreren Aussichtsrampen die Bären in
verschiedene Gehegezonen beobachtet. Für den Winterschlaf hat man den Bären
künstliche Höhlen geschaffen, die mit Web-Cams überwacht werden. Die Bilder sind
auch im Internet zu sehen. Leider konnten wir keine vernünftigen Fotos von den
Tieren machen, da die Gehege mit Maschendraht eingezäunt sind und 1-2 Meter vor
diesem Zaun sich noch eine Absperrung befindet. Gegen Mittag wurde der Tierpark
so voll, dass wir ihn verließen. Nach dem Besuch des Bärenparks fiel uns ein,
dass wir mit unserer
CCS-Karte (Camping Card Scandinavia) Rabatt auf den regulären Eintrittspreis
bekommen hätten, genau wie im Järvzoo. Dumm gelaufen. Unsere Schwedentour ging weiter
Richtung Rättvik. Kurz vor der Stadt bildete sich ein Stau. Zuerst dachten wir
an einen Unfall, doch nach einer halben Stunde "Stopp and Go" sahen wir überall
Wohnwagen auf den Parkplätzen und die Leute saßen mit ihren Campingstühlen an
den Straßenrändern. Da fiel es Elke wieder ein: Diese Woche ist doch das
Oldtimertreffen "Classic Carweek"
in Rättvik. Ich sah nur die lange Schlange vor mir, die nicht enden wollte, und
immer wenn ich im Stau sitze, scheint die Sonne. Nach über einer Stunde kamen
wir dann am ersten Kreisverkehr in Rättvik an, wo ich die vierte Ausfahrt nahm.
Es ging zurück nach Orsa. Nach dem Einchecken auf dem Campingplatz
holte ich mir als Erstes eine Dose kaltes Bier aus dem Kühlschrank und war froh,
endlich wieder im Campingstuhl sitzen zu dürfen. Elke zog sich sofort ihren
Badeanzug an und ging Schwimmen. Doch bevor sie überhaupt Schwimmen konnte,
musste sie erst hundert Meter über den seichten Strand in den See hineinlaufen.
Kurz vor Sonnenuntergang leuchteten die Berge hinter dem Orsasjön orangefarben
und wir zogen uns in unser WOMO zurück.
1. August 2007
Am Morgen war das Wetter genauso herrlich
wie gestern. Nach einem ausgedehnten Frühstück fuhr ich mit dem Rad durch Orsa und
schaute mir in aller Ruhe die Stadt an. Vor der Rückkehr kaufte ich noch einige
Lebensmittel ein. Natürlich musste bei so einem schönen Wetter auch wieder
gegrillt werden. Wir hatten uns schon in den Wagen
zurückgezogen, um noch ein wenig zu lesen und zu schreiben, als wir nach 21:00
vom See her laute Musik hörten. Das machte mich natürlich neugierig und ich ging
runter, um nachzusehen was da los ist. Obwohl in den Ordnungsregeln des
Campingplatzes steht, dass man ab 23:00 Uhr Rücksicht nehmen soll, so dass der
Campingnachbar nicht belästigt wird und ungestört schlafen kann, drehte der DJ
kurz vor Mitternacht erst richtig auf. Na ja, das ist eben auf großen
Campingplätzen mit vielen Sternen so. Als ich um 2 Uhr auf die Toilette musste,
schaute ich noch Mal aus dem Fenster und sah noch viele Wohnwagen und Vorzelte
hell beleuchtet. Auch auf den Wegen liefen noch einige Jugendliche herum. Für Elke war dieser Platz wegen des schönen
Sandstrandes einer der wundervollsten, den wir angefahren haben. Für mich war er
zu überlaufen und hatte zu viele Aktivitäten. Mir sind die kleinen Naturplätze, die
nicht in den Campingführern stehen, sehr viel lieber, denn ich fahre nach
Skandinavien, um die Natur und die Ruhe zu genießen.
2. August 2007
Wir fuhren zurück zu Martin nach Munkeberg.
Der Campingplatz befindet sich am Stadtrand von Filipstad auf einer Halbinsel im
See Lersjön. Martin, der in Solingen aufgewachsen ist, hat diesen Campingplatz
mit Hütten und einem Vandrarhem im April 2004 übernommen und weitet seitdem
seine Angebote wie Minigolf, Kanu-, Fahrrad-, und Motorschlittenverleih ständig
aus. Nach dem Mittagessen erkundigte ich mit dem
Fahrrad die Stadt. Als erstes fiel mir die große und bekannte
Wasa-Knäckebrotfabrik auf. Eine Besichtigung war leider nicht möglich. Ich
hätte mich vorher anmelden müssen. Übrigens stammt der Name Wasa von dem
altschwedischen Wort "vase", das Getreideähre bedeutet. Wasa gehört seit
1999 zum Barilla-Konzern mit Hauptsitz in Köln. Ich gab einem Schweden meine Kamera, der
von mir ein Bild machte, als ich mit der Statue des Poeten, Nils Ferlin, Arm in Arm auf der Parkbank
saß.
3. August 2007
Unsere Reise ging weiter Richtung Süden.
Zuerst besuchten wir die alte Schleusenanlage Bjursbäcken am Bjurbäckenskanal,
der Teil des 64 km langen Bergslagskanals
ist. Die Schleuse wird aus Kostengründen schon lange nicht mehr betrieben, steht
aber genau wie die Schleuse in Asphyttan unter Denkmalschutz. Wir wollten schon immer Mal eine richtige
Silbergrube sehen und sind deshalb nach Nykroppa gefahren. Hier schürfte man das
Silbererz bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Vor der Besichtigung wurden uns rote
Helme zur Verfügung gestellt. Die einstündige Führung der Grube und des Geländes
mit einem deutsprachigen Guide war sehr interessant und lohnte sich. Wir konnten
die Hüttentraditionen bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Volksmund
berichtet allerdings, dass man das Erz schon vor der großen Pest, also um 1350
in Hornkullen abbaute. Wir konnten uns gut vorstellen, wie es den Bergarbeitern
bei dieser schweren Arbeit ging, als sie das Silbererz abbauten. Die
Grubenarbeiter waren meistens Strafgefangene und später im 17. Jahrhundert vor
allem Kriegsgefangene.
4. August 2007
Wir fuhren weiter nach Jönköping, der ältesten Stadt Schwedens,
direkt am Südufer des Vätterns gelegen. Hier residierten
einst die Zündholzkönige, die die Welt mit Schwefelhölzern belieferten.
Wir besuchten das Tändsticksmuseet (Zündholzmuseum) - das einzige auf
der Welt. Das Zündholzpatent ist längst ausgelaufen, die alte Streichholzfabrik,
die früher vielen Menschen Jönköpings Arbeit gab, ist geschlossen. Die Reste
findet man im Zündholzmuseum. Interessant waren die Tausende von
unterschiedlichen Schachteln und Etiketten. Wir wollten noch ein Mitbringsel für unsere
Kinder kaufen und da fiel uns spontan Sabines Drömstuga in Urshult ein. Also
fuhren wir weiter nach Småland. Aus Sabines Drömstuga ist
mittlerweile ein richtiges
Touristenbüro mit Internetcafe geworden. Wir fanden
schöne
Badetücher mit Elchmotiven, die uns Sabine auch noch in Geschenkpapier
einpackte. Auf dem
Parkplatz des Naturschutzgebietes Lunnabacka fanden wir dann einen schönen Platz
für die Nacht. Auf der Höhe von Lunnabacken liegt das Heimatmuseum von Urshult, mit dem ältesten, um 1709
errichteten Gebäude der Gemeinde. Von hier hatten wir einen weiten Ausblick auf den
See Åsnen. Der seichte und steinige Åsnen ist Smålands zweitgrößter See. Er wird
von dem Fluss Mörrumsån durchflossen. Die unregelmäßige Form des Sees, mit
schmalen Buchten, Landzungen, Halbinseln sowie vielen Inseln, macht den Eindruck
eines ganzen Seensystems. Viele Arten von Wasservögeln nisten in der Umgebung. Kurrebo ist ein schöner Schaugarten mit 1000 verschiedenen Arten von
Stauden, Rosen, Kletterpflanzen, Naturgehölzen, Büschen und Bäumen. Der Garten
hat seine Tradition mit Versuchszüchtungen von Beeren, Obst, Sommerblumen,
Zwiebel- und Knollengewächsen. Vor dem Schlafen wollten wir noch in
den angrenzenden, unter Naturschutz stehenden Buchenwald gehen. Wir folgten den schmalen Wegen, zwischen den
dicken Bäumen im Wald, bis wir an das Ufer des Åsnen kamen.
Das Ufer war dicht mit kurzen Binsen
bewachsen. Auf der anderen Seite der Bucht befindet sich ein Badeplatz.
5. August 2007
Als wir am Morgen erwachten, befand sich
noch ein schwedischer Wohnwagen auf dem Platz, der in der Nacht gekommen war.
Wir fuhren weiter Richtung Osten, über die 6 km lange Ölandbrücke auf den Campingplatz
von Mörbylånga, der sich auf der Westseite Ölands befindet. Der Campingplatz war
erstaunlicherweise leer und wir bekamen einen Stellplatz direkt am Meer mit
herrlicher Aussicht auf den Kalmarsund. Als ich aus dem Küchenfenster auf das
Meer schaute, sah es so aus, als wäre man auf einem Schiff. Den ganzen Tag über
schwammen mehrere Hundert Wildenten in der kleinen Bucht.
6. August 2007
Der Hauptgrund für mich, warum wir Öland
besuchten, war der Besuch des Welterbes Stora Alvaret.
Die Insel Öland ist eine Platte aus uraltem Sedimentgestein, vor allem Kalk. Die
letzte Eiszeit hat ausgedehnte, nur dünn mit Humus bedeckte Kalkheiden
(schwedisch: alvar) hinterlassen. Das Alvaret bildet ein in Europa einzigartiges
Biotop. Ich fuhr mit dem Fahrrad etwa 7 km bis
Resmo und dann noch 5 km ins Stora Alvaret mit den Parzellen Gynge und Mysinge.
Besonders auffällig ist hier das offene Landschaftsbild. Jahrtausendlange
Beweidung haben die hier erkennbaren Alvartypen geprägt - nördlich und südlich
des Weges unterschiedlich. Wo kein Vieh weidete, haben sich Wacholdersträucher
ansiedeln können. Der vom Viehtrieb begünstigte Pflanzenreichtum ist an der
Vielzahl der Orchideen abzulesen. Ganz in der Nähe befindet sich der größte See
des Stora Alvaret, der Möckelmossen, mit vielen Vogel- und Schmetterlingsarten im
Umfeld. Ich fuhr weiter bis zur Ostküste und
stellte fest, dass der Strand hier sauberer ist als an der Westküste. Dies liegt wohl daran, dass wir
meistens Südwestwind haben, der die Algen an die Westküste von Öland spült. Als
ich abends wieder in Mörbylånga ankam, beendete Elke gerade ihren vierten Schwedenkrimi.
7. August 2007
Als ich morgens das Küchenrollo hochzog, schwammen dutzende
Schwäne direkt vor unserm Strand. Für heute war eine Rundtour mit dem WOMO durch
Öland angesagt. Von Mörbylånga fuhren wir auf der Reichsstraße 163 südwärts zur Kastlösa Kyrka
mit einem 9 mal 11 Meter großem Freskenbild von Waldemar Lorentzon, das den
auferstehenden Christus (Den återvändande Kristus) darstellt. Zahlreiche Relikte, wie die so genannten
Steinsetzungen, Grabhügel oder Gebäudereste, zeugen von frühhistorischer
Besiedlung. Das Grabfeld von Gettinge ist eines der Größten auf Öland. Als nächstes Ziel hatten wir uns den
Leuchtturm Långe Jan, an der Südspitze von Öland ausgesucht. Von ihm hatten wir
eine gute Aussicht auf das benachbarte Vogelschutzgebiet. Wir fuhren auf der östlichen Küstenstraße
weiter zur Eketorps borg und durch
einige Reihendörfer „Radby“, in denen die Bauernhöfe in einer Reihe stehen. Auf
halber Inselhöhe sind wir durch ein kleines Wäldchen wieder zur Westküste
gekommen und auf der 163 dann bis Borgholm gefahren. An der Ostküste bei
Borgholm konnten wir schon von weitem den Leuchtturm von Kapelludden sehen.
Seine Basis besteht aus einem sechseckigen Häuschen. Die weiße Eingangstür mit
ihren Pilastern trägt die gusseiserne Jahreszahl 1872. Die klassizistische
Reminiszenz steht in einem eigentümlichen Gegensatz zu der kühlen
Stahlkonstruktion, die den Turm gegen den Winddruck stabilisiert, und die an das
Fundament eines Funkmastes erinnert. Gustaf von Heidenstam hat diese Anlage
entworfen, eines der ersten großen Leuchtfeuer aus Eisen, eine Sehenswürdigkeit,
die in keinem Reiseführer steht. Wir besichtigten Borgholms borg und das
Schloss Solliden mit seinem schönen Park. Hier verbringt die Königsfamilie jedes
Jahr ihre Sommerferien. Die Campingplätze um Borgholm
waren alle gut gefüllt und doppelt so teuer wie in Mörbylånga. Also sind wir
wieder auf unseren alten Platz zurückgefahren, um noch eine Nacht dort zu
verbringen.
8. August 2007
Ich schaute morgens zufällig aus dem Fenster und
sah, wie ein Blitz ca. 200 Meter von uns am Ufer einschlug. Kurz darauf ein
gewaltiger Knall, der unseren Wagen durchschüttelte und wir spürten den Druck
dieser gewaltigen elektrischen Entladung. Doch schon eine Stunde später kam die
Sonne und wir faulenzten heute den ganzen Tag in unseren Campingstühlen.
9. August 2007
Am Morgen weckten mich Vögel, die auf
unserem Dach spazierten. Direkt nach dem Frühstück fuhren wir nach Karlskrona,
wo wir das Marinemuseum und den Marinehafen besuchten. Im Hafen konnten wir ein
altes Minenjagdboot aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigen. Die Aufgabe der
Bremön war, nach dem Krieg die gesperrten Seewege von Minen zu räumen.
Ein Zweites, die Västervik, gehörte zu einer Serie von 12 Torpedobooten.
Die Torpedoboote waren die Speerspitze der Invasionsverteidigung während des
kalten Krieges. Neben der Marineschule fand ich eine Skulptur von Ralf
Borselius "Sprungen ur boken" (Dem Buch entsprungen). Sie wurde am 24.
November 2006, hundert Jahre nach der Veröffentlichung von Selma Lagerlöfs
Erzählung "Nils Holgerssons Reise durch Schweden", eingeweiht. Nachmittags ging es dann auf den Järnaviks
Campingplatz westlich der Stadt. Der Tag war sonnig und heiß. Der Badestrand war mit Algen
übersäht und die Moos bewachsenen Steine fühlten sich wie kalte Schwämme an.
10. August 2007
Mit all den neu gewonnenen Eindrücken machten wir
uns auf den Heimweg und fuhren nach Malmö über die Öresundbrücke
zum Fährhafen nach Rødby. Mit der Fähre Deutschland ging es nach Puttgarden.
Laut hörte man das Zetern der Möwen, die den Flaggenmast umkreisten. Am
Nachmittag kamen wir auf unserem
Stammplatz in Strukkamphuk an, packten sofort die Sonnenstühle raus, um uns noch
ein wenig zu sonnen. Doch schon eine Stunde später wälzten sich schwere Wolkenmassen auf uns
zu und schon bald stürzte sich ein wahrer Wolkenbruch herab. Auf den Wiesen und Wegen bildeten sich Seenlandschaften.
Die Toiletten und Duschen wurden geschlossen, weil sie überliefen. Unsere
Stimmung entsprach den düsteren Wolken. Ein Traktor
mit Güllewagen kam und saugte bis zum späten Abend
unermüdlich eine Fäkaliengrube
leer. Mit einer Dieselpumpe leerte man einen anderen Gulli über dicke Schläuche
in einen Graben vor dem Deich. Die ganze Nacht hindurch tobte das Unwetter.
11. August 2007
Am Morgen hörten wir im Radio, dass in
Fehmarn bei 24 Stunden Dauerregen bis zu 175 Liter Wasser pro
Quadratmeter gefallen sind und die ganze Insel aufgeweicht sei. Drei Campingplätze auf der Ostseite der Insel wurden
evakuiert. In einigen Gebieten von Burgstaaken stand das Wasser bis zu 90 cm
hoch. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz und wurde vom THW mit Pumpen unterstützt. Eigentlich wollten wir noch einen Tag auf
der Sonneninsel Fehmarn bleiben, aber bei diesem Wetter war die Heimreise
angesagt. Auf der A1 bei Lübek kamen uns blaue LKW's vom THW entgegen, die wohl
noch weitere Pumpen nach Fehmarn brachten. Ab Bremen kamen wir in einen Stau und
kurz darauf hörten wir im Radio, das die Autobahn wegen eines Unfalls gesperrt
werden musste und dass bei
gleichzeitigem Ausfall des Verkehrsleitsystems. Es schien so, als ob es eine
endlose Heimreise werden würde. Nach eineinhalb Stunden ging es dann endlich
weiter. In den 3 Wochen hatten wir viel gesehen und eine Strecke von
über 5000 Kilometer zurückgelegt, die der von
Stockholm nach Wadi Medani im
Sudan entspricht. Die Gefühle, vom Sommer beflügelt, werden für den Winter
bewahrt. Für nächstes Jahr planen wir eine vierwöchige Rundreise durch Schweden,
bei der wir uns auch die restlichen 7 schwedischen Weltkulturerbestätten ansehen
wollen.
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