Teil 2: Kirkwall - Hauptort der größten Orkney-Insel Mainland
Die rund 70 Orkney-Inseln liegen direkt über dem schottischen Festland im
Nordatlantik, knapp 20 davon sind bewohnt. Diese Inseln liegen irgendwo im Nichts
zwischen Nordsee und Atlantik. Das Hafenstädtchen Kirkwall ist mit seinen 6.000 Einwohnern das
Verwaltungszentrum der schottischen Orkney-Inseln, die nur wenige Kilometer
nordöstlich des schottischen Festlandes liegen. Die Orkney-Inseln sind ein raues
Naturparadies, welches auf den hier angebotenen Aida Ausflügen entdeckt werden
kann. Höhepunkt sind hier sicherlich die Seevogel- und Robbenkolonien, aber auch
ein Spaziergang entlang der Felsklippen und kleinen Strände hat seinen Reiz. Die
Wikinger waren nicht die ersten, welche hier dauerhafte Siedlungen gründeten,
was um das Jahr 1.000 herum geschah, sondern hier finden sich Dörfer aus der
jüngeren Steinzeit, die vor 5.000 Jahren entstanden. Das historische Vermächtnis
kann auf einer Inseltour besichtigt werden, sei es nun die 900 Jahre alte
Kathedrale, das Steinzeitdorf Skara Brae, die Grabanlage Maes Howe oder der
Megalithkreis von Brodgar.

Gegen 7.00 Uhr Ortszeit näherten wir uns Kirkwall. Vom Oberdeck aus beobachteten
wir das Näherkommen. Von Weitem konnten wir schon den rotweiß gestreiften
Leuchtturm von Kirkwall erkennen. Der Himmel war leicht bedeckt und lockerte
immer mehr auf. Der Kapitän versprach uns für diesen Tag
schönes Wetter, dass sich am späten Morgen auch bestätigte. Beim Einlaufen in Kirkwall wurde die Flagge des Gastlandes und die italienische
Handelsflagge, dem Registrierhafen der AIDA-Schiffe gehisst. Nach einem leckeren Frühstück ging es zum Identitätsabgleich mit den britischen
Behörden. Dort mussten wir unseren Personalausweis vorzeigen, was aber vollkommen
unkompliziert vonstatten ging. Die Behörden führen bei Kreuzfahrtschiffen bei
allen Passagieren Identitätsabgleiche durch, auch bei denen, die auf dem Schiff
bleiben und keinen Landgang unternehmen.

Wir hatten eine Panoramafahrt über die Orkney-Inseln gebucht. Es gab gleich zwei Steinkreise in
der Nähe zu bestaunen. Der Ring of Brodgar hat einen Durchmesser von sagenhaften
104 Metern. Weiter ging es zu den "Stehenden Steinen" von Stenness, dem ältesten
Steinkreis Großbritanniens. Hier machten wir einen 10 minütigen Fotostopp. Vier
der bis zu fünf Meter hohen Steine stehen noch. Wissenschaftler schätzen das
Alter auf über 5000 Jahre. Weitere Informationen zu den Steinkreisen gibt es auf
der Seite von
Historic Scotland, die die prähistorischen Monumente verwalten. Wir fuhren anschließend zur
Italienischen Kapelle auf Lamb Holm. Nach unserer Ankunft war die Kirche in
den ersten Minuten proppenvoll.
Die
"Italienische Kapelle" wurde während des Zweiten Weltkriegs an der Nordküste
der Insel Lamb Holm von italienischen
Kriegsgefangenen erbaut, die im Afrikafeldzug gefangen genommen wurden. Die
Gefangenen mussten hier im "Camp 60" arbeiten, um riesige Barrieren aus Fels
(Churchill Barriers) gegen deutsche U-Boote im Meer zu errichten. Nebenbei
errichteten sie aus zwei Baracken und einfachem Material die "Italienische
Kapelle" (Italian Chapel). Links und rechts neben der Eingangstür befinden sich
zwei Spitzbogenfenster. Der Innenraum wurde verputzt und vom kriegsgefangenen
Maler Domenico Chiocetti bemalt. Den Glockenturm ziert ein Keltenkreuz. 1987
wurde die "Italienische Kapelle" in die höchste Kategorie A der schottischen
Denkmallisten aufgenommen. 1992 kehrten zum letzten Mal einige der ehemaligen
Kriegsgefangenen auf die Orkneys zurück, um zusammen mit den Orkenianern einen
Gottesdienst zu feiern. Heute kümmert sich eine Bürgerinitiative auf den Orkney
Inseln um den Erhalt dieser römisch-katholischen Kapelle. Die weiße Fassade mit
roten Verzierungen der kleinen Kapelle verspricht nicht zu viel, denn im Inneren
erwartet den Besucher ein ebenso schön verzierter Altarraum mit vielen Bildern,
Fresken von Engelsfiguren und ein anmutiges Altarbild mit der Madonna und dem
Jesuskind. Anschließend ging es mit einer 45 min. Landschaftsfahrt entlang der Bucht von
Scapa Flow zurück zum Schiff nach
Kirkwall auf die Hauptinsel Mainland. Die kleine Inselhauptstadt Kirkwall konnten wir anschließend bequem zu Fuß erkunden.
Ein Shuttle-Bus brachte uns vom Hatston-Pier nach Kirkwall. Eine traumhaft schöne
Stadt mit beeindruckender Architektur und kulturell
sehenswerten Ecken. Da hätte der Aufenthalt ruhig etwas länger sein können. Die Sonne hatte sich inzwischen verzogen und wir fuhren mit dem Shuttle-Bus
zurück zum Schiff. Pünktlich um 16:00 Uhr legte die AIDAluna ab. Natürlich wie in Schottland üblich,
wurden wir mit schottischer Dudelsack-Musik verabschiedet.

Auf dem Weg zu unserer nächsten Station
Reykjavik lag allerdings erst einmal ein weiterer Seetag. Der Kapitän kündigte
für die Nacht und den nächsten Tag kräftigen Wind und einen Wellengang von drei
bis vier Metern an. Ein Tief von Süd-Island zog genau auf uns zu. Beim
Abendessen ging es dann auch schon los. Im Restaurant schwankten wir von einer
Büffetseite zur anderen. Man war froh, wenn man wieder seinen
Tisch erreicht hatte. Ab 19:45 Uhr wurde auf dem Pooldeck das
Länderspiel Deutschland gegen San Marino übertragen. Wir zogen es bei dem schlechten
Wetter vor ins Theatrium zu gehen und sahen uns die Spaß-show mit dem
Gastkünstler Erasmus Stein an. Danach hörten wir uns die Ausflugspräsentation
und Erzählung des Lektors über Reykjavik an und schlossen den Abend mit einem
kleinen Spaziergang auf dem Oberdeck ab.
2. Seetag
Das raue Seewetter hielt auch an unserem zweiten Seetag weiter an. Beim
Mittagessen meldete sich der wachhabende Offizier von der Brücke und teilte uns
die aktuellen nautischen Daten wie Koordinaten, Luft- und Wassertemperatur usw.
mit. Die Wind- und Fahrgeschwindigkeit gab er in der seemännisch üblichen
Maßeinheit Seemeilen bzw. Knoten und in der für uns mehr verständlichen Einheit
Kilometer pro Stunde an. Dabei erklärte er uns Landratten auch wie eine Seemeile
definiert ist, nämlich der Erdumfang am Äquator geteilt durch 360 Grad und
nochmals geteilt durch 60 Minuten - entspricht 1,852 km. Zur Kaffeezeit kam eine Ansage vom Kapitän, dass sich der Wind weiter verstärkt
hat und jetzt von
Nordost käme. Zur Sicherheit aller hat er den Außenbereich
sperren lassen. Wir bräuchten uns aber keine Sorgen machen, die AIDAluna wäre
für solche harten Wetterbedingungen gebaut.
Kaum war die Ansage zu Ende, hörten wir schon das erste zu Boden fallende
Geschirr. Die Kellner banden alle losen Teile mit vorgefertigten Expanderbändern
fest. Wir hangelten uns ins Theatrium auf Deck 9, wo die Schiffskränkung nicht
ganz so schlimm war und blieben dort bis zum Abendessen. Auf dem Weg ins
Markt-Restaurant hörten wir plötzlich hinter uns einen lauten Knall. Als wir uns
umdrehten, sahen wir einen alten Mann mit Stock, der wegen des Wellengangs
hinfiel und mit
dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Sofort eilten alle zur Hilfe und wollten dem
Mann beim Aufstehen helfen. Die Galeristin, die den Vorfall beobachtete,
tat das einzig richtige und rief sofort den Schiffsarzt. Wie wir später
erfuhren, erlitt der Mann nur eine leichte Platzwunde am Kopf. Beim Abendessen ging es dann so richtig zur Sache. Der Kapitän teilte uns mit,
dass wir jetzt eine mittlere Windstärke von 10 und einen mittleren Wellengang
von 4,5 m hätten. Teller und Besteck flogen zu
Boden, jeder suchte sich etwas zum festzuhalten. Normalerweise
hätten die Restaurants bei diesem Seegang gesperrt werden müssen. Die Gischt
spritzte bis auf Deck 5 unter die Rettungsboote. Der
Entertainment-Manager Tom sagte für diesen Abend alle Veranstaltungen im
Theatrium ab. Bei den Innenkabinen auf Deck 4 spürte man von dem hohen Seegang
noch am wenigsten. So gingen wir schon früh ins Bett und ließen uns von den Wellen in
den Schlaf schaukeln.
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