Lappland, das Land der Samen wird Sápmi (Samenland) genannt. Der Name Sápmi bezieht sich sowohl auf das Land der
Samen als auch auf die Menschen. Andere Bezeichnungen
bzw. Schreibweisen der Samen sind: Lappen, Sámen, Samen, Sami, Saami, Samit,
Sabme, Samek. Auf Schwedisch heißt der Same: im Sigular "same" im
bestimmten Singular "samen", im Plural "samer" und im
bestimmten Plural "samerna". In der Sprache der Samen bedeutet "same"
Mensch. Sápmi ist ein Land ohne
Grenzen, ein Land in vier Staaten - Norwegen, Finnland,
Schweden und Russland.
In jedem Staat gibt es eine zentrale Verwaltungskommune: In Schweden Giron (Kiruna),
in Norwegen Guovdageaidnu (Kautokeino), in Finnland Anár (Inari) und
in Russland Lojavri (Lovozero). Vom norwegischen Finnmark bis zum russischen Kamtschatka im Osten gibt es den
Samen verwandte Volksstämme. Hier lebte eine Urbevölkerung - Samojeden, Korjaken,
Ostjaken, Unungu, Jukagieren, Jakuten und Orutschonen - paläoarktischer Völker,
alle mit einer eigenen, oft mit den anderen verwandten Sprache, alle mit ihren
eigentümlichen, oft untereinander verwandten Sitten und Traditionen (zum
Beispiel Schamanismus und Bärenkult). Ganz und gar gemeinsam hatten sie den
Kampf gegen eine gnadenlose Natur und die Angst vor den Herren dieser Welt, die
sich mit ihren langen Fingern überall dort gierig versorgten, wo sie nicht auf
Widerstand trafen. In den Naturnamen kommt die Religion der Samen zum Ausdruck: der Schamanismus,
für den die gesamte Natur heilig war. Namen wie Akka,
Áhkkáoder
Áhkkavárre bezeichnen z. B. die Wohnung der
Urmutter Máttaráhkkás.
Silben wie "siejdde" und "basse" in einem Namen deuten auf Opferstätten der
Samen hin. Am Opferplatz stand der Opferbaum oder ein "seite" - ein Stein, der
oft die Form eines Tieres hatte. Opfertier war das Ren. Dessen Krähen und Geweih
kommen häufig vor, aber auch Pfeilspitzen, Schmuck und Gebrauchsgegenstände. Von
ca. 1000 bis 1350 wurden auch Münzen geopfert. Früher lebten die Samen in ganz Skandinavien, bis weit südlich des
Polarkreises. Sie
wurden in einem 1500 Jahre hinziehenden Prozess von den Norwegern, Schweden und
Finnen in den äußersten Norden weggedrängt. Die landhungrigen Siedler aus dem
Süden fanden auf ihren Höfen kein Auskommen mehr. Sie suchten sich die
fruchtbarsten Täler aus, schossen das Wild ab, rodeten den Wald und fragten
nicht nach dem Schicksal der Alteingesessenen. In ihren Augen waren die
kurzbeinigen, selten über 1,60m großen Lappen gerade noch menschenähnliche
Wesen, eine stumpfsinnige Urbevölkerung, aus der man
Steuern herauspressen
konnte. Lange war das Volk der Winde und der Sonne verfolgt und unterdrückt.
Die Samen wurden mit dieser Situation fertig. Wo andere Jäger- und
Sammlerkulturen, wie die der nördlichen Indianer und Inuit (Eskimos),
zerbrachen, gelang es den Samen, sich den veränderten Situationen anzupassen und
zu überleben. In abgelegenen Flusstälern betrieben sie Ackerbau, immer noch
ergänzt durch Jagd, Fischfang und das Sammeln von Beeren. Andere schafften den
kulturell bedeutsamen Schritt vom Jäger zum Züchter. Sie lebten als Halbnomaden
und wurden Hirten und Heger der vormals wilden Rentierherden. Sie waren von der
Natur aus anspruchslos und kamen als friedliche Überlebenskünstler auch in
weniger ertragreichen Regionen zurecht. Sie beugten sich aber zerbrachen nicht. Die
Geschichte erzählt, dass die Indianer des Nordens ursprünglich kein Wort für "Krieg"
kannten. Nie wurde auf samischem Boden eine Art Militärwesen oder
Polizei
organisiert. Die Form, wie Samen auf Gewalt reagierten, war der Rückzug, erst
von der Küste ins Innere des Landes, dann bis ins unwegsamste Bergland, bis es
zum Schluss fast keine Weideflächen mehr gab, auf die die Samen hätten fliehen
können. Auf der Nordkalotte leben schätzungsweise 70.000 Samen, davon 20.000 im
schwedischen Teil von Sápmi.
Auf ungefähr 1/3 der Fläche Schwedens wird heute
noch die Rentierzucht betrieben. Nur noch 3000 Samen leben von der Rentierzucht. Sie
spielt zwar immer noch eine bedeutsame Rolle in Lappland, doch ist sie bis hin
zum Einsatz von Hubschraubern rationalisiert und technisiert. Den von der
Rentierzucht abhängigen schwedischen Samen kommt dabei zugute, dass ihnen das
Privileg zuerkannt wurde, diese traditionelle, wichtige Einnahmequelle exklusiv
nutzen zu dürfen. In ihrer Kultur erinnern die Ureinwohner Sápmis ein wenig an
Indianer, denn im Vordergrund steht die Naturverbundenheit und der Respekt vor
Menschen, Tieren und Pflanzen gleichermaßen. Zuhause ist für die Samen dort, wo die
Rentiere sind. Im
Frühling ziehen sie an die Küste und im Herbst wieder zurück in die Berge.
Ein Charakteristikum der Samen ist ihre farbenfrohe Kleidung in typischen
Mustern.
Die Touristen in Lappland, die immer zahlreicher werden, verlassen nur selten
die großen arktischen Straßen. Sie treffen dort nicht selten Samen, die ihre
Rentiergeweihe und Felle verkaufen und sich gegen Entgelt fotografieren lassen.
So erzählte mal ein Tourist, er habe irgendwo in Lappland am Straßenrand ein
Lappenzelt gesehen, davor einen Lappen mit seiner Frau und einem Rentier. Auf
einem großen Plakat stand geschrieben: Wenn Sie mich fotografieren wollen,
beträgt der Preis fünf Kronen, für mein Rentier drei Kronen, für meine Frau 50
Öre. Ich glaube, diese Geschichte stimmt. Aber das waren nur
Ansichtskarten-Samen. Um die echten Samen kennen zulernen, muss man die großen
Straßen verlassen und tief in die Wildnis eindringen. Einen samischen Hirten danach zu fragen wie viele Rentiere er
besitzt, ist, als fragte man jemanden nach seinem Kontostand. Nebenerwerbszweige
der Samen sind Jagd, Fischen und Kunsthandwerk (sameslöjd). Aus Horn, Fell und
Holz stellen sie
Gebrauchsgegenstände und Kleidung her. Die traditionelle Kleidung heißt
„Gákti“. Die samische Tracht ist durch blaue Hosen bzw. Röcke mit roten Bändern
und hohe rote Mützen gekennzeichnet, die aber von Region zu Region unterschiedlich ist. Man
trägt die Gákti heutzutage hauptsächlich zu festlichen Anlässen.
Seit 1986 haben alle Samen in Sápmi eine eigene
Flagge und eine eigene Nationalhymne. Der Kreis
in der Flagge symbolisiert sowohl die Sonne als auch den Mond, wobei die blaue
Hälfte den Mond und die rote Hälfte die Sonne darstellt. Die Samen leben in Samendörfern, die ihre eigene kommunale Verwaltung haben.
Dies sind Dörfer in denen sie wohnen, arbeiten und wo ihre Rentiere grasen. 1956 gründeten die Samen aus Schweden,
Norwegen und Finnland als Interessenvertretung den
Nordischen Rat. Das höchste
Beschlussorgan der Samendörfer ist die Ortsversammlung, wo alle Mitglieder ein
Stimmrecht haben. Verschiedene Rechtsbestimmungen
wurden in einem eigenen Rentierzuchtgesetz zusammengefasst. Schwedens Sápmi ist
in 52
Samendörfer aufgeteilt. Davon sind
33 Fjällsamendörfer zwischen Könkämä im Norden und Idre im Süden. Neben
der Fjällrentierzucht mit ihren Wanderungen von der Sommerweide im Fjäll
zur Winterweide im Waldland, eine Strecke von jeweils 200 km und mehr,
gibt es 11 Waldsamendörfer. Die Waldsamen halten ihre Rentiere gewöhnlich
das ganze Jahr über in in tiefer gelegenen Waldgebieten Nordschwedens und
Nordfinnlands. Im Januar 2002 haben die Sámi den
Anspruch auf das Winterweiden ihrer Rentiere in Härjedalen verloren. In
einem Prozess gab das zuständige Oberlandesgericht den dortigen
Grundbesitzern Recht. In eigenen Parlamenten kämpfen die Samen Länder übergreifend um ihre Rechte und
die Pflege ihrer Sprache.
Von der schwedischen Regierung wurde eine
Kommission gebildet, die sich mit den Problemen dieser ethnischen Minorität in sozialen und
Volkstumsfragen beschäftigt. Man hat auch der Sprache großes Interesse gewidmet
und bemüht sich, das Sami (Sämisch) zu erhalten. Samische Eltern haben die
Möglichkeit ihre Kinder auf eine der 8 samischen Nomadenschulen
mit Schwedisch als Fremdsprache einschulen zu lassen. Die samischen
Schulen haben die
gleichen Kurspläne wie die normalen
Grundschulen, jedoch erfolgt der Unterricht
bis zur Mittelstufe ganz in samischer Sprache. Mit diesen Maßnahmen
hofft man in Schweden die Kultur und Existenz dieses Volkes zu erhalten.
In Kautokeino (Norwegen) gibt es eine samische
Hochschule, die Samisch als
Arbeitssprache benutzt. Die Sprache gehört zur finnougrischen Familie und
ist mit den ostseefinnischen Sprachen Finnisch, Estnisch und Ungarisch verwandt.
Besonders Ostseefinnisch und Samisch zeigen Bildungen, die auf eine gemeinsame
Grundform hinweisen. Diese zwei Gruppen sind wiederum mit dem Samojedischen
verwandt. Schließlich sind die Sprachforscher darauf gekommen, dass all diese
Sprachen zu einer größeren Einheit gehören: der Ural-Sprachgruppe. Samisch gilt als offizielle Landessprache und ist reich an Wörtern aus dem
Umfeld von Natur, Schnee, Jagd, Rentierwirtschaft, Fischerei. Für verschiedene Arten von Schnee
beispielsweise kennt der Same über 100 Wörter. In Schweden existieren 6 voneinander sehr verschiedene
samische Dialekte.
Etwa 80% der Samen sprechen Nordsamisch, dass auch in Presse und Rundfunk gebraucht wird. Die
unterschiedlichen Dialekte sind so stark, dass z.B. ein Same aus Jämtland einen
Samen aus Kiruna kaum versteht. Der Unterschied zwischen Nordsamisch und
Südsamisch ist größer als der Unterschied zwischen Deutsch und Schwedisch. Sami wird von den anderen
Schweden und Norwegern überhaupt nicht verstanden. Sami gehört zu den fünf
offiziell anerkannten Minderheitensprachen in Schweden. Samisch darf auch im amtlichen Verkehr mit den
Kommunen Arjeplog, Gällivare, Jokkmokk und Kiruna verwendet werden, das heißt, dass
die Samen das Recht haben, in ihrer Sprache mit den Behörden zu kommunizieren
und dort auch eine Antwort in ihrer Sprache bekommen. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschloss 1995, das die 400
Millionen Menschen der Urbevölkerung, zu den auch die Samen gehören, am 9.
August ihren eigenen Gedenktag bekommen. Die spärlichen archäologischen Funde waren in der Ausbeute mager, aber sie
beweisen, dass es hier oben im Norden jedenfalls eine Steinzeitkultur gegeben
hat.
Der üblichste archäologische Fund in Laponia ist der Herd. Die meisten Herde
standen in einem samischen Wohnzelt, auch wenn dieses seit langem verschwunden
ist. Der Raum um den Herd war genau eingeteilt. Gegenüber dem Eingang lag z. B.
die Küche. Der Boden der Zelthütte war oft rund - Durchmesser 4-5 m. Auf diesem
Raum lebte die ganze Familie. Die Zelthütten der Gebirgssamen waren entweder
permanent oder beweglich. Das Gerüst bestand aus Birkenstangen, die Wände aus
Torf oder Birkenrinde, bei den beweglichen Zelthütten aus Lodenstoff oder
Leinen. Die Waldsamen lebten in einem viereckigen nach oben spitz zulaufendem
Holzhaus (gåhtie).
Bei den Samen ist die geschriebene Literatur nahezu gleich Null. Wie z.
B. bei den Eskimos spielt aber die mündliche Überlieferung eine große
Rolle. Bei den Lappen findet sie Ausdruck im so genannten "Jojk",
balladenähnlichen primitiven Gesängen. Den Jojk, "eine Form der Erinnerung", haben
die Samen auf ihren langen Wanderungen und in dunklen Winterabenden in
ihrem Herzen bewahrt. Die Erzählungen werden von einer Generation zur
anderen überliefert. So bewahrten die Samen ihre Sprache. Erst in unserem
Jahrhundert wurde das erste Buch in samischer Sprache gedruckt. Die erste
samische Zeitung "Min Aigii" wurde 1979 in Karasjok herausgegeben. In
Jokkmokk befindet sich ein Sámimuseum. Hier lässt sich die jahrtausend alte
Kultur der Sámi nachempfinden - ihre Entwicklung von nomadischen Viehzüchtern zu
den modernen schwedischen Staatsbürgern, die sie heute sind. Auch die Konflikte
mit dem schwedischen Staat werden hier thematisiert.
Hier einige samische Vokabeln, die oft in Wanderkarten der Nordkalotte
vorkommen:
åive, åjja |
Berg (eigentlich Kopf) |
alla, gille |
westlich |
årje |
südlich |
jaure, jaur |
See |
jokk |
Fluss |
jokkuts |
Bach |
kåbbo |
Hügel |
kaissats |
kleiner spitzer Berg |
kaisse, gaise |
spitzer Berg |
kaska |
mittlerer |
kuoikka |
Stromschnelle |
lule, lulle |
östlich |
luspe |
Ende eines Sees |
nuort, nuorta |
nördlich |
paije, paje |
obere |
puolta, puolda |
Hang |
saivo |
heiliger kleiner Waldsee |
stuor |
groß |
stuorab |
größer |
tjakke |
Gipfel |
tjåkko |
Berg |
tjuolta |
kleiner Berg |
unna |
klein |
utse, utseb |
kleiner |
vagge |
breites Tal im Gebirge |
vardo |
niedriger Berg |
vuolle |
untere |
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