Teil 10: Lofoten - Mit dem Boot
durch den Trollfjord
Ein weiterer Höhepunkt dieser Reise war für diesen Tag geplant – die Lofoten.
Das Schiff ankerte bereits schon um 7.30Uhr vor dem Hafen in Gravdal. Gravdal
liegt am Buksnesfjord auf Vestvågøy, der drittgrößten der acht Hauptinseln der
Lofoten. Der Golfstrom sorgt dafür, dass das Klima wesentlich gemäßigter ist,
als die nördliche Lage eigentlich vermuten lässt. In Gravdal gibt es eine Pier, an dem mittelgroße
Kreuzfahrtschiffe festmachen können. Größere Kreuzfahrtschiffe, wie die AIDAluna, ankern
vor dem Hafen und bringen die Urlauber mit Tendern an Land.
Heute wurde das erste und einzige Mal
auf dieser Reise getendert. Unsere Spannung wuchs, denn das hatten wir noch nie mitgemacht.

Wir hatten wie viele andere auch, eine Bootsfahrt zum Trollfjord gebucht. Da
sich so viele für diesen Ausflug entschieden, wurden wir in zwei Gruppen
aufgeteilt. Eine Gruppe fuhr mit dem Boot durch die Schären in den Trollfjord
und anschließend nach Svolvær zum Mittagessen. Anschließend ging es mit
Bus durch die Landschaft, zu einer Glasbläserei und wieder zurück zum Schiff.
Die anderen Gruppe machte den gleichen Ausflug, nur in umgekehrter Reihenfolge.
Nach dem Frühstück versammelten wir uns im Theatrium, von wo aus wir mit unserer
Gruppe durch das Treppenhaus der Crew zu den Tenderbooten geführt wurden. Es wurden in jedes
der fünf Tenderboote etwa 80-90 Personen verfrachtet. Die Überfahrt zum Anleger dauerte ca. 10min und
verlief reibungslos, da es so gut wie keinen Wellengang gab. Insgesamt war alles
sehr gut organisiert, es gab einen Ausgang für die AIDA-Ausflügler und einen
für Individual-Ausflügler. Wir brauchten nur einige Meter zu dem Ausflugsboot laufen. Nach etwa 20 Minuten
waren Gäste getendert und unsere Fahrt durch das Schärengebiet ging los. Das
Bild wurde von steil aus dem Meer ansteigenden Felsen mit eingezwängten
Gletschern, die mit baumlosen, aber tiefgrünen Matten kontrastieren, bestimmt.
Imposante Gebirgszüge säumten unseren Weg. Wie feingliedrige Finger griffen die
Fjorde nach dem Land. Überall gab es wolkenbehangene Berggipfel, die sich bis zu
1000 Meter hoch in den Himmel reckten, an ihren Füßen einige Holzhäuser als
winzige rote Flecken.

Dazwischen lagen pittoreske Fischerdörfer und überall gab
es hölzerne Gestelle mit Stockfisch. Steile Berggipfel spiegelten sich in den
kristallklaren Fjorden. Die Landschaften waren wie aus dem Bilderbuch. Die
Natur
wild und verwegen, zerklüftete Berge, Wiesen, Täler und Gebirge, die wie eine
Wand aus dem Meer herausragten. Über allem lag das mystische Licht des Nordens
mit seinen leuchtenden Farben. Wir fühlten uns fast wie in einen Traum versetzt.
Kein Wunder, dass die Wikinger diesen Archipel einst die "Inseln der Götter"
nannten. Dann war es so weit, das Ausflugsboot zweigte nach Backbord in die nur 100 Meter
breite Einmündung in den Trollfjord. Der zwei Kilometer lange Trollfjord ist ein
Seitenarm des Raftsunds, der die Inselgruppen Lofoten und Vesterålen voneinander
trennt. Der Trollfjord, oder auch Svartfjord genannt, zählt zu den bekanntesten
Fjorden in Skandinavien. An der Nordseite des schmalen Fjords steigen der 998
Meter hohe Blåfjell und der 980 Meter hohe Litlkorsnestinden
fast senkrecht aus dem Wasser. Wir hatten Glück und sahen am Ende des Trollfjords einen
Weißkopfseeadler über uns
kreisen,
der sich plötzlich zu Wasser stürzte und einen Fisch in seinen Krallen
haltend wieder abflog. Leider konnte ich den Augenblick des Fischfangs nicht auf
einem Bild festhalten, weil plötzlich 100 Köpfe vor meiner Linse waren. Nachdem
unsere Ausflugsgruppe bestimmt über 10.000 Fotos genipst hatten, drehte der
Kapitän das Boot fast auf der Stelle und es ging nach Svolvær, wo ein kaltes
Büffet auf uns wartete. Nach einer einstündigen Mittagspause ging es mit dem Bus zurück auf einer eineinhalbstündigen Landschaftsfahrt nach
Vikten auf der Insel Flakstadøya. Dort besuchten wir eine Glasbläserhütte, wo
wir den beiden Glasbläsern bei ihrer Arbeit zugeschauten. In dem klitzekleinen Dorf Vikten an der rauhen Atlantikküste leben ganz
besondere Glaskünstler. Ihre Werke mit Einschlüssen aus Kupfer und Quarz sind
einzigartig und lassen sich mit gewöhnlicher Glaskunst vergleichen. Die
Materialien stammen alle von der Insel und der Quarz aus den Bergen um Vikten. Nach dem Besuch der Glashütte fuhr uns der Bus wieder zurück zum Anleger in
Gravdal. Dort leicht verspätet angekommen, trauten wir unseren Augen nicht. Fast
alle Autobusse hatten sich verspätet und kamen fast zur gleichen Zeit an. Es
hatte sich eine riesige Schlange vor den Tenderbooten gebildet. Um 18:00 Uhr
sollte das letzte Tenderboot ablegen und wir hatten schon 18:30 Uhr. Es dauerte
noch gut 40 Minuten bis es hieß: "Alle an Bord". Die Tenderboote wurden
hochgezogen und die AIDAluna lief mit Sail away aus Richtung Bergen, unserem
letzten Reiseziel.

In der Nacht zum fünften Seetag überquerten wir wieder den Polarkreis, diesmal
in südliche Richtung. Gegen Mitternacht konnte man erstmals seit einer guten
Woche wieder etwas Dunkelheit erkennen – nunja, zumindest konnte man sehen, dass
die Sonne hinter dem Horizont tatsächlich verschwand.
Einfach toll, da wollen wir wieder
hin!
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