Teil 11: Mit der Bergen-Bahn und
Flåms-Bahn durch die Natur Norwegens
Nach einem Tag auf See überschritten wir wieder den Poarkreis, diesmal in
südlicher Richtung und verabschiedeten uns von der Mitternachtssonne, die uns in den
letzten Tagen im europäischen Nordmeer begleitet hatte.

Bereits die Einfahrt in den Hafen von Bergen war ein Erlebnis. Wir genossen vom
Außendeck die Sicht auf die hübschen Vororte von Bergen. Nach einer
beeindruckende Fahrt durch den Byfjord, legten wir gegen 8:00 Uhr im Hafen von
Bergen an.
Insgesamt lagen an diesem Tag zwei weitere Kreuzfahrer im Hafen von Bergen.
Vom Schiff aus hatten wir einen schönen Ausblick auf die bunten Holzhäuser des
Hanseviertels Bryggen, dem wichtigsten Umschlagplatz der Hanse. Auch deutsche
Kaufleute besaßen hier um 1400 über 300 Handelshäuser.

Die alte Hansestadt am Byfjord ist die ehemalige
Hauptstadt Norwegens und heute mit 260.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des
Landes und sicher die anmutigste. Die traditionellen Speicherhäuser mit ihren
warmen Rot-, Gelb- und Ockertönen umgeben die Wasserfront des
Hanseviertels Bryggen. Damals dienten sie den Kaufleuten als Warenlager, vor
allem für Stockfisch von den Lofoten. Der 15 Kilometer lange Byfjord trennt die Insel Askøy vom Festland, der
Bergen-Halbinsel. Der Name bedeutet buchstäblich den Stadtfjord (by = Dorf) und
wurde wegen seiner Bedeutung als Verkehrsweg in und aus der Stadt Bergen so
benannt. Am westlichen Ende überquert die Askøy-Brücke den Byfjord. Als
die Brücke gebaut wurde berechneten die Ingenieure den starken Südwestwind
falsch, der auf die Brücke drückt. Nach der Inbetriebnahme wurde die Brücke so
starken Schwingungen ausgesetzt, dass man befürchtete sie würde einstürzen. Als
Gegenmaßnahme montierte man Luftleitbleche unter die Brücke, die die
Schwingungen stark reduzierten.
Mit der Bergen-Bahn und der
Flåms-Bahn durch Norwegens Natur
Diese Tour war im AIDA-Ausflugsprogramm mit 9 Stunden angegeben und mit 180 Euro recht teuer, bot
uns aber eine gute Möglichkeit das norwegische Hinterland kennenzulernen.
Gegen 8.30Uhr gingen wir dann auch schon von Bord. "Velkommen til Bergen!" Nach einer kurzen Stadtrundfahrt, bei der unserer Reiseleiter uns vieles über
Bergen erzählte, ging es bei leichtem Nieselregen auf eine zweistündige
Landschaftfahrt Richtung Voss. Auf der Strecke von Bergen entlang des
Bolstadfjords bis nach Voss durchfuhren wir insgesamt 39 Tunnel. Nach Angaben
des Reiseleiters verliefen rund 30 Prozent der Fahrstrecke im Tunnel. Am
Wasserfall Tvindefossen machte der Busfahrer einen kurzen Fotostopp.
Anschließend fuhren wir nach Stalheim zum Mittagessen. Dort wurde uns ein kaltes
und warmes Buffet mit allen Köstlichkeiten aus Westnorwegen angeboten.

Nach dem Lunch fuhr der Bus bei strömendem Regen weiter über eine Serpentinenstrecke, vorbei an den
Wasserfällen Stalheimsfossen und Sivlefossen und durch den zweitlängsten Tunnel
Norwegens, mit einer Länge von 11 Kilometern. Nach einer spektakulären Fahrt mit
einzigartigen Ausblicken erreichten wir Flåm. Die Ortschaft im äußersten Zipfel
des Aurlandsfjords hat rund 450 Einwohner und liegt verkehrsgünstig an der
ganzjährig befahrenen Fernstraße zwischen Oslo und Bergen. Auf dem Bahnsteig der Flåms-Bahn (norwegisch: Flåmsbana) befanden sich mittels
Sperrketten abgetrennte Bereiche, in die die Einweiser einzelne Gruppen
zusammenfassten, die dann in einen Wagen passten. Für unsere Gruppe war der Wagen
11 reserviert. Die Flåms-Bahn ist die steilste
Adhäsions-Eisenbahnstrecke der Welt und bewältigt auf der gut 20
Kilometer langen Strecke von Flåm
am Aurlandsfjord bis zur Hochgebirgsstation Myrdal in der Hardangervidda 864 Höhenmeter.
Die größte Steigung der Strecke beträgt 55 ‰. Die maximale Geschwindigkeit
beträgt 40 km/h. Auf der Strecke durch die wilde und majestätische Natur
befinden sich 20 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 5.692 Meter.

Alle am Bahnsteig freuten sich auf die Fahrt, das merkte man sofort. Die Flåms-Bahn
hat so ein ähnliches Klischee wie der "Orient Express". Um 13:35 gab das Servicepersonal
grünes Licht und wir konnten in den Wagon einsteigen. Natürlich belegten wir
dabei zwei Fensterplätze, wir wollten ja schließlich auch was sehen. Der Wagen
war mit gepolsterten Sitzen und großzügigen Sitzgruppen mit holzvertäfelten
Wänden und Decken ausgestattet. Die Fahrt ging durch eine wunderschöne Naturlandschaft und begann weit unten im Flåmtal.
An der ersten Haltestelle in Lunden fällt der Hagaberget steil zum Bahnkörper
ab. Während der Fahrt gab es Durchsagen im Zug auf Deutsch und Englisch, was
wir uns gerade anschauten.
Das Flåmtal weitete sich immer weiter aus und wir
sahen schöne Gehöfte und die alte Flåmkirche am Talboden. Wir näherten uns dem
1260 m hohen Berg Vibmesnosi mit seinem prächtigen Wasserfall Rjoandefossen, der
senkrecht 140 m den Berg hinabstürzt. Während sich der Zug immer wieder durch enge Kurven
und Tunnel schob, bot sich uns auf der Strecke ein wunderbarer Ausblick in ein
fast ursprünglich wirkendes Tal. Bei Berekvam ist der Bahnkörper doppelgleisig,
damit sich die Züge aus Flåm und aus Myrdal kreuzen können. Wir hatten fantastische Aussichten auf schneebedeckte Berggipfel, tiefe
Schluchten und rauschende Wasserfälle. An Aussichtspunkten fuhr
der Zug extra langsam und stoppte sogar am Wasserfall Kjosfossen kurz vor Myrdal, um uns die
Möglichkeit zum Fotografieren zu geben. An der letzten Haltestelle vor Myrdal,
in Vatnahalsen (811 Höhenmeter) stiegen zum ersten Mal einige Passagiere aus, um
von hier aus das letzte Stück nach oben zu laufen.
In unmittelbarer Nähe
befindet sich das Vatnahalse Hotel mit einem imponierenden Ausblick hinunter ins
Tal. Nach etwas über einem Kilometer kamen wir dann an der Endstation in Myrdal
(mit 866 Höhenmetern) an. Die Flåms-Bahn endet hier und wir stiegen um in die
Bergen-Bahn. Norwegische Lokführer haben äußerst reizvolle Arbeitsplätze. Nach einer 50 minütigen, eher unspektakulären Zugfahrt durch das
grüne Raun-Tal kamen wir in Voss an, wo schon der Bus auf uns wartete, um uns
zum Schiff nach Bergen zurück zu bringen. Man hätte auch im Zug bleiben können
und bis nach Bergen weiterfahren können. Jedoch hätte man dann auf eigene Faust
zum Schiff kommen müssen. Um 17:50 meldete sich der Kapitän von der Brücke und verkündete uns, dass die
Motoren eigentlich schon laufen sollten, es jedoch noch ein Problem mit einem
fehlenden Passagier gab. Dieser sei in Myrdal in den falschen Zug gestiegen und
nach Flåm zurückgefahren und wäre mit dem Taxi auf dem Weg zum Schiff. Gegen 18:30 Uhr legte die AIDAluna dann endlich mit 30 Minuten Verspätung ab und wir genossen
beim Abendessen noch ein letztes Mal die
Auslaufmusik. Nun lag nur noch ein letzter Seetag vor uns und natürlich
die Einfahrt in die Kieler Förde. Ein bisschen Wehmut kam auf.
Bei der Verabschiedung der
Crew am letzten Abend wurde natürlich wieder aufgezählt, wieviel Tonnen Fleisch
und Fisch verspeist wurden. Die genauen Zahlen habe wir vergessen aber aus dem Reisetagebuch der
AIDAluna konnten wir entnehmen, dass auf dieser Reise ganze 8.125 Liter Weißwein
und 6.675 Liter Rotwein getrunken wurden. Damit wir uns nach Herzenslust an den Buffets
bedienen konnten, hat das Küchenteam pro Tag 161.580 Teller abgeräumt und
gespült. Nach einem letzten
ausgiebigen Frühstück ging es endgültig von Bord und damit 17 wunderschöne Tage
auf See zu Ende.
Wir hatten eine spannende Reise und insgesamt knapp 5.000 Seemeilen zu zehn
verschiedenen Häfen zurückgelegt und sechs Tage auf See verbracht. Unvergesslich bei dieser Tour war natürlich das herrliche Naturschauspiel der
Mitternachtssonne, bei dem die Sonne nur kurz den Horizont streifte und gleich
wieder aufging und so die Nacht zum Tage wurde. Für uns war es eine Traumreise mit wunderbaren Erlebnissen und
einer Menge unvergesslicher Eindrücke und Momente, die wir mit nach Hause
nehmen konnten und die uns
total begeisterten. Aber jetzt müssen wir erst einmal zusehen, wie wir die
angefutterten Pfunde wieder loswerden.

Heimreise von Bergen nach Kiel bei bestem Sonnenwetter
Fazit unserer Kreuzfahrt im Europäischen Nordmeer mit der AIDAluna:
Allein schon aufgrund der hohen Kosten in Norwegen lohnt es sich, mit dem Schiff
eine Reise zu unternehmen. Auf dem Schiff hat man Mahlzeiten und Getränke
inklusive. Man gelangt in kurzer Zeit an die vielen Highlights. Unvergesslich waren die
vielen Stunden auf Deck entlang der Küsten, durch die Fjorde, zu den Häfen und
wieder zurück auf das offene Meer. An Seetagen haben wir für den Tagesablauf
immer was Passendes für uns gefunden, dass die Zeit auf See ausfüllte.
Gerne hätten wir noch etwas mehr Sport an Bord betrieben, jedoch fehlte es ganz
einfach an Zeit. Nachteilig an Kreuzfahrten sind allerdings die relativ kurzen Liegezeiten in den Häfen.
Uns wäre es lieber gewesen, wenn das Schiff in einigen Häfen zwei Tage geblieben
wäre.
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