Die Zeit der offenen Ruderrettungsboote
Viele Jahrzehnte lang waren
die Seenotretter unter heute kaum vorstellbaren Strapazen und Gefahren
in offenen Ruderrettungsbooten im Einsatz.
Über 3500 Menschen wurden in den ersten 50 Jahren des Bestehens der
DGzRS aus Seenot gerettet. Beinahe unmenschliche Anstrengungen waren
nötig, um mit Muskelkraft Schiffbrüchige zu erreichen. Pferdegespanne
zogen die Boote oft Hunderte Meter weit durch die Dünen in die Brandung.
Häufig unter dem Einsatz des eigenen Lebens, lediglich mit Ölzeug und
Korkwesten ausgestattet, fuhren diese Männer ohne nautische oder
technische Hilfsmittel hinaus und waren dabei in den zumeist offenen
Booten wehrlos den Gewalten der See ausgeliefert.
Restauriertes Ruderrettungsboot "UNSER EILAND" mit
Ablaufwagen
an der DGzRS-Station Wustrow.
Innerhalb kurzer Zeit hatte sich das Bewusstsein der Küstenbevölkerung
von der fatalistisch geprägten Gleichgültigkeit gegenüber der Not von
Menschen auf See zum selbstlosen und aufopferungsvollen Einsatz
gewandelt.
Die
letzte Hoffnung für die Schiffbrüchigen und ihre Angehörigen waren
mutige Rettungsmänner, die sich unter Einsatz des eigenen Lebens in
offenen Rettungsbooten in die Brandung kämpften.
Während in England und
Holland bereits ab 1824 Seenotrettungsdienste tätig waren, gab es in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an den deutschen Küsten nur
vereinzelt, auf lokaler Ebene Versuche, eine entsprechende Organisation
aufzubauen.
Heute noch erhaltene Ruderrettungsboote der DGzRS sind die AUGUST
GRASSOW im Stationsgebäude von Horumersiel, die
FÜRST BISMARCK II im
historischen Rettungsschuppen von Norderney, die
GENERALPOSTMEISTER im
Sielhafenmuseum von Carolienensiel, die OTTO HASS im Borkumer Heimat- und
Inselmuseum "Dyk Hus", die
SPIEKEROOG im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhafen und "UNSER
EILAND" neben der DGzRS-Station in Wustrow. Die
MAGDEBURG II befindet sich im modifizierten Zustand mit dem Namen
"Sophia" im Besitz der Privatschule Salem am Bodensee. Die FÜRSTIN BISMARCK II
wird vom Verein "Historische Seenotrettung Horumersiel" demnächst
restauriert.
Rettungsboot in Klinkerbauweise
Bei dem Bootstyp
auf der rechten Seite überlappen sich die Klinkerplanken der Bootshaut
dachziegelartig und versteifen sich dadurch gegenseitig. Das
Rettungsboot besitzt Vorrichtungen für Schwimmkisten unter den
Längsduchten. Zur Ausrüstung gehören Treibanker, Bootsriemen, Ösfass, Kappbeil und
Bootsanker. Ausgestellt ist das Rettungsboot im Schiffahrtsmuseum
Nordfriesland in Husum.
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